"Ich habe ihn 5 Mal gefragt"
Immer, wenn man glaubt, man hätte jetzt jemanden, mit dem das klappt, klappt es nicht mehr.

Heute kam unsere Hilfe an und sagte, sie wisse jetzt nicht mehr, was sie tun solle. Sie habe den Großen Tiger 5 Mal gefragt, ob er nicht Hausaufgaben machen wolle. Und immer habe er "Nein" gesagt.

Ich vermute mal, daß das eine völlig wahre Aussage war. Wenn man mich fragt "Willst du jetzt den Abwasch machen" ist meine ehrliche Antwort auch "Nein, aber ich tue es weil es nötig ist".

Sie habe sogar Strichliste geführt wie oft sie fragt- das fand der Tiger bestimmt superlustig. Und wieso sollte er denken, daß die Reaktion nach dem ersten Nein anders sei als nach dem 14.?

Ansage an den Tiger: Hausaufgaben- jetzt. Schmolltiger, aber er zog ab. Und sie lief hinterher und versuchte, an sein Verständnis zu appelieren, ihn zu überreden, es doch gern zu tun und so weiter. Ich pfeif sie zurück. Sie fängt an, mit mir rumzudiskutieren, was man denn tun könne, damit er mehr Spaß dadran bekomme, es sei doch wichtig...
ja, es wäre natürlich schöner, wenn er vor Freude hüpfen würde "endlich darf ich ein Arbeitsblatt Mathe-Hausaufgaben lösen!". Aber dadrauf kann man lange warten fürchte ich.

Da ich ja eh schon unterwegs war, wollte ich Tee haben. Nebenbei ins Wohnzimmer geguckt und drei Gesellschaftsspiele ausgebreitet auf dem Fußboden gefunden. Handschrift: Kleiner Tiger. Also den Verdächtigen rangeholt, befragt und aufräumen geschickt.
Haushaltshilfe steht daneben und diskutiert mit mir, ob er das nicht wirklich machen könnte, sie habe es ihm auch schon gesagt, und quasselt mir dauernd dazwischen. Ich bitte sie um einen kleinen Moment und ob sie bitte solange rausgehen könne. Ja, sicher... geht zögernd und geht ins Großtigerzimmer, weiterreden.
Kleiner Tiger macht sich an's Werk, maulig (Sachen auskippen macht mehr Spaß als Sachen einräumen), aber er tut.

Irgendwann ist das Chaos im Griff, die Tigerbande will raus. Großer Tiger muß zum Training.
Sie "thematisiert" das ganze noch mal. 2 Tiger in voller Regenmontur stehen daneben und sie hört nicht auf, zu "thematisieren", das sei ihr jetzt wirklich wichtig.


Und als sie draußen waren, habe ich dann hinterhergeräumt... alles so wie immer...




sid am 06.Feb 13  |  Permalink
Ich hab jetzt mal eine Frage - diese Damen bei Ihnen im Haus - die sind doch (in erster Linie) als Hilfe für den HAUSHALT oder doch für die Erziehung?
Dachte ersteres, aber vllt können Sie mir die Stellenbeschreibung noch einmal durchgeben.

cassandra_mmviii am 06.Feb 13  |  Permalink
Haushalt und Kinderbetreuung, sagt die Stellenbeschreibung.

Das Konzept geht davon aus, daß Haushalt und Kinder eins sind, was zwar Schwachsinn ist, sich aber hartnäckig hält. Das ganze läuft unter der Überschrift "Hauswirtschaftliche Hilfe", beinhaltet aber ausdrücklich Kinderbetreuung.
Vorraussetzung ist, daß sich ein eigenes Kind (adoptiert oder leiblich ist egal) im Haushalt aufhält, also nicht zu Schul- oder Kindergartenzeiten.
Theoretisch bedeutet das auch Hilfe bei den Hausaufgaben, aber das klappt ja so gar nicht.

Mir sind die Kinder ja grundsätzlich wichtiger als die Putzerei, aber erstens muß auch ein bißchen Haushalt klappen und zweitens kann ich den Satz "Aber die Kinder gehen ja vor" nicht mehr so recht hören. Das stimmt zwar, aber die Kinder brauchen auch ein benutzbares Badezimmer und zumindest der Große Tiger wäre mit ein bißchen weniger Hinterherrennen wahrscheinlich auch glücklicher und weniger auf Krawall aus. Das man ihn bei Nachbars zur Haustür bringt, kennt er so nicht.

Gestern erlaubte ich dem Kleinen Tiger, Rollschuhlaufen zu üben, sie verbot es weil das Wetter zu schlecht war. Ja, es war grauenhaftes Wetter, aber das würde er schon selbst merken wenn es ihm zu mies wird.

Das man kaum was schafft wenn man bei allem, was drei Kinder tun, daneben steht, ist klar.
Ich komme mir im Volleinsatzfähig-Zustand langsam aber sicher vor wie Superfrau weil ich gleichzeitig Wäsche zusammenlegen und ein halbes Auge und Ohr auf die Kinder haben kann- mehr braucht es nämlich eigentlich nicht, wenn die friedlich im Nebenzimmer sind. Daueranwesenheit war nie unser Erziehungsstil außer wenn akut geklammert wurde.

Kinderbespaßung ist halt mehr als nur Danebensitzen oder Vorlesen. Auf dem Spielplatz kann man auch als Mama ganz schön außer Puste kommen :-)

Mit den Monstern Radfahren, den Schlitten ziehen, Klettern, Fangen spielen, sich verstecken und suchen lassen... klappt grad nicht mehr. Aber macht nichts, denn genau das ist Teil der Stellenbeschreibung.

Dafür gab es in Deutschland sogar einen Ausbildungsberuf, aber ich glaube, der ist ausgestorben. Es gibt noch etwas mit dem gleichen Namen, und da könnte der Hase im Pfeffer liegen:
Familienhilfe oder -Pflege war früher das, was diese Haushaltshilfe sein soll: Vertretung wenn der haushaltsführende und kindererziehende Teil des Elterngespanns ausfiel. Heute ist das Sozialarbeit der Gattung "stellen wir mal zusammen einen Plan auf, wie viel Geld Sie im Monat zur Verfügung haben und welche Ausgaben dagegenstehen" oder "es ist schon wichtig, daß man regelmäßig mit den Kindern warm ißt, das üben wir jetzt".
Sie versucht hier allgemeine Beratung zur Erziehung, Haushaltsführung etc zu machen und begreift nicht, daß ich mit meiner Hüfte grad weder viel laufen noch irgendwas heben darf, was über 2 kg wiegt. Treppensteigen möglichst nicht. Das wird wieder sobald das zusätzliche Gewicht runter ist (darf dieses Mal nicht wieder wewig dauern). Das heißt, Anleitungen der Gattung "Wollen Sie mal probieren, ob Sie die Wäsche nicht doch getragen kriegen? das muß ja wieder klappen, und wenn erst das Baby da ist...." sind grad nicht gefragt.
Gestern hat es geschneit und mein Vorschlag war, sioch die Tiger und die Kinderschneeschaufeln zu schnappen und die Kinder den Schnee schaufeln zu lassen- das mögen sie und nebenbei kommt tatsächlich Schnee vom Gehweg runter :-) Ich bekam einen Vortrag über die gesetzlichen Regelungen was Schneeschippen angeht. Ich "Sie machen das aber trotzdem gerne, das würde ich jetzt mit ihnen tun" stießen auf Granit- muß man nicht machen, ist keine gesetzliche Vorschrift.
Ich bekomme auch ganz viele Bastelvorschläge und sie hat uns dann auch mal einen Kalender aus der Apotheke mitgebracht damit wir die Termine besser planen können...

Die erste Frage an die Tiger ist jeden Tag, was sie denn Mittags gegessen haben und wer das gekocht habe.
Die erste Frage an mich ist, ob ich heute beim Arzt gewesen sei und was der gesagt habe.


Im Moment hätte ich lieber eine mies gelaunte Putze.

maracaya am 07.Feb 13  |  Permalink
Klingt voellig anstrengend, ich wuensche weiterhin Drahtseilnerven, aber irgendwann wuerde da wohl jeder ausflippen.

veilchenpastille am 07.Feb 13  |  Permalink
5 x fragen ist 4 x zuviel. Die kleinen Krümel sollen ruhig im - natürlich geschützten und angemessenen Rahmen - ihre eigenen Erfahrungen machen. Alles andere hat keinen Lerneffekt. So sehe ich das jedenfalls, auch wenn andere Muttis manchmal geschockt sind, wenn sie mitbekommen, dass meine Jungs so erzogen werden.

maracaya am 07.Feb 13  |  Permalink
"5x fragen ist 4x zu viel"

so isses! Das versuche ich mir jedenfalls auch immer hinter die Ohren zu schreiben ... leider erwische ich mich dann naechstesmal doch wieder beim mindestens 3x nachfragen ^^

veilchenpastille am 09.Feb 13  |  Permalink
Ja, so geht es mir im Alltagsgetümmel auch manchmal, aber wenn die Grundlinie schonmal da ist, dann ist doch viel gewonnen.

cassandra_mmviii am 09.Feb 13  |  Permalink
Passiert auch mir regelmäßig. Was will man auch tun wenn die erste Aufforderung ergebnioslos bleibt?

Ich erwarte allerdings nicht, daß die Tiger es dann so sehen wie ich und komme mit Maulen zurecht. Solange reden bis man da auf einem grünen Zweig miteinander sitzt ist sinnfrei. Manche Sachen macht man halt weil man sie machen muß, nicht weil man ganz dolle Lust drauf hat.