Samstag, 5. Januar 2013
Aprilscherz?
Eins mal vorweg: Klimawandel ist Realität, ebenso die menschengemachte Komponente. Wie das Klima aussähe, wenn wir drauf verzichteten, massenweise CO2 in die Luft zu pusten, weiß keiner.

Das Klima keine statische Angelegenheit ist, sondern sich immer verändert, ist auch ein Allgemeinplätzchen. Die Frage nach dem Tempo ist allerdings berechtigt und sie hat Ergebnisse, die einem nicht gefallen können.

Einem Meeresspiegelanstieg um durchschnittliche 23 cm stünde ich relativ indifferent gegenüber- aber meine Füße werden ja auch nicht naß. Leute, denen das Meer immer näher kommt, sehen das anders und für deren Sorgen habe ich vollstes Verständnis.

Mit 2 Grad mehr könnte ich (zumindest akut) ganz gut leben, aber Durchschnittswerte haben mit Einzelwerten meist herzlich wenig zu tun. Und die Frage ist auch nicht, ob ich gerne Wollhandschuhe oder lieber Bikini trage, sondern was die Großauswirkungen sind.

Als Menschheit (so ganz allgemein und genrell) haben wir ein gewisses Interesse dadran, das Großklima stabil zu halten- Stichwort "mir ist grad die Insel abgesoffen, ich komm' jetzt zu dir, notfalls mit Gewalt".


Nachdem das mal festgestellt ist:
vom Realitätsleugnen wird es nicht wärmer. Ich kann mich draußen hinstellen und lauthals verkünden, der Himmmel sei spinatrosa, aber davon wird er wohl keine andere Farbe bekommen.


TODESSTRAFE für Leugner des Klimawandels?
Und für Kondomverweigerer gleich mit.

Hallo, geht es noch? Ist schon April? Warm genug ist es draußen jedenfalls...



Nachwuchsheld
Kleiner Tiger ist erbost- seine Gummistiefel sind zu klein und zu eng, die müssen weg, er braucht neue. Sofort!
Kleiner Tiger, du hattest die Gummistiefel deines kleinen Bruders an...

Abgang mit gekränkter Würde.



och nee V
Ich gebe es zu: ich sollte drüberstehen. War doch nur Kram. Und Krams ist niemals so wichtig wie Menschen. Kann man ja ersetzen. Und so weiter.

Es war aber MEIN Kram. Um es genau zu machen- mein Jette-Joop-Designerklorollenhalter.

Designerkram ist albern und völlig überschätzt. Stimmt. Aber er war trotzdem meiner!

Nach 2 Tagen sollte das eigentlich gegessen sein. War halt doch nur Kram- mein Kram!


Haushaltshilfe- und Kinderbetreuungshilfe putzt das Bad. Ich versuche die ärztliche Anweisung einer Mittagspause umzusetzen und zu nickern oder zu lesen. Alleine. Alle paar Minuten passierte unten was anderes. Unsere Haushaltshilfe hatte die Badezimmertür hinter sich zugemacht und putzte... vor dem Chaos wäre jeder vernünftige Mensch geflohen, aber leider kann man Kinder nicht einfach wegschließen.
Die Tigeraggressivität steigerte sich, ich hörte, wie die Lage langsam eskalierte. Also das erste PlayMo-Fahrzeug mit Kawumm! die Treppe runterflog, gab ich auf. Mittagspausen werden völlig überschätzt und seit wann hat die Weißkittelfraktion eigentlich recht?

Kurz für F wie Frieden gesorgt, die Regeln klargemacht und Haushaltshilfe gebeten, sich bitte auch um die Kinder zu kümmern statt die Tür hinter sich zuzumachen. Den Großen Tiger muß man zwar nicht mehr dauerbeaufsichtigen, den Mini-Tiger aber auf jeden Fall.
Zwischendrin die nächste Schlägerei geschlichtet und vorgeschlagen, daß man doch vielleicht raus gehen könne, die Kinder lüften. Nöööö, Wetter zu doof, sagt Haushalts- und Kinderbetreuungshilfe. Sie liest ihnen gleich was vor. Ich sehe schwarz für diesen Plan, beschließe aber, daß wer die Arbeit macht, auch entscheidet, wie sie gemacht wird, und das sie es ruhig versuchen soll.

Ich gehe runter und will Tee machen. Großer Tiger und Kleiner-Tiger hinterher, sich über den anderen beschweren. Ich gebe beiden recht- Brüder sind rattig. Natürlich nicht allzu laut, statt dessen Versöhnung über einem Stück Schoki, zumindest vorläufig. Ich forciere die Idee mit dem Rausgehen. Großer Tiger will mal schauen, ob bester Kumpel da ist, Kleiner Tiger auf den Spielplatz. Super-Idee!

Haushalts- und Kinderbetreuungshilfe nicht sehr enthusiastisch für diesen Plan, ich um so mehr.

Ich geh kotzen. Passiert nicht mehr allzu oft, aber nachmittags eben doch noch oft. Ziel des Mittagsschlafes ist ua, daß ich die kritische Zeit einfach verschlafe.

Wohltuende Stille und ein Bad, was nach Chlor riecht. Chlor? Chlor! Der Chlorreiniger! Da steht er, in Tigeraugenhöhe auf dem Badewannenrand und ist auch noch offen! Also zumachen, wegräumen, muß ja nicht...
Nebenbei noch schnell die Putzsachen wegräumenm, das Putzwasser weggießen, die Putzhandschuhe entsorgen (letztens fand ich einen ganzen Eimer voll und fragte mich, warum)... was eben so anfiel. Dabei fiel mir eine seltsame Stange in die Finger. So 10 cm, Edelstahl und massiv, bestens als Meinungsverstärker gegenüber dem rattigen Bruder geeignet... was ist das? Wo kommt das her und warum liegt es hier?

Nebenbei über 2 Maschinen nasse Wäsche gestolpert. Okay, es ist gewaschen worden, ich fange an zu überlegen, wo wir 2 Maschinen plus die, die grad wäscht, jetzt trockenkriegen. Eine ist kein Ding, aber Nr 2... optimistisch bleiben, wird schon irgendwie.

Blick nach draußen. Da steht ein Mini-Tiger, die Haushalts- und Kinderbetreuungshilfe steht mit Händen in der Jackentasche und aufbalancierter Schlumpfenmütze daneben und leidet.
Außentemperatur: pisswarm (gefühlt) und mein Kind sieht aus als würde er zur Polarexpedition aufbrechen... Schneestiefel, Schneeanzug, Thermo-Handschuhe, Fleece-Mütze mit Kapuze drüber, hilflos-suchender Blick, wo sind die Eisbären?
Kurz drauf kommen sie wieder rein, er wollte nicht mehr. Yupp, Kind steht der Schweiß auf der Stirn, der hatte echt keine Lust mehr. Auch 'ne Taktik...

Bisher war das so das Level von Nervkram, mit dem wir uns abgefunden haben. Ist halt so.

Ich nutze die Gelegenheit, nachzufragen, ob sie weiß, was das für eine Stange ist.
Keine Reaktion. Sie fängt an, dem Mini-Tiger vorzusingen. Ich stehe da und frage nochmal.
Ansprache mit Namen. Drei Mal.
Dann der Hinweis, daß ich nicht weggehen werde vom Ignorieren. Sie guckt mich an.
"Das war Mini-Tiger". Ich kenne das Zerstörungspotential meiner Kinder und glaube ihr erstmal. Aber trotzdem will ich wissen, was das ist bzw mal war und vor allem, wie es passiert ist.
Keine Antwort. Ich frage nochmal nach.
"Er hat das abgebaut".
Spanischer-Inquisitior-Blick (den kann ich gut!).
Vorsingen auf der anderen Seite. Was ist das?
"Ich habe ihm gesagt, er soll das lassen, aber er hat es trotzdem gemacht!"

Der Junge ist 3 (oder fast). Natürlich macht er Blödsinn. Deswegen hat man ja eine Aufsichtspflicht. Ich erwäge, den Chlorreiniger anzusprechen, aber lieber nicht. Eine Dose mit Würmern nach der nächsten...

Sie lehnt jede Verantwortung ab, war das Kind, nicht sie. Sie mußte ja das Bad putzen, da kann sie nicht gleichzeitig aufpassen. Ich frage, ob das heißen soll, daß sie im gleichen Zimmer war als es (ich hatte immer noch keine Ahnung, was das ist) passiert ist. Ja, aber sie hat geputzt.

Ich stehe mit meinem Dingsda wieder im Bad. Es kommt also von hier. Oiks, da ist es! Der Klorollenhalter, ehemalig!

Das Kind hatte sich einen Schraubenzieher aus der Abstellkammer besorgt (den hatte sie dann wieder weggeräumt...), die verborgene Schraube gelöst und das Ding abmontiert. Schraube war natürlich weg. Ich krabbele auf dem Badezimmerfußboden rum, diese verdammte Schraube suchen. Sie kommt rein, sieht mich und geht wieder.
Ich frage, ob sie diese Schraube gesehen hat. Schulterzucken, keine Ahnung, von was ich rede.


Gestern dann der Anruf der Agentur, sie möchte hier lieber nicht mehr arbeiten, es gab da wohl schon wieder eine "unschöne Szene".
Mir platzt der Kragen. Ich erkläre, daß mir das grad gut paßt, mir geht das Vertrauen in jemanden aus, der ein Kind nicht dran gehindert kriegt, einen Klorollenhalter abzumontieren, obwohl er im selben Zimmer ist. Agenturmuckel "Sie sagt, sie habe dem Kind gesagt, es solle aufhören".
Ich: "Das Kind wird drei!"
Agentur: "Oh."
Ich der Agentur auch noch erzählt, daß sie vor einer Weile den Kleinen Tiger am Autobahnzubringer "verloren" hat. Danach gab es in der Tat eine sehr unschöne Szene. Davon hatte sie nichts gesagt.
Ich bekam noch allgemeine Hinweise, daß Kinder nun mal Unsinn machen. Ich antwortete, daß ich das weiß, deswegen haben wir ja jemanden, der auf sie achtet und den gröbsten Unfug verhindert während ich schlafe/beim Arzt bin/im Bad unabkömmlich bin/etc.
Wenn ich sie einfach sich selbst überlassen könnte, würde nachmittags kaum jemand deswegen kommen.

Sie gucken mal, ob sie einen Ersatz finden. Ich sage, daß sei prima, aber melde diesmal den Anspruch an, dieser jemand möge bitte im Stande sein, eine Waschmaschine zu bedienen, bereit, mit den Kinder rauszugehen, fähig und willens, Windeln zu wechseln (eine angehende Erzieherin weckte mich immer deswegen, ihr würde so schlecht von dem Geruch...) und der deutschen Sprache mächtig.

Ja, ich war genervt. Vom Jette-Joop-Klorollenhalter, der kaputt ist und den ich ersetzen muß, spätestens wenn wir hier ausziehen. Ebenso wie die Türfensterschiebe.
Die Fahrradanhängerkupplung ist zum Glück unsere, ebenso wie der Katzenbaum, die auch beides Verluste sind.
Genervt von der Wäsche, die über allen Heizungen hing und immer noch nicht trocken ist.

Och nee...

vielleicht hätte ich meine Genervtheit mittlerweile auch abgelegt wenn ich nicht wieder mal die Böse wäre, die völlig unrealistische Ansprüche hat.

Ich finde halt, es darf auch mal was heile bleiben. Ich möchte es auch mal wieder nett haben und nicht mit Matschflecken auf der Fassade (yupp, raten sie mal, wer danebenstand) wohnen. Ich blöde Spießerin hatte sogar mal Designerklorollenhalter.

Ich habe keinen Nerv mehr drauf, zu erklären, warum man eine Teflon-Pfanne nicht mit Stahlwolle ausreiben soll, wieso nasse Wäsche aufgehängt werden muß und das nicht alles in den Trockner kann. Ich mag nicht mehr so tun als wäre es mir völlig egal, was passiert und als könne man jeden Schaden mal eben beheben.



Schönwetterpläne II
Wenn Politiker und Verwalter am Schreibtisch Schönwetterpläne erarbeiten, kann ich das ja fast verstehen. Ist schließlich so was wie deren Job....
aber wie man als realexistierende und ausführende Person Pläne wie diesen hier fassen kann, daß geht über mein Begriffsvermögen hinaus.

Kind 1 hat Schule bis um 1.
Man meldet Kind 2 in der KiTa nebenan an. Die bietet aber nur Plätze bis um 2. "Die Zeit dazwischen überbrücken wir dann mit Spazierengehen".
Erstens habe ich nur wenige Erstklässler getroffen, die nach einem Schultag noch unbedingt eine Stunde mit Lieb Mütterlein spazieren gehen wollten. Hunger und Essen waren irgendwie bei uns immer drängender.
Zweitens habe ich normalerweise in Regen, Schnee und Kälte auch nur wenig Lust zum Spazierengehen.
Dann holen sie Kind Nr2 ab und spazieren nach Hause, wo sie dann so gegen 14:45 ankommen. Sie will dann "schnell was kochen" und bis das fertig ist, soll Kind1 Hausaufgaben machen.

Die Alternativkita liegt nicht nur auf dem Heimweg, sie bietet auch noch Plätze bis 1 an. Warum nicht die? Beides eher Feld-Wald-und-Wiesen-KiTas ohne besonderes Profil mir grob dem gleichen Publikum. Die auf dem Heimweg gelegene ist eher ein bißchen posher. Warum nicht die?
"Ach, dann müßten wir uns ja beeilen auf dem Heimweg"

Ich finde den Plan eher störungsanfällig....



Schönwetterpläne
Die vielbesprochene Vereinbarkeit von Familie und Beruf klappt- wenn alles glatt geht.

Wer Kinder bekommt, dem sollte klar sein, daß mit Kindern immer irgendetwas ungeplant kommen kann und es auch wird. Plötzliche Magen-Darm-Grippe, Schulferien, KiTa-Schließung fallen mir grad als halbwegs vorhersehbare Ereignsse auf Kindsseite ein, Dienstreise und Überstunden auf Elternseite.

Die Lösung auf alle Probleme lautet dann oft "mehr Kinderbetreuung". Klar müssen die Lütten betreut werden, Ausschalter haben sie ja nicht. Aber wie fair ist es dem Kind gegenüber, es bis abends gegen 8 in der Betreuung zu lassen?
Klar könnte man die KiTa die Sommerferien über anbieten und selbstverständlich können wir auch die Sommerferien abschaffen, damit die lieben Kleinen betreut, gefördert und optimiert werden. An Freizeit oder Urlaubsansprüche sollte man sich besser nicht gewöhnen, ist eh arbeitsweltfreundlicher.

Modelle der Gattung "Papa nimmt seinen Jahresurlaub in den ersten 3 Wochen der Sommerferien, Mama in den anderen 3 Wochen" setzen vorraus, daß beide 3 Wochen am Stück bekommen, akzeptieren, daß man nie zusammen frei hat, und lösen das Problem der Oster-, Herbst- und Weihnachtsferien nicht.

Dann helfen Oma und Opa bestimmt gerne! Ja, vielleicht, aber nicht jeder hat Eltern, die greifbar sind oder denen man sein Kind anvertrauen möchte. Manche Großeltern sollen übrigens auch arbeiten.

Dann muß man halt Überstunden ansparen für die Urlaubszeit oder Home Office machen. Aha, Home Office als Verkäuferin. Schon klar.
Oder richten Sie sich doch mal ein Bio- under Physiklabor in der Schlafzimmerecke ein.
Und die Überstunden... wie war das noch mal mit der Schließzeit der KiTa? Das ist der Punkt, an dem wir wieder auf das "abends um 8"-Problem zurückkommen.

Wenn dann noch lustige bunte Punkte im Gesicht des Kindes dazukommen oder Anrufe der Sorte "Kind hat erbrochen, holen Sie es bitte sofort ab", dann wird es eng.


Es gibt Dinge, die lassen sich meiner Ansicht nach nicht vereinbaren, ohne das irgendwas dabei auf der Strecke bleibt, im Zweifelsfall man selber.

Tigergatte könnte seinen Job nicht machen wenn er die 24-Stunden-Bereitschaft hätte. Zur Zeit ist er nicht mal in der Stadt, sondern konferenzmäßig unterwegs, gehört halt dazu. Was er täte, wenn er alleinerziehend wäre? Keine Ahnung, vermutlich nicht in seinem Feld arbeiten und auf keinen Fall Vollzeit.

Für mich werden die Kinder die nächsten 18 bis 20 Jahre Priorität haben, was heißt, daß ich alle Fragen der Gattung "wann arbeitest du denn mal wieder?" erst mal mit "sobald ich Zeit dazu habe" beantworte. In genervten Mommenten könnte ich mich auch zu "abends zwischen 19:30 und 21 Uhr hätte ich noch Zeit, da spalte ich ein paar Atome" hinreißen lassen.

Klar, war unsere Entscheidung, so "viele" Kinder zu bekommen. Und zu der stehen wir.
Aber bitte verlange keiner von uns, daß wir uns dann noch ernsthaft dafür einsetzen, daß der Kreis bitte ein Quadrat sein möge.