Momente, die mich (fast) zum Heulen bringen
Es war kurz nach der Geburt des Grossen Tigers. Ich war noch wackelig auf den Beinen weil ich Retro-Nudel es geschafft hatte, beinahe zu verbluten und musste mich am Kinderwagen festhalten.
Tigergatte hatte mich mit zur Post geschleppt damit ich überhaupt mal wieder rauskam. Aber die Luft drinnen war so mies, dass ich draussen wartete.
Sah ich aus wie das Bild der glücklichen jungen Mutter? Nein. Blass, man sah mir den Blutverlust an der Nasenspitze an. Dazu tat die Kaiserschnitt-Narbe weh. Und ich schwamm im Selbstmitleid deswegen. Dazu kam die wahrscheinlich tiefste und längste Glaubenskrise, die ich jemals erleben musste. Mein Kontakt zu Gott war tot, beten war reiner Lippendienst und Pflichterfüllung und irgendwann gab ich auch das auf. Wozu? Gott hörte ja eh nicht zu, sonst wäre all' das nicht passiert.
Ich stand also da. Eine Frau kam direkt auf mich zu. Man sah, dass sie irgendeine kleinere geistige Behinderung hatte. Sie luckte in den Kinderwagen und lächelte mich an. "Danke, dass sie ihn nicht umgebracht haben" und gab mir ein kleiens Bild von einem ungeborenen Kind, segnete den Tiger und mich und ging weiter.
Ich heulte mal wieder los.
Ich stand immer noch mit dem Bild in der Hand da als Tigergatte rauskam. Was denn los sei?
Wir sahen uns beide um, aber die Frau mit dem auffälligen bunten Rock, der praktische Rundfrisur und den braunen Schnürschuhen war weg.
Habe ich einen Engel gesehen? Vielleicht, aber Gott hat auch irdische Bodentruppen, die Er schickt wenn es brennt und die dann ganz kurz und nur für einen Moment zu einem Boten Gottes werden.
Ich habe den Aufkleber noch. Das allein zeigt, wie viel mir dieser kleine Moment bedeutet hat. 2 Umzüge und 2 Kinder später liegt er immer noch in der Schreibtischschubalde, um mich manchmal dran zu erinnern, dass Gott zuhört, auch wenn wir grad die Antwort nicht hören, was wirklich wichtig ist (Tigerkind wohlauf und Tigermamas bekommt man so schnell nicht klein weil Unkraut nun mal nicht vergeht) und das manchmal das richtige Wort aus unverhoffter Richtung kommt.
Warum denke ich da heute dran? Weil mich eine Frau mit Trisomie über das Baby in meinem Bauch ausgequetscht hat. Wie alt, wie groß, Junge oder Mädchen, wie schwer, kann man das schon fühlen? Leider hat der Krümel grad nicht gezappelt. Freue ich mich? Aber klar!
Nochmal Biologie
"Meine Weltanschauung bezüglich 'Menschsein'?
Es beginnt mit der Autarkie - sprich in ihrem Fall hätte das medizinische Personal nicht wegen unterlassener Hilfeleistung verklagt werden können, wenn sie entschieden hätten, das der Fötus nicht lebensfähig ist.
Und es endet ab dem längeren Aussetzen der höheren Hirnfunktionen - bei einem vegetativen Komapatienten die Maschinen auszuschalten ist keine Tötung."
Sprach der Herr
Murxus. Und sagte dabei ziemlichen Murx.
Der Mensch ist auch nach seinem Tod noch Mensch. Das ist keine Theologie, sondern Biologie. Wie sonst könnten Skelette als Menschen identifiziert werden? Das sind dann tote Menschen (im Fall von Skeletten besteht da wirklich kein Zweifel, es sei denn man ist im Spätprogramm an Halloween), aber immer noch Menschen.
Zweitens ist ein Mensch ab Geburt kein Fötus mehr, denn ein Fötus ist nun mal definiert ein ungeborener Mensch, dessen Organe ausgeprägt sind, der also "nur" noch wachsen und reifen muß.
Selbstverständlich ist es Tötung eines Menschen, wenn "die Maschinen" ausgeschaltet werden. Es ist wahrscheinlich kein Mord, da die niederen Beweggründe fehlen (so sie denn fehlen), aber immer noch Tötung.
Wenn man sagt "das ist zu teuer" ist man auch ganz fix in der Dunkelgrauzone zu Mord. Habsucht ist ein niederer Beweggrund.
Welche "Maschinen" eigentlich? Den Motor, der das Bett absenkt? Den Zähler am Tropf, der Wasser und Nahrung reguliert? Nahrung und Flüsssigkeit sind menschliche Grundbedürfnisse, die hat jeder. "Maschine" ist so herrlich uneindeutig.
Und jetzt kommen wir zu dem, weshalb ich mir das nochmal durch den Kopf habe gehen lassen:
Frühchen.
Großer Tiger war ein Frühchen. Dabei kommen einem sofort Bilder von Winzkindern in Brutkästen in den Kopf und ganz, ganz vielen Schläuchen. Und dabei irrt man.
Nix da, der Junge lag nicht mal im Wärmebett. Jedes Kind, daß vor der 38. Woche geboren wird, gilt als Frühchen. Mit 36 Wochen und 5 Tagen war er ein Frühchen, wenn der Junge es nicht so eilig gehabt hätte, wäre er ein Fötus gewesen. Den Unterschied macht also, wo das Kind ist. Und sobald man sich das klar gemacht hat, merkt man, wie sinnfrei eine Definition wie "der Mensch fängt mit der Geburt an" ist.
Ich lag, ich erzählte es schon, mit einem nicht-gynäkologischen Nichtnotfall (aber man wollte halt sicher gehen und Bettenbelegung kommt immer gut) auf der Schwangerenstation. Weil wenig Zeit tagsüber war, wollte man noch ein Ultraschall machen am Abend (ich nenn' das mitten in der Nacht, halb 10 war's.). Ich saß also da und wartete, aber da Baby-Kino immer toll ist, wartete ich halt. Neben mir saß eine Frau mit erkennbarem Baby-Bauch und Koffer. Sie war also geplant da und nicht wie ich ungeplant. Sie fing an zu plaudern gegen die Langeweile, ich fragte irgendwann, wie weit sie denn sei.
22. Woche.
Schön! Und weshalb hier?
Wegen einer Abtreibung. Das Kind habe eventuell nur eine Niere.
Ich war geschockt. Mit einer Niere kann man leben. Und das sagte ich auch. Ich bat sie, das bitte nicht zu tun.
Noch geschockter war ich als ich erfuhr, daß zur gleichen Zeit und im gleichen Krankenhaus ein Kind in der 21. Woche geboren worden ist. Das Kind hat auch die Frühchen-Zeit überlebt (wofür ich Gott von Herzen danke), das andere Kind starb noch in der Woche.
Was machte den Unterschied?
Der Aufenthaltsort. Niemand käme (hoffe ich zumindest!) auf die Idee, jemanden, bei dem postnatal ein Nierenschaden diagnostiziert wird, zu töten.
Als mir die Krankenschwester bei der Entlassung "bis in ein paar Wochen Monaten" wünschte, mußte ich ihr einfach sagen, daß ich lieber in ein anderes Krankenhaus gehen möchte weil ich Abtreibungen nicht unterstützen will. Sie sagte, daß würden sie hier nicht werten. Ich schon. Und Spätabtreibungen gehen gar nicht. Und schon gar nicht wegen Krankheit.
Ich mache doch nicht da weiter, wo T4 aufgehört hat!
Wie ich diese ohne Frage teure Frühchenmedizin rechtfertige? Mit der Gegenfrage, wie viel ein menschliches Leben wert ist.
"Ja, aber in Afrika...". Ja, stimmt. Aber muß der Schluß nicht sein, auch Menschen in den hintersten Ecken dieser Welt das selbe zu ermöglichen wie uns hier statt "alles zu teuer, denkenSe mal an Afrika, da geht es auch ohne" zu sagen.
Ob man Mensch-sein an der Möglichkeit, jemanden zu verklagen, festmachen will... das ist keine Frage der Biologie mehr, sondern der Gesetze.
Anderswo sind Gesetze anders. In mehreren Bundesstaaten der USA wird ein Angriff auf eine sichtbar Schwangere als ein Angriff auf 2 Personen gewertet, eine davon hilflos, was strafverschärfend wirkt.
Und was ist nun wahr? Oder hängt Wahrheit am Aufenthaltort? Dann wäre sie relativ.
Gesetze kann man ändern; alles, was man dazu braucht, sind zwischen 51% bzw 2/3 der Bundestagsabgeordneten und ein Abnicken ind er Länderkammer.
Wer einmal gesehen hat, wie früh ein Kind als Kind erkennbar ist, der redet nicht mehr von "Zellhaufen". Dazu muß man(n) nicht mal selbst schwanger werden, Lektüre eines guten Bio-Buches reicht.
Ich habe übrigens einen Termin zur Organdiagnostik. Dann sehen wir, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Das ist das einzige, was mich akut interessiert dadran.
Natürlich wäre ein Herzfehler, ein Nierenschaden oder was auch immer schlimm, aber er ändert nicht mehr als die Wahl des Krankenhauses.
19+4. 20. Woche. Noch ein paar Wochen, und das Kind ist sicher.
Hochmut kommt bekanntlich immer vor dem Fall
Super, Kreislaufzusammenbruch&unschöne Übelkeitsbegleiterscheinungen.
Soeben stand Kleiner Tiger vor der Tür. Eigentlich sind sie draußen unterwegs, aber ihm wurde zu langweilig, also rückte er ab.
Das geht nicht.
Mit Kleinem Tiger schon geredet, mit der Aufsichtsperson muß ich noch reden.
cassandra_mmviii am 06. November 12
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ich Fieslingin, ich
ich hab' meine Haushaltshilfe grad dazu gebracht, dieses ****-Handy mal aus der Hand zu legen, sie räumt jetzt sogar mal die Wäscheberge weg. Und nachher scheuche ich sie raus mit den Tigern.
Nachdem eine halbe Stunde lang die Spüle poliert worden ist, bedankte ich mich herzlich, das wäre jetzt aber wirklich sehr sauber und schickte sie hoch, Wäsche weglegen und erntete böse Blicke. Altglas hat sie auch schon weggebracht.
Aber um bloß nicht zu effektiv zu werden, hat sie die Teller wieder abgespült bevor sie in die Spülmaschine kommen. Müssen ja sauber sein...
Barefoot, pregnant and in the kitchen
and lovin' it!
Einer dieser Vormittage, die ich liebe: Sonne scheint, es herrscht relative Ruhe und ich stehe in der Küche. Grad nur aufräumen, da ist ziemlich viel durcheinandergeraten. Wenn das Morgen auch so gut geht vom Magen her, ist Backen&Kochen dran, Vorräte auffüllen (Muffins, Hackbällchen, Teigtaschen etc für die Frühstücksdosen sind restlos alle)
Gestern abend noch mit Studienfreundin telefoniert- sie erwartet Kind Nr3! Glückwunsch von mir!
Eigentlich eine vernünftige Idee
Krippen-Versorgung mal wieder.
"dass der Anspruch zunächst nur für zweijährige Kinder gilt und erst in einem nächsten Schritt auch auf einjährige Kinder ausgeweitet wird.
In Bremen ist der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz (also für die 3-6jährigen) so geregelt: man kann mit dem dritten Geburtstag den Anspruch annmelden, die Stadt bremen hat dann 3 Monate Zeit, einen Platz für 4 Stunden zu stellen innerhalb von 30 Autominuten inkl Autobahnnutzung. Das heißt, das man mit etwas Pech eine Stunde unterwegs ist und sich nach 2 1/2 wieder auf die Socken macht. Von wohnortnah kann also keine Rede sein, vielleicht muß man sich sogar eine (Zweit)Wagen zulegen, jede Verabredung mit dem Kindergartenkumpel wird zur planerischen Herausforderung, besonders wenn noch andere Kinder mit Nachmittagsplänen da sind.
Könne wir nicht ein Mal das Pferd nicht am Hintern aufzäumen und zuerst da bedarfsgerechte Plätze schaffen, wo man als Schulvorbereitung tatsächlich einen gewissen Sinn sieht, satt uns in Plansollerfüllung für Krippenkinder zu ergehen?
"Er plädiere deshalb für "flexible Lösungen", die sich kurzfristig umsetzen ließen. Hierzu gehöre die kurzfristige Vergrößerung der Gruppen, aber auch das vorübergehende Aussetzen von baulichen Standards."
Zu den baulischen Standards kann ich nicht viel sagen, ich weiß nur von Feuerleitern aus Obergeschossen und Quadratmeter pro Kind, aber ich bin strikt dagegen, daß den Kindern weniger Platz gegeben wird, die Gruppen sind normalerweise doch sowieso schon voll. Und bei der Feuersicherheit möchte ich auch keine gelockerten Standards.
Vergrößerung der Gruppen... aha, das ist dann wahrscheinlich ultimative Frühförderung wenn die Erzieherin noch weniger Zwit pro Kind hat. Ist solchen Strategen eigentlich klar, daß die Lütten noch gewickelt werden müssen und auch Hilfe beim Essen brauchen?
"Nicht überall werde es möglich sein, einen Ganztagesplatz zu gewähren, so Landsberg bei "Handelsblatt Online". "Die Eltern müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht überall den Wunschkitaplatz um die Ecke erhalten können", sagte er. "Insofern erwarten die Kommunen von Eltern auch eine gewisse Flexibilität."
Ich wiederhole mich: 30 Autominuten pro Fahrt sind meiner Meinung nach schon ziemlich viel.
ich würde meine Kinder nirgendwo hingeben wenn ich keinen guten Eindruck von der Krippe habe, egal wie viel Felxivbilität erwartet wird.
Übrigens Plansollerfüllung:
in Bremen werden z Zt knappe 18% der Kinder im Krippenalter außerfamiliär betreut. das ist weit von den 35% Planwirtschaftkinderkrippen entfernt, aber da nur grobe 21% einen Krippenplatz wollen, ist die Situation vielleicht doch nicht sooo weit von den Elternwünschen entfernt, das ganze ist
"much ado about nearly nothing"
cassandra_mmviii am 06. November 12
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Nachrichten
Gucke grad Morgennachrichten.
Ungefähr 16.000 Menschen sind in der "Terrorsdatei" mittlerweile egspeichert. Das gibt es seit 2007, seitdem werden da daten eingegben.
Aufgenommen werden Leute, die der Staat für potentielle Terroristen hält, und ihr Umfeld.
16.000 Leute sind also in der BRD akut terrorismusverdächtig oder ihr direktes Umfeld? Und wieso ist es dann so völlig unmöglich, Terroristen wie dwn NSU aufzuspüren bevor sie in die Polizeiwache spazieren?
Wer landet in dieser Datei und wie? Und vor allem: wird man da auch wieder gelöscht wenn der terrorverdächtige Nachbar, für den man netterweise mal ein Paket angenommen hat, umzieht?
Kann man da nachfragen, ob man selbst drin steht?
cassandra_mmviii am 06. November 12
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Super Tuesday
So, nun wählen sie also, die Amerikaner.
Ich bin mal gespannt.
och nee III
Ich war zwischendrin Besitzerin eines Streicheltelefons. Und eines MP3-Players. Und ein paar Euro mehr hatte ich auch. Und einen Schlüssel zu viel.
Hier brach ab 2 der völlige Zoo los. Ich zog es vor, meine Übelkeit im Bett abzuwarten, notfalls mit Kissen über dem Kopf. Irgendwann müssen die Medis ja wirken und ich SOLL mich schließlich ausruhen.
Als ich mich dann wieder runtertraute, fiel ich fast um. Im Wohnzimmer sah man den Fußboden kaum noch, Haushaltshilfe fegte einhändig weil die zweite Hand ihr Telefon am Ohr hielt. Tiger nahmen weiterhin die Inneneinrichtung auseinander. Und warum lag die Jacke von Haushaltshilfe auf dem Sofa?
Ich also milde dran erinnert, daß heute Turnstunde ist und 2/3 der Tigerbande samt Haushaltshilfe rausexpediert. Ebenso milde an den Kommunionsunterricht erinnert und Großen Tiger Frommsein geschickt.
Dann entdeckt, daß der Wäscheständer im Regen stand. Supi.
Streicheltelefon eingesammelt als es klingelte, was auf dem Küchentisch vergessen war.
Wohnzimmer aufgeräumt.
Jede Menge Kleingeld gefunden, was wie sich später rausstellte aus Hauhaltshilfes Tasche gefallen war als die Jacke auf dem Sofa lag (warum eigentlich?).
Festgestellt, das mein Maus wohl nicht funktioniert weil jemand seinen MP3-Player mit dem Mouseport verbunden hat. Nutzte aber nicht viel, Laptop ist passwordgesichert.
Kurz vor Wutanfall gewesen.
Bei ihrer Rückkehr Haushaltshilfe unter Aufbietung aller verfügbarer Diplomatie (ist ist jetzt bis Ende der Woche alle!) gesagt, daß das so nicht geht udn ihr Kohle, Handy und MP3-Player wiedergegeben. festgestellt, daß Jacken keine Spielzeuge sind und das es hier nicht zugehen darf wie im Irrenhaus (Diplomatie jetzt alle, ich war netter).
Eben klingelt das Telefon. Sie stand bei sich vor der Tür und stellte fest, daß sie mangels Schlüssel nicht reinkommt. Ob ich mal eben unter dem Sofa nachsehen kann, da wo die Jacke gekegen hat. Klar, ich rutsche gern auf dicken Bauch unter Möbel...
Schlüssel gefunden. Haushaltshilfe kommt jetzt nochmal...
Lieb Vaterland, magst unruhig sein
Ich bin an die politisch korrekteste Schule gegangen, die man sich vorstellen kann.
Die Schüler-Cafeteria war nicht nur selbstorganisiert, sondern verkaufte ausschließlich ökologisch angebauten Kaffee einer Bauernkooperative aus Nicaragua, man bekam selbstverständlich schulfrei wenn man zur Anti-AKW-Demo gehen wollte, wir spendeten unser Nachtischobst für die Flüchtlingskinder in der Zietenkaserne und als es zwischendrin mal einen Bombenalarm gab, geriet die chronisch linke Schülerschaft sofort in den Fokus der Ermittlungen. Der Schülerrat hatte Vetorecht (nicht bei den Ermittlungen, sondern in allen Angelegenheiten, die die Schülerschaft betrafen), Rektor hatten wir keinen, sondern eine Kollektive Schulleitung.
Kurz: ein bestimmter Satz Eltern aus
Frankfurt hätte seine helle Freude an unserer Schule gehabt.
Mir haben meine letzten 3 Schuljahre in eben diesem Freiluftversuch neben einer Abneigung gegen das Wort "Mampfreaktor" (das anstelle von Mohrenkopf gebraucht werden sollte) eine halbwegs solide Bildung verpaßt, einen Satz Mitschüler, die ich bis heute schätze, und eine liebevolle Distanz zu den Eigenheiten, die wohl jede Schule bietet.
Manchmal schüttelte ich mein weises 18jähriges Haupt über Mitschüler, die aus einer ganz anderen Welt kamen als ich. Aus einer Welt, in der man unterhalb einer 3-Zimmer-Wohnung doch echt nicht wohnen könne als Student, die dachten, Amerikajahre würden schon vom Sozialamt bezahlt (und nicht begriffen, daß nicht alle Eltern, die sich kein Amerikajahrt für den Nachwuchs leisten konnte, Sozialhilfe empfingen), die Autos für selbstverständliche Geschenke zum 18. Geburtstag hielten und die Frage, was man denn zum Abi geschenkt bekomme, mit "ich fahre meine Gastfamilie wiedersehen" beantworteten. Ich bekam übrigens eine Topfblume.
Ich habe die Mathematik schätzen gelernt, die englische Sprache gehaßt (was sich aber zum Glück gegeben hat) und was noch? Alle drei Strophen des "Deutschlandliedes", die "Wacht am Rhein" und den Text des "Horst-Wessel-Liedes" kennengelernt. Ich kann sie sogar singen, obwohl ich mich selbstverständlich strikt an diesbezügliche Gesetze halte.
Nicht im Rahmen einer musischen Projektwoche, sondern im regulären Deutschunterricht. Das Thema war Nationalhymnen. Wir haben entdeckt, daß das Deutschlandlied doch echt harmlos sei, immerhin tränkt da nicht das unreine Blut der Feinde des Vaterlandes die heiligen Äcker desselben (
" Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons!"- Frankreich und es gab auch keine Gefechtssilluminationen (
"And the rockets’ red glare / the bombs bursting in air"- USA), sondern nur Friede, Freude, Eierkuchen.
Und wenn uns als politisch oberkorrekten Zwölftklässlern (wir hätten ja immerhin noch die Erklärung jugendlicher Einfalt und Idealismus gehabt)das auffallen kann, dann... dann.. dann sollten ein Haufen Erwachsene auch merken können, daß das alles nicht so wild ist.
Und vor allen Dingen: was sind die Alternativen?
was singt man vor dem Fußballspiel (ich finde Fußball auch doof, aber trotzdem?). Mein anscheinend geschichtsrevisionistisch-faschistoider Deutschunterricht hat mir ein recht großes Repertoire an patriotischem Liedgut aus dem 19. Jahrhundert nahegebracht. Wenn der besorgte Vater eine Bürgerinitiative gründen will zwecks Neudichtung, melde ich mich freiwillig :-)
cassandra_mmviii am 05. November 12
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Guy Fawkes Day
"Remember, remember, the 5th of November
The Gunpowder Treason and plot;
I see of no reason why Gunpowder Treason
Should ever be forgot.
Guy Fawkes, Guy Fawkes,
'Twas his intent.
To blow up the King and the Parliament.
Three score barrels of powder below.
Poor old England to overthrow."
Bis heute guckt die Königin sicherheitshalber vor der Parlamentseröffnung nach, ob auch wirklich kein Sprengstoff unter'm Parlament liegt. Nachtragendes Völkchen, die Briten...
cassandra_mmviii am 05. November 12
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Ja, aber...
ich weiß, daß viele Familien das Zweiteinkommen brauche, damit Monatsende und Geldende nicht zu weit auseinanderliegen. Das ist ein ernstes Problem.
Wollen und Müssen sind zwei verschiedene Dinge.
Wie wäre es denn, wenn wir das Problem "Aber ich muß mein Kind in die Krippe geben weil wir sonst nicht genug Geld haben!" mal von der anderen Seite aus aufzäunen?
Wie wäre es denn, wenn man für seine Arbeit vernünftig verdient?
Der Wahlkampf fängt an. Wenn der lokale SPDler mir wieder Blumen schenken will, frag' ich ihn das mal. Der Lokal-CDUler weist mich immer nur auf die Tatsache hin, daß die Bundeskanzlerin eine Frau ist und das er sich ganz doll für Krippen einsetzt. Als ich ihn fragte, wie er drauf komme, daß ich das gut finde, meinte er "Aber Sie sind doch Mutter".
Das stimmt, und zwar in einer privilegierten Position, wir können mit einem Gehalt durchkommen. Das können viele nicht. Was spricht dagegen, dieses "Privileg" mit anderen teilen zu wollen?
Mitteilung an Frau Nahles
Die SPD will also
klagen
Das kann ich gut verstehen wenn das stimmt:
"Während ein Kitaplatz den Staat pro Jahr 10.000 Euro koste, schlage das Betreuungsgeld von 150 Euro im Monat nur mit 1800 Euro im Jahr zu Buche"
Damit, Frau Nahles, verletzt der Staat in der Tat seine gebotene Neutralität. Völlig richtig da zu klagen, eine solche Bevorzugung eines Lebensstils ist nicht hinnehmbar. Ich schlage daher vor, auch Eltern, die ihre Kindern zu Hause betreuen, 10.000 Euro pro Kind zukommen zu lassen statt 1800.
selbstidentifiziert....
Das Internet ist eine Quelle unendlichen Amüsements. Katzen fahren Skateboard auf youtube zum Beispiel. Oder Gangman-Style-Parodien. Und manchmal diskutieren Leute, die ansonsten einen recht intelligenten Eindruck machen, über Klos. Man google "Toilettenbeschriftung" bei der Mädchenmannschaft und erfreue sich an den Kommentaren.
"Self-identified men" als Beschriftung... also, mal ganz ehrlich: wenn ich einen Menschen, den ich als Mann identifiziere, auf dem Damenörtchen treffe, schlage ich Alarm und weise ihn sehr deutlich dadrauf hin, daß er sich wohl in der Tür geirrt hat. Da ist mir relativ egal, ob und wie er sich selbst definiert. Das ist eine massive Grenzverletzung.
Zu meiner Studienzeit wurde auf der Bibliothekstoilette eine Frau vergewaltigt. Dadraufhin sollten alle Kabinen und der Waschbereich mit Notrufknöpfen ausgestattet werden, was natürlich nicht passierte (offiziell: wegen der Gefahr von Spaßalarmen). Ja, nicht jeder Mann ist ein Vergewaltiger und Gewalt von Frauen gegen Frauen kommt vor, wird aber tabuisiert und die meisten Vergewaltigungen finden weder im Parkhaus noch im dunklen Wald noch in der Toilettenkabine statt, sondern im engsten Familien- und Freundeskreis, also durch Menschen, die vertraut sind und nicht erst einbrechen müssen. Man hat ihnen die Tür geöffnet, und das nicht das erste Mal.
Trotzdem. Nur ein sehr kleiner Trost für die Frau, die auf besagter Toilette vergewaltigt worden ist.
So was lese ich und frage mich, was in den Köpfen vorgeht.
Berg- und Talbahn
Mein Blutzucker fährt heute Achterbahn. Angefangen hat es damit, daß ich mit relativ niedrigem Level viel zu früh aufwachte und Kopfweh hatte, daß ich erst mal auf die Zuckerwerte schob. Intrauterine Turmstunden kosten Energie, und die nimmt sich das leibe Kleine halt von mir.
Ich kenn' das, mache das alles ja nicht zum ersten Mal, also bevor hier die Meute aufwacht heißen Tee mit einem Schuß O-Saft getrunken, Kopfweh wurde besser, dafür wurde mir schlecht. Medis eingenommen, wieder hingelegt, wieder mit Kopfweh aufgewacht.
Wieder tiefe Werte. Also zum Frühstück zwar Insulin gespritzt, aber auch ein Glas Saft getrunken wegen Kopfweh. Übelkeit war übrigens besser.
Und ab dem Frühstück war ich dann auf der anderen Seite und bekam den blöden Zucker nicbt aus dem Blut. Dafür fehlte er in den Zellen, ich fühlte mich mega-wackelig, hatte Kaltschweißausbrüche und zitterte.
Vor dem Mittagessen immer noch zu hohe Werte. Also lieber kein Baguette zur Tomaten-Fisch-Creme. Und mitten beim Essen passierte es dann: der Mist sackte ab, und zwar richtig. Endete auch nicht mit Baguette, sondern mit Notfallapfelsaft.
Seit dem Nachmittag bin ich dabei, den Zucker bloß wieder im Rahmen dessen zu halten, mit dem ich funktioniere.
Montag beim Diabetologen anrufen. Mein Tipp: das Insulin ist zu langsam.
Und noch ein Satz
"Gib mir fünf" sprach der Mini-Tiger beim Frühstück.
cassandra_mmviii am 03. November 12
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Ein ganzer Satz!
"Mama, ich will reinkommen"
Und auch noch in der richtigen Wortfolge. Ich bin begeistert!
cassandra_mmviii am 02. November 12
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Was wäre wenn...
Ich fange mit einer Selbstdistanzierung an. Ich denke nicht, daß die deutsche Nord- oder Ostseeküste in absehbarer Zeit von einem Hurrikan getroffen werden. Aber Sturmfluten sind an der Nordseeküste nicht völlig unbekannt.
Man sagt sich immer "das kann nur woanders passieren", aber was wäre wenn ein deutsches Ballunggebiet von einem großflächigen und langfristigen Stromausfall getroffen würde wie zur Zeit New York?
Als vor ein paar Jahren im Münsterland der Strom
ausfiel war das der "Schneekatastrophe" geschuldet. Na ja, mit 50 cm Schnee muß man schon mal rechnen, Katastrophen sehen anders aus.
Jedes Jahr wieder stellt die Bahn überrascht fest, daß es schneien kann in Deutschland. Im Sommer rechnen sie auch nicht mit Hitze. Das ist immer total unerwartet.
In Bremen brechen ÖPNV und Müllabfuhr schon bei 5 cm Schnee zusammen. Wenn man anfragt, warum die Mülltonne nicht geleert wurde, bekommt man die Frage zurück, ob man das Wetter nicht bemerkt hätte?! in einem Ton, bei dem ich "Ostfront, Winter 1944/45" denken mußte.
Nun sind nichtfahrende Züge ärgerlich, aber noch wegzustecken. Und im Münsterland ging es ja noch relativ glimpflich aus und wenn der Müll eine Woche nicht geleert wird, kann man sich ja einen Extra-Müllsack kaufen und so der ewigklammen Stadt Bremen unter die Arme greifen, tut man ja gerne...
Wie ist nicht nur die staatliche Katastrophenhilfe (auf die man als Bürger nur sehr wenig Einfluß hat), sondern mein Haushalt vorbereitet?
Heizung: wird elektrisch gesteuert, fällt also flach bei Stromausfall.
Warmwasser: wird auch elektrisch gesteuert
Licht: Kerzen und Taschenlampen sind da, ebenso Batterien für's Radio.
Im Winter wird das sehr, sehr schwierig. Kamin einbauen wäre die Lösung der Wahl, aber mir fehlt die Lust, unserem Vermieter den Schornsteinbau und den Kamin zu schenken.
Ich weiß grad nicht, ob das Kaltwasser irgendwo auf seinem Weg zu meinem Hahn elektrisch gepumpt werden muß.
Diverse Nachbarn haben Gartenpumpen, da müßte man wegen Wasser fragen und das durch einen Kohlefilter jagen, was aber machbar ist.
Lebensmittel für grob 3 Tage sind auch im Haus.
Uff, das ist ein ziemliches Hoprrorszenario, aber dummerweise nicht völlig unrealistisch.
Der Gläserne Schüler
"Das elektronische Klassenbuch ist Teil des Regierungsvorhabens, die Verwaltung der rund 700 Berliner Schulen zu modernisieren. Dazu gehört auch eine einheitliche Datei, die jede Schule mit Informationen über ihre Schüler füttern soll. Was manche Schulen bisher noch handschriftlich auf Karteikarten notierten - also Name und Geburtsdatum, aber auch Daten zum Migrationshintergrund und zur Lernmittelbefreiung -, sollen sie nun elektronisch speichern. Die Datei werde derzeit schrittweise aufgebaut, sagte Stoffers.
Bestimmte Schülerdaten sollen dann auch die Polizei, das Schulamt und die Senatsschulverwaltung einsehen können. "Der weitgehende Austausch zwischen Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichten und Schulaufsicht muss systematisch ausgebaut werden", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). "
Quelle
Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichte und Schulaufsicht sollen also Zugriff auf Name, Geburtsdatum, Migrationshintergrund, Lernmittelbefreiung (mit anderen Worten: ob die Familie HartzIV bezieht), Fehlstunden, Unterrichtsverlauf und vielleicht auch auf die Noten bekommen. Adresse und Namen der Eltern stehe da wahrscheinlich auch.
Wozu? Damit man Schwänzer den Schulen zuordnen kann. Dazu müssen die Polizisten wissen, wie der Schüler in Mathe steht oder ob der Vater aus Frankreich stammt?
Das ganze erinnert mich an
ELENA
Wozu das?
Wenn der Große Tiger nicht pünktlich mit Unterrichtsbeginn in der Klasse sitzt, bekomme ich einen Anruf. Eine SMS an sich ist nicht viel was anderes, damit sollte man keine Probleme haben, das machen auch heute schon Schulen, ganz ohne Zentralregister.
Es gibt auch legale Gründe, nicht in der Schule zu sein. Die Abwesenheit alleine sagt erst mal nicht, ob der Schüler mit 40 Grad Fieber im Bett liegt oder "unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt" wie es zumindest zu meiner Schulzeit offiziell hieß. Dazu muß man dann irgendwann aufhörem zu "simsen" und reden und dabei auch zuhören.
Nun ist aber nicht jedes Schwänzen der Beginn einer steilen kriminellen Karriere, die sofortige Aufmerksamkeit der Jugendgerichte benötigt, sondern bis zu einem gewissen Grad einfach erst mal normales Heranwachsendenverhalten. Ich hatte zwischendurch eine gute Anzahl Fehlzeiten, damit aber erst angefangen, als ich 18 war und meine Entschuldigungen selber schreiben konnte.
Eine Mitschülerin hatte beträchtliches Talent im Unterschriftenfälschen entwickelt, das ganze flog auf als sie im Einkaufszentrum die Rolltreppe runterkam und dummerweise Mutter und Lehrer sich am Fuß der Treppe miteinander unterhielten.
Ihre Mutter bekam zu Hause einen Wutanfall und zitterte dabei so sehr, daß sie ihren Kaffee verschüttete während sie sagte "ich kann übrigens selber schreiben", was Töchterchen mit "Im Moment aber nicht!" konterte. Beide mußten dadraufhin lachen und die sache war vom Tisch. Warum schwänzte das Mädchen? Weil sie
a) ein ganz normaler Teenager war
b) "de bello civile" schon durch hatte und ihre Lateinnoten top waren, sie sich den Lateinunterricht also schenken konnte wenn man es mal nüchtern betrachtet
Eine Karriere im Fälscherhandwerk hat sie nicht angetreten.
Ich denke sowieso, der Besuch einer Schule sollte freigestellt werden. Die allermeisten Schüler werden auch ohne Schulanwesenheitszwang zur Schule gehen. Solange in jährlichen/halbjährlichen Tests das staatlich gewährleistete Mindestniveau (als "ausreichend" auf der Hauptschule) erreicht wird, hat der Staat niemandem vorzuschreiben, wo und wie gelernt wird.
Zum Lernen kann man niemanden per Gesetz oder Verordnung zwingen und allein die körperliche Anwesenheit scheint mir nicht zwangsläufig zum Lernen zu führen.
Wenn man feststellt "du willst also nicht lernen. Das ist blöd für dich, wir hoffen, daß du deine Meinung in ein paar Jahren änderst. Wenn du das tust, dann komm' einfach wieder. Aber solange störe zumindest niemanden, der Lernen will, und halte dich woanders auf" könnte man das Problem einiger Schulen, in denen Unterricht nur noch unter erschwerten bedingungen möglich zu sein scheint, zumindest verkleinern. Schulen sind zum Lernen da, nicht als Aufbewahrungsanstalten für Leute, bei denen man Schiß hat, daß sie woanders Blödsinn anstellen.
Aber auch ohne grundsätzliche Zweifel am Sinn einer Schulanwesenheitspflicht gefällt mir die Idee, Menschen einer bestimmten Altersgruppe unter Generalverdacht und -Überwachung zu stellen, gar nicht.
Was tut man eigentlich mit Eltern, die wie ich ihr Handy fast nie anhaben oder keins haben? Ich habe seit 2 Monaten wieder eins und kann nicht behaupten, daß ich grad weiß, wo es ist und ob es grad überhaupt Strom hat.
Oder mit Eltern, die das zwar zur Kenntnis nehmen, aber unwillig sind, was zu ändern?
Wenn der Teenager morgens um halb 8 mit Rucksack und Frühstück loszieht, habe ich als Mutter nur begrenzte Kontrolle dadrüber, wohin er geht. An der Schultür abliefern werde ich keinen 16jährigen. Da ändert auch eine SMS nichts.
cassandra_mmviii am 01. November 12
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Neid!
Neid ist ja an sich nichts, wodrauf man stolz sein sollte (2 Todsünden bei einer Gelegenheit..), ABER:
Großer Tiger kommt maulig wieder rein. ER hat beim Besten Kumpel geklingelt und der kann noch nicht rauskommen, der sitzt nämlich noch am Frühstückstisch weil er bis 11 geschlafen hat- solange bis seine Mutter zu Maßnahmen griff.
Ich bin seit 6 wach weil ein Mini-Tiger nach Saft&Unterhaltung verlangte...
cassandra_mmviii am 01. November 12
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mein Halloween
*Ich* hatte Spaß.
Es fing gegen 5 an als die ersten Rudel Teenager (alle männlich, alle in den gleichen öden "Scream-Masken") klingelten und irgend etwas gröhlten, was leider durch die Masken unverständlich war.
Ich, Sweetie-Schale in der Hand: "Erschreckt mich"
Einer probierte es mit "BUH!", war aber durch diese Maske arg gedämpft und verlor deswegen an Effekt, was er auch selbst erkannte.
Ich hob die linke Augenbraue (Anglistinnen-Grundübung, erstes Semester, so ähnlich wie der Große Kopierschein für Historiker).
Einer probierte es mit "FREDDIE!" und wurkste am Hals seines Kumpels rum. Die Vorstellung, einen erwürgten Teen in der Auffahrt liegen zu haben, gruselte mich dann doch ein wenig, aber solange er noch kicherte schein das alles im grünen Bereich.
Die Tiger waren im Wohnzimmer, Süßkram vertilgen, "Shawn das Schaf" gucken und hatten drauf bestanden, die "Jesus-Kerze" (Tigersprech für Osterkerze) anzuzünden und luckten sich wohlig gruselnd ums Eck.
Die Sekunde suchte sich der schwarze Kater aus, um im Flur aufzutauchen, was ernsthaftes Erschrecken bei den Halloweenies auslöste "Die hat 'ne schwarze Katze!" und das Blödeln war irgendwie vorbei. Ich lächelte, das war zu komisch und nebenbei fing das an, mir Spaß zu machen.
Ich fragte, ob sie wüßten, bei welcher Temperatur menschliche Knochen verbrennen. Der erste wich lieber einen Schritt zurück, rettete sich aber in Coolness: "100 Grad!" und weiteres Erwürgen des Kumpels.
Ich schlug vor, sie könnten ja mal was Gruseliges machen und singen. Sie bekamen die ersten Zeilen des Halloween-Songs von Tim Burtons "Nightmare before Christmas" hin, andere Lieder kannten sie nicht... Als sie nicht weiterkamen, fragte ich, aus wie vielen Knochen der Mensch besteht und bot an, sie könnten ja mal nachzählen, ich hole kurz das Skelett (war ein Bluff, wie haben gar keins im Haus...). Noch größere Augen, der Kater setzte sich zu meinen Füßen und guckte aufmerksam. Ging bei bescheidenen Ansprüchen als Familiar durch, aber wie paßte das zum Kruzifix im Flur? Dergleichen inqusitorische Fragen stellte zum Glück keiner, sie starrten den Kater an und fragten, ob wir den immer haben...
Irgendjemand erwähnte wieder diesen Freddie...
Ich hatte jetzt genug Teens geärgert, verteilte Süßdope und wartete auf die nächsten. Die kamen auch prompt.
Die bekamen dann große Augen als ich fragte, ob sie männliche und weibliche Schädel auseinanderhalten können. Präpubertäre Bemerkungen über sekundäre Geschlechtsmerkmale bringen übrigens mich nicht in Verlegenheit.
Daneben hatten wir natürlich jede Menge Hexen im Kindergarten-Alter, ich mußte Tigergatten davon abhalten, "thou shall not suffer the witch to live" mit Brennpaste in die Auffahrt zu schreiben oder aus den gesamelten Stöcken im Garten Scheiterhaufen zu bauen, schockierte eine Kindergartenmuter mit dem Hinweis, daß Knochen aus Friedhofsbegräbnissen nie im (Un)Leben weiß sind, dafür muß man sie bleichen (Memo von mir an mich selbst: ich muß ihr bei Gelegentheit mal erzählen, wie wir ein Date im Knochenhaus hatten... Tigergatte mußte Proben entnehmen und ich saß daneben, den Flur runter gab es auch Mumien... total romantisch), das Nachbarsmädchen sah unter ihrer Gespenster-Verkleidung nichts, weil die Augenöffnungen im Bettlaken verrutscht waren und fiel hin, dann hatten wir sogar echtes Blut, und für nächstes Jahr brauchen wir dringend ein Lehrskelett, die "Buffy"-Flasche mit Weihwasser und noch ein paar andere Kleinigkeiten.
Heute dann Allerheiligen (ich hoffe, ich schaffe es zur Kirche!) und morgen Allerseelen.
Katerchen ist quengelig
Katerchen will raus. Nu' ist er schwarz und irgendwie hab' ich ein komisches Gefühl dabei, an Halloween eine schwarze katze rauszulassen.
Ist schon genug Mist hier in der Halloween-Nacht passiert und da Katerchen seine Nächte am liebsten als wilder, gefährlicher, mäusemordener Draußen-Kater verbringt, kann man sich nicht drauf verlassen, daß er schon wieder da ist bevor irgendwelche Teens meinen, die Halloween-Sau rauslassen zu müssen.
Mauliger Kater mit Hausarrest...
Ag(g)ro-Sprit
"Der Appetit der Welt auf Treibstoff ist unersättlich. Das Getreide, das nötig ist, um den 120 Liter fassenden Tank eines Geländewagens mit Ethanol zu füllen, reicht aus, um einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Von der Menge, die destilliert werden muss, wenn der Tank alle zwei Wochen gefüllt wird, könnten sich 26 Leute ein Jahr lang satt essen"
Quelle
Schon von 2007, aber die beste Mengenangabe, die ich gefunden habe.
Eine Tankfüllung "Öko-Sprit" reicht also, um einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren wenn dieser Mensch ausschließlich Getreide ißt.
Da erscheint einem der Hunger auf der Welt noch mehr als Verteilungs- und Prioritätenproblem als sowieso schon.
Was ist, wenn man einen Teil der Anbaufläche für "Bio-Diesel" nutzt, um proteinhaltige Gemüse wie Linsen anzubauen oder Futterpflanzen für Tiere (die dann Milch, Eier, Fleisch geben)?
Hat jemand eine Ahnung, wie viele LEBENSMITTEL dieser E10-Mumpitz kostet? Ich nicht, das ist eine ehrliche Frage.
Was passiert, wenn der Treibstoffhunger der reichen Welt mit dem knurrenden Magen der Armen in Konkurrenz tritt? Richtig, der Hungernde zieht den Kürzeren.
Und am Ende stellt man fest "War ja klar, Malthus hat das ja schon im 18. Jahrhundert durchgerechnet, die Erde kann nicht so viele Menschen ernähren, weltweiter Hunger ist die Folge von Bevölkerungswachstum, es gibt einfach zu viele Menschen, Bevölkerungexplosion!"
Es gibt nicht zu viele Menschen, aber zu viele falsche Prioritäten.
11 Millionen Tonnen weggeworfene Lebensmottel allein in der BRD pro Jahr, dazu "Aggro-Benzin"... will mir wirklich jemand erklären, die Welt könne nicht alle Menschen auf ihr ernähren?
1-Kind-Politik
China ist anscheinend dabei zu erkennen, das die
1-Kind-Politik eine dumme Idee ist. Nicht nur moralisch betrachtet, sondern ganz pragmatisch: ein Kind pro Paar führt in absehbarer Zeit zu einem Mangel an Arbeitskräften und was kann man als "kommender Markt" überhaupt nicht brauchen? Eine schrumpfende Bevölkerung.
Zu was eine geringe Geburtenzahl führt, beginnt sich in Westeuropa abzuzeichnen.
Klar, man kann eine geringe Geburtenzahl durch Zuwanderung ausgleichen, aber das ist in der BRD politisch nicht gewollt und in wie weit das überhaupt funktionieren würde, ist ungeklärt... ist ja nicht so, daß alle Welt nur drauf wartet, bittebittebitte in Deutschland arbeiten zu dürfen.
Der Plan mit den "Computerindern" scheiterte, weil sich besagte Inder die Löhne ansahen und beschlossen, lieber in den USA oder Großbritannien zu arbeiten oder gar zu Hause zu bleiben. Dahinter steckt(e) die rassistische Vorstellung, das so ein Inder glücklich ist, seine Strohmatte abends neben dem Schreibtisch ausrollen zu dürfen und nur eine Schale Reis am Tag braucht, mehr ist der von zu Hause ja nicht gewöhnt, und koloniale Verfügungsgedanken.
Ob die Zuwanderungsidee chinesische Politiker begeistert, weiß ich nicht.
"Aber wenn die 1-Kind-Politik fällt, bekommen ganz viele Chinesen ganz viele Kinder und überrennen uns"
Die müssen uns nicht überrennen, wir sind so wild drauf bedacht, unbedingt mit den "neuen Märkten" in China Handel treiben zu dürfen, daß wir gar nicht mehr überrannt werden müsssen, das erledigen wir selbst.
Zweitens bekommen Frauen in Europa im Schnitt 1,4 Kinder, auch ohne staatlichen Zwang. Muß also nicht sein, daß, sobald ein Staat das nicht regelt, auf einmal alle Frauen
barefoot, pregnant and in the kitchen sind.
Ja, China ist nicht Europa. Aber mit fortschreitender Modernisierung der Lebensverhältnisse ist bisher überall die Geburtenrate gesunken. In Europa unter das Niveau, was nötig wäre, um die Bevölkerung und damit auch die Wirtschaftsleistung stabil zu halten.
7 Milliarden Menschen gibt es unter anderem auch, weil die Lebenserwartung gestiegen ist, wir krepieren nicht mehr wie die Fliegen, was ich nicht schlimm finden kann.
Wenn die Älteren eines relativ nahen Tages nicht mehr arbeiten und sich selbst versorgen können, wird das Probleme geben, egal wie oft man von den Chancen des demographischen Wandels redet.
Ich muß gestehen, daß ich keine Expertin für das britische, französische, spanische oder irische Rentensystem bin, aber das deutsche steht langfrstig gesehen vor einem Problem.
"Aber die Weltbevölkerung explodiert! Es gibt nicht genug zu essen auf der Welt!"
Wie viele Tonnen Lebensmittel werden allein in der BRD weggeworfen? 11 Millionen Tonnen lt Wikipedia.
Dazu kommen die Lebensmittel (vor allem Kartoffeln soweit ich weiß), die erst gar nicht vom Feld runtergeholt werden, weil sie zu klein oder zu groß sind oder nicht industriegeeignete Formen haben. Ich freu' mich immer, wenn ich eine herzförmige Kartoffel finde.
Die UN listet als Ursache für Hunger in Afrika Krieg, mangelde Transportmöglichkeiten, Korruption und Dürre auf. Zu viele Esser aber nicht.
Ja, der Planet kann nicht unendlich viele Menschen ernähren. Aber für die bisher herumlaufenden 7 Milliarden plus ein paar sollte es schon reichen.
In China hat die 1-Kind-Politik zu vermehrten Jungengeburten geführt in einem Ausmaß, daß über das Geschlechterungleichgewicht hinausgeht. In Indien ist das gleiche passiert.
Die 1-Kind-Politik hat zur gezielten Abtreibung von Mädchen geführt. Nennen Sie mich parteiisch, aber das ist Genderzid.
Geben und Nehmen
Tigerpapa: "Krieg ich auch einen Kuß?"
Mini-Tiger: "Ja"
Tigerpapa hält Gesicht hin. Mini-Tiger auch.
Tigerpapa küßt Mini-Tiger und sagt "jetzt bin ich dran!"
Mini-Tiger: "Ja!" und hält der Gesicht noch weiter hin.
Kicheranfall beim Mini-Tiger.
Hallo Wien
Der gefürchtete Abend dräut: Halloween. Ich hab immer Spaß am Martinssingen, aber ganz ehrlich: Klingeln, "Süßes oder Saures" brüllen und Sweeties abkassieren... irgendwas nettes machen, ein Lied singen oder Gedicht aufsagen und dafür Süßkram kriegen versteh ich ja. Aber das Gebrülle ist einfach nur nervig.
Letztes Jahr hat es geregnet, da fiel es milde aus. Vorletztes Jahr gab es aber Klingeln bis nach 9 und wenn man nicht aufmachte (zB weil man zu langsam war) dann wurde Sturm geläutet. Einem Nachbarn wurd eauch der Vorgarten zertrampelt, was echt nicht muß.
Großer Tiger ist sowieso nicht bereit, irgendwas zu machen wo Hexen vorkommen.
Kleiner Tiger will vor allem Süßkram abgreifen.
Und Mini-Tiger mag keine Gespenster.
Wir bleiben daheim. Wer versucht, mich zu erschrecken, muß sich schon was einfallen lassen. Ich überlege immer noch, mich zu verkleiden... you never expect the Spanish Inquisition
"Es würde vor allem Roma treffen"
Innenminister will Sozialleistungen für Flüchtlinge
herabsetzen, was vor allem Roma treffen würde.
Vielleicht ist Serbien doch kein so sicherer Herkunftsstaat, wenn man Roma statt Serbe ist?
Auch diese Woche:
Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeteten Sinti und Roma eingeweiht.
Wieso denke ich grade, daß Tote immer bequemer zu ertragen sind als Lebende? Man erinnert, mahnt, vergießt eine Träne und geht zum Tagesgeschäft über. Die vielbeschworenen "Lehren aus dem Nationalsozialismus" dürfen auf keinen Fall das Tagesgeschäft stören.
Roma sind bereits während der Jugoslawischen Zerfallskriege vertrieben und ermordet worden.
Mahnmal einweihen und gleichzeitig Asylbewerberleistungen kürzen... ich glaub', mir wird wieder schlecht.
“There are two novels that can transform a bookish 14-year-old's life: The Lord of the Rings and Atlas Shrugged. One is a childish daydream that can lead to an emotionally stunted, socially crippled adulthood in which large chunks of the day are spent inventing ways to make real life more like a fantasy novel. The other is a book about orcs.”
Korregiere: 8 years old.
Großer Tiger ist auf dem Herr-der-Ringe-Trip. Elfen! Orks! Tausend Fragen der Sorte "Woher wußten die Elfen, daß die Orks nach helms Klamm kommen?"
Hobbits
Ich mag Hobbits. Sie wohnen in knuffigen Häusern, schätzen einen guten Keks mit etwas Tee, Blumen und ihren Garten, sind fleißig ohne dabei ins Extrem zu verfallen und wissen insgesamt die schönen Seiten des Lebens zu schätzen.
Im Film "Herr der Ringe" fehlt mir die Rückkehr ins Auenland, wenn Frodo&Co Saruman, der den Lokaltyrannen und Großkapitalisten im Kleinformat gibt (wenn das nicht mal ein Abstieg ist!), vertreiben und damit die Ordnung wieder herstellen.
Ein bißchen mehr Hobbit im Leben unterbringen... mein Ziel für die nächste Zeit.
cassandra_mmviii am 28. Oktober 12
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Kopfschütteln
Senioren könte man doch zur
Pflege ins Ausland schaffen, wo alles billiger ist.
... aha, Oppa Hermann-Gustav kennt Polen, weil er da früher mal unterwegs mit ganz vielen Freunden in Feldgrau unterwegs war, da fühlt er sich bestimmt wie zu Hause und gleich viel jünger?
Kleiner Tipp: selbst wenn Opa Polen "von früher" kennt, spricht er deswegen Polnisch? Damals kam man mit Deutsch ganz gut durch...
Meine Großtante stand mit Schulfreundinnen in
Szczecin. Ihre Schule fand sie wieder, den Friedhof, auf dem ihre Mutter liegt, fand sie wieder, das Wohnhaus war zwar zerstört, aber auf den Fundamenten war neu gebaut worden, der Straßenverlauf war unverändert. Die alten Damen hatten sehr viel Spaß wie es klang, aber sie bemerkten, daß sie deutliche Schwierigkeiten hatten, sich zu verständigen, da keine von ihnen Polnisch spricht.
Zynismus beiseite: was bitte ist denn das für ein Plan, alte Leute aus Kostengründen im Ausland pflegen zu lassen? Gehen die Deutschen davon aus, daß jede polnische, tschechische, ungarische, slowenische, ukrainische etc Altenpflegerin deutsch spricht? Oder das ein Krankenhausaufenthalt ohne Dolmetscher klappt, weil Ärzte und Pflegepersonal schon deutsch sprechen werden?
Dann hat endlich keiner mehr ein schelchtes Gewissen, wenn er Opa nur 2 Mal in Jahr besucht, muß man verstehen, eine Fahrt nach Oppeln ist bei den Spritpreisen nun mal nicht drin.
Wann und wo leben solche Planungsexperten?
cassandra_mmviii am 28. Oktober 12
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Liebeserklärung an meine Heizung
Gestern abend fiel unsere Heizung aus. Mehrmaliges Überprüfen der Hausanlage sagte, daß alles so eingestellt ist wie es sollte.
Also die Tiger mit Wärmflaschen ins Bett gesteckt, selber extra Decke mitgenommen und abends heißen Tee getrunken. Und ganz, ganz schwer gehofft, daß das von selber wieder in Ordnung kommt bis zum Morgen, aus der Leitung kam nur lauwarmes Wasser, heiße Dusche wäre wohl ausgefallen.
Ich weiß nicht warum, aber heute Nacht sprang sie wieder an.
Von manchen Dingen weiß man erst dann, wie toll sie sind, wenn sie mal nicht funktionieren.
Später mal...
Wenn die Bundeswehr
das noch in 13 Jahren anbietet, habe ich da einen Kandidaten! Mindestens einen!
Kleiner Tigers Berufswunsch ist zur Zeit Soldat- Panzerfahren! Oder Spezialsoldat!
Beim Kinderturnen schockierten wir Mädchenmamas. Er springt vom Stufenbarren "Mama, guck mal was ich kann!", landet, lacht und geht wieder drauf. Ob ich das nicht gefährlich finde? Ich: "ist 'ne gute Vorbereitung für's Fallschirmspringen". Was soll ich sagen? Natürlich ist das gefährlich, zumindest moderat gefährlich. Aber was kommuniziere ich wenn ich sage "laß das, das ist zu gefährlich"?
Ich sage, daß ich ihm das nicht zutraue. Auf die Dauer macht das ängstlich und das ist schlimmer als ein verstauchter Knöchel.
Meine Tante bekam auf dem Spielplatz eine Krise nach der anderen. "Willst du ihn da nicht runterholen?" als der die Schaukel erkletterte. Nein, will ich nicht, ihn aus dem Tritt zu bringen wäre nämlich noch gefährlicher. Und am Bein zerren bis er runterkommt, klingt nach einer Garantie für Beinbrüche.
Abgesehen davon hatte ich jetzt grob 7 Jahre Zeit, mich dran zu gewöhnen, das nicht alles, was gefährlich aussieht, auch gefährlich ist. Außerdem sind wir früher auch auf alles mögliche geklettert und haben es überstanden. Manchmal sind wir runtergefallen, aber das hinterließ auch keine bleibenden Schäden.
Wie ich reagiere wenn er tatsächlich Panzerfahrer oder Fallschirmspringer wird? Weiß noch nicht... wahrscheinlich weniger cool als jetzt, aber hoffentlich auch nicht grenzhysterisch.
Beim Spiegel-Artikel stört mich der superbetroffene Ton, es klingt "Wie kann man nur?" mit.
Hubschrauber fliegen, Verletzte retten und/oder gar schießen... welcher knapp 20jährige kann da schon nein sagen?
Und mal ganz nebenbei: was passiert, wenn sich die westlichen Truppen aus Afghanistan zurückziehen? Da jagt ein Horror-Szenario das andere. Man sollte neben der Betroffenheit über all' das Schlimme, was bei einem Bundeswehreinsatz passieren kann, nicht vergessen, daß es im Vergleich zu einer Rückkehr der Taliban wohl das kleinere Übel ist. Damit will ich nicht das Leid der Traumatisierten kleinreden oder die Gefahr, dabei zu sterben, sondern eher sagen: Danke, das ihr es probiert habt. Danke, daß ihr den Kopf hingehalten habt. Danke, daß ihr den Mut hattet, dafür zu sorgen, daß auch Mädchen zur Schule gehen können, daß Frauen wieder medizinisch versorgt werden können.
Wenn man aufhören könnte, in der öffentlichen Diskussion immer so zu tun, als sei ein Bundeswehreinsatz das allerschlimmste, was passieren kann, dann ginge es den Traumatisierten vielleicht besser.
Ich lese jeden Tag von Massensterben und allem Grauen, was damit einhergeht in zu vielen Teilen der Welt. Das wird aber nicht aufhören weil ich superbetroffen bin. Das wird erst aufhören wenn die Welt (so im ganz allgemeinen) den Mut hat zu sagen "Stop, keinen Schritt weiter oder wir werden dich aufhalten, notfalls mit Gewalt wenn das mit der Lichterkette nicht funzt". Nicht als ersten Schritt, aber als letztes Mittel.
Betroffenheit ist ja schön und gut, aber mit der Betroffenheitskerze in der Hand wird man nichts verändern.
Betroffen ist wohl jeder wenn in Jugoslawien wieder identifizierte Skelette oder auch nur Teile davon beigesetzt werden.
Damals sah die "zivilisierte Welt" zu und redete ein bißchen nett auf die Beteiligten ein. Die Betroffenheit reichte ja nicht mal dazu, die Flüchtlinge willkommen zu heißen, die "viel zu vielen" "Asylanten" (Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge haben nach Genfer Konvention Bleiberecht und die aufnehmenden Staaten sind verpflichtet, sie zu versorgen, mit politischem Asyl hat das aber wenig bis nichts zu tun) wurden benutzt, um das Asylrecht weitgehend einzuschränken.
Etwa zeitgleich verhungerten noch mal wie viele hunderttausend Menschen in Somalia oder was davon übrig war und ist?
Und da war noch Ruanda, auch grob zeitgleich.
Ich guck' mir heute abend "Black Hawk Down" an.
If
If you can keep your head when all about you
Are losing theirs and blaming it on you;
If you can trust yourself when all men doubt you,
But make allowance for their doubting too:
If you can wait and not be tired by waiting,
Or being lied about, don’t deal in lies,
Or being hated don’t give way to hating,
And yet don’t look too good, nor talk too wise;
If you can dream—and not make dreams your master;
If you can think—and not make thoughts your aim,
If you can meet with Triumph and Disaster
And treat those two impostors just the same:
If you can bear to hear the truth you’ve spoken
Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life to, broken,
And stoop and build ’em up with worn-out tools;
If you can make one heap of all your winnings
And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And lose, and start again at your beginnings
And never breathe a word about your loss:
If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
Except the Will which says to them: ‘Hold on!’
If you can talk with crowds and keep your virtue,
Or walk with Kings—nor lose the common touch,
If neither foes nor loving friends can hurt you,
If all men count with you, but none too much:
If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds’ worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that’s in it,
And—which is more—you’ll be a Man, my son!
Rudyard Kipling
cassandra_mmviii am 27. Oktober 12
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Neuzugang
In der Bento-Abteilung:
Die Dinos hatte ich zwar schon, aber für die Delfine (mit Herz!) und Sterne lohnte sich das.
Woher? Vom Aldi. Wieviel: knappe 4 Euro.
Eierformer gab es da übrigens auch.
Alt
Es sind nicht die dezenten weißen Fäden auf dem Kopf, aber wenn man Sätze wie "Die Jugend von heute..." denkt oder gar sagt und das mehrmals am Tag, dann merkt man, daß man definitiv kein Küken mehr ist.
Tigergatte fragte sich lautstark, ob er wirklich 200 Seiten Lektüre bis nächste Woche verlangen kann. Die Studis sind heute ja so überarbeitet... ich erinnere ihn, daß wir auch dauerüberarbeitet waren oder uns zumindest so vorkamen.
Seine Studis hätten sich beschwert, sie hätten nie Feierabend. Ich frag' ihn, ob er damals auf die Idee gekommen wäre, sich beim Dozenten über mangelnde Freizeit zu beschweren. Nein, wäre er nicht.
Ich bekam vom Dozenten mal einen Text auf Italienisch. Ich: "Ich spreche leider kein Italienisch". Dozent: "Dann lernen Sie es!". Ich: "Bis nächste Woche?" Dozent: "Das war ein Scherz, Sie sprechen doch Französisch und Latein, damit kommen Sie schon durch".
Der Mann ging auch davon aus, daß wir einsprachige Lateinwörterbücher benutzten, die sind nämlich besser als die zweisprachigen. Und keiner hätte es gewagt, ihm seine Illusion zu rauben.
Und wissen Sie was? Er hatte recht! Nach 2 Semetern Qual flutschte das auf einmal wie von alleine. Warum nur?
Tigergatte versuchte einem Studi zu erklären, daß man das biologische Geschlecht am Skelett erkennen könne.
Nö, kann man nicht, das ist doch alles Definitionsfrage. Irgendwann endete der Studi mit "Ich glaub' Ihnen das jetzt mal". Tigerdozent: "Das brauchen Sie mir nicht glauben, das ist einfach so".
Merkfähigkeit geht gegen Null, am Semesterende vergißt man den Stoff, ist ja vorbei. Mal was freiwillig lesen ist nicht.
"Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben,
sie ist böse, gottlos und faul,
sie wird niemals so sein, wie die Jugend vorher,
und es wird ihr niemals gelingen,
unsere Kultur zu erhalten."
beschwerte sich ein unbekannter Babylonier und wahrscheinlich hatte er recht.
Tigergatte hatte am Ende des Abends übrigens seine Skrupel überwunden. 200 Seiten Pflichtlektüre, Leseempfehlung noch mehr. Wir haben damals auch fix gelesen, Interesse am Thema kann man bei einem Studium wohl vorraussetzen und das Buch ist zwar ein Fachbuch, aber liest sich so runter, sogar für Fachfremde wie mich (ich habe es BEI der Geburt des letzten Tigers gelesen).
Wir mußten damals noch selbst in die Bibliothek gehen und das Buch suchen statt drauf zu warten, daß der Dozent alles online stellt und man nur noch am Streichelcomputer lesen muß. Manchmal mußten wir gar ein Buch kaufen, was heute anscheinend völlig undenkbar ist.
Überhaupt Streichelcomputer&Laptops: würden Sie als Dozent sich auch verarscht vorkommen, wenn ihre Studis während des Seminars die Antwort in der Wikipedia nachlesen? Ich käme mir schon extrem vergackeiert vor, wenn die Jungs&Mädels ihren Bildschirm statt mich oder einander angucken. Sie machen sich aber ihre Notizen gleich in den Computer. Und haben nebenbei Facebook laufen, das läuft ja eh immer (das war die begründung...)
Am Ende des Gejammers über die Jugend von heute stand, daß man es kaum besser macht, wenn man die Absprüche senkt und das man bei zu starken Schonkurs den Studis etwas wertvolleres als Freizeit stiehlt: das Gefühl, jung und bissig zu sein und was zu leisten, ihr Recht auf eine solide Ausbildung und Lernen und einen völlig übermüdeten Lebensabschnitt, der einer der schönsten, intensivsten und lebendigsten des Lebens sein wird. Ihr Recht drauf, mit 2 Stunden Schlaf und ungeklärten Mengen Rotwein im Blut zur Klausur aufzutauchen, zu bestehen und zu denken "Wow, ich kann ja was!". Das Recht später einmal, wenn man WIRKLICH was schaffen muß, zurückzudenken und zu wissen "ey, ich hab damals Latein gepackt, ich pack das auch".
Das ist Studium, Kinder. Gewöhnt euch dran. Wenn ihr das nicht wollt: macht eine Ausbildung bei der Sparkasse Kleintüpfeldingen mit garantiertem Feierabend und Wochenende, geht abends nach Hause, eßt euren Eintopf und seit grau und alt noch bevor ihr 25 seit. Noch schlimmer als "Die Jugend von heute..." zu denken ist es, niemals jung gewesen zui sein.
Kein Schnee
aber es scheint kalt zu werden. Da besteht dann ja Hoffnung!
cassandra_mmviii am 26. Oktober 12
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Quote
"In Deutschland ist Schule schlimm, aber in Bremen ist es noch schlimmer als in Deutschland" sagte die Nachbarin. Und es beschreibt diese Stadt ganz gut :-)
cassandra_mmviii am 26. Oktober 12
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Herbst
Grad eben hatten wir einen dieser Momente, in denen ich genau weiß, warum ich das tue, was ich tue.
"Hier Mama, für dich" sagte Kleiner Tiger.
Vase für einen Euro aus dem Kramladen.
Bunte Blätter von draußen für lau.
Herbststrauß vom Tiger: einfach unbezahlbar!
Die Laterne daneben ist übrigens das Bastelwerk des Mini-Tigers. Sie steht ganz oben damit sie beim Laternenumzug noch heil ist.
Von Katzen und Sofas
Katerchen hat endlich einen ruhigen Platz gefunden, wo man ohne das Tigerkroppzeug seine Ruhe hat: im Sofa. Nicht auf, nicht unter, nicht neben, sondern im.
Der Stoff auf der Unterseite hat sich an einer Stelle gelöst. Und die Stelle hat er erst vergrößert und ist dann reingekrochen und hat es sich gemütlich gemacht.
Etwas seltsam ist er ja schon...
ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen
Katerchen bestand gestern abend lautstark drauf, nochmal rauszugehen.
Eigentlich liegt er dann morgens entweder im Fahrradanhänger oder im Puppenwagen. Wenn man runterkommt sieht er das Licht und die Bewegungen und begehrt reinzukommen und sein Futter.
Heute morgen keine Spur vom Katerchen. So ab 10 fing ich an, mir Sorgen zu machen. Immerhin ist es kalt draußen, kälter als er es kennt. Und Autos gibt es ja auch noch. Und das fiese Norwegerviech.
Jetzt ist er wieder da. Völlig verfroren und ausgehungert, aber wie es scheint ohne größere Blessuren.
cassandra_mmviii am 26. Oktober 12
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Grosse Junx
weigern sich, mit rauszugehen weil sie planen, sich vor den fernseher zu verdrücken und genau wissen, daß sie dafür allein sein müssen.
cassandra_mmviii am 26. Oktober 12
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Raureif und Sonnenschein
sehen zusammen einfach großartig aus.
cassandra_mmviii am 26. Oktober 12
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Sachen, die gute Laune machen!
Ich ward aufmerksam gemacht, daß ich ja immer nur von Diabetes, Tigern, Kuchenbacken und Haushalt blogge. Auf die Idee, daß ich studiert haben könnte, käme man ja nicht. Und Karrierepläne hab' ich ja auch nicht.
Okay :-)
Das kam aus der gleichen Ecke wie mein Mangel an Humanismus und Bildung und die Vorstellung, mit Geschichte hätte ich es ja nicht so.
Made my day!
Familienbedürfnisse im deutschen Recht
http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/12535105.htm
Ich denke, daß Familien, völlig unabhängig von ihrer Religion, im Fall von drohernder Obdachlosigkeit eine Wohnung zugewiesen werden muß.
Gerade Kinder brauchen ein Zuhause, in dem sich sie wohlfühlen können, auch mal laut sein können oder Ruhe für Hausaufgaben und Lernen, und Obdachlose, mit all' den Problemen, die da dran dranhängen, und Kinder vertragen sich nun mal nur begrenzt.
Der Flur einer Wohnung ist zwar kein Zimmer, aber er kann bespielt werden, zur Lese-Eckewerden (auch wenn die Kinder noch nicht lesen können, über die Wichtigkeit vom Vorlesen ist genug geredet und geschrieben worden), ist Abstellraum für Schuhe und notfalls auch mal Schmollecke.
Eine Tür hinter sich zumachen zu können, die die Wohnung abschließt, bedeutet, daß das Kind in einem gesicherten Raum spielen kann. Gesichert nicht nur physisch (und bei den 2 Obdachlosenunterkünften, die ich von Innen gesehen habe, kann von kindersicher keine Rede sein!), sondern auch emotional.
Grippe-Impfung
Eigentlich wollte ich mich ganz dringend grippeimpfen lassen, angezählt wie ich bin, wäre eine ernsthafte Grippe grad nicht so klasse.
Nu' stimmt was mit dem Impfstoff nicht und zudem wird er knapp.
Schnee?
Hörte ich da grad was von Schnee und Graupelschauern in der Wettervorhersage? Juch-hu! Schnee!