Samstag, 24. August 2013
Werder Bremen
Hier gab es zum Abendessen die Originale Werder Bremen Stadion-Bratwurst und, als das bekannt wurde, Fangesänge des Kleinen Tigers. Sie üben das anscheinend im Kindergarten...



Der Untergang des Abendlandes
Ich besuchte einst ein Seminar, in dem es um Elisabethanisches Theater ging und es war ziemlich cool. Irgendwie habe ich sogar einen Zugang zu Goethe gefunden über diesen Umweg.

Aber unbestritten ist, daß es bei dem, was man im Lierturstudium bespricht und dem, was tatsächlich gelesen und verkauft wird, himmelweite Unterschiede gibt. Meine Dozentin wußte nicht, wer Terry Pratchett sei und wieso "Eric" was mit Marlowes Faust zu tun haben könnte.
Ich meine mich zu erinnern, daß es um "Tis a Pity, She's a Whore" (ja, das heißt wirklich so...) ging als die Dozentin erklärte, das sei ein durchaus noch aktuelles Stück, davon würde es auch aktuell sehr erfolgreiche Aufführungen geben, so zum Beispiel in den 1970ern vor 200 Zuschauern als Rahmenprogramm eines Kongresses über Elisabethanisches Theater, wobei die historische Bühnengestaltung sehr gelobt worden sei.

Aha. Zeitgenössisch. Erfolgreich- die meisten Zuschauer waren wahrscheinlich vom Kongress. Aber trotzdem.

Literatur, so damals mein Eindruck, darf auf keine Fall erfolgreich sein, oder wenn sie es unverzeihlicherweise doch ist, sollte der Autor mindestens tot sein. Das gilt übrigens auch für Ausstellungen in Museen.

Der Independent hat seinen Kulturredakteur entlassen und Frau Bergmann sieht den Untergang, bald werden wir alle nur noch Harry Potter oder Shades of Grey lesen.

Nun kann man über die literarische Qualität dieser Werke trefflich streiten. Sie haben sich aber verkauft, sie sind gelesen worden und nun wagen es doch tatsächlich profane Nichtliteraten, eine Meinung zu haben und diese auch kund zu tun.

Ich leide ja auch massiv unter der "Geschichte kann doch jeder"-Haltung. Jeder war im Geschichtsunterricht, ein paar Guido Knopps hat auch jeder gesehen, da ist der Weg frei zur Erklärung des 20. Jahrhunderts.

Vielleicht sollten wir es positiv sehen: nur wer sich interessiert, wird weiterlesen. Vielleicht brauchen wir gar keine Literaturkritiker, die uns erklären, was ein Buch bedeute. Vielleicht schadet es den Literaturwissenschaften nicht ganz so immens, so zu erklären, daß man sie auch ohne Studium verstehen kann.

Und vielleicht haben im Zeitalter der vielverpönten Literaturforen ja auch die paar echten Literaten, die nie im Marktrelevanz erreichen werden, weil die tumbe Masse sie nicht kaufen wird und die Literaturverlage unter dem Diktat des Marktes stehen, eine Chance ihr Meisterwerk von bahnbrechender bedeutung dort den vier oder fünf Schöngeistern zu präsentieren, die es zu würdigen wissen statt das Manuskript, daß die Bücherwelt verändern wird, in der Schublade verstauben zu lassen, wo es erst den Enkeln beim Entrümpeln des Hauses nach Oppas Tod in die Hände fallen wird...