noch ein Arzt
Ich hasse meine Bauchspeicheldrüse. Mein gesamtes Nahrungsaufnahmesystem ist grad nichrt beliebt bnei mir, aber die Bauchspeicheldrüse könnt' ich zujm Mond treten und würde sie nicht mal vermissen. Funzt ja eh nicht.
Und Diabetologen mag ich auch nicht.
"Sie sollten Vollkornbrot essen"
"Kriege ich grad nicht runter"
"Warum nicht"
Weil ich Hyperemesis habe.
Er setzt zu einem Vortrag über glykämischen Index an. ich erkläre ihm, daß ich das weiß, aber leider trotzdem kein Vollkornbrot vertrage, weil mein Magen es wieder rauswirft. Er versteht nicht warum. Er schlägt Muesli vor. Ich sage ihm, daß alles zu kauintensive grad zu Ärger führt und schlage als Alternative Haferbrei vor, aber bitte nicht allmorgendlich (von der Sahne und dem braunen Zucker sage ich lieber nichts...). Er meint ganz schlecht, Hafer habe einen ganz schlechten glykämischen Index. Sehe ich ja ein, aber Muesli besteht ja auch größtenteils aus Haferflocken und die paar Rosinen machen es bestimmt nicht besser und alles wo "crunchy" draufsteht hat superviel Zucker.
Er kommt noch mal auf das Vollkornbrot zurück "mit schönen ganzen Körnern". Argh.
Und ich frage mich, ob das so schwer ist. Ich verstehe ja, daß Übelkeit und Ernährung ein heikles Thema ist, aber immerhin ist er Facharzt und hat einen Schwerpunkt auf Gestationsdiabetes und ich werde wohl nicht die allererste Schwangere mit Verdauungsproblemen im weitesten Sinne sein.
Er reicht mir ein "Tagebuch" mit nett lächelnden, rüstigen Senioren beim Bergwandern und ich verdreh die Augen. Was denn los sei? Ich erkläre ihm, daß man sich als eigentlich gesunder Mensch Ende 30 nicht so recht in die Truppe einreihen will. Versteht er nicht... ich verzieh mich in die Akademiker-Ecke und sage was von anderer Alterskohorte und generationsspezifischen Freizeit- und Ernährungsgewohnheiten. Na bitte, nu' verstehen wir uns.
Ist es wirklich so seltsam, nicht ständig für 40 Jahre älter behandelt werden zu wollen? Das ganze Diabetes-programm ist auf Senioren zugeschnitte´n, auch die Menü-Vorschläge kommen bestimmtim Altersheim klasse an (jeden Tag Fleisch! Und gedünstetes Gemüse!).
Montag wieder, da ist dann auch die Ernährungsberaterin da... ich freu mich jetzt schon. Diese Damen bringen mich immer an den Rand erst des Heulens und später der Anorexie.
Update
Ich habe jetzt eine coole excel-Tabelle, die ganz ohne wandernde Seniorengang auskommt. Und Platz bietet statt ein Winzspalte "Besonderheiten" oder "Bemerkungen". Da kann ich auch eintragen was ich esse statt noch ein Extratagebuch zu führen. Übersichtlichkeit und so.
(Stellen Sie sich jetzt hier einfach ein paar Durchhalteparolen vor, die ich mir, respektive uns, aber erspare, Sie kennen die vermutlich eh alle.)
Die wiederhole ich mir grad selbst :-)
Ich werd das überleben, wahrscheinlich sogar heile. Man muß solchen Leuten einfach von Anfang an die Kompetenzhierarchie klar machen, und die letzte Entscheidungsbefugnis was mein Essen angeht habe nun mal ich.
Wenn ich nicht jeden Tag Rührei zum Frühstück essen will, ist das ok und kein Grund, mich moralisch zu verurteilen. Oder wenn ich kein Fleisch essen mag oder nun mal das grobe Brot nicht runterbringe.
Auf jeden Fall werde ich mich dem nur mit moralischer Unterstützung stellen und ggf therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Der Diabetologe wurde immer einfach im Satzbau, offensichtlich verstand er nicht, was ich meinte mit "ich vertrage kein Schwarzbrot". Ich hab wohl aus Versehen Altgriechisch oder Latein gesprochen :-)
Vielleicht soll ich wieder Pyramiden aus Plastiknudeln bauen oder ähnlichen Kinderkack. ich nehme Mini-Tiger mit, der macht das bestimtm viel lieber als ich.
Zur Not könnten Sie auch vor seinen Augen so ein Stück Vollkornbrot essen und ihm dann effektvoll auf den Schreibtisch erbrechen. Das sollte dann unmissverständlich sein.
:-)
Solche Verzweiflungsmaßnahemen hebe ich mir für renitente Sprechstundenhilfen auf- die müssen es ja wegputzen.
Ich soll jetzt auch zur Diabetes-Schulung. Die vom letzten, vorletzten oder vorvorletztem Mal reicht nicht. Dabei ist es wirklich immer dasselbe, was sie einem erzählen.
Besonders cool fand ich die Aussage, daß ich jetzt doch permanent Diabetes habe statt Prädiabetes. Ich fragte nach, was das konkret heisse, so für den Rest meiens Lebens nach der Schwangerschaft. "Das besprechen wir dann".
Ich sagte ihm, daß mich der Gedanke beunruhigen würde. Er sagte, das müsse ich nicht sein. Das würde ich lieber selbst entscheiden...
manchmal horchen die einfach nicht zu, weil sie schon gewohnt sind dass man ihnen auch nicht zuhört.
ich ernährte mich einmal im krankenhaus eine woche lang von zwieback und tee: auf der gyn! gross und in blockbuchstaben stand auf meinem anamneseblatt: "achtung, seit >15 jahren morbus crohn: schonkost!!!" (wirklich mit drei rufzeichen). ich hatte gerade eine gröbere unterleibsoperation hinter mir (und kann seither bestätigen, dass das mit "ich bin jetzt keine frau mehr" im kopf stattfindet), und war ergo ein wenig, nun ja, allgemeinreduziert.
was bekam ich am ersten tag, an dem ich wieder was essen durfte? kartoffelauflauf mit fetter wurst drin und gerösteten zwiebeln obendrauf. was nach so einer operation an sich - und die meisten frauen, die auf der gyn liegen, haben ja irgendwas in der nähe des gedärms - ja sowieso schon schwer diskutabel ist. starke blähunge nach einem kaiserschnitt stelle ich mir auch nicht sehr toll vor.
als ich mit schaum vor dem mund nach der diätküchenoberbeauftragten verlangte, meinte die, das essen sei gesund, schmackhaft und extra auf die bedürfnisse der patienten abgestimmt. ich: dann will ich eben nur zwieback und kamillentee, oder auch pfefferminztee. das hielt sie für sehr unvernünftig ...
manchmal möchte man denen mit einem plastikschauferl auf den kopf hauen.
Die vorletzte Schwangerschaftsdiabetes wurde im Klinikum Göttingen ambulant behandelt. ich war auf 23 Broteinheiten pro Tag eingestellt, Standart bei Schwangeren.
Dummerweise mußte ich stationär ins Klinikum. Auf die Geburtststation weil man mit einem Notkaiserschnitt rechnete. Passierte aber nicht, war alles ganz harmlos.
Ich war als Diabetikerin aufgenommen worden. Frühstück: 2 Weißmehlbrötchen mit Johannisbeergelee. Das sendet den Blutzucker auf den Himalaya... ich das der Krankenschwester gesagt. Sie zuckte die Schultern, das sei doch lecker.
Dann kam sie wieder. Auf wie viele kalorien ich denn eingestellt sei?
Ich sagte ihr, ich sei auf BE eingestellt, Kalorien seien ja auch in Fleisch und Fett und das sei erst mal egal. Sie "das machen wir hier aber so". ich ihr gesagt, sie möge bitte in der Diabetes-Ambulanz anrufen und das abklären, nicht das hier alles durcheinander gerate. Braucht sie nicht. Wie viele Kalorien ich denn am Tag esse? Das Kalorienzählen habe ich mir vor ein paar Jahren abgewöhnt und das ist auch gut so.
"Naja, dann nehmen wir 1800 Kalorien"
"Ich bin schwanger, die Mindestempfehlung der Welternährungsorganisation ist 2000 als Grundbedarf plus 300 bei Schwangeren, also 2300"
"Das sind zu viele, das machen wir hier nicht. Diabetiker bekommen zwischen 900 und 1800".
"Das ist Mangelernährung"
"Nein, das ist ausreichend"
Die Diabetesabteilung erklärte dann, daß sie mit bitte 2300 Kalorien geben mögen, das entspräche 23 BE. Das geht nicht, die Küche stellt nur bis 1800 zusammen. Die Frage, zu welcher Mahlzeit wie viele BE gegessen werden (was wichtig ist für die Frage, wie viel Insulin man spritzt), war auch unwichtig, das machen sie hier nie.
Nach dem Mittagessen sauste ich in einen Unterzuckerungsanfall obwohl ich schon deutlich weniger gespritzt hatte. Was war passiert: es gab einen großen Teller voll Kartoffeln mit 2 Eßlöffeln Quark, und trockene Kartoffeln brachte ich nicht runter und ich war nach 3 Kartoffeln einfach satt.
Und den Nachtisch auch nicht weil das Zeug so deutlich nach Süßstoff schmeckte, das mir übel wurde. "Das müssen Sie aber essen, kein Wunder wenn Sie unterzuckern".
Die Tante des Tigergatten ist Diätköchin und fiel bei der Geschichte fast vom Stuhl. Was denn das bitte solle?
Schwere Blähungen nach Kaiserschnitt sind absolöut schmerzhaft. Aber keiner wußte, wo sie herkommen konnten. Wurstauflauf gab es jedenfalls nicht :-)
Solche Verzweiflungsmaßnahemen hebe ich mir für renitente Sprechstundenhilfen auf - die müssen es ja wegputzen.
Damit erreichen Sie aber keinen Lerneffekt beim Diabetologen. Wegputzen müssten es eh die Sprechstundenhilfen.
Stimmt. Vielleicht doch. Ich versuche immer, die negativen Folgen von Erziehungsmaßnahmen auf die zu beschränken, die es treffen soll. Wahrscheinlich Beruf(ung)sschaden.
Wer Argumenten gegenüber taub ist, muß Taten sehen. Da haben Sie vollkommen recht. Montag um 11:15.
die scheinen überall einen leichten an der klatsche zu haben. ich frag' mich schon lange nicht mehr, wieso manche patienten im krankenhaus noch kränker werden. aber da wir ja mündige patienten haben, sind die eh alle selber schuld. wie leicht man da jemandem ernsthaften, dauernden schaden zufügen kann, ist eine andere geschichte. und die mit der haftpflicht erst recht: sie hätten das ja (nicht) essen sollen, sie müssen das doch wissen.
ich werde am montag an sie denken. vielleicht versuchen sie dem herrn dr. in die manteltasche zu zielen, oder in die pantoffeln. pc-tastatur wäre auch fein. sie können ja nix dafür. schubladen böten sich auch an. frühstücken sie bitte das richtige.