Heilige
Auf der Suche nach einem Schutzpatron für überambitionierte Läufer stieß ich auf folgendes:

Schutzpatron bei Alkoholismus ist Johannes der Täufer, der Täufer, für Trunksucht sind St Bibiana und Matthäus.

Erstens ist die einzige Bibiana, die ich je kennenlernte, mir unter anderem dadurch im Gedächtnis geblieben, daß sie vor der Oberstufen-Skifreizeit laut verkündete, wie viele Flaschen Wodka sie mitnehmen werde, und daß niemand, aber auch niemand, davon was abbekommen werde. So.

Und kann mir zweitens jemand den Unterschied zwischen Trunksucht und Alkoholismus erklären?




cut am 08.Jan 13  |  Permalink
Trunksucht und Alkoholismus
Trunksucht ist vermutlich ein Begriff aus der guten alten Zeit. Als man sich noch in der Trinkerheilanstalt mit den haltlos willensschwachen Taugenichtsen beschäftigte.

cassandra_mmviii am 09.Jan 13  |  Permalink
Oder noch davor, die Trinkerheilanstalten kommen ja erst im späten 18. Jahrhundert auf. Vorher war das eins dieser unvorbildlichen Dinge, die manche Leute halt machten, so wie dauerhaft streiten.

Schottische Lowlands im 18. Jahrhundert:
stand presbyterianische Pastor auf seiner Kanzel und zählte die Sünden auf, die ihm besonders auf den Keks gingen: Fluchen, Kartenspielen und Whiskeytrinken. Stand ein Gemeindemitglied auf und sagte, er hätte noch nicht gewußt, daß Whiskeytrinken eine Sünde sei.
Sagte der Pastor "Dann kennste nu!"

Vernünftiges Englisch gehörte wohl auch zu den Dingen, die ihm auf den Keks gingen :-)

mark793 am 09.Jan 13  |  Permalink
"Was, ein Trinkerheim wollen die bauen? Sollen die doch zuhause saufen."

Aus einer Otto-Show

cassandra_mmviii am 09.Jan 13  |  Permalink
Und dann sind wir mittendrin in dem Diskurs, der zur Trinkerheilanstalt geführt hat:

Trinken als öffentliches Problem.

Das sündhafte/lasterhafte Verhalten wurde vorher zwar als Problem und auch als tragisch für den Betroffenen und seine Familie gesehen, aber nicht als etwas, gegen was im Interesse der öffentlichen Ordnung vorgegangen werden mußte.

Ob das nun etwas war, gegen das man mit ein bißchen Willenskraft/Gottvertrauen/Glauben ankommen konnte oder was unüberwindbar war, dadrüber schieden sich die Geister.
Sollte man auf jeden Fall lassen, dadrin waren sich alle einig.

Wobei man bedenken muß, daß harter Alk in Europa erst ab dem 16. Jahrhundert in größeren Mengen zur Verfügung steht und der Alkoholgehalt in Wein und Bier im Mittelalter im Regelfall deutlich niedriger war.

Priester kamen an höherqualitativen Wein (Meßwein) mit höherem Alkoholgehalt leichter dran als Otto Normalbauer, Priesteralkoholismus ist als Phänomän auch bekannt und wird wird als Problem gesehen.

Das man das abweichende Verhalten anderer Leute zum Straftatbestand machte, ist Teil der Sozialdisziplinierungsdiskurse der Frühen Neuzeit und besonders des Barock.

Disziplin, Gottesfurcht und Arbeit lautete die "Therapie" für alles von A wie Trunksucht bis Z wie zügellosen Lebenswandel.


Aber: sie randalierten nicht mehr auf den Straßen, man hatte seine Ruhe und das gute Gefühl, echt geholfen zu ahben.

sid am 09.Jan 13  |  Permalink
Gestern vor 11h in der Ubahn schon einer mit der Dose Bier in der Hand eingestiegen.
Mir fehlt dazu sehr vieles...

mark793 am 09.Jan 13  |  Permalink
@sid: Der von mir sehr verehrte Max Goldt hat mal geschrieben, es gebe drei Dinge, von denen er mit Sicherheit sagen könne, das würde er nie machen:

1) mit einem Affen an der Hand eine Showtreppe hinuntersteigen
2) im Beisein der Presse einen überdimensionalen Scheck überreichen
3) morgens um acht mit einem Bier am Kiosk stehen

Ich denke, dem kann ich mich vollumfänglich anschließen.

cassandra_mmviii am 09.Jan 13  |  Permalink
Die Bierflaschen in der Straßenbahn kann man hier ab dem vormittag bewundern, ab dem Nachmittag sind auf bestimmten Linien die Pfützen am Trocknen.

Irgendwie kein erstrebenswerter life-style.

cut am 09.Jan 13  |  Permalink
Morgens um acht mit einem Bier am Kiosk
Vollumfänglich anschließen kann ich mich da auch. Aber manchmal machen die Menschen Sachen, da wundert man sich. Und sie sich selber auch (wenn sie jemals wieder können).

Hat man den dritten Punkt umgesetzt, sind die ersten beiden Punkte recht unwahrscheinlich. Man würde aber vermutlich nicht eine Sekunde zaudern und den Scheck mit einem Affen an der Hand auch bei einer Baumarkteröffnung vor den Vertretern der Lokalpostille überreichen.

cassandra_mmviii am 09.Jan 13  |  Permalink
Vor dem Umzug konnte man die "Trinker-Brigade" immer so ab 10 auf dem Mäuerchen neben dem Penny sehen.
Ich muß zur Ehrenrettung aber sagen, daß sie weitgehend friedlich waren.

cut am 09.Jan 13  |  Permalink
Treffpunkt Kiosk
Ich kenne einen in Frankfurt-Bonames, der ist in meinen Augen in der Hinsicht bislang unübertroffen geblieben.