Gegen Meinung helfen keine Argumente
ich bitte eine der ängstlichen Mütter, die, wenn die Flüchtlingsunterkunft tatsächlich kommen sollte, ihr Kind nicht mehr alleine zur Schule lassen wird weil es da vorbeimüsste (nur nebenbei: es darf jetzt auch nicht alleine gehen), einfach einmal mitzukommen in eine der schon existenten Unterkünfte und einfach nur einen der dort untergebrachten kennenzulernen. Nur auf einen Tee.
Nein, da hat sie auch Angst. Sie hat jetzt ganz viel gelesen, auch im Internet, und da steht ja "so einiges", und da müssen wir uns drauf gefasst machen.
Da kommen Kriminelle!
Ich erkläre, was ich bei meinem Besuch gesehen habe: saubere Zimmer, sauberes Außengelände und als ich da rumstrolchte auf der Suche nach jemandem Ansprechbaren, wurde ich sofort gefragt, was ich da eigentlich suche. ich stelle also heraus, dass sich jemand kümmert, dass geachtet wird. Na, da hat sie auch keine Sorgen! "Die" sollen lieber aufpassen, dass hier "nichts passiert".
Ich stelle heruas, dass, wenn sich jemand kümmert, Verwahrlosung unwahrscheinlicher ist.
Ihr egal- aber die klauen alle! Die wissen, wie das geht! Wirtschaftsflüchtlinge, hat ihr Chef auch gesagt! Aus Marokko! Straßenkinder sind das!
Letzte Woche hatte sie noch Angst, das Syrien in Bremens Neubauvierteln re-enacted wird. Schön, wenn man seine Ängste anpassen kann...




zwetschgenkrampus am 10.Okt 14  |  Permalink
Leider
ist es ein Naturgesetz (d.h., der Mechanismus funktioniert ziemlich ortsunabhängig unter Gruppen von Homo sapiens), daß man sich seine schönen Vorurteile (die dann selbstverständlich nicht so heißen) doch nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Fakten stören lassen wird. Da könnt' ja jeder kommen ... !

Wichtig ist nur: Ziel dieser Vorurteile ist eine Gruppe, die nicht "dazugehört". Welche Gruppe das ist, ist vollkommen irrelevant.

Ich hatte vor kurzem ein Buch aus den 20er-Jahren in der Hand. Darin ging es um das Papsttum rund um den Ersten Weltkrieg. Was der Autor Heinrich v. Lama darin an Zitaten aus bestimmten Ecken des damaligen deutschen Protestantismus gesammelt hatte - Motto: Der Vatikan ist die jüdische Weltverschwörung, ohne Bank, dafür im Prälatengewand und frißt täglich zum Frühstück schon drei deutsche evangelische Maiden - spottete jeder Beschreibung. Wohlgemerkt, das aus dem Lande, das sich selbst als das der Dichter und Denker sah! (damals nicht ironisch, sondern mit jenem aggressiv-rechthaberischen Unterton, der heute etwa noch die Konsumenten der "richtigen" Meinung kennzeichnet)

kelef am 10.Okt 14  |  Permalink
was die leut nicht kennen, macht ihnen angst. der unterschied zwischen klugen und dummen leuten ist der, dass die ersteren das, was sie nicht kennen, kennelernen wollen, und die dummen es verteufeln.

"anders" ist bei den dummen ein synonym für "schlecht", bei den klugen ein synonym für "nicht so wie".

kannste nix tun als leise bis laut weinen.

cassandra_mmviii am 11.Okt 14  |  Permalink
Ich bin von Rassisten umgeben- und das macht mir jetzt mal Angst.

Und da es Dinge gibt, die sich einfach nicht ändern -Cassie findet Asylrecht und Zuflucht bei Krieg und Verfolgung wichtig- werde ich sobald diese Unterkunft steht dahingehen und fragen, was ich tun kann. Die Kisten mit der Kinderkleidung wandern erst mal nicht zur Caritas, sondern bleiben in der Ecke stehen, vielleicht kann ich sie direkt an den Mann bringen.

Ich kam mir übrigens ziemlich idiotisch vor, vor einer der besagten Unterkünfte zu stehen und zu fragen "Kennen Sie sich hier aus?". Aber es war so wie immer: mehr als zum Trottel machen kann man sich nicht :-)

Ich frage mich, ob meine lieben Nachbarn Nachrichten gucken. So manchmal. Erwarten die, dass die böse Welt im Fernseher bleibt????