Schönwetterpläne
Die vielbesprochene Vereinbarkeit von Familie und Beruf klappt- wenn alles glatt geht.
Wer Kinder bekommt, dem sollte klar sein, daß mit Kindern immer irgendetwas ungeplant kommen kann und es auch wird. Plötzliche Magen-Darm-Grippe, Schulferien, KiTa-Schließung fallen mir grad als halbwegs vorhersehbare Ereignsse auf Kindsseite ein, Dienstreise und Überstunden auf Elternseite.
Die Lösung auf alle Probleme lautet dann oft "mehr Kinderbetreuung". Klar müssen die Lütten betreut werden, Ausschalter haben sie ja nicht. Aber wie fair ist es dem Kind gegenüber, es bis abends gegen 8 in der Betreuung zu lassen?
Klar könnte man die KiTa die Sommerferien über anbieten und selbstverständlich können wir auch die Sommerferien abschaffen, damit die lieben Kleinen betreut, gefördert und optimiert werden. An Freizeit oder Urlaubsansprüche sollte man sich besser nicht gewöhnen, ist eh arbeitsweltfreundlicher.
Modelle der Gattung "Papa nimmt seinen Jahresurlaub in den ersten 3 Wochen der Sommerferien, Mama in den anderen 3 Wochen" setzen vorraus, daß beide 3 Wochen am Stück bekommen, akzeptieren, daß man nie zusammen frei hat, und lösen das Problem der Oster-, Herbst- und Weihnachtsferien nicht.
Dann helfen Oma und Opa bestimmt gerne! Ja, vielleicht, aber nicht jeder hat Eltern, die greifbar sind oder denen man sein Kind anvertrauen möchte. Manche Großeltern sollen übrigens auch arbeiten.
Dann muß man halt Überstunden ansparen für die Urlaubszeit oder Home Office machen. Aha, Home Office als Verkäuferin. Schon klar.
Oder richten Sie sich doch mal ein Bio- under Physiklabor in der Schlafzimmerecke ein.
Und die Überstunden... wie war das noch mal mit der Schließzeit der KiTa? Das ist der Punkt, an dem wir wieder auf das "abends um 8"-Problem zurückkommen.
Wenn dann noch lustige bunte Punkte im Gesicht des Kindes dazukommen oder Anrufe der Sorte "Kind hat erbrochen, holen Sie es bitte sofort ab", dann wird es eng.
Es gibt Dinge, die lassen sich meiner Ansicht nach nicht vereinbaren, ohne das irgendwas dabei auf der Strecke bleibt, im Zweifelsfall man selber.
Tigergatte könnte seinen Job nicht machen wenn er die 24-Stunden-Bereitschaft hätte. Zur Zeit ist er nicht mal in der Stadt, sondern konferenzmäßig unterwegs, gehört halt dazu. Was er täte, wenn er alleinerziehend wäre? Keine Ahnung, vermutlich nicht in seinem Feld arbeiten und auf keinen Fall Vollzeit.
Für mich werden die Kinder die nächsten 18 bis 20 Jahre Priorität haben, was heißt, daß ich alle Fragen der Gattung "wann arbeitest du denn mal wieder?" erst mal mit "sobald ich Zeit dazu habe" beantworte. In genervten Mommenten könnte ich mich auch zu "abends zwischen 19:30 und 21 Uhr hätte ich noch Zeit, da spalte ich ein paar Atome" hinreißen lassen.
Klar, war unsere Entscheidung, so "viele" Kinder zu bekommen. Und zu der stehen wir.
Aber bitte verlange keiner von uns, daß wir uns dann noch ernsthaft dafür einsetzen, daß der Kreis bitte ein Quadrat sein möge.
Oh ja, hiervon kann ich auch ein Liedchen singen.
Unabhängig davon: Ich finde Ihren Kindersegen total super - hätte selbst gerne mehr Nachwuchs gehabt. Unverständlich sind für mich immer diese Fragen, wann man denn gedenkt zu arbeiten. Kinder und Haushalt mit allem Drumherum sind mehr als genug Arbeit, oder?
Jede Gewerkschaft, die ihren Mitgliedsbeitrag wert ist, würde Amok laufen bei meinen Arbeitszeiten :-)
"Ja, wird dir das denn nicht langweilig?"- klar, den Artikel schreiben war nett und was anderes als herausfinden, wer genau das Klopapier im Kinderzimmer verteilt hat, aber spannend ist auch die Klopapierfrage!
erinnern sie mich nicht an meine alleinerzieher-zeit.
der einzige - öffentliche - kindergarten, in dem ich nach einem jahr wartezeit (bis dahin nahm ich nach dem karenzjahr das kind ins büro mit) einen platz bekam, hatte bis 18.00 uhr offen, aber die kinder sollten bitte bis 17.30 abgeholt werden, wegen saubermachen und so.
weg vom büro zum kindergarten: 30 minuten. wenn der autobus keine verspätung hatte und ich pünktlichst das büro verliess. kam ich um 17.35, hatten die kindergartentanten schon enge nasenlöcher. die geschäfte - die nicht auf dem weg vom kindergarten nach hause lagen - sperrten um schlag 18.00 uhr zu.
ich solle mir doch einen anderen job suchen, meinte die dame vom jugendamt bei der ich wegen eines anderen kindergartenplatzes vorsprach. weil es ja auch so viele jobs gibt in denen man ein kleinkind mitnehmen kann wegen: punkte im gesicht, leichten fieberanfälle (aus ungeklärten gründen ass sie die seife im waschraum, fiel aber niemandem auf, und befragen sie einmal eine eineinhalbjährige peinlich nach den vermutlichen ursachen für fieber), läuse auf anderen köpfen, urlaubssperren, etc. tbc.. die nachbarin, deren kind in den gleichen kindergarten ging, durfte das kind im notfall nur dann abholen, wenn ich VORHER eine entsprechende vollmacht ausstellte, für einen bestimmten tag und eine bestimmte uhrzeit. mir das kind mit dem taxi ins büro zu schicken war unmöglich, wegen fragen sie mich nicht. ich weiss nicht, wieviele besprechungen ich vorzeitig beendete wegen: der kindergarten ...
dann sperrte gott sei dank ein privatkindergarten auf, der bis 19.00 uhr geöffnet hatte.
klar ist es ideal wenn einer zuhause bleiben kann bei den kindern, und der andere genug verdient. aber für die anderen sollten auch möglichkeiten geschaffen werden. die alternative, die mir das jugendamt anbot, war: ich solle in ein mutter-kind-heim ziehen und von der fürsorge oder was auch immer leben, bis das kind alt genug sei. dass ich eine wohnung und einen job hatte (in dem ich sehr gut verdiente), und alles gar prächtig war, bis auf die kindsunterbringung: das war kein thema.
Ich weiß, daß nicht alle diese "Idealzustände" haben, aber mit der Forcierung von Doppelverdienereltern produziert man Notfälle, die nicht sein müssen. Vor den blöden Realitäten macht man dabei die Augen zu, das endet doch nur mit Eltern, die gefrustet sind oder im Dauerstress.
Klar ist "hör auf zu arbeiten" keine Lösung, wenn man das Geld braucht.
Niemand will Sozialnotfälle produzieren, zumindest niemand, der klaren Verstandes ist.
Alles, was ich will, ist ein bißchen Ehrlichkeit: wenn Mütter mit der Option, zu Hause zu arbeiten, als die Allzwecklösung hingestellt werden, dann ist das prima für diese Mütter, aber es ist beim besten Willen kein Modell für alle.
sie haben recht.
für kurze zeit einen sozialfall zu provozieren, um - vermeintlich - das kindeswohl zu fördern, produziert oft genug mehrere sozialfälle auf dauer: erziehungsberechtigte und in der folge das kind. nach ein paar jahren "nichtstun" den anschluss wieder zu finden wird immer schwieriger.
ohne die notwendige ehrlichkeit - und auch kenntnis - der umstände entscheidungen von oben zu treffen ist ziemlich, nun ja, mutig, um es höflich auszudrücken.
und ja, die allermeisten jobs kann man nicht von zu hause aus machen, ob nun in der frauen- oder in der männerwelt, ich seh da keinen unterschied.
Im Prinzip hatten Sie die immer wieder angestrebten "stabilen Verhältnisse", nur es hakte halt an einer Stelle.
Damals war alles anders und es ist auch noch ein anderes Land, aber vielleicht hätte ja eine einfache Lösung der Gattung "das Jugenamt erlaubt, daß die Nachbarin das Kind mitnimmt" schon geholfen. Das sollte im Kompetenzbereiches eines Jugendamtes liegen.