Wahre Rebellen
Interessanter Artikel:

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,812437,00.html


Heiraten, Kinder, Abschluss- das wahre Rebellentum gegen eine Elterngeneration, die Hippathitis hat.


Als ich nach dem Kaiserschnitt beim Grossen Tiger im Krankenhaus lag und Verwandtenbesuch bekam, hiess es bei der lieben Familie immer "Du musst wieder arbeiten gehen, hast du ihn schon in der Krippe angemeldet?"

Nö, hatte ich nicht. Wollte ich auch nicht. Ich kam kaum aus dem Bett hoch, hatte mehr Blut verloren als ich jemals gehabt hatte (Bluttranfusionen retten Leben) und echt andere Sorgen.

In der Schwangerschaft hatten die gleichen Leute immer wieder zur Abtreibung gedrängt- was wolle ich denn mit einem Kind, ich müsse doch an meine Karriere denken, wie ich mir das vorstelle. das könne ich nicht machen, das sei unverantwortlich und unreif.

Das, was ich dann getan habe, war für sie unvorstellbar: zu Hause bleiben, mich um das Kind kümmern und dabei Spass haben.
"Du verblödest doch, was machst du denn den ganzen Tag?".

Ich war immer versucht, ihnen zu sagen "Nichts, ich hänge nur faul auf dem Sofa rum und esse den ganzen Tag Schokoladenkekse!", denn das, was ich machte, lief für sie unter "nichts" oder zumindest "nichts wichtiges".


Ähnlich war es ja schon mit der Hochzeit: warum wollt ihr den heiraten? Ihr könnt doch auch so zusammenleben. Muss man doch nicht mehr heutzutage. Blablabla yadayadayada...

Und hier sitze ich nun, tatsächlich mal mit einer Tasse Tee neben mir, komme von draussen rein, habe den Lütten in der Kälte ausgetobt und tue seit ziemlich genau 8 Jahren "nichts". Und habe auch nicht vor das zu ändern. Denn wähernd diesen Nichtstuns bin ich mehr ich selbst geworden als jemals zuvor.




cut am 02.Feb 12  |  Permalink
Ich sitze ja die meiste Zeit im Büro und tue nichts. Mehr zu mir selbst geworden bin ich dadurch bislang aber leider nicht.

Sollte ich das ändern?

cassandra_mmviii am 02.Feb 12  |  Permalink
keine Ahnung. Wollen Sie es denn?

Die Nummer mit dem Teilzeit arbeiten, Vollzeit studieren und nebenbei die Katastrophen einer immer feucht (nicht nass, nur so ein bisschen tröpfeln) Familie aussbügeln und dann abends Zeit mit Tigergatten haben (so denn nichts anderes anliegt) plus 3 bis 5 Mal die Woche Leistungssport wurde auf die Dauer ein bisschen viel.

Mehr Zeit tut mir als Mensch sehr gut.

Ich habe das Gefühl da zu sein, wo ich hingehöre, bin soweit zufrieden wie das menschenmöglich ist und habe mich vom leben auf der Überholspur weitgehend verabschiedet.

Man kann es nicht immer allen recht machen. Muss man auch nicht. Auch wenn ich das grobe 30 Jahre probiert habe und wenn ich das Gefühl hatte, dabei zerrissen zu werden reagierte ich dadrauf mit "musst halt besser werden, das musst dui schaffen".

Mein schlechtes Gewissen, dass ich die Welt imemr noch nicht vor sich selbst gerettet habe lässt sich auch ertragen. So in Ruhe mit Tee.

cut am 02.Feb 12  |  Permalink
Wollen Sie es denn?
Was will ich, woher komm ich, wohin geh ich? Das sind Fragen ...

cassandra_mmviii am 02.Feb 12  |  Permalink
Wer nicht den Eindruck hat, dass ihm was fehlt, sollte nicht unbedingt was ändern. Wer diesen Eindruck hat schon.

Die "Rebellion" gegen Erwartungen wie geh arbeiten, habe spannende Hobbies, geh auf die richtigen Parties, triff dich mit interessanten Leuten etc ... sich trauen, langweilig zu sein ist für mich befreiend gewesen. Andere mögen das anders empfinden. das ist für mich (grosszügigerweise!) ok.

Aber die Blicke "Wie, ihr seit verheiratet?" "Wass, du hast ein Kind?" können schon interessant sein.