Freitag, 14. Februar 2014
Ferndiagnosen
"Es gibt Menschen, die haben eine Schlangenphobie, andere haben eine Flugphobie. Beides ist heilbar. Ob Homophobie heilbar ist, weiß ich nicht.
(...)
Aber Angst, gar krankhafte Angst, vor nicht heterosexuellen Menschen habe ich deswegen nicht."


Eine Phobie ist eine psychische Erkrankung. Sie kann, wie jede andere Erkrankung, dem, der unte rihr leidet, das Leben verflixt schwer machen.

Ferndiagnosen sind schon bei medizinisch gesehen simplen Beinbrüchen schwierig, bei psychischen Erkrankungen unmöglich.

Die Pathologisierung des Anderen ist eine Art des othering , das Selbst definiert sich in Abgrenzung zum als krank wahrgenommenen, Anderen. Selbstredend ist es selten nett gemeint, jemandem eine psychische Krankheit anzuinterpretieren. Dahinter steckt "nur wer nicht ganz dicht in der Birne ist, kommt auf so eine Idee wie du".
Der Gegner wird als krank dargestellt, als armer Irrer, dem eigentlich dringend geholfen werden müßte.
Aus der gleichen Schublade kommen Sätze wie "du bist zu doof das zu begreifen" oder "dir fehlt die Lebenserfahrung" oder "reflektier noch mal 'ne Runde, dann siehst du das so wie ich" in diversen Gewandungen.

Ich fände es schön, wenn wir einander ernst nehmen könnten und nicht den ICD bemühten.

Toleranz ist übrigens das notfalls auch schmerzerfüllte Erdulden des Anderen. Zählt für beide Seiten.