Samstag, 15. Februar 2014
Was hat er denn nun gesagt?
"Wahrscheinlich bin ich homophob wie mein Freund, und das ist auch gut so", sagte der Herr Matussek.

Man kann über den Sinn, weshalb sich mehr oder weniger fachkundige mehr oder weniger prominente Zeitgenossen spätabends in gefilmter Sofa-Runde über Thema X unterhalten, streiten und ich bin da meist eh schon im Bett.

Was ist denn nun passiert?
Hartmut Steeb, ein wie es scheint Freund von Herrn Matussek, saß in der Sofa-Runde. Ebenso Birgit Kelle.
Talkshows werden gecastet, wer sagt was ist selten eine Überraschung. Und nun sagten Herr Steeb und Frau Kelle, was sie sagen sollten.
Konkret:
"Natürlich ist, dass Mann und Frau miteinander Kinder zeugen – und zwar die, die dann auch in einer lebenslangen Gemeinschaft zusammen sind. Das ist für mich der Idealfall"
Mann und Mann können miteinander keine Kinder zeugen, ebensowenig Frau und Frau. Das ist Biologie. Mann und Mann können miteinander Kinder aufziehen, ebenso Frau und Frau oder Mann alleine oder Frau alleine.
Herr Steeb betrachtet es als den Idealfall, wenn eine Ehe lebenslang hält und Kinder in dieser emotionalen Stabilität aufwachsen. Und zumindest gegen das letzte, nämlich emotionale Stabilität, kann kaum einer was sagen. Beim ersten, nämlich der Ehe von Mann und Frau, ist die Frage, als was man Ehe sieht: als zivilrechtlichen Vertrag oder als sakramentale Union.
wenn man es als zivilrechtlichen Vertrag sieht, stellt sich irgendwann die Frage, wer ihn schließen kann- warum nicht 2 Männer bzw Frauen? Oder überhaupt 3 Leute? Vier? Warum nicht? Und das ganze ist "ein irdisch Ding" und deswegen kann der mensch es per Gestezbeschluß ändern.
Bei der sakramentalen Union sieht das anders aus: hier hat Gott, eine Macht, die über dem Deutschen Bundestag steht, etwas auf Erden eingerichtet. Wenn man sagt "Gott hat hier aber nichts zu sagen und außerdem gibt es ihn nicht", dann stellt sich die Frage, was man mit dem Sakrament will und ob man mit dem zivilrechtlichen Vertrag nicht besser bedient wäre.
Ob man eine Ehe zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau für theologisch vertretbar hält, ist Auslegungssache und Herr Steeb scheint da Probleme mit zu haben. Biblisch kann man das begründen und am Ende steht er als Evangelikaler nun mal auf dem Boden der Bibel.

Hartmut Steeb ist Vorsitzender der Evangelischen Allianz und kein unkontroverser Zeitgenosse. Er teilt seinen Mitmenschen meist recht deutlich mit, was er denkt.
Hartmut Steeb und der Homophobie-Vorwurf... ein Paar wie Kohl &Pinkel :-)
dieser Vorwurf ist nicht neu und war es 2008 anläßlich des "Christivals" in Bremen auch nicht. Um was ging es?

Im Vorfeld wurde darum gestritten, ob das Christival fundamentalistisch sei und Seminare zur Frage der Veränderbarkeit von Homosexualität und zur Abtreibung besonders von Volker Beck kritisiert.

(Auslassung, um beim Thema zu bleiben)

"Eines der umstrittenen Seminare hatte den Titel „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung.“ Angeboten wurde es von zwei Referenten des Deutschen Institutes für Jugend und Gesellschaft. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, forderte die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen auf, die Durchführung dieses Seminares zu verhindern oder ihre Schirmherrschaft zurückzugeben, da es sich um „gefährliche Psychokurse und minderheitenfeindliche Angebote“ handele. Von der Leyen ließ daraufhin prüfen, wie es zu einem derartigen Angebot kommen konnte und stellte in einem Schreiben an Beck fest, dass das Seminar im Januar 2008 aus dem Programm genommen wurde.

Es ist 5 bis 6 Jahre danach schwer zu sagen, was den in dem Seminar besprochen worden wäre wenn es denn abgehalten worden wäre.
Wenn ich das richtig erinnere, war der Vorwurf, daß in dem Seminar behauptet werden sollte, daß man Homosexuelle "umpolen" könne, solle und werde.
Dagegen verwehrten sich die Veranstalter, man rede lediglich über eine Begleitung für Menschen, die Probleme mit ihrer sexuellen Orientierung haben.

Ähnliches spielte sich um den Zeitpunkt rum nochmal in Marburg ab.

Mein Senf: wer Probleme mit sich hat, soll therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen dürfen und die muß erst mal ergebnisoffen sein. Egal um was es geht.

Der Vorwurf, daß man in evangelikalen Kreisen per se homophob sei, kommt immer mal wieder. In Studienfreund von mir ist übrigens schwul- und evangelikaler Pastor. Der findet das mittlerweile nicht mehr lustig, sondern nur noch verletzend und ist extrem dünnhäutig was das angeht.

Also wurde, mehr oder weniger skriptmäßig, Herr Steeb gefragt, ob das denn nicht verletzend für Homosexuelle sei und darauf springt nun Herr Matussek an.

Und Herr Matussek sagt "Wenn das, was mein Freund Hartmut da gesagt hat, homophob ist, dann bin ich es auch" und stellt sich so an die Seite seines Kumpels. Erstmal ein netter Zug, jemanden, der sich mal wieder unbeliebt gemacht hat oder von dem man annimmt, daß er das soeben getan hat, zur Seite zu stehen.

wenn-dann und wenn nicht-dann nicht.

Wenn man die Aussage von Hartmut Steeb (der es übrigens geschafft hat, vergessen zu werden ob der Aussagen von Herrn Matussek) für homophob hält, dann ist Matussek es.
Wenn nicht, dann nicht.


Homophobie, also die krankhafte Furcht vor Homosexualität, ist nicht katholisch. Dafür gibt es nämlich keinen Grund; in Angst zu leben entspricht nicht dem, was wir als "die Freiheit der Kinder Gottes" bezeichnen.
Diskriminierung widerspricht der Liebe, mit der wir jedem Menschen begegnen sollen (auch wenn das manchmal eine harte Nummer ist, aber Scheitern gehört ebenso dazu wie es nochmal versuchen)
Nur heißt Liebe nicht, daß man alles toll findet, was jemand tut oder alles für möglich hält, was der andere will.

So, das war's erstmal. Baby wird wach!