Freitag, 22. November 2013
Der Geist des Kapitalismus
In der Kulturanthropologie (naja, der deutschen, Kulturanthropologen mit anderem historischen Rucksack oder Forschungsgebiete mit anderem, zB stärker kolonialem Rucksack, sehen da andere Baustellen) gibt es ein paar Antworten, die man immer geben kann.

- liegt an der Reformation
- liegt an der Industrialisierung
- Nazi-Zeit
- 1968

Ich hielt vor Urzeiten ein Referat über den Wandel der deutschen Linken von "sauber" zu "dreckig" bei einer Gastdozentin. Die Lehrstuhlinhaberin kriegte das mit und meinte auf dem Flur, das sei interessant, wie denn die Kurzzusammenfassung sei? "waren mal nicht die Nazis".


Und so frage ich mich immer noch, was davon auf die Niederlande und ihren doch eindrucksvollen Image-Wechsel zutrifft.

Wobei man sagen muß, daß die Industrialisierung ohne die Reformation so nicht machbar gewesen wäre. Nicht unmöglich, aber nicht so möglich.
Und '68 funktioniert ohne Nazis auch nicht, zumindest nicht in Deutschland.

Jedenfalls würde ich im Narrativ der Niederlande die Reformation und ihre Auswirkungen nicht wegreden wollen.

Die Kolonialzeit (die man wie bereits gesagt bei den Hoplländern weniger präsent hat, aber deren Kolonialreich war auch nicht ganz so klein) sieht man heute vor allem als recht bunte Mischung in den größeren Städten und als klare Bereicherung des niederländischen Speiseplans, aber Ziel war in erster Linie Wohlstand des Mutterlandes bzw des Individuums und Kolonialmacht als Selbstzweck, nicht so sehr der Import von pindakaassos
Auf dem Gebiet des Seerechtes kommen aus Holland ordnende Impulse, die stehen dem Handel (Ziel: reich werden) aber nicht im Weg.
Die Tulpenzucht als dezidiert nicht-adliger Gartenentwurf blüht in der Kaufmannschaft, die größtenteils protestantisch-calvinistisch ist. Sie ist schlicht, protzt nicht erfordert keine Repräsentationsbauten, die als Protz&Prunk abgelehnt werden. Protz&Prunk zeigt die Reformierte Kirche in Göttingen nicht, das Gebäude sollte nicht einmal wie eine Kirche aussehen, der Glockenturm ist arg klein geraten und es gibt 2 Fensterreihen, es sollte möglichst wie ein haus aussehen.
Albrecht von Haller, Botaniker, erhält im 18. Jahrhundert einen Ruf an die recht frische Uni Göttingen. Er könne nicht kommen, antwortet er, da es keine reformierte Gemeinde gäbe. Der König hilft ab und stiftet die "ReFo" in Göttingen. Als kleiens Zugeständnis erhalten die königlichen Söhne, welche in Göttingen studieren, einen herausgehobenen, erhöhten Extra-Platz in der Gemeinde (erklärte mir die freundliche Kirchenführerin). Haller entwickeltet die Präformationstheorie (jeder Mensch ist bereits als Mensch fertig im Körper der Mutter angelegt, so in der Art einer "Babushka", die lange als solide Theorie über Babies akzeptiert wird- der Vater "weckt" die Kinder nur.
Aber Göttingen liegt ja gar nicht in den Niederlanden :-)

Die Industrialisierung lassen die Niederlande nicht ganz aus, aber die britischen Exzesse fehlen (was echt nicht schade ist). Handel, Wissenschaft, Landwirtschaft und Seefahrt bleiben bestimmend, wo andere die Landschaft mit Fabriken vollstellen, hatten die Holländer schon vorher Windmühlen.
Da verhält sich das Land anders als England, daß trotz Kolonialreich Manchester hervorbringt.

Im Zweiten Weltkrieg fällt Holland unter die Nazis, aber so recht einen Fuß auf de Boden bekommen die da nicht. Völlig resistent waren auch die Holländer nicht.


Und heute?
Hat sich einiges geändert.



Hausaufgaben
Der ewige K(r)ampf um die Hausaufgaben fiel gestern aus.

Geschichte selber schreiben, wer es schafft, eine Seite vollzuschreiben, bekommt ein Geschichtenheft, um den Rest der Geschihte niederzuschreiben.

In des Tigers Geschichte kommen Greife, Phoenices, Zentauren und Diebe vor. So schnell habe ich den Jungen noch nicht schreiben gesehen, nach 10 Minuten war die Seite voll.

Das ist der Schüler, der vor dem Schulwechsel auf ein vermindertes Lernniveau heruntergestuft werden sollte? Über den die Lehrerin sagte, ich solle mich an den Gedanken gewöhnen, daß nicht alle Kinder Spitzenleistungen bringen und ich nicht erwarte dürfe, daß er mithält? Er könne es nun mal nicht?

Man kann nicht immer ausgedachte Geschichten aufschreiben. Aber Schreiben als motorische Fähigkeit übt man so genau so gut wie beim Abschreiben.

War die richtige Entscheidung.