Mittwoch, 17. April 2013
Bilder einer Ausstellung
Ich habe ein Baby und damit morgens so gut wie Freizeit. Babies sind toelrant was ihre Tagesgestaltung angeht.

Und so ist es dann passiert: ich war im MUSEUM! Austellung gucken. Um es genau zu machen war ich hier

Gesamteindruck: verflixt gut gemacht.

Archäologie im Nationalsozialismus ist eins dieser Themen, die man eher ignoriert, dabei ist die Legitimation aus der Vergangenheit absolut entscheidend für den Nationalsozialismus und das Verständnis des Nationalsozialismus, und genau dadrum geht es in der Ausstellung.

Der Rundgang startet mit Tacitus Germania und der Rezeption derselben. Die Germanen sind eine Erfindung Caesars... man kann es gar nicht oft genug sagen.

Und dann wird die Gangführung ein wenig verwirrend, ich bin anscheinend "falsch" gegangen und landete in Abschnitt 3 statt in 2. Dadurch sind wahrscheinlich ziemlich viele Konzeptgedanken an mir vorbeigegangen.

Roselius als Geldgeber, die Akteure Himmler und Rosenberg und ihre konkurrierenden Organisationen werden vorgestellt.
Teudt, Wirth und ihr Einfluß auf das "Ahnenerbe".

Objektmäßig ist der Bereich eher dünn- aber wie will man auch die Gedankengebäude eines Nußkuchens wie Wirth in einer Vitrine unterbringen?
Dafür kann man Artikel über zusammenphantasierte "Bundeshauptstadt" der Germanen bei den Externsteinen lesen, Radioberichte über das Nordische Thing anhören.

Der Weiße Raum mit einem Modell des Nydamm-Bootes und eines originalgroßen Prunkwagens lifert die Möglichkeit, mal durch ein SS-Leitheft zu blättern, Nazi-Julbaumschmuck zu gucken und jede Menge Modelle aus der Nazizeit, wie man sich den Germanen, die germanische Frau samt Nachwuchs so vorstellen könne. Erdal-Sammelbildchen runden die "Vermarktung des Germanen" ab.

Der "Schwarze Raum" hat als Highlight einen Kartentisch, der nicht nur den (uns allen aus den Geschichtsbüchern bekannten) Eroberungskrieg visualisiert, sondern ihn mit dem Austellungthema in Zusammenhang bringt. Im Hintergrund dazu Kanonendonner, das war ziemlich eindrucksvoll.

Hinter dem Schwarzen Raum steht man dann vor dem fröhlichen Wikinger-Quark, dem Playmobil-Wikingerschiff, Schleich-Heroen, der Flasche Germanenbräu und allerlei anderem modernen Germanen- und Wikingerkrams. Die unbekümmerte Bezugnahme auf Germanen wirkt gerade nachdem man direkt aus dem Schwarzen Raum kommt.... heftig.
Dann kommt der moderne Rechtsextremismus und seine Bezugnahme auf Germanien. Julbaumschmuck mit der Irminsul, also dem Zeichen, was das SS-Ahnenerbe nutze... wieso kann man so was eigentlich kaufen?!


Insgesamt kann ich den Rundgang nur empfehlen. Ungewöhnliche Perspektive auf den NS, aber fundamental zum Verständnis.