Feiertagsreform :-)
Es gibt Vorschläge, die finde ich dermaßen gut, daß ich sofort in tosenden Applaus ausbrechen möchte. Und dann gibt es Vorschläge, bei denen ich mich frage, ob da noch alles frisch im Oberstübchen ist. Der hier gehört zu Gattung II.

Was man an einem gesetzlichen Feiertag tut, ist erstmal jedem selbst überlassen. Kirche gehen, ausschlafen, erst um 5 heimkommen, was auch immer.
Der K(r)ampfsäkularist wird auch an Weihnachten nicht plötzlich von Gotteserkenntnis geplagt werden.

Christi Himmelfahrt soll also Evolutionstag werden. Aha...
Wir Übelfundis gehen weiterhin zur Kirche. Und wißt ihr, was ich danach täte? Ich ginge in den Zoo, äße vor dem Gorilla-Gehege eine Banane und dankte Gott, daß ich vor dem Gitter stehe und nicht dahinter sitze.

Weitere Vorschläge von mir: Maifeiertag wird abgeschafft wegen völliger Unzeitgemäßheit, Arbeiterrechte passen nicht in die moderne Marktwirtschaft. Wie nennen wir ihn statt dessen? Tag des Rechtes des Stärkeren und des Überlebens des Angepassteren, passt superprima zum Darwin-Thema.

Tag der Deutschen Einheit benennen wir um in Schwerkrafttag- ein Tag, um der immensen Bedeutung der Schwerkraft zu gedenken. Gestaltungsvorschläge:
Fallenlassen eines 10-er Packs Eier auf dem Wohnzimmerteppich
Starten einer Mondmission um die Relativität der Schwerkraft zu zeigen
sich nassregnen lassen (passiert wahrscheinlich eh Anfang Oktober) und dann nahtlos über zum Mikrobiologie-Gedenktag: da niesen wir dann alle.




cassandra_mmviii am 02.Dez 12  |  Permalink
tama:
Der Feiertag betont, daß man glaubt, daß es ein Paradies gibt, daß nicht auf dieser Welt liegt.

Niemand muß dran glauben, man kann auch als "Vatertagstour" jedem beweisen, daß amn ein bißchen seltsam ist.

murxus am 02.Dez 12  |  Permalink
1. Bin ich nicht Tama.
2. Yepp, es sind immer die anderen, die seltsam, gar irrational sind.

tama am 02.Dez 12  |  Permalink
@murxus:
Ich hatte auch noch was geschrieben, nämlich:
"Ausgerechnet Christi Himmelfahrt empfinde aber selbst ich als ungünstig. :/

Wenn das von meinem Konfirmandenunterricht..." usw., usw. plus Abschluss, dass ich es aber grundsätzlich nicht schlecht fände, den Feiertags-Kanon der BRD der zunehmenden Multikulturalität anzupassen.

Steht jetzt bloß nicht mehr hier, weil ich das an deinen Comment gehängt hatte, da es an dich gerichtet war.

cassandra_mmviii am 02.Dez 12  |  Permalink
ch habe kein Problem mit einem weiteren freien Tag an zB Yom Kippur oder dem islamischen Opferfest.
Ich nehme ja auch den 3. Oktober an ohne rumzumaulen, obwohl ich als Staatsfeiertag den Tag des Inkrafttretens des Grundgesetzes (23. Mai) wesentlich wichtiger und auch begründbarer finde.

Wir werden es allerdings nicht schaffen, jeden Tag, den irgendwer wichtig findet, generell als gesetzlichen Feiertag zu verankern. Man könnte eine entsprechende Anzahl von Feiertagen auf den Urlaub draufschlagen und sicherstellen, daß diese Tage an Feiertagen genommen werden können.
Das wird in der Praxis allerdings oft zu Szenen kommen wie in einer alten Arbeitsstelle: da hieß es, daß zwischen Weihnachten und Neujahr eh nichts anfallen wird, man müsse sich also entsprechend viele Urlaubstage übrigebehalten und sie dann nehmen.

Niemand kann mich zwingen, an dem freien Tag dann irgendwas zu tun, was ich nicht will, ich kann im Zweifelsfall auch ausschlafen und/oder den Dachboden aufräumen. Die direkte Kampfansage finde ich seltsam, hier geht es nämlich nicht um das friedliche Miteinander (wenn ich euch schon nicht mag, kann ich euch zumindest ignorieren), sondern um ein Verdrängen.

Eine wissenscftliche Theorie zu feiern... noch dazu als gesellschaftlich bedeutsam... das macht nicht viel Sinn in meinen Augen.
Dann könnte man auch den Nuklearphysiktag oder eben den Schwerkrafttag begehen.
Wenn man das will- bitte.
Und warum grad an Himmelfahrt? Wie wäre es denn mit Darwins Geburtstag oder dem Jahrestag der Veröffentlichung von "Origin of Species"? Das würde mehr Sinn machen in meinen Augen.

Jeden nichtkirchlich gebundenen zum Atheisten zu definieren, ignoriert die ungefähr 10% Moslems (also etwa 8 Millionen Menschen in der BRD) und all' die Freikirchler, die auch keine Atheisten sind,a ber aufgrund der freikirchlichen Strukturen häufig aus der staatlichen Erfassung fallen.
dazu kommen noch Juden in der BRD- Zahlen finde ich grad nicht, aber allein der Zntralrat der Juden in Deutschland repräsentiert 104.000 Mitglieder, dazu kommen andere Verbände, die aufgrund von Differenzen nicht vom Zentralrat vertreten werden, der größte hat dann nochmal 3.000 Mitglieder.
Dann kommen noch Anhänger von anderen Religionen, die hier leben, dazu, die auch keine Kirchenmitglieder sind- die Hindus aus unserer Straße zB sind auch keine Atheisten.
Das ist ziemlich vereinnahmend, diese Leute alle zu Atheisten zu machen. Wie viele Mitglieder haben denn die diversen Atheistenverbände? Kommen sie da dran oder müssen sie damit leben, daß sie vielleicht doch nicht die schweigende. leidende Mehrheit sind?


Bei Himmelfahrt geht es nicht um die Frage, welche Postleitzahl Jesus denn jetzt habe oder ob man mit einer Weltraumrakete dahin fliegen kann, sondern um die Existenz einer anderen, für uns ohne Gottes Hilfe nicht erreichbaren Welt und Realität. Daß das Himmelreich in den Wolken ist, lehrt wirklich keiner mehr meines Wissens.
Wenn man das nicht glaubt, dann tut man es eben nicht. Wenn man sagt "das ist doch völlig unmöglich", dann ist man eigentlich beim Kern der Sache: daß für Gott eben Dinge möglich sind, die für uns unmöglich sind. da geht es eben nicht um Physik, sondern um Glauben. Glaube ich, daß es ein ewiges Leben nach dem Tod gibt? Ja. Und genau das feiere ich an Himmelfahrt. Egal was Kampfatheisten davon halten.

tama am 02.Dez 12  |  Permalink
Daß das Himmelreich in den Wolken ist, lehrt wirklich keiner mehr meines Wissens. Ist ja auch die Frage, ob das außerhalb des Christentums oder vergleichbarer Religionen sinnvoll und notwendig ist.
Für mich liegt das Äquivalent zum Himmelreich in uns selbst und nirgendwo sonst. Nirvana ist ein Zustand und kein Ort.

Auch daß für Gott eben Dinge möglich sind, die für uns unmöglich sind ist Ansichtssache. Nirvana erlangt das Selbst nur durch sich selbst, nie durch andere, obgleich andere Hilfestellung leisten können.

da geht es eben nicht um Physik, sondern um Glauben
Kommt drauf an: Energie kann nicht einfach verschwinden.

cassandra_mmviii am 02.Dez 12  |  Permalink
Bei Nirvana denke ich zuerst an Curt Cobain...
Himmelfahrt ist ein christlicher Feiertag, im Christentum geht es nicht um's Nirvana.

Die Selbsterlösung ist keine christliche Lehre.

Es sind eben doch nicht alle Religionen das selbe und den Einheitsbrei dadraus zu kochen lehne ich ab.

Das Aufgehen in der Nichtexistenz finde ich persönlich weniger pricklend. Im Nirvana hört man auf, als Person zu existieren. Und genau das lehrt zB der Katholizismus nicht.

tama am 02.Dez 12  |  Permalink
Niemand hat dem widersprochen, dass Himmelfahrt ein christlicher Feiertag ist. (Und im Buddhismus geht es auch nicht um Selbsterlösung. - Bitte auf jeder Seite genau sein.)

Von Einheitsbrei hat auch niemand gesprochen - trotzdem muss man bedenken, dass per Definition auch Buddhisten und ähnliche Religionen ohne Götter unter dem Begriff des Atheismus subsumiert werden können.

(Und wenn mein Kommentar noch oben stünde, könnte man auch nachlesen, was ich eingangs zum Thema gemeint, sprich geschrieben habe - kann ich aber noch vollständig raus geben.)

Edit:
Verwechseln Sie das buddhistische Nirvana vielleicht mit dem hinduistischen bzw. brahmanischen?
Gautama sprach davon, der Mensch habe keine Seele im Sinne von "die" Seele, denn das Selbst sei wie ein Fluss, der, da er fließt, zu keiner Sekunde der Fluss ist, der er vorher war und aus diesem Grunde auch nicht vom "Ich" gesprochen werden sollte, da auch der Mensch im steten Wandel begriffen ist.
Das bedeutet für das Nirvana aber nicht, dass die eigene Existenz endet. Was endet, ist Samsara, der Buddha überwindet das Leid durch Nicht-Wiedergeborenwerden. Das ist Nirvana, ein leidloser Zustand in Heiterkeit und Frieden. Die Lebensenergie, die durchaus im Zusammenspiel mit anderen Energien individuell ist, erlöscht jedoch nicht, was erlöscht sind die Dinge, die Leiden verursachen und den Menschen im Samsara halten.
Das eigene Erleben und Fühlen aber bleibt bestehen.

murxus am 02.Dez 12  |  Permalink
Edit der Bloginhaberin: warum kehren Sie eigentlich ständig zurück an diesen Hort des Unwissens statt sich irgendwo rumzutreiben, wo man mehr Ihrem selbstverständlich überlegenen Niveau entspricht?
Sollten Sie die Ironie finden, dürfen Sie sie behalten.

tama am 02.Dez 12  |  Permalink
@murxus:
Außer im Hinduismus bzw. Brahmanismus. Dort geht die Energie wirklich im Weltganzen auf und "erlischt" in diesem Sinne, während der Buddha "nur" weiß, dass er Teil des Ganzen ist und sich im Ganzen aufgegangen fühlt.

murxus am 02.Dez 12  |  Permalink
hier stand mal Murxus Ansicht zum Islam.

tama am 02.Dez 12  |  Permalink
@murxus:
dann aber doch sich das 'Jenseits' nach seinem persönlichen Gusto aussucht.
Das haben selbst unsere Pastoren gemacht! :D Jeder hat dir was anderes erzählt. ;) (Der eine meinte, das Paradies sei die reine Gegenwart Gottes, ein andere sprach davon, dass das Paradies darin bestünde, zu haben, was die Seele braucht (hat allerdings logischerweise offen gelassen, was das ist, Energien gleichen sich ja nicht) und ein anderer meinte ganz klassisch, es ist das Zusammensein mit dem Lieben und den Lieben.
Mehr Versionen habe ich während meiner Pflichtkirchgänge als Konfirmandin aber nicht gehört, obwohl wir noch zwei oder drei Pastoren bzw. Pastorinnen auf Lager gehabt hätten.

cassandra_mmviii am 03.Dez 12  |  Permalink
Tama
Manchmal sitze ich in der evangelischen Kirche und frage mich, was das ganze mit der Bibel zu tun hat. Einer der Gründe, warum ich katholisch bin.

tama am 03.Dez 12  |  Permalink
Ich könnte jetzt von unserer evangelischen Kirche und der Diakonie sprechen und selbstverständlich auch von Martin Luther, aber meine Aufgabe ist es nicht (Mal abgesehen davon, dass ich an Missionierung kein Interesse habe, egal in welcher Form. --> oben fühlte ich mich nur bemüßigt, meine Ansichten darzulegen, weil auch Sie Ihre dargelegt haben und in der Folge, weil ich das Missverständnis bezüglich der Erlöschung auflösen wollte.).

cassandra_mmviii am 03.Dez 12  |  Permalink
ich saß letztens in einer Bremer Kirche und hörte den Reisebericht des Pastors, der in Varanasi war und sehr beeindruckt. Ein paar Dias haben noch gefehlt...

Diakonie ist eine Verpflichtung der christlichen Kirchen, aber Verkündigung auch.
Ob Martin Luther mit der Predigt glücklich gewesen wäre? Weiß nicht, kann ihn kaum fragen, aber Tigergatte (Lutheraner) meinte, daß könne man gerne als Dia-Abend machen, aber nicht in der Predigt.

Tigergatte sagte heute morgen, daß es eine relativ feste Lehre innerhalb der lutheranischen Kirche zur Erlösung gäbe, die den Konfirmanden dargelegt zu werden habe. Sollte das nicht passieren, muß der Pastor an seine Verpflichtung erinnert werden (Kirchenvorstand, Eltern der Konfis, Kirchenleitung etc). Das manchmal erstaunliche Dinge von der Kanzel verkündet werden ist eher Teil des Problems als Teil der Lösung.
Im Konfirmandenunterricht bei uns kam das damals auch nicht dran oder nur ganz am Rande oder ich habe gefehlt (zwischendrin 2 Monate Krankenhausaufenthalt)

Wenn sich ein lutheranischer Geistlicher auf dem Kirchentag hinstellt und verkündet, daß niemand mehr mit der leiblichen Wiederkunft Christi rechne, dann hat er den Boden der lutherischen Lehre verlassen.

loco-just-loco am 03.Dez 12  |  Permalink
Dann ist er auch nicht mehr ausnehmend Geistlicher, jedenfalls nicht mit dem Geist Gottes.
Und vielleicht noch lutheranisch, aber nicht lutherisch...

Im Herzen lutherisch, in einer reformierten Gemeinde und Pastor der latent existenten (und ab Januar allgemein sichtbaren - das hat eschatologische Züge!) Unierten Kirche Frankreichs, bin ich manchmal sprachlos, was meine liberalen Kollegen so verkünden. So ganz manchmal denke ich dann, hätten sie doch nicht 1938 auf Biegen und Brechen Liberale und Orthodox-evangelische wieder zusammengeführt.
Tigergatte hat prinzipiell recht, das Ding heißt "Rechtfertigung allein durch den Glauben", steht aber für viele leider wirklich nur auf dem Papier.
Und was das Paradies angeht, die zwei von tamaerstzitierten Pfarrer widersprechen sich nicht unbedingt, den dritten finde ich etwas schwach - aber de facto gibt die Heilige Schrift einfach nicht viel her dazu. Ich halte mich an zwei Sätze.
1° wenn man da nicht sein möchte, ist es nicht das Paradies.
2° Zwei Mönche hatten viel darüber diskutiert, wie wohl das Paradies wäre, und waren schließlich übereingekommen, wer zuerst hinkäme, würde dem anderen im Traum erscheinen und berichten. Nun starb der eine und erschien dem anderen im Traum, und der noch Lebende sprach: "taliter qualiter aut aliter?" Und der Gestorbene antwortete: "totaliter aliter!"
(Genau so oder anders? - völlig anders!)

cassandra_mmviii am 03.Dez 12  |  Permalink
Völlig anders und viel besser :-)


Die Unierte Kirche Bremens krankt weder am Calvinismus noch am Luthertum (und beide Richtungen decken ja an sich schon ein breites Spektrum an Auslegungen ab), sondern am "tu was du willst und fühl dich gut dabei".
Vielleicht weil man unbedingt eins machen mußte und keiner mehr so recht wußte, was nun Sache sei.


"Tigergatte hat prinzipiell recht, das Ding heißt "Rechtfertigung allein durch den Glauben", steht aber für viele leider wirklich nur auf dem Papier"

So zwischen Frühstücksdosen, Tigerchaos und Aufbruch ist auch nicht der rechte Zeitpunkt, das zu diskutieren.