Die Tücken der klassischen Bildung
"Denn niemand hatte die immerbesorgte Mutti auf dem Zettel. Ihr Einwand: "In diesem Museum sind die griechischen Götter alle nackt. Ich möchte meine Elfjährige nicht mit Quasi-Pornografie konfrontieren." Den Besuch alter Steinstatuen im Museum wegen Porno-Verdacht absagen? Darauf können im Zeitalter von YouPorn nur sehr verwirrte Eltern kommen."


Ich muß jetzt mal kurz was zur Verteidigung dieser Mutter sagen:
gerade wegen YouPorn&Co, weil jede Programmzeitschrift ein Bikini-Mädchen zeigt, weil vor der Schule das Taxi mit der Reklame für den Saunaclub einschlägiger Ausrichtung parkt, weil im Schreibwarenladen der Aktkalender völlig locker gegenüber den Stiften liegt, weil der Erotikladen gegenüber der Bushaltestelle in der Innenstadt liegt, gerade weil "sex sells" so überall ist, könnte man als Elternteil auf die Idee kommen, daß Kindheit einen Schutzraum verdient. Wir leben in einer weitgehend sexualisierten Gesellschaft. Ob man das nun gut oder schlecht findet oder einfach nervig, sei jedem selbst überlassen. Sein Kind mit 11 Jahren vor Pornographie schützen zu wollen, findet erstmal meine volle Unterstützung.

Ob man da bei den griechischen Nackedeis anfangen sollte... schwer diskussionswürdig, hier wurden die ollen Römer nicht weggeschlossen, die Bildbände stehen weiter im Wohnzimmer.

Das ist vielleicht überreagiert, aber grundsätzlich verstehe ich, was die Mutter (so es sie den in realitas gab) ritt. Auch wenn wie gesagt mein erster Gedanke nicht der Museumstrip gewesen wäre.

Auf der praktischen Ebene ist der Hinweis der Mutter durchaus angebracht.
Ich erinnere mich voller Grauen an die Schnecken im Bio-Unterricht. Die Schnecke ist nämlich ein zwitteriges Lebewesen, was für ihre Fortpflanzung allerlei Eigenheiten mit sich bringt. Und genau die wurden bei uns in der 6. Klasse behandelt. Jungs gröhlen, anständige Mädchen werden rot und Jung-Cassie stand mit ihrem Referat da...
Ich will gar nicht wissen, was ein herkulesisches Organ da auslösen könnte.




loco-just-loco am 16.Aug 13  |  Permalink
Auf den meisten Statuen sehen die Junx aus wie nach dem Bad in 4°C kaltem Wasser, und der Geschlechtsapparat der Damen ist eher angedeutet als dargestellt - von daher...
allerdings gibt es wohl auch Vasenmalerei, die nach heutigen Maßstäben äußerst "explicit" ist, aber die wird wohl nicht den Kindern im Museum unter die Nase gehalten werden.
Und Bikinimädchen, wie man sie an jedem Badestrand sehen kann, halte ich, ehrlich gesagt, nicht für Pornographie, nicht mal für eines einzelnen X würdig.

Als ich in der 5. Klasse war, flogen die Zoten nur so, ganz ohne irgendwelche Stimulation seitens des Lehrplans. Der Biolehrer meinte dann, das ein wenig eindämmen zu können durch Vorziehen des Themas Sexualkunde. Hat aber wenig geholfen.

cassandra_mmviii am 16.Aug 13  |  Permalink
"Auf den meisten Statuen sehen die Junx aus wie nach dem Bad in 4°C kaltem Wasser, und der Geschlechtsapparat der Damen ist eher angedeutet als dargestellt - von daher... "

Ich rechne auch eher präpubertär-hysterisches Kampfkichern ein.


"allerdings gibt es wohl auch Vasenmalerei, die nach heutigen Maßstäben äußerst "explicit" ist, aber die wird wohl nicht den Kindern im Museum unter die Nase gehalten werden."
man soll ihnen was zum Entdecken lassen, so für später. Die Frage ist auch, ob jedes Museum so einen Garten-Priapos hat.

Das Museum stände auf meiner Liste jugendgefährdender Orte auch eher in den unteren Ränken.

"Und Bikinimädchen, wie man sie an jedem Badestrand sehen kann, halte ich, ehrlich gesagt, nicht für Pornographie, nicht mal für eines einzelnen X würdig. "
Bikini am Strand- völlig okay. Aber das Regal mit den Fernsehzeitschriften ruft bei mir regelmäßig das Bedürfnis vor, die Nackten zu kleiden...
so als Frau finde ich es etwas seltsam, wenn Busen überall drauf sein muß. Ich halte es mit "darf ja, muß nicht"

"Als ich in der 5. Klasse war, flogen die Zoten nur so, ganz ohne irgendwelche Stimulation seitens des Lehrplans. Der Biolehrer meinte dann, das ein wenig eindämmen zu können durch Vorziehen des Themas Sexualkunde. Hat aber wenig geholfen."
Unsere Biolehrerin weigerte sich nach dem Schnecken-Fiasko das Thema nochmal anzurühren.
Das kam dann in der 8. und war eine echte Nervenprüfung. Nicht weil mein zartes Gemüt (ich war ja schon schneckensexabgehärtet) Schaden nahm, sondern weil es so unsagbar albern war und die Kondome noch tagelang auf dem Schulhof rumflogen.


Was ich nur sagen wollte: in einer so sexualisierten Welt wie unserer, verstehe ich, warum Eltern da sagen "langt". Auch wenn mir die Antike da weniger Kopf machen würde.