Freitag, 4. Januar 2013
Gentrifizierung
klappt auch ohne Schwaben und andere Kehrwöchler, das kann man in Bremen sehr schön im "Viertel" beobachten.

Aus ehemals hippen Künstler/Hausbesetzer/sonstiges Alternativvolk-Bezirken wird teures Pflaster. Wie kommt's?
Dadrüber können Soziologen ganze Buchregale füllen und Konferenzen abhalten. Kurzfassung: weil die Hausbesetzer erwachsen geworden sind und die Künstler für ihre Bilder Käufer finden.

Das ist überspitzt und boshaft formuliert und wahrscheinlich finden sich jetzt mindestens 100 Ausnahmen, aber:
der Prenzlauer Berg war mal eine Hochburg der Besetzerszene. Und die Besetzer kamen aus netten upper middle class-Familien (nein, nicht alle... ich weiß), brachten ihr Studium hinter sich und gingen in Lohn&Brot. Auf einmal hatten sie Geld, aber deswegen noch nicht unbedingt Lust, umzuziehen.

Dazu kamen die Leute, die es schon immer nett alternativ mochten und "so schön bunt hier" sagten.

Ja, und dann bekommen diese Leute Nachwuchs und schlagartig hat man die höchste Kinderwagendichte der BRD (angeblich), die Latte-schlürfenden Mamas und was nicht noch alles auf dem Prenzlberg wohnt. heutzutage, wo ja bekanntlich alles schlechter ist als damals.
Das ist, wenn man sich den Hintergrund der damaligen Akteure ansieht, eigentlich kaum verwunderlich.

"Forever young" sind der Highländer und Graf Drakula, aber das war's auch. Und denen fällt das scheinbar ganz schön auf den Senkel.

"Ethnisieren" muß man die Gentrifizierung nicht, das ist ebensowenig die Schuld der Schwaben wie die der Radfahrer. Das bekommen wir, wie oben erwähnt, in Bremen ohne nennenswerte Schwabenpopulation hin.
Im linken "Freiluftzoo", dem Viertel, möchte man lieber kein Asylbewerberheim haben. Die Preise für den Latte sind gesalzen und an jeder Ecke guckt ein Baby aus dem Tragetuch. Die ehemals abbruchreifen Häuser werden aufwändig restauriert und ich habe selten dermaßen viele Werbeagenturen, Architekten etc auf einem Haufen gesehen wie wenn ich (selbstverständlich mit Latte in der Hand) durch's Viertel spaziere.
Warum wohnen wir eigentlich nicht da? Weil die Mieten unbezahlbar sind. Nicht für alle wie es scheint...

Einer der ehemaligen Abhäng-Plätze der Junkies ist mittlerweile einer der angesagtesten Spielplätze, da hat man übrigens Elterndienst- "halte unseren Spielplatz sauber" und so. Paßt man ins Profil, kann man da ausgezeichnet den einen oder anderen Nachmittag verbringen. Spritzen & Co findet man da nicht mehr, und will das jemand beweinen?

Das Menschen mit weniger Kohle immer öfter wegziehen weil sie sich den Spaß nicht leisten können beklagt Herr Therse zu Recht. Aber das ist schwabenunabhängig und hat wenig mit der Wecken vs. Schrippen-Kontroverse zu tun.



Geschwistereifersucht
"Menno, mein Bruder durfte eine Zahnarztbehandlung haben und ich nicht!"

Purer Neid. Was tun, wenn ein Kind ein Loch hat und das andere nicht? Extradosis Schoki? Zähneputzen einstellen?
Es ging nicht mal um das Spielzeug, daß der Bruder haben durfte (Zahnäztin bot ihm an, sich auch was auszusuchen), es ging um die Behandlung.

Das ganze ging übrigens ohne Bohren ab- es war nämlich keine Karies, sondern wahrscheinlich ein Antibiotika-Loch. Ich wußte von Huppeln und Verfärbungen, aber Höhlen waren mir neu als Antibiotikafolge. Wieder was gelernt.
Das Loch wurde aufgefüllt, damit sich da weder Beläge noch Bakteien ansiedeln, kein Problem, aber... der Bruder durfte zum Zahnarzt und Mini-Tiger nicht!!!