Dienstag, 30. September 2014
Der Tag, an dem ich beschloss, in die Gewerkschaft einzutreten
7. Mai 1989.

Ja, das weiß ich noch. das war nämlich so:

Im hannoversch-lutherischem Dorf gab es damals zu genau 2 Gelegenheiten Kirche mit Abendmahl: Gründonnerstag und am Vorabend der Konfirmation. Und genau die war am Tag drauf, also einem Sonntag.

Wir waren erst in der Kirche gewesen und nun traf man sich noch auf belegte Brote und das obligatorische Bier und weil es ja eine Konfirmation war, auch den Hochprozentigen.
Nach ein paar Häppchen&Schnittchen geriet mein Vater mit meiner Tante aneinander. Sie war immer stark gewerkscaftlich engagiert gewesen und nun arbeitslos- warum wohl? Vater fand selber schuld, wenn er in die Gewerkschaft ginge, dann schmeißt sein Chef ihn raus.
Tante: und genau deswegen brauchen wir Gewerkschaften!
Vater: dann sind wir alle arbeitslos. Er würde auch keinen solchen "Spinner" einstellen. Bei ihm ist keiner in der Gewerkschaft, hat auch keiner Zeit für bei den Arbeitszeiten.
Tante: deswegen habt ihr miese Arbeitszeiten! Ihr braucht eine Gewerkschaft damit ihr nicht mehr 10 bis 12 Stunden am Tag arbeitet! Und bezahlt werdet!
Vater: Chef will aber nicht mehr zahlen!
Tante: dann streikt! Der gibt schon nach wenn er merkt, wie teuer das ist!
Vater: der kündigt uns alle!
Tante: Ja, weil ihr nicht in der Gewerkschaft seit!

Es war erhellend: sie beschuldigte ihn, Verräter der Arbeiter zu sein wenn er für den Lohn nicht sofort streikt, er sie, nur Rabatz zu machen.

Tante hatte die besseren Argumente und so beschloss ich, später mal in eine Gewerkschaft einzutreten. Was ich auch tat als ich das erste Mal eine "echte" Stelle hatte.