Freitag, 12. Oktober 2012
Schulausflug
Großer Tiger ist enttäuscht. Sie waren in einer Umweltlernwerkstatt und das Thema war "Wald". Also packte er heute morgen eine komplette Outdorausrüstung ein, samt Kompaß. Man weiß ja nie... Gummistiefel & alte Jacke an, Mütze auf, das Abenteuer kann kommen!

Na ja. Das war wohl eher Wald für Stadtkinder.
Nicht mal ein Wildschwein war zu sehen, nur Regenwürmer und Asseln.



oh nee
Ich bin genervt.

Haushalthilfe hat grad das Mega-Chaos produziert und ist dann gegangen.

Von Anfang an:
es regnet. das finde ich auch doof, aber Junx lieben Pfützen. Man muß sie zumindest in den Garten scheuchen, im Matsch spielen, damit sie keinen Hüttenkoller kriegen.

Als ich irgendwann runterwankte (heute seit gegen 12 kein so guter Tag mehr, ich habe irgendwas gerochen, von dem mir wieder übel wurde) stand sie in der Küche, Arbeitsplatte polieren, während im Wohnzimmer der Hüttenkoller tobte- Mini-Tiger heulte, Kleiner Tiger maulte und Kissen&Decken waren auf dem Fußboden. Und irgendjemand hatte den Tisch verschoben... Großer Tiger brüllte von oben, daß er bei dem Krach nicht lesen könne.

Ich habe die Meute also angezogen (Regenhose) und rausgejagd. Haushaltshilfe guckte unglücklich. Dann kam endlich eine Regenpause und ich schlug vor, mal nachzusehen, was die Enten machen. Großer Tiger wollte dann auch raus. Haushaltshilfe wurde noch unglücklicher. Ihr Problem.
Nach 10 Minuten waren sie wieder da, die Kinder wollten wieder rein. Mini-Tiger brüllte "draußen bleiben" und hielt sich am Roller fest, der prompt, naß wie er war, mitreingeholt wurde. Ich erlaubte ganz großzügig, daß sie noch draußen bleiben dürfen :-)

Haushaltshilfe verwies auf die Küche, die noch aufgeräumt werden müsse. Ja, hatte sie recht, aber das sind höchstens 10 Minuten Arbeit, das klappt schon.

Nu' ist sie weg. Deutlich zu früh, aber sie könne ja Montag eher kommen.
Und die Tigerregensachen liegen in einem großen Haufen auf dem Fußboden. Die sind dreckig, sagte sie. Unsere Wand im Flur ist jetzt noch ein bißchen dreckiger, das passiert wenn man Kind mit Schlammpfoten sagt, es möge sich an der Wand abstüzen beim Schuhe ausziehen...

Nein, sie muß Montag nicht eher kommen. Ich weiß, daß es hier vormittags entspannter ist als nachmittags, könnte an der Tigerzahl liegen. Und das sie eigentlich keinen Bock auf das Kinderturnen hat, was Montags aber ansteht. Ich sage mir ja auch immer, daß es schon okay ist wenn ich nicht ganz soooo viel Spaß dran habe.

Ich räum jetzt den Kram auf. Und die Küche. Und grumpfe ganz leise vor mich hin. Und freu mich auf den anstehenden Video-Abend mit Tigergatten und Großem Tiger. "Herr der Ringe", Teil 2. Pferde und Schwerter!



irgendwo zwischen Rassimus und Erfahrungswert
bewegte sich (ist schon 'ne Weile her, Lebensmittelmärkte versuche ich noch zu meiden) eine Penny-Verkäuferin.

In der Dunkelkammer ist man beim Rassismus und ich stehe mal wieder vor Anspruch und Realität und fühle mich, als würde ich versuchen, einen Pudding an die Wand zu nageln.

Es war Samstag abend, wegen der obligatorischen Tüte Chips habe ich mich noch mal auf's Rad geschwungen. Da Tigergatte in solchen Fällen allein die "Abendshow" übernimmt, war ich echt nicht böse drüber, nochmal rauszukommen :-)

Im Laden war die übliche crowd aus Späteinkäufern, Partyvolk und Leuten wie mir, die irgendeinen Döddel vergessen hatten beim morgendlichen Großeinkauf. Also ein eher unzielstrebiges Publikum. Was sich kurz drauf ändern sollte, auf einmal schien es, als wollten alle nur eins: bezahlen.

Ich war grad dabei, mit Umwegen zur Kasse kommen, also der Lärmpegel deutlich stieg. Was war los?
Familie X. hatte den Laden betreten. Ich weiß ziemlich genau, daß es Familie X. war, denn J. hat den Haken im Kindergarten neben Kleinem Tiger und J. war dabei. Wie üblich im rosa Jogginganzug.
Konkret Frauen und Kinder aus Familie X, hatten den Laden betreten und unterhielten sich weiter, quer durch die Gänge. Wenn die Distanz zu groß wird, wird man halt lauter... dazu rennende Kinder, es herrschte auf einmal eine sehr unruhie Athmosphäre und war irgendwie extrem klische.
Ich stand dann an der Kasse an, was einige der Frauen aber nicht störte als sie an mir vorbeigingen und ihren Kram auf's Band legten, der Rest zog nach. Ich machte den Mund auf, um was zu sagen (und tut bloß nicht wieder so, als würdet ihr mich nicht verstehen... ) als die Verkäuferin dazuschoß, mich zur anderen Kasse zog und flüsterte: "Das ist mit denen immer so, da kann man nichts machen".

Erfahrungswert? Rassismus? Irgendein Mix?

Mit J. gibt es dauernd irgendeine Ausnahme- alle Kinder sollen um 9 dasein weil dann das Waffelfrühstück anfängt, J. kommt um 11 wenn ich samt Waffeleisen wieder einpacke, Oma trägt noch den Schlafanzug unter'm Mantel. J. hat immer noch nicht gelernt, sich in einer Schlange anzustellen, was öfter zu Ärger führt, da die anderen Kinder drauf bestehen, zuerst dagewesen zu sein (woher J. das hat, erklärte sich mir an diesem Samstagabend sehr schlüssig). J. wird mal um 12, mal um 2 und mal um 4 abgeholt, mittlerweile hat J. einen Ganztagsplatz damit es einigermaßen planbar ist (Fehlkinder sind im Betreuungsschlüssel nicht so dramatisch wie Extrakinder). Kleiner Tiger ist ein paar mal in Ärger mit J. geraten- er ist da so herrlich unbeschwert von erwachsenen Überlegungen zu Antirassismus und korrektem Verhalten. J. versuchte ihm zu drohen, prallte aber an der tigerlichen Unkenntnis der Erwachsenenwelt und solidem Vertrauen in die eigene Stärke ab.

Die Kindergartenleitung hat kapituliert- bloß keine aggressiven Auftritte der Familie mehr, da gab es ein paar, bei zweien war ich dabei.
Die Elternschaft sah auch zu, daß man einfach nur heile und ohne größere Szenen durchkam.

Ist im "echten Leben" manchmal komplizierter als in der politischen oder pädagogischen Theorie.

Man könnte jetzt über europäische Sozialdisziplinierungstraditionen, mittelständisches Konfliktverhalten, akademischen Anspruchsdenken und deutsche Normgesellschaft reflektieren, aber hilft das konkret?
Was tut die Kindergartenleitung, wenn bei ihr drohende Väter auftauchen? Die Polizei rufen? Drüber reden bei 'nen Schnittlauchtee? Sich selbst hinterfragen? Karate lernen?
Soll sie mit allen Eltern einzeln über J. und ihren anderen kulturellen Hintergrund solange reden, bis alle erstarrt sind?
Wie arbeitet man mit einem Kind pädagogisch, daß durch seine Familie den üblichen pädagogischen Maßnahmen entzogen ist?
Wieviel Rassimus in Form von Verachtung von allen, die nicht in ihre in-group gehören, ist auf seiten der Familie X. im Spiel?


Äks. Alles etwas komplizierter als einfache Antworten es fassen können.


Tigergatte sprach mich als wie die Tüte Chips plünderten auf das Thema Rassismus übrigens an als ich ankam und erst mal ein wenig vor mich hin schäumte.