Wie Frau Kelef und ich schon sagten
Nachdenklichkeit im Ernährungsverhalten als Schlüssel zu verbesserter Tierhaltung, gesünderem Essen, weniger Lebensmitteln in der Komposttonne und noch viel mehr.

So können wir uns drauf einigen. Jederzeit.

Da kann die Bundesregierung tatsächlich was tun, nämlich die Standards für Tierhaltung und -Schlachtung deutlich anheben.

Der Forderung "Schluß mit den Hühnerknästen!" kann zumindest ich mich jederzeit anschließen, weniger Drogen im Tier sind auch höchstgradig sinnvoll.

So können wir zusammenkommen, mit Verboten nicht.


Freiheit und Verantwortung gehen zusammen- ich kann selbstverständlich jeden Tag 20 Tafeln Schokolade essen, für mein Gewicht muß ich dann aber die Verantwortung alleine tragen (im wahrsten Sinne des Wortes).
Eine andere Frage ist, unter welchen Bedingungen die Schokolade produziert wurde. Kann der Kakaopflücker von seiner Arbeit leben? Kann ich meine 20 Tafeln Schoki pro Tag erstens noch bekommen und zweitens noch bezahlen, wenn der Pflücker dafür nicht kaputtmalocht wird?

"Man muß sich daher weiterhin die Frage nach dem Subjekt der Arbeit und nach seinen Lebensbedingungen stellen. Will man die soziale Gerechtigkeit in den verschiedenen Teilen der Welt, in den verschiedenen Ländern und in den Beziehungen zwischen ihnen verwirklichen, bedarf es immer neuer Bewegungen von Solidarität der Arbeitenden und mit den Arbeitenden. Diese Solidarität muß immer dort zur Stelle sein, wo es die soziale Herabwürdigung des Subjekts der Arbeit, die Ausbeutung der Arbeitnehmer und die wachsenden Zonen von Elend und sogar Hunger erfordern."sagt der alte Sozialrevoluzzer Johannes Paul II.

Wie komme ich den jetzt von Huhn zum Kakao?
Verantwortliches Konsumieren ist nicht erledigt, wenn man einen Tag die Woche Sojaburger ißt. Das wird ganz fix zum "ich tu' doch was"-Hamsterrad.

Das fängt beim billigen Kakao, Kaffee, Bananen etc an. Wir haben sie so billig, weil dafür Menschen ausgebeutet werden. Textilfabriken in Pakistan sind in letzter Zeit ja genug zusammengekracht. Da wurden unsere billigen Jenas und T-Shirts genäht. Warum sind Jeans&Co von da so günstig? Weil unter Bedingungen produziert wird, die man mit Manchester-Kapitalismus ganz gut beschreibt.

"Ja, aber Cassie, der HartzIV-Empfänger, der kann sich doch keine superduperökofairtrade-Kaffee leisten, das ist doch wieder extremst snobistisch von dir, daß du dem was wegnehmen willst wenn du seinen Kaffee teuerer machen willst, der ist doch eh schon so arm dran"
Ja, ist er, aber er ist immer noch besser dran als der Kakaopflücker, der nicht weiß, wo er seine Mahlzeit nächste Woche von bezahlen soll.
Zweitens kostet gerade Kaffee aus öko&fairtrade nicht so arg mehr als anderer Kaffee.
Und drittens komme ich wieder zum Veggie-Burger zurück:
Fleisch wird durch verbesserte Zuchtbedingungen auch teurer. Das ist dann auf täglicher für Menschen mit niedrigerem Einkommen nicht zu bezahlen. Ethik, oder wie Frau kelef es nannte "Anstand", in der Produktion kostet Geld.

Ich habe ein paar Kochbücher aus den 1950ern. Da gibt es nicht nur jede Menge Gemüserezepte, sondern auch Hinweise, wie man Essen plant. Dann bleibt weniger übrig, was am Ende in der Tonne landet. Die Fleischmengen, die pro Person gerechnet werden, sind deutlich kleiner als heute.
Resteverwertung ist ein anderes ganz großes Thema in den Kochbüchern.

Mit ein bißchen mehr altmodischer Haushaltsführung (Planen vor dem Kochen, Reste verwerten, mehr Gemüse, Selberkochen) könnte man das Problem wahrscheinlich auch ohne Kantinenerlaß lösen.




am 11.Aug 13  |  Permalink
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cassandra_mmviii am 12.Aug 13  |  Permalink
Kinderarbeit ist auf den Kakaoplantagen ein ganz dickes Problem.

Die besseren Fairtrade-Label (fairtrade und gepa fallen mir grad ein) haben Klauseln, die Kinderarbeit zumindest einschränken. Was die in der Praxis wert sind, ist eine andere Frage.

Jeans, Schoki, Kaffee, Tee, Fußbälle... der niedrige Preis kostet was.

am 13.Aug 13  |  Permalink
(Trollbeitrag durch Blogger.de-Admin gelöscht.)

zwetschgenkrampus am 13.Aug 13  |  Permalink
Altkochbücher & moderne Ernährung
Es stimmt - gesamtgesellschaftlich gesehen, essen wir heute so viel Fleisch wie nie zuvor in der Geschichte, weil es, ebenfalls gesamtgesellschaftlich gesehen, so billig verkauft wird wie nie zuvor. Vor 100 Jahren gab es zwar jede Menge Fleischmastbetriebe, aber die arbeiteten nicht mit spezialisierten Medikamenten wie heute die Regel. Das kann tatsächlich ein Problem sein - Med.rückstände im Fleisch, da gibt es Grenzwerte, also braucht der Mäster eine feine Hand beim Dosieren ... Gicht galt allgemein als die Krankheit der Reichen, die es sich leisten konnten, viel Fleisch zu essen und viel Wein zu trinken. Die Kleinbauern in meiner Heimat konnten sich Fleisch unterm Jahr oft nur als Sonntagsessen oder zu besonderen Anlässen leisten - unter der Woche gab's Kraut, Sterz und Erdäpfel ... aus heutiger Sicht mal was anderes: Schnitzel als Kalenderblatt ... und dabei sind die Leute, die die Kindheit überlebt haben und keine Arbeitsunfälle hatten, trotzdem oft 70, 80 Jahre alt geworden ...

Zwetschgenkrampus

cassandra_mmviii am 13.Aug 13  |  Permalink
Ich finde es eigentlich ganz lustig, daß immer, wenn ich wieder eine dieser Diabetes- oder Cholesterinbroschüren in die Hand gedrückt bekomme und mir die Ernährungsprofis "ganz tolle, neue Ideen" versprechen und der Herr Doktor meint, ich solle mir da mal Anregungen holen, ich nachgucke und im Prinzip die gleichen Sachen finde wie in Uromas Kochbüchern. Wenn ich mich dann bedanke und sage, daß mir das alles vertraut sei, dann gucken sie mich seltsam an. Die Grundannahme dabei ist, daß man sich saudämlich ernähren muß, man hat ja Diabetesprobleme. Ich habe keine Ahnung, was meine Diabetes täte wenn ich mich so ernährte wie angenommen :-)