Gun control
Ich finde den amerikanischen Ausdruck gun control sehr gut gewählt und bin völlig dafür: wer schießt, sollte seine Waffe unter Kontrolle haben, also fest halten und zielen.


Es sind also die Waffengesetze gewesen, wäre nicht passiert wenn nicht jeder einfach so eine Waffe kaufen könnte.

Die Spiegel listet "die verheerendsten Amokläufe" auf. Das ist also nur eine Auswahl und die Überschrift ist nicht sehr einfühlsam gewählt: wer einen geliebten Menschen durch eine absichtliche Tötung verliert, dem hilft es nicht, wenn es heißt "war nur er allein".

Wie oft steht da Deutschland, ein Land mit bekanntermaßen harten Waffengesetzen?

Von 30 Amokläufen (das Wort ist auch nicht klug gewählt) sind 5 in Deutschland, 13 in den USA. Die deutschen Waffengesetze verhindern also nichts und angesichts der unterschiedlichen Bevölkerungszahlen und der Landesgröße leuchtet mir das Argument nicht ein.

Wir sollten uns wenig vormachen:
die bösen Buben kommen auch hierzulande an Schußwaffen (vgl dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsterrorismus) und in Bremen wurde nicht umsonst eine Verordnung erlassen, nachdem man ab 20 Uhr im Innenstadtbereich keine Schußwaffen, Baseballschläger oder Rasiermesser so dabeihaben darf, daß man schnell drankommt.

Machen schärfere Gesetze Sinn, wenn bereits gesetzlich verboten ist, jemanden zu erschießen? Nicht wirklich. Wer die Hemmschwelle, einen anderen Menschen zu töten, überwindet, hat wahrscheinlich auch wenig Probleme, eine Straftat obendraufzusetzen.

Man kann die Tötung von Menschen verbieten und sanktionieren, aber man kann sie nicht verhindern, selbst wenn alle Schußwaffen dieser Welt in den Orbit gebeamt werden. Wer töten will, findet was, mit dem er seine Absicht umsetzen kann.

Was also tun? Ich weiß es nicht.




mark793 am 16.Dez 12  |  Permalink
Natürlich verhindern schärfere Waffengesetze grundsätzlich nichts, aber die Korrelation "mehr Waffen in der Bevölkerung vorhanden - mehr Tötungen durch Schusswaffengebrauch" ist evident genug, um uns hier keine amerikanischen Verhältnisse zu wünschen.

cassandra_mmviii am 16.Dez 12  |  Permalink
Am sichersten wäre es, die Dinger ganz abzuschaffen. Aber das ist ziemlich illusorisch.

Gegen Unfälle (die auch tödlich enden können) mit Schußwaffen hilft nur keine im haben.

Nach Winnenden kursierten Schätzungen, daß wir in der BRD etwa so viele Waffen pro Kopf haben wie in den USA. Ich bin mir nicht sicher, wie solide solche Schätzungen sind und ob das ganze nicht in die "wir müssen alle Computer-Baller-Spiele verbieten"-Schublade passen.

stimmviech am 16.Dez 12  |  Permalink
Natürlich werden bei vielen in der Bevölkerung vorhandenen Schußwaffen sehr viel mehr Leute getötet als bei uns. Nur: in Nordkorea-viel weniger Autoverkehr als bei uns- gibt es auch viel weniger Vetkehrstote. Dafür aber weniger Individualverkehr. Und bezüglich der Waffen bei uns ein obrigkeitsstaatsorientiertes Duckmäusertum, in Angst vor Kriminellen. In den USA dagegen selbstbewußte Bürger, weil eben nicht nur die Kriminellen Waffen haben.

mark793 am 16.Dez 12  |  Permalink
Diese "selbstbewussten Bürger" glauben ja wohl offensichtlich, der zunehmenden Gewalt nur noch mit immer exzessiverer persönlicher Aufrüstung begegnen zu können. Ich will jetzt nicht höhnisch klingen, wenn ich sage, dass die Mutter des Amokläufers mit einer ihrer eigenen Knarren umgenietet worden ist.

Und für die Schusswaffenfetischisten ist ja auch wieder klar: Es waren zu wenige Waffen im Umlauf, weil mal wieder keiner in der Lage war, zurückzuschießen. Ja, am besten gibt man den Grundschülern künftig ihre eigenen Knarren mit in die Schule.

cassandra_mmviii am 16.Dez 12  |  Permalink
Jedem Lehrer und/oder Grundschüler eine Knarre in die Hand zu drücken, würde sicher ein Problem lösen (nämlich das, einen Amokläufer unbewaffnet entgegenzutreten), aber dafür eine Reihe von neuen schaffen, ist also keine wirkliche Problemlösung. Ebensowenig kann man eine SWAT-Einheit an jeder Straßenecke stationieren, um im Zweifelsfall vor Ort zu sein; ein Magazin zu leeren geht wahrscheinlich schneller als ich mein Handy finden und 1-1-0 wählen kann.

Einer unserer Nachbarn hat ein Jagdgewehr. Solange er damit keinen erschießt (ausgenommen das Weihnachtsreh, auf das ich spekuliere), soll er das bitte haben dürfen. Ich habe Schwierigkeiten, Schießen als Sport zu akzeptieren (man bewegt sich ziemlich wenig), aber generell geht auch vom Sportschützen keine Gefahr aus.


Wer nicht einplant, seinen shooting spree zu überleben, dem dürften auch 700 Jahre Haftstrafe egal sein.

loco-just-loco am 17.Dez 12  |  Permalink
Vom Sportschützen geht wohl eine Gefahr aus. Die Schüler in Winnenden und Erfurt waren ja nicht mit eigenen Waffen in die Schule gelaufen, sondern mit Waffen, die ihre Eltern zuhaus aufbewahrt haben. Und da stellt sich die Frage: wozu? Das Schützenhaus hat einen stabilen Tresor, in dem die Waffen gelagert werden können und wo sichergestellt ist, daß Unbefugte nicht drankommen - das wird auch obrigkeitlich überwacht. Müssen die sowieso, ein paar Privatwaffen mehr machen da weder Aufwand noch Kosten.
Zuhause ist das nicht gewährleistet. Da hängt der Schlüssel zum Tresor schon mal neben den Autoschlüsseln oder liegt just auf dem Bilderrahmen, oder gar sind die Waffen zwar entladen, aber in der Glasvitrine, und die Munition nicht weggeschlossen...

Kurz und knapp: wenn in einem Haus keine Schußwaffen zu finden sind, kommt auch keiner in Versuchung, eine Waffe einzustecken, wenn er aus dem Haus geht.

cassandra_mmviii am 17.Dez 12  |  Permalink
Ich habe wie gesagt Schwierigkeiten, Schießen als Sport zu begreifen. Autofahren-im-Kreis ist für mich auch kein Sport.


Unser Nachbar ist Hobby-Jäger und hat soweit ich weiß ein Zahlenschloß vor seinem Waffenschrank. Munition lagert woanders. Sohnemann klaut den Schlüssel ist also nicht so einfach. Was man tun soll wenn Sohnemann kriminelle Energie entwickelt und das Nummernschloß knackt... nichts ist unmöglich.

Ob es realistisch wäre, die Waffe vor dem abendlichen Jagdausflug irgendwo abzuholen, weiß ich nicht.


Tigergatte hat im Studium in "Försterwohnheim" gewohnt, ein Großteil seiner Mitbewohner hat (freiwllig, war nicht verpflichtender Teil des Studiums) den Jagdschein gemacht. Das führte zu lecker Reh in der Wohnheimküche, aber auch dazu, daß da im Wohnheim Waffen lagen. Ob die alle ordnungsgemäß zugriffsgesichert waren? Gute Frage :-) Aber es hat keiner den Prof wegen nicht bestandener Klausur erschossen.

Vielleicht ist meine Hemmschwelee durch Großwerden auf dem Dorf auch besonders niedrig. Jagdwaffen waren nicht sooo selten und einmal hätte ich beinahe eine im Einsatz gesehen:
der Nachbarshund (mies erzogen) sprang über den Zaun in unseren Garten und war mal wieder aggro. Er wollte einen Garten weiter, da stand nämlich ein anderer Hund, kam aber nicht über den Zaun und wurde immer aggressiver. Ich stand im Garten und behielt genug Nerven, um nicht loszurennen. Der Hundebesitzer blieb cool, nahm den Spaten und wollte (Zitat) den Hund zurückprügeln. Miese Hundeerziehung...
Durch den Lärm aufgeschreckt aus seinem Mittagsnickerchen guckte unser anderer Nachbar (der Hundebesitzer) aus dem Fenster und holte die Langwaffe. Der Gute war Schießausbilder beim Bund und legte auf den Hund an mit der Drohung, daß wenn der Spaten geschwungen wird, er abdrücke "und ihr wißt ja, daß ich nicht zielen kann!"

Als die Sache ausgestanden war (Nachbarin hatte ihren Hund mittlerweile eingesammelt, Köter war auf dem eigenen Grundstück, etc) bekam ich einen der ersten Schnäpse meines Lebens vom Nachbarn, das sei jetzt angesagt.

Zaun wurde später höher gemacht usw, aber die Szene bleib präsent. Dorfpolizist kam dann auch noch vorbei, das ganze blieb aber ohne größere juristische Nachspiele.

Das soll jetzt kein Plädoyer für Schußwaffen für jede 13jährige sein falls der Hund kommt, aber ich kann es nicht so recht schlimm finden, daß unser Nachbar keinen Bock auf Aggro-Köter im Nachbargarten hatte. Den Hund "zurückzuprügeln" ist so ziemlich das blödste, was man tun kann.

mark793 am 17.Dez 12  |  Permalink
Und wie so oft beweisen anekdotische Einzelfälle mal wieder gar nichts. Ich habe im Wachdienst eines Raketenlagers ein Jahr lang Gewehr (oder im Alarmfall auch MG) mit 100 Schuss scharfer Munition durch den Streifenweg geschleppt, durchaus nicht ohne Restrisiko, unter Umständen scharf schießen zu müssen. Irgendwie hätte ich auch wenig Sinn darin gesehen, die Raketenstellung nur mit dem Taschenmesser und Klappspaten zu sichern. Aber nachdem ich Jahre später mal einer geladenen 357er Magnum in den Lauf geguckt habe, mit der ein besoffener Rocker vor meiner Nase rumfuchtelte, hat die Faszination doch erheblich nachgelassen.

cassandra_mmviii am 17.Dez 12  |  Permalink
Doch, sie zeigen, daß man keine Pauschalaussagen treffen sollte.
Die Angst, im Garten mit einem bissigen Hund zu stehen, war ziemlich real. Das Problem hätte man bestimmt auch anders lösen können (bessere Hundeerziehung, höherer Zaun, nicht im Garten sein), aber der Konjunktiv ist immer so eine Sache.
Über den Hund geredet hatten die Erwachsenen ja schon lange, aber Worte ändern an Problemen manchmal halt gar nichts. Mußte erst was passieren bis... kennt man ja auch. Ich bin ziemlich dankbar, keine Hundebißnarben im Gesicht zu haben. Die Drohung unseres Nachbarn, den Hundebesitzer anzuschießen, war krass, aber irgendwie nachvollziehbar.

Auch ich sehe wenig Sinn drin, einem Wachsoldaten mit Reizgas und einem Deeskalationstraining auszustatten und loszuschicken. Aber soweit sind ja selbst die Extremfriedfertigen noch nicht :-)


Der Rockerzirkus (Bremen hatte da auch seinen Anteil) sorgt sich anscheinend relativ wenig um Waffengesetze. Sie zu verschärfen geht also am Problem vorbei. Die könne sich ihre Knarren sonstewo besorgen und haben da auch wenig Schweiß, das zu tun.
Wo flogen letztes Jahr noch mal Handgranaten als Outlaws was klären wollten? Ganz ehrlich: das finde ich besorgniserregender als das Jagdgewehr 4 oder 5 Häuser weiter.

murxus am 16.Dez 12  |  Permalink
5 von 30... und in welchem Zeitraum? Welche Methodologie? Beinhalted das 'politisch' motivierte Aktionen etc etc.
Leider finde ich die Quelle von vorgestern nicht wieder (Zusammengefasst: Es wurden speziell Schul/Jugendamokläufe der letzten 20 Jahren weltweit betrachtet, Ergebnis war, das in den USA genauso viele getötet wurden, wie in den anderen Nationen (die 3,1 Milliarden Menschen representierten) zusammen).

Aber vielleicht mal diese Quelle:

"We found one claim to be largely accurate -- that in the U.S., "nearly 100,000 people get shot every year. That's 270 people a day and 87 dead.""

Gut, USA haben round-about vier mal so viel Bevölkerung, also auf Deutschland übertragen wären das 25.000 Angeschossene pro Jahr, 62 pro Tag, und 22 Tote pro Tag.
Das davon ~3 (15%) durch Selbstmord eingeschlossen wären macht den Kohl nicht fett.

Zu behaupten, die Schusswaffengesetze verhinderten nichts wäre gleichermassen zu behaupten Kondom und Pille funktionieren nicht, weil ja trotzdem so manche schwanger wird....

Desweiteren, Hemmschwelle & andere zu töten. Auch hier das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Der Regelfall ist nicht der wildfremde Kriminelle sondern der Lebenspartner (gleich welchen Geschlechts) oder ähnlich nahe Person.
Wenn die Person nun legal eine Waffe besitzt (oder schon besitzt), dann ist es ein leichtes den einen, kleinen Schritt zu gehen und mit einem 'Click' den Abzug zu ziehen.
Wenn die Person aber erst eine 'illegale' Handlung begehen muss (Erwerb) - um dann eine weitere (also die Tötung) zu begehen - dann sind da zwei Hemmschwellen, zeitlicher Aufwand, der den Affekt relativiert, Zeit zur Umkehr/Verzicht erzwingen.

Klar, wer töten will, findet was - aber wenn er/sie erstmal 1/2 Jahr suchen muss, vergisst oder entscheidet sich die Person vielleicht noch anders.

cassandra_mmviii am 16.Dez 12  |  Permalink
Nach Spiegel-Methode :-)
das ist wenn die Statistik neben dem Artikel das Gegenteil vom Artikel sagt. Mit 5 in Deutschland und 13 in den USA läßt sich kaum argumentieren, daß die deutschen Gesetze so viel besser sind.

Da fehlt auch Oslo in der Auflistung.


Wer "einfach mal schnell" seinen Nachbarn wegen der zu lauten Musik erschießen will, muß damit auch in Conneticut 14 Tage warten und sich einem Background-Check unterziehen.

Es ist in der Tat selten der wildfremde Kriminelle, sondern eine nahestehende Person- der Schütze kam ja auch nur in die Schule weil man ihn als Sohn einer Kollegin halt reinließ. Aber gerade bei nahestehednen Personen sind oft Gefühle im Spiel, das macht die Taten oft sehr "persönlich" im Sinne von zustechen, obwohl das Opfer offensichtlich tot ist.


Mir graut immer, wenn mal wieder im "Rocker-Zirkus" diverse Schußwaffen gerazzt worden sind oder bei der Kameradschaft "Sturm Hintertrutzdoofhausen" Schußwaffen gefunden worden sind. Ist ja auch nicht so selten.
Wenn ich lese, daß bei Th. Heise eine Uzi gefunden wurde, dann frage ich mich, wieso der Mann noch auf freiem Fuß ist- die Ironie mit der Uzi und Th. Heises bekannter politischer Aktivität ist trotz allem ut ironisch :-)

murxus am 16.Dez 12  |  Permalink
Der Punkt ist ja nicht, das man 14 Tage warten muss - da es legal ist, besitzt man ja schon eine Waffe (schauen sie sich doch mal um, wieviel Krams sie haben, den sie seit Jahren nicht benutzt haben, aber völlig legal und legitim gekauft haben, oder jetzt Sylvester, Böller darf man nur zu Sylvester benutzen, dennoch liegen wohl in vielen Haushalten noch 'Restbestände' herum und werden dann in Bierlaune beim Grillfest 'illegal' verschossen).
D.h. die vor Jahren auf der Suche nach einem Hobby legal erworbene Waffe liegt in der Schublade, Schützenverein war dann doch nichts - aber 'jetzt' bei der lauten Musik fällt sie einem wieder ein.

Ich finde Waffen bei einschlägigen Gruppierungen nicht ungewöhnlich (wenn auch unerwünscht) - mich gruselt mehr wenn biederernster Spiessbürger sein Sammelsurium von 10+ Waffen im Schrank hat, dank gestörter Psyche seine/ihre Kinder terrorisiert, die dann irgendwann, quasi durch den elterlichen Wahn infiziert, durchdrehen.
Ich hab während meiner Jugendleiterzeit viele... 'Jäger' kennen lernen dürfen. Und der Grossteil dieser Herren dürften meines erachtens keine Waffe führen. Charakterlich ungeeignet.

cassandra_mmviii am 16.Dez 12  |  Permalink
Beim letzten Umzug vor drei Jahren haben wir gründlich aufgeräumt- drei Kategorien: muß mit, kann verschenkt/gespendet werden und kam in den Müllsack.
Trotzdem gab es da Kisten, die wir nach 2 Jahren nicht ausgepackt hatten- und die habe ich dann so wie sie waren letzten Sommer weggeschmissen. Was auch immer drin war, ich vermisse es nicht. Von daher dürfte sich die Menge an Plunder, die wir echt NIE benutzen, in Grenzen halten, die allein er beschränkte Lagerplatz hier auferlegt.

Ich weiß aber, daß es Leute gibt, deren Keller seit 1964 nicht mehr aufgeräumt wurde.


Ich denke, dafür, daß es in den USA wirklich genug Waffen in Privathand gibt, um sonstewas anzustellen, wird noch relativ wenig damit absichtlich angestellt.
Ob man mit Dick Cheney Enten jagen gehen sollte.... persönliche Risikoabwägung :-)

Ich würde grundsätzlich zwischen Vorsatz und Unfall unterscheiden.

Unfälle sind was anderes als absichtliche Tötungen- die Verkehrstotenstatistik endet ja auch nicht im Beschluß, daß man dringend alle Autos von der Straße holen muß.


Ich denke nicht, daß schärfere Gesetze was ändern. Sie suggerieren Politikeraktivität. Nach welchen Amoklauf war es nochmal, daß man mehr Schulpsychologen einstellen wollte? Ist nicht passiert, kostet nämlich im Gegensatz zum Gesetz Geld.

murxus am 16.Dez 12  |  Permalink
Ok, mir ist ein besseres Beispiel eingefallen - für Notfälle gegen Schmerzen haben sie sicherlich Paracetamol, Thomapyrin, Aspirin o.ä. im Haushalt.
Gegen Angstzustände und Depression haben sie als Notfallmittel allerdings kein Kokain im Haushalt - obwohl es genau dagegen sehr effektiv ist und bevor es illegal wurde auch genau deswegen vermarktet wurde.

Zu schärferen Gesetzen und deren Wirksamkeit verweise ich einfach mal auf dies hier.

Schärfere Gesetze beseitigen Schusswaffen nicht komplett - aber sie treiben den Preis für diese in die Höhe und damit die Nutzung derselben runter.

Mir ist allerdings auch schleierhaft, inwiefern Schulpsychologen gegen illegalen Schusswaffenbesitz und Erwerb helfen sollen - denn ich bezweifle das eine signifikante Anzahl an Schülern ausreichend Geld und Kenntnis des Schwarzmarktes besitzt, um solche Waffen zu erwerben/nutzen.

Und beim Geld geht es auch weniger um die Kosten, es verunglücken mehr Menschen tödlich in der Dusche als das sie durch 'Terrorangriffe' umkommen - es wäre Kosten/Nutzenanalytisch besser auf Staatskosten alle Duschen mit entsprechenden Griffen auszustatten denn Nacktscanner und den ganzen Antiterrorkram durchzuführen.... (alles in Bezug auf Deutschland, einem Terrorangriff in Baghdad oder einem fallenden Sack Reis in China muss man nicht in Frankfurt 'bekämpfen'). Als um die ...Bestechungen der entsprechenden Lobbyverbände.

sabrina150680 am 17.Dez 12  |  Permalink
Ich empfehle da ja gerne den Film "Bowling for Columbine" - Michael Moore hat das schon ganz gut getroffen....

cassandra_mmviii am 17.Dez 12  |  Permalink
Gegen Angstzustände und Depression haben sie als Notfallmittel allerdings kein Kokain im Haushalt"

ich hatte zeitweise eine ganz hübsche Batterie Psychopharmaka im Haus, gegen Depressionen und Angstzustände. Ist zum Glück schon seit grob 15 Jahren nicht mehr nötig, aber war:
a) legal
b) indiziert
c) wirkungsvoll
die entsprechenden Mittel werden ja auch nicht verboten weil sie auf dem entsprechnden Schwarzmarkt gehandelt werden.

Was will das sagen? Das es Situationen gibt, in denen sie sinnvoll sein können (und nicht die Nebenwirkungen von Koks haben, das Zeug macht doch einfach nur hektisch) und daß ich davon ausgehe, daß es in der BRD Haushalte gibt, in denen dergleichen steht, trotz der beträchtlichen Gefahren.


Die Idee mit den Schulpsychologen beruhte auf dem eigentlich recht einleuchtenden Gedanken, daß man Schulamokläufer erkennen sollte, bevor sie ihre halbe Schule abknallen. Das klang sinnvoller als alle Debatten über "Killerspiele" zusammen.
Dabei ging es nicht im den Versuch, illegale Waffenkäufe wegzupsychologisieren, sondern den Einsatz sowohl legaler als auch illegaler Waffen gegen Menschen zu verhindern. Am Ende dürfte es dem Erschossenen nämlich egal sein, ob die Knarre auf dem Schwarzmarkt gekauft wurde oder der Schlüssel zu Papas Waffenschrank geklaut worden ist.

Zum Thema Schüler und Schwarzamrkt: Stichwort Drogen. Reicht das?


Wie gesagt: auch in den USA, wo Waffenbesitz legaler ist als hier, werden nur wenige Nachbarn wegen zu lauter Musik erschossen, weil die Waffe halt zur Hand war.

Und ich werde hier NICHT erklären, wie einfach man eine legal zu erstehende Gaspistole scharf machen kann. Das ist saublöd weil die Dinger dann gern in der Hand explodieren, aber Leute machen es totzdem.

Die Besitzer legaler Waffen, die mir bisher untergekomme sind, machten eigentlich einen recht gesetzten und vernünftigen Eindruck. Die mit den umgebauten Gaspistolen sind ein anderes Kapitel.

cassandra_mmviii am 17.Dez 12  |  Permalink
Bowling for Columbine
habe ich damals im Kino gesehen, fand ihn aber ehrlich gesagt eher einseitig.
Das ist nicht schlimm, denn es ging Moore, drum. Stellung zu beziehen. Das macht er gut, aber ich teile nicht jede der Schlußfolgerungen.

Die kanadischen Waffengesetze sind für deutsche Augen auch ziemlich lax, trotzdem hat Kanada nicht den Ruf eines Haufens schießwütiger Vorgestriger. Da spielt auch deutscher Antiamerikanismus mit rein.
Man darf bei allem Lästern über den US-amerikanischen Waffentick (ich finde Sturmgewehre in Privatbesitz auch eher eigenartig, aber es gibt eine Menge Dinge, die ich eigenartig finde, ohne es deswesgen verbieten zu wollen- das deutsche Vereinswesen zB!)) nicht vergessen, daß Jagen erstens ein verbreitetes Hobby ist (mehr Platz als hier) und zweitens Familien mit geringem Einkommen einen Teil ihres Fleisches sichert. Während ich hier im Geschäft für das Kilo Reh grob 50 Tacken hinlegen muß (ich hoffe echt, unser Nachbar schießt noch genug...), ist Wild in einigen Gegenden eher als Arme-Leute-Fleisch verschrieen. Andere Länder und so...

Ein Freund von uns hat in Neuseeland gelebt und wurde da ganz selbstverständlich auch zum Jagen eingeladen. Er fand es befremdlich, 12jährige mit Gewehren zu sehen, die Einheimischen wußten nicht, was er meinte.

haruwa am 17.Dez 12  |  Permalink
Waffengesetze: eine Anmerkung als Schießwart
Ich verfolge solche Meldungen zugegeben auch immer als jemand, der selbst in einem Schützenverein sehr aktiv ist und die einschlägigen Lizenzen besitzt, um nach deutschem Recht selbst Waffen besitzen zu dürfen (allerdings im Augenblick selbst keine besitzt, da ich sie momentan für meinen Schießsport nicht benötige).

Es gibt statistisch gesehen keinen wissenschaftlich begründbaren Zweifel daran, dass ein Konnex (aber wohlgemerkt: EIN Konnex - die Gründe sind mehrschichtig) zwischen Waffenrecht und Anzahl der getöteten Zivilpersonen in Friedenszeiten herrscht.

Ich kann hier nicht die Bestimmungen und Auflagen des deutschen Waffenrechts im Einzelnen wiedergeben, die hat man als Schießsportleiter in monatelangen Kursen zu pauken und in ziemlich harten Prüfungen ihre Kenntnis unter Beweis zu stellen. Aber grundlegend sind doch folgende Regelunen:

- Kriegswaffen wie z.B. automatische Gewehre sind vollständig verboten.
- Probanden müssen u.a. Sachkunde und Zuverlässigkeit nachweisen (d.h. z.B. polizeiliches Führungszeugnis, psychisch labile bzw. kranke Personen sind außerdem obendrein prinzipiell ausgeschlossen).
- Sie müssen außerdem ein nachvollziehbares Bedürfnis nach Waffenbesitz nachweisen.
- Das Gesetz kennt nur drei nachvollziehbare Bedürfnisse: Schießsport, Jagd, wissenschaftliche Forschung. Entsprechend ausdifferenziert sind die Zulassungskriterien: gelbe Waffenbesitzkarte (Wbk) = Schießsport; grüne Wbk = Jagd; rote Wbk = wissenschaftliche Erforschung; jeder Wbk sind nur Waffen zugeordnet, die für diesen Zweck auch spezifisch sind (also z.B. Kleinkaliber für gelb, Flinten für grün, historische Waffen für rot) - und nur die Waffen der eigenen Wbk-Farbe darf man dann auch besitzen; das Bedürfnis dafür ist entsprechend nachzuweisen (bei gelb: durch einen eingetragenen Verein für Schießsport und die Führung eines Schießbuches; bei grün durch einen Jagdschein; bei rot durch eine Dissertation an einer deutschen Hochschule zu einem einschlägigen waffengeschichtlichen Thema).
- Die Wbk bedeutet das Recht zum BESITZEN einer Waffe - nicht jedoch das Recht, sie auch zu FÜHREN. Dafür ist ein Waffenschein erforderlich. Und Waffenscheine dürfen grundsätzlich nur Personen erwerben, die sie aus beruflichen Gründen (Polizisten, Security-Personal) benötigen oder zum persönlichen Schutz (ranghohe Politiker, Kronzeugen in Verfahren der organisierten Kriminalität). Selbst Soldaten der Bundeswehr erhalten nur zweckgebundene Waffenscheine, die nur zum Führen von Waffen auf Übungsgelände oder im Einsatz in Krisengebieten berechtigen - nicht aber außerhalb dieser eng umgrenzten Gebiete.
- Nothilfe- und Schadensersatzrecht werden von den Gerichten rigoros gegen den Gebrauch von Waffen interpretiert. Wer in Deutschland einen Einbrecher erschießt bekommt ein Strafverfahren wegen Totschlags an den Hals. Wer ihn verletzt ein Strafverfahren wegen Körperverletzung plus zivilrechtliche Ahndung in Form einer Verpflichtung zur Schadensersatzleistung. Selbst Drohungen zwecks Rettung des Lebens eines Kindes sind in Deutschland als Folter strafrechtlich strikt untersagt (Präzedenzfall Jakob von Metzler).

Das wie gesagt nur stichwortartig. Und damit vergleiche man nun das Waffenrecht der USA, wo jeder Psychopath unkontrolliert unter Berufung auf den zweiten Verfassungszusatz das Recht hat, beliebig viele Kriegswaffen zu horten und diese auch öffentlich zu führen - und wo man diese Waffen samt der zugehörigen Munition in jedem Walmart-Discounter wie Cola und Chips kaufen kann.

Das macht in der Praxis einen gewaltigen Unterschied in Menschenleben aus! Wobei ich die bürokratisch-obrigkeitsstaatlichen Veriirrungen der deutschen Justiz damit umgekehrt auch nicht klein- und schönreden möchte...

cassandra_mmviii am 17.Dez 12  |  Permalink
Das deutsche Waffenrecht ist restriktiv- keine Frage. Wer bei mir einbricht und mich bedroht, soll sich bitte hinterher nicht beschweren, wenn ich mich wehre.

Es noch restriktiver zu machen wird kaum jemanden aufhalten- Thorsten Heise hatte trotz mehrfacher Verurteilungen eine Uzi (Kriegswaffe? hoffe ich!) im Haus und konnte glaubhaft machen vor Gericht, daß er davon nichts wußte. Das ist extrem seltsam, aber kaum mit einer Steuer auf Waffen wie sie anscheinend grad im niedersächsischen Wahlkampf auf dem Tablett ist, zu bekämpfen.
Gesetzlich sollte so jemand eigentlich überhaupt keine Waffen oberhalb seines Rasiermessers im Haus haben dürfen.

Die Halbautomatik als Dreingabe zu Cola und Chips... Tigergatte ist da wesentlich fitter als ich, er erklärte heute beim Frühstück (yupp, 2 Tage Urlaub!), daß die Erlaubnis zum Waffenerwerb in den USA per Bundesgesetz Leuten mit einschlägigen Vorstrafen auch verboten ist. So einfach scheint das nicht zu sein. In Connecticut muß man 14 Tage warten und hat einen background check.

Mein Problem ist: Leute, bei denen ich nicht möchte, daß sie eine Knarre haben, kommen eh dran (siehe Hrn Mark und der besoffenen Rocker), bei den anderen ist mir das weitgehend egal.


Historische Waffen finde ich auch spannend, die zu sammeln kann ich gut nachvollziehen.

haruwa am 18.Dez 12  |  Permalink
@cassandra
Personen aus dem Milieu der organisierten Kriminalität (z.B. Rocker) wird man mit waffengesetzlichen Regelungen allein natürlich nicht beikommen können. Aber bei der Frage, ob ganze Stadtviertel von schwer bewaffneten Banden kontrolliert werden, so dass sich da nachts kein "normaler" Zivilist mehr hinein traut (in vielen US-Großstädten Alltag), sieht das schon wieder etwas anders aus. Und beim speziellen Fall der Amokläufe erst recht. Die entstehen ja in aller Regel nicht aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität. In solchen Fällen spielt es einfach eine Rolle, wie leicht oder schwer man an Schusswaffen und passende Munition heran kommen kann oder eben nicht. Weil "man" da konkret z.B. häufig ein pubertierender Teenager ist, den die Hormone transitorisch aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht haben und der solange vor sich selbst beschützt werden muss bis er erwachsen geworden ist.

Das amerikanische Waffenrecht stammt noch aus dem 18. Jahrhundert (!), als die modernste Waffe der mit Schwarzpulver geladene einschüssige Vorderlader war, der nächste Sheriff oft hunderte von Kilometern entfernt und das schnellste Transportmittel das Pferd, mit dem man ihn zu Hilfe rufen und er zu Hilfe eilen konnte! Unter solchen äußeren Umständen machten die waffengesetzlichen Regelungen der USA Sinn. Unter den äußeren Umständen des 21. Jahrhunderts und im Zeitalter der automatischen Schnellfeuergewehre sind sie einfach nur gemeingefährlich. Es gibt in den USA laut Presseagenturen jährlich mehr als 30000 Tote (!!!) durch Schusswaffengebrauch! Jährlich!!! Das sind weit mehr Menschen als der Vietnam-Krieg, beide Irak-Kriege und beide Afghanistan-Kriege zusammengenommen den USA im Laufe eines guten halben Jahrhunderts an Toten gekostet haben! Man stelle sich ein solches jährliches Massaker anteilig auf die Gesamtbevölkerung berechnet in Deutschland vor! Das Bremer Rockerviertel wäre längst von Kampfpanzern abgeriegelt! Unter Garantie. Und zwar völlig zu Recht.

Noch eine Anmerkung zum deutschen Waffenrecht: Das in Deutschland verbreitete reflexhafte Draufschlagen auf die Schützenvereine insbesondere aus der pazifistisch/grünen Ecke halte ich übrigens für absolut kontraproduktiv obwohl es gut gemeint sein mag. Wirklich gefährlich sind nämlich jenseits krimineller Sphären hier vor allem die vielen Sportwaffen, die in Privatwohnungen lagern (vor allem auch die vielen Kurzwaffen). Selbst wenn dies wie im Waffenrecht vorgeschrieben sachgerecht geschieht. Denn weiß Papa wirklich immer, ob sein halbwüchsiger Sohnemann nicht klammheimlich die Kombination für den Tresor ausgekundschaftet hat? Siehe Winnenden? Und vor der Idee, Schusswaffen zur Abwehr vor Einbrechern zu Hause horten zu wollen, kann ich nur dringend warnen! Während man selbst warm und kuschelig in seinem Bett liegt und schläft haben die Einbrecher nämlich womöglich längst den Waffentresor geknackt und erschießen einen dann mit der eigenen Pistole!

Schusswaffen sind in entsprechend gesicherten (!) Schießständen noch immer am sichersten aufbewahrt.
Dort können sie dann zwecks schießsportlicher oder jagdlicher Betätigung ausgeliehen werden und müssen nach dieser Betätigung wieder zurück gegeben werden.
Der Schießbetrieb wird von entsprechend qualifiziertem Personal überwacht.
Den Benutzern der Waffen wird schon durch die äußeren Umstände der Benutzung eingeschärft, dass Waffen keine simplen Sportgeräte wie Fußbälle sind, bei deren Benutzung allenfalls mal eine Fensterscheibe zu Bruch gehen kann. Weswegen ich nebenbei gesagt auch ein entschiedener Befürworter der Pflicht zum Uniformtragen in Schützenvereinen bin.
Eine überschaubare Zahl an Schützenvereinen lassen sich von den Ordnungsämtern schließlich auch wesentlich besser in Permanenz auf die Einhaltung von Sicherheitsstandards kontrollieren als eine unüberschaubare Anzahl an privaten Waffenbesitzern, bei denen die zuständige Behörde schon aus rein pragmatischen Gründen allenfalls alle paar Jahre mal nach dem Rechten sehen kann.
Deshalb sollten alle, denen es um einen sicheren Schießsport und eine sichere Jagd zu tun ist (auch wenn man selbst weder dem einen noch dem anderen zugetan ist) die Vereine fördern anstatt indirekt dafür zu sorgen, dass immer mehr Waffen irgendwo in Privatwohnungen lagern!
Steuern auf Waffenbesitz bringen dagegen kaum etwas - sie gehen nämlich von der Vorstellung aus, dass nur die sozialen Unterschichten, die sich Steuern auf Waffen nicht leisten können, ein Faible für Waffen hätten. Sehr entlarvend natürlich für das Weltbild mancher Politiker, die so etwas fordern - aber völlig neben der Wirklichkeit.

P.S.: Als MP ist eine Uzi nach deutschem Waffenrecht selbstverständlich eine Kriegswaffe, ihr Besitz daher ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Über den konkret angesprochenen Prozess bin ich nicht informiert, zum Urteil des Gerichts in causa Thorsten Heise kann ich daher auch keine Stellungnahme abgeben.