Die gemeinste Mama der Welt
Das Raubtiergehege des Großen Tigers sah aus wie eine Trollhöhle. Man sah noch ein bißchen Fußboden, aber ich ahbe mich da nicht mehr reingewagt aus Angst, auf irgendwas auszurutschen.
Gestern hat das nicht geklappt weil es so schön geschneit hat. Sehe ich ein, hat man ja nur selten, muß ausgenutzt werden.
Aber heute. Dachte ich.
Klare Ansage, nichts mit Bitte und Konjunktiv. Schmolltiger. Mein Vorschlag, ihm zu helfen, wurde angenommen. Als sich rausstellte, daß mütterliche Hilfe eher strukturell gemeint war statt tatkräftig: noch mehr Schmollen.
Ich schlage vor, daß wir eine Liste aufschreiben und so verabreden, was gemacht werden muß. Tiger stimmt zu.
Punkt 1: alle Playmobil-Fahrzeuge ins Regal. Heftiger Protest mit dem Argument, daß das ja immer gemacht werden müsse. Ich verkneif mir die Frage, warum ich das extra sagen muß wenn es eh klar ist.
Bei 5 Punkten mache ich Schluß mit der Liste. TIger ist im Dauerbeschwermodus. Nö, macht er nicht. Auf keinen Fall.
Zu allem Überfluß taucht genau JETZT die Haushaltshilfe auf und versucht es mit Schmeicheln und Bestechung.
Ich werf die Haushaltshilfe raus, soll die Küche aufräumen und lege die Liste auf's Bett- den einzigen freien Platz in dieser Raubtierhöhle...
Tiger weigert sich. Haushaltshilfe taucht schon wieder auf und versucht es mit Logik und Appellen an die Einsicht und Bitten., ich hätte doch gesagt, sie solle den Fußboden wischen. Dem Großen Tiger ist sein Fußboden egal!
Mir aber nicht. Also lege ich die Liste zur Seite und packe alles vom Fußboden auf das Bett. Tiger guckt mich völlig entsetzt an. Wo soll er denn bitte schlafen? Ich gebe den Hinweis, daß man Betten auch abräumen kann.
Fußboden ist gewischt. Mal gucken, ob der Tiger heute abend ins Bett will oder nicht.
"Klare Ansage, nichts mit Bitte und Konjunktiv."
Bin stolz auf Dich!
Bitte und nett nachfragen und Vereinbarungen hatten wir die Tage vorher. Wenn was nicht funktioniert, ändert man es.
Ich habe heute das Regal, das mal wieder sortiert werden sollte, auf dem Bett ausgebreitet. Mäßige Begeisterung beim Tiger, aber er hat es geschluckt.
Als erstes werde ich unsere selbsternannte "Harmoniebeauftragte" mit den Lütten nach draußen schicken.
Super. Klingt gut.
Meine Frau hat heute durch einfaches ignorieren den Kleinen (4) vom Wunsch nach einem "besonderen Frühstück" (Schoko Müsli) zum "normalen Frühstück" (Haferflocken ohne Schoki) gebracht.
Nach "besonderem Frühstück" steigt erfahrungsgemäß der Rüpelfaktor stark an.
Der Rüpelfaktor steigt nach jeder Ausnahme. Da wir durch die vielen Wechsel hier jede Menge Ausnahmen hatten und die Regeln nicht nur bestärkt, sondern tw neu etabliert werden müssen, haben wir hier manchmal 3 Oberrüpel.
Erst mal ignorieren, das löst so manches.
Haushaltshilfe... Haushaltshilfe? Ne neue? Womöglich gar eine, die was kann?!?
Yupp, eine neue.
Eine Dame um die 50, die sich zwar manchmal ein bißchen arg als Verwöhnoma und Harmoniebeauftragte sieht, aber immerhin eine Waschmaschine bedienen kann und nachmittags freiwillig mit den Jungs rausgeht. Das sind klare Fortschritte.
Sie haben zu viel Geduld.
Bei mir kam die Drohung mit dem Mistsack.
Spätesten, wenn so ein großer schwarzer Sack zu rascheln begann, lief das Aufräumen.
Unsere Nachbarin hat letztens das Fenster aufgemacht und alles, was rumflog, zum Fenster rausgeworfen.
ich bin wahrscheinlich wirklich zu nett. Ich habe die Horrorvision meiner Mutter, die wegen eines Puzzles (was auch noch gepuzzled wurde, geht bei den großen Dingern halt nicht so schnell) Wutanfälle bekam und mit Sachen schmiß. Das erklärt meine Nettigkeit.
Gestern abend räumte er freiwillig auf. Heute nachmittag nehmen wir uns das Lego-Regal vor.
In Deiner Familie möchte ich Tiger sein, welcher Größe auch immer. Schön zu lesen.