Donnerstag, 16. Februar 2012
Regeln
ich halte mich nicht für die Sorte Mutter, die permanent alles verbietet und einen gewissen Sachschaden rechne ich eigentlich immer ein. Aber...

Ich sage Nachbarsjungen, der mit den Tigern im Garten rumtobt, dass er bitte aufhören möge sich mit vollem Gewicht gegen den Zaun zu werfen. Das ist ein Zaun, kein Fangnetz. Und er möge bitte niocht auf den Zaun klettern.
"Warum?"
Weil der Zaun sonst irgendwann kaputtgeht
Blick: "der ist aber noch heile"
Ja, und das ist gut so und soll auch so bleiben. Und deswegen bleibst du bitte vom Zaun weg.

Tritt der Junge als nächstes gegen den Zaun. Muss auch nicht sein. Ich also wieder aus.

Frustrierter Blick und als nächstes fliegt eine Sandschaufel durch die Luft.
Warum? Ist uns die Schwerkraft wegen Nichtbegleichung der Schwerkraftrechnung die abgestellt worden? Hatte Newton unrecht mit seiner Theorie?
Nein, kein Grundsatz der Physik versagte, sondern Nachbarsjunge hatte die Schaufel durch mit so viel Svhwung getreten, dass sie flog. Und zwar gegen Mini-Tigers Bobby-Car. Der plärrte los.

Ich also wieder raus. Wir treten nicht gegen Sachen.
"Warum"
Weil das hier eine Regel ist.
"Warum habt ihr so viele Regeln?"

Es gab dann eine kurze, klare Ansage zum thema Spielregeln. Und wer sich nicht dran hält muss entweder nach Hause oder rein. Noch eine Regel.



Flöten und Ziele
Gelegentlich kommen mir die Tränen hoch. So auch wieder letzten Montag:
wir hatten alle unser Heimweg-Brötchen in der Hand und Groser Tiger erzählte von seiner Flötenstunde. Da lief er, Rucksack auf dem Rücken baumelnd, Brille auf der Nase und fragte, wie lange denn mein Flötenkurs gedauert hat.
"Ich hatte keinen Flötenkurs"
"Aber warum kannst du dann Flöte spielen?"
Ich erklärte, dass ich mir das selbst beigebracht habe.
"Und, kannst du auch alle Töne?"
"Na ja, mit dem fis habe ich immer Probleme."
"Aber warum hattest du denn keinen Flötenkurs?"
"Weil meine Eltern das nicht so wichtig fanden"
Denkpause. Ein paar Bissen Brötchen.
"Aber ihr findet das wichtig, oder?"
"Klar, deswegen gehst du ja auch zum Musikunterricht.
Nochmal Denkpause. Brötchen aufessen. Man sah, dass er sich Zeit verschaffte zum Denken.
"Mama, ich habe es dann besser als du"

Genau darum geht es: wir wollen, dass ihr es besser habt als wir. Wir wollen, dass ihr euch entwickelt und dabei Dinge auspropbiert, auch wenn wir diese Möglichkeiten nicht hatten. Wir wollen, dass ihr uns überholt.

Wir wollen, dass ihr in einer heilen Welt aufwachst. ich habe als Teenager regelmässig meine besoffene Mutter ins Bett gebracht. Dabei habe ich mir immer versprochen, dass meine Kinder mich nicht so sehen sollten. Ich habe es ihnen versprochen.

Ich hasse den Muttertag. ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Ich finde es unerträglich peinlich, wenn meine Kidner sich dafür bedanken sollen, dass ich sie zur Welt gebracht habe und mich um sie kümmere. Das ist eine Selbstverständlichkeit und nichts, für was sie sich bedanken müssen.

Ich jedenfalls hatte Tränen in den Augen danach. Grosser Tiger- genau das will ich. Das du es besser hast. Und wenn das Einzige ist, was ich schaffe, ist, dass ihr drei heiler aufwachst als ich, dann habe ich eigentlich erreicht was ich wollte.