Kindswohlgefährdung?
"Zuletzt sei diskutiert worden, ob man diese Jungen und Mädchen wegen Kindswohlgefährdung aus ihren Familien rausnehmen müsse."

Stop! Ich mag Rechtsextreme auch nicht, aber Kindswohlgefährung durch die politische Einstellung der Eltern?! Hallo, geht es noch? Politische Auseinandersetzung ja, den Mist kann man widerlegen, aber nicht so was! Wo sind wir denn hier bitte schön?!
Grundsätzlich ist die Erziehung ihrer Kinder das Recht und die Pflicht von Eltern. Der Staat darf hier nur eingreifen, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist. Kindsentziehung darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung werden.
Kindswohlgefährung muß im Einzelfall nachgewiesen werden statt bei mißliebiger politischer Einstellung unterstellt zuw erden. Auch wenn ich die politische Einschätzung nicht mag, teile oder was auch immer.

"Eine deutlich bessere Lösung seien Ganztagsschulen und Tagesstätten, in denen die Kinder früh demokratischen Alltag kennenlernten".
Die Ganztagsschule als Mittel der politischen Indoktination. Ich muß echt mal checken, in welchem Jahr ich lebe und wo.

"Kindergärten könnten das Problem angehen, indem sie gezielt Kinder von Zuwanderern oder mit Behinderungen aufnähmen und so Vielfalt vorlebten."
Dazu muß man erst einmal Kinder aus Zuwandererfamilien auf der Liste haben, oder Kinder mit Behinderungen. Außerdem kann das auch gewaltig nach hinten losgehen: man lernt kennen und entdeckt, daß man X persönlich nicht mag und dann sind alle Vorurteile bestätigt.
Abgesehen davon: wie beschissen ist es eigentlich, Kinder halbwegs gezielt die Erfahrung machen zu lassen, abgelehnt zu werden?

""Wir müssen Demokratie erfahrbar machen“, forderte Radvan."

Ja, müssen wir. Sobald die Kinder reif sind dafür und ich bezweifle die Demokratiereife von 3-jährigen.


Ich finde es auch besenkelt, wenn Nazis ihre politsche Ideologie weitergeben. Aber das heißt noch lange nicht, daß sie das Wohl ihrer Kinder in einem Ausmaß gefährden, daß die Kinder aus der Familie genommen werden müssen. Normalerweise kommt vor der Kindsentziehung eine lange Liste von sozialpädagogischen Maßnahmen und Hilfsangeboten. Der politischen Einstellung der Eltern wird man mit Familienhilfe allerdings kaum beikommen.

Wenn wir diese Route einschlagen, müssen wir sie dann nicht auch gegenüber Mitgliedern anderer politischer Ausrichtungen einschlagen?

Nee, so nicht.


Was statt dessen? Ich habe keine Ahnung. Aber nur weil es mir an brillianten Ideen mangelt, muß ich nicht jeden Vorschlag für eine ausgezeichnete Idee halten.
Es gibt immerhin so was wie eine Restchance, daß auch diese Kinder sich in ein paar Jahren von ihrem Elternhaus lösen, vielleicht sogar rebellieren, die Werte ihrer Eltern ablehnen. Ich hoffe es.

Grzbndsätzlich ist es das Recht von Eltern, ihren Kindern das, was sie für richtig halten, zu vermitteln. Tue ich auch. Wenn ich dieses Recht anderen Eltern abspreche, muß ich es mir selber auch absprechen. Damit vergebe ich mir dann aber die Chance, meinen Kindern zu Antirassismus zu vermitteln (hat bisher ganz gut geklappt wie es scheint) oder Achtung vor Menschen mit Behinderungen (scheint bisher auch zu klappen) oder auch den Mut, zu sagen, wenn man etwas blöd findet. Damit entfällt dann die Sicherungsleine, daß Kinder, die Rassimus&Co gelernt haben, Gegenwind bekommen.

Freiheit, sagte Rosa Luxemburg, ist immer Freiheit für den Andersdenkenden. Auch wenn es ein sehr ungutes Gefühl hinterläßt.


"Sie warnte davor, Kinder rechtsextremer Eltern auszugrenzen. Viele Eltern hätten beispielsweise Bedenken, ihre Kleinen zu Geburtstagsfeiern in rechtsextremen Familien zu schicken. Aber: „Die Kinder können ja nichts dafür.“

Grundsätzlich richtig, aber als die Holocaustzumindestbezweiflerin anfragte, wie es mit Spielnachmittagen aussähe, war ich deutlich unterenthusiastisch. Das mag ausgrenzend sein, das mag von sozialpädagogischen her überhaupt nicht tragbar sein, aber auf bestimmte Nummern habe ich keinen Bock.




zwetschgenkrampus am 26.Nov 13  |  Permalink
Dies ist einer der Fälle, wo der berühmte Ausspruch gilt: Kinners, ick möchte mehr kotzen, als ick fressen kann.

Den Grund für solche Gehirnflatulenzen hat wohl der dzt. US-Präsident am besten zusammengefaßt: "Because we can."Daher (die folgenden Aussprüche sind noch nicht gefallen, aber das scheint nur eine Frage von Wochen zu sein - daher sind sie bis zur Kenntlichkeit entstellt):

Wenn es nach uns geht, übernehmen wir Deine Kinder und indoktrinieren sie, wie es uns paßt: Because we can.

Gewalt in jeder Form ächten wir, außer der Gewalt, die wir selbst ausüben, die daher per definitionem keine Gewalt ist: Because we can.

Du brauchst nicht selbst zu denken, wir denken für Dich: Because we can.

Wir halten die Meinungsfreiheit hoch: Du bist frei, unsere Meinung zu haben: Because we can.

Was die Nazis und der Kommunismus falsch gemacht haben, das holen wir jetzt nach. Und das schönste: Ihr Idioten macht frewillig mit. Ihr bezahlt uns dafür, dass wir Euch entmündigen - because we can.

(Ironie aus)

cassandra_mmviii am 26.Nov 13  |  Permalink
So sehr mir der Gedanke auch mißfällt, daß irgendwer mit "die Nazis waren toll" groß wird- die Richtung ist gefährlich. Wo ziehen wir die Grenze?
Scientologen, Zeugen Jehovas, Mitglieder seltsamer K-Gruppen... alle miteinenander nichts, was ich teilen möchte, aber grundsätzlich nicht deswegen schlechte Eltern.

Zur Kindswohlgefährdung braucht man mehr als politische Ansichten, die ich nicht gutheiße, teile oder explizit als falsch erachte.

loco-just-loco am 30.Nov 13  |  Permalink
Kennen wir die Sache mit Kindesentziehung wegen falscher politischer Einstellung nicht schon lange? Und die mit der Staatsindoktrination durch faktische Kindesentziehung (Ganztagsschule, gefolgt von gleichgeschalteter Jugendorganisation)? Richtig, da war doch was...
Manche Leute sind heute Rentner und wissen noch immer den Namen ihrer Eltern nicht, weil die DDR sie ihren Eltern entrissen hat und regimetreuen Pflegeeltern anvertraut.
Und falls die DDR nicht schlimm genug ist, das mit der gleichgeschalteten Jugendorganisation paßt auf die Blauhemden genausogut wie auf die Braunhemden, gegen die natürlich jeder was hat.