mein Halloween
*Ich* hatte Spaß.

Es fing gegen 5 an als die ersten Rudel Teenager (alle männlich, alle in den gleichen öden "Scream-Masken") klingelten und irgend etwas gröhlten, was leider durch die Masken unverständlich war.

Ich, Sweetie-Schale in der Hand: "Erschreckt mich"
Einer probierte es mit "BUH!", war aber durch diese Maske arg gedämpft und verlor deswegen an Effekt, was er auch selbst erkannte.
Ich hob die linke Augenbraue (Anglistinnen-Grundübung, erstes Semester, so ähnlich wie der Große Kopierschein für Historiker).
Einer probierte es mit "FREDDIE!" und wurkste am Hals seines Kumpels rum. Die Vorstellung, einen erwürgten Teen in der Auffahrt liegen zu haben, gruselte mich dann doch ein wenig, aber solange er noch kicherte schein das alles im grünen Bereich.
Die Tiger waren im Wohnzimmer, Süßkram vertilgen, "Shawn das Schaf" gucken und hatten drauf bestanden, die "Jesus-Kerze" (Tigersprech für Osterkerze) anzuzünden und luckten sich wohlig gruselnd ums Eck.
Die Sekunde suchte sich der schwarze Kater aus, um im Flur aufzutauchen, was ernsthaftes Erschrecken bei den Halloweenies auslöste "Die hat 'ne schwarze Katze!" und das Blödeln war irgendwie vorbei. Ich lächelte, das war zu komisch und nebenbei fing das an, mir Spaß zu machen.
Ich fragte, ob sie wüßten, bei welcher Temperatur menschliche Knochen verbrennen. Der erste wich lieber einen Schritt zurück, rettete sich aber in Coolness: "100 Grad!" und weiteres Erwürgen des Kumpels.
Ich schlug vor, sie könnten ja mal was Gruseliges machen und singen. Sie bekamen die ersten Zeilen des Halloween-Songs von Tim Burtons "Nightmare before Christmas" hin, andere Lieder kannten sie nicht... Als sie nicht weiterkamen, fragte ich, aus wie vielen Knochen der Mensch besteht und bot an, sie könnten ja mal nachzählen, ich hole kurz das Skelett (war ein Bluff, wie haben gar keins im Haus...). Noch größere Augen, der Kater setzte sich zu meinen Füßen und guckte aufmerksam. Ging bei bescheidenen Ansprüchen als Familiar durch, aber wie paßte das zum Kruzifix im Flur? Dergleichen inqusitorische Fragen stellte zum Glück keiner, sie starrten den Kater an und fragten, ob wir den immer haben...
Irgendjemand erwähnte wieder diesen Freddie...
Ich hatte jetzt genug Teens geärgert, verteilte Süßdope und wartete auf die nächsten. Die kamen auch prompt.

Die bekamen dann große Augen als ich fragte, ob sie männliche und weibliche Schädel auseinanderhalten können. Präpubertäre Bemerkungen über sekundäre Geschlechtsmerkmale bringen übrigens mich nicht in Verlegenheit.

Daneben hatten wir natürlich jede Menge Hexen im Kindergarten-Alter, ich mußte Tigergatten davon abhalten, "thou shall not suffer the witch to live" mit Brennpaste in die Auffahrt zu schreiben oder aus den gesamelten Stöcken im Garten Scheiterhaufen zu bauen, schockierte eine Kindergartenmuter mit dem Hinweis, daß Knochen aus Friedhofsbegräbnissen nie im (Un)Leben weiß sind, dafür muß man sie bleichen (Memo von mir an mich selbst: ich muß ihr bei Gelegentheit mal erzählen, wie wir ein Date im Knochenhaus hatten... Tigergatte mußte Proben entnehmen und ich saß daneben, den Flur runter gab es auch Mumien... total romantisch), das Nachbarsmädchen sah unter ihrer Gespenster-Verkleidung nichts, weil die Augenöffnungen im Bettlaken verrutscht waren und fiel hin, dann hatten wir sogar echtes Blut, und für nächstes Jahr brauchen wir dringend ein Lehrskelett, die "Buffy"-Flasche mit Weihwasser und noch ein paar andere Kleinigkeiten.

Heute dann Allerheiligen (ich hoffe, ich schaffe es zur Kirche!) und morgen Allerseelen.




maracaya am 01.Nov 12  |  Permalink
Ich habe genau EIN verkleidetes Kind gesehen und ansonsten ueberhaupt gar nichts von Halloween mitbekommen - sehr komisch.

cassandra_mmviii am 01.Nov 12  |  Permalink
Den ersten Vampir (5 Jahre alt) hatten wir am nachmittag im Garten. Kindergartenkumpel blieb auf dem Weg zum Kürbiseinkauf mit Muttern lieber bei uns hängen als zum Gemüseladen zu laufen.

Großer Tiger lieferte abends noch ein Paket an Nachbars aus und weigerte sich, einen Lakritzvampir als Dankeschön zu nehmen, weil er nun mal kein Halloween mag. Er lehnt alles mit Hexen strikt ab und hat beim Sozialtraining die verirrte kleine Hexe auch im Wald stehen lassen (das Programm sah vor, daß man allerlei Aufgaben im Team löst, um dieser Hexe zu helfen... er weigerte sich und das hieß mangelnde Empathie, Sozialkompetenz etc, aber das ist ein anderes Thema), aber völlig logisch war seitdem er Hänsel und Gretel gelesen hatte. Welcher denkende Mensch hilft schon jemandem, der ihn essen will???

Mehrfamilienhäuser abzuklappern ist deutlich weniger einträglich als Vorgartenhäuser. Man sieht sofort, wo wer da ist.

Hier hatten wir relativ viele Teens von woanders, man kennt ja seine Pappenheimer, die extra angereist waren.
Die jüngeren kannte ich alle

admiral am 01.Nov 12  |  Permalink
Hier ist NIEMAND vorbeigekommen!

Selbst die Nachbarskinder sind zum sammeln auf einen anderen Berg (anderen Stadtteil) gegangen.

cassandra_mmviii am 01.Nov 12  |  Permalink
Die waren alle hier... ich hab die Schale 2 mal vollmachen müssen.

cut am 01.Nov 12  |  Permalink
In der S-Bahn waren 2-3 verkleidete Teenies. Sonst nix von zu merken. Subjektiv würde ich sagen: Da war schon mal mehr.

Bin allerdings auch erst relativ spät unterwegs gewesen.

mark793 am 01.Nov 12  |  Permalink
Hier auch weitgehend
Fehlanzeige. Paar vereinzelte Gestalten habe ich unterwegs gesehen, als ich Töchterlein bei einer Klassenkameradin abholte. Aber klingeltechnisch herrschte völlige Ruhe. Mal gucken, ob an Sankt Martin mehr geht.

cassandra_mmviii am 01.Nov 12  |  Permalink
St Martin soll im Rheinland wesentlich größer sein, hörte ich.

cut am 01.Nov 12  |  Permalink
Das ist ganz eindeutig so.

cassandra_mmviii am 01.Nov 12  |  Permalink
Ich hörte was von Blaskapellen.

Hier sammelt man nur Süßkram in der Geschäftsstraße, bei Privathäusern zu klingeln empfinden einige als ziemliche Störung, bei der man mindstens losmaulen muß.
Bei und zu Hause (Dorf in der Gegend von Göttingen) war das anders, da zog man auch von Haus zu Haus. Deswegen habe ich an St Martin IMMER Kekse da zum Verteilen.

admiral am 01.Nov 12  |  Permalink
Sauerland und Siegerland
Hier gibt's Martinszüge mit Blaskapelle und Pferd. Kein Süßigkeitenbetteln an Haustüren. Hab ich noch nie erlebt.

cassandra_mmviii am 01.Nov 12  |  Permalink
das mit den Sweeties hat sich dem Allerseelen-Brauch entwickelt, für die Toten des Hauses zu beten und dafür eine Spende zu bekommen. Das haben Arme gemacht, von denen man glaubte, daß sie Gottes besondere Gnade erfahren.

Da ich aus einer lutheranischen Gegend stamme, ging das mit Allerseelen oder Allerheiligen nachreformatorisch nicht mehr, weil Heilige und Lutheraner zwei Themen mit geringer Schnittmenge sind, aber gegen Martin Luthers Namenstag kann man ja nichts sagen.
Deswegen nachmittags "Als Martin Luther ein Knabe war" singen, Süßkram bekommen und abends Laternenzug mit Posaunenchor.

Ich persönlich verteile ja lieber Süßigkeiten im Andenken an den Hl Martin und von mir aus auch Martin Luther als rüpelige Teenies vor der Tür zu haben, aber was soll's.