Ich fand pc-Sprech ja immer ziemlich seltsam. Wenn aus kleinen Menschen vertikal Herausgeforderte wurden oder aus Toten Menschen in einem veränderten Seinszustand und das alles in dem bemühen, niemanden zu verletzen, fand ich das am Problem vorbei.
Ja, Sprache ist wichtig, aber wenn wir mehr über die Frage reden, ob das Binnen-I denn konsequent benutzt wurde und wenn nicht, dann ist der Text Schrott oder der Sprecher muß Unrecht haben und sollte das schnellstmöglich erfahren, dann machen wir was falsch.
Ich dachte, nach der TeilnehmerInnenlistIn, die ich in einem Seminar mal ausfüllte, könnte mich nichts mehr schocken und das ganze sei selbstentlarvend lächerlich.
Nö.
"Dix Studierx hat in xs Vortrag darauf aufmerksam gemacht, dass es unglaublich ist, wie die Universität strukturiert ist, dass es nur so wenige Schwarze/PoC Professxs gibt"
Kann man geschrieben verstehen, gesprochen sehe ich ein paar zu überkommende Hindernisse... Professexes oder so was?
"We_lche Mita_rbeiterin will denn i_hre nächste Fortbildung zu antidiskriminierender Lehre machen? Sie_r soll sich
melden. Der Kurs ist bald voll."
wird schon deutlich schwieriger, der durch das Wort wandernde Unterstrich, der Unsichtbares sichtbar machen soll... aha. Harry Potter anybody?
das kann man (sorry...) auch kombinieren:
"Di_e Sprech_erin der queer_feministischen Hochschulgruppe konnte ihr_e Kommilito_ninnen, Freun_dinnen und die Mitarbeit_erinnen der Uni für i_hr Anliegen begeistern. Kei_ne verwendete ih_r Stimmrecht dagegen"
Vielleicht stimmten sie ja nur dafür, damit sie ihre Ruhe hatten :-)
"Unsa Lautsprecha ist permanent auf Demos
unterwegs. Ea erfreut sich hoher Beliebtheit."
Yu, schreib wie du sprichst, so bringen sie es hier in bremen den Kindern auch bei und die Ergebnisse bremischer Bildungspolitik sind bekanntermaßen zukunftweisend.
Der vorläufige Gipfel des Absurden oder auch Unverschämten ist erreicht, wenn so was passiert:
"Habe ich eine Studiengruppe für Leute gegründet, die keinen
akademischen Background haben? Ich kann
Worte ausprobieren, finden, immer wieder neu
verändern, die sich für mich richtig und passend
anfühle"
Entschuldigung, aber ich hole jetzt mal das Kind der Arbeiterklasse raus, das als erste Abi gemacht hat und einen hardcore-geisteswissenschaftlichen Studiengang einschlug:
Sagt mal, meint ihr eigentlich, euch versteht einer, der nicht zu euren kleinen Kreis gehört? Merkt ihr eigentlich, wie scheißenelitär oder neuer ausgesdrückt klassistisch ihr handelt?
Prima wenn ihr Worte finden und verändern wollt bis ihr damit glücklich seit, aber wer versteht euch dann noch? Ach Moment, ihr gründet dann ja für uns arme Proletenkinder Studiengruppen, damit wir lernen, wie man redet. Bringt ihr uns auch bei, mit Messer und Gabel zu essen?
Meint ihr das ernst?
Sich darüber Gedanken machen, wie man Menschen erreichen kann und da abholen wo sie sind, aber nicht mit ihnen reden können. Aha.
Ich verstehe euch- mittlerweile. Und grad wünschte ich mir, ich verstünde euch nicht, denn dann könnte ich mich ein paar Illusionen mehr hingeben.
ich sehe die Pazifistennachbarin ihr Kind retten und vermute (Mütter sind halt wie die Staatsanwaltschaft), das der Tiger mit seinem nigelnagelneuen Seifenblasen-Schwert rüpelig wurde. Kurzer Auftritt der maternalen Inquisition: "Hast du mit dem Schwert gehauen?!"
Nein, erklärt die Nachbarin, ihr moderat traumatisiert guckendes Kind (männlich, 4 Jahre) schützend hinter ihren Körper haltend. Aber sie mag das nicht. ich denke mir, daß man seine Marotten besser nicht an den (eigenen) Kindern auslassen sollte und wie oft ich was nicht mag und wie oft das einfach mein Problem ist, mit dem ich klarkommen muß.
"Bitte nimm das nicht persönlich"- klar, wenn man ihren Nachwuchs angeht, sind Tigermütter ja bekannt für ihre distanzierte Art :-)
"Aber dieses Hauen, mit den Schwertern. Das mögen wir nicht. Sie können ja gerne zusammen spielen, Trekker fahren oder malen, aber nicht mit Schwertern." Sie guckt mich stellungsnahmefordernd an.
Ich nicke, erkläre, daß ich das verstanden habe und für ihre Entscheidung halte.
"Wir wollen nicht, das sich Maximillian-Amadeus das abguckt. Da soll er nicht zugucken"
Augenbinde?
"Und das spielen deine Jungs ja immer"
JA!
"Und dann heißt es ja auch "Morden!"!"
Das langte. Ich erkläre, daß sie da wohl wen verwechselt, "Morden!" habe ich hier noch nicht gehört.
Sie rudert zurück. Ja, meine nicht, aber die anderen und wenn man so viel unterwegs ist wie sie, dann hört man das. nd das wollen sie nicht.
Ich bestätige ihr Recht, das so zu sehen.
Jedenfalls wollen sie das nicht. Auch zugucken soll er nicht. Also trug sie ihn in den Garten.
Armes Kind. Da luckt er nun zwischen den Büschen raus.
Ich habe drauf verzichtet, ihr zu erklären, daß das schlimmste, was man seinen Kindern antun kann, ist, sie zur Angst zu erziehen.
Ich nehme das nicht persönlich. Echt nicht. Wirklich. Ich nehme es nur nicht ernst :-)
Die Seifenblasenschwerter gibt es übrigens beim Penny.
Ich bin amüsiert.
"Sie haben doch studiert und so weiter, können Sie nicht sich da was suchen?"
Sicher bis vielleicht. Aber nicht ohne Umzug. Und das ich und Tigergatte was in der gleichen Stadt finden, ist mega-unwahrscheinlich.
"dann pendeln sie eben, das machen doch viele"
Haben Sie mal in meinen Lebenslauf geguckt? Da steht, daß ich vier Kinder habe. Wir könnten das ja so machen:
er arbeitet in Bremen.
Ich arbeite in Stuttgart.
Wir wohnen in der Mittel also irgendwo in Hessen, und eine Woche nehme ich die Kinder mit in die Zweitwohnung nach Stuttgart, wo sie dann zur Schule gehen, die andere Woche wohnen sie in der Drittwohnung bei Papa und absolvieren hier ihre Schulpflicht. Am Wochenende sehen wir uns dann im schönen Hessen.
Ich war ein wenig höflicher.
Wieso können die leute nicht einfach sagen "Hier sind Sie falsch, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen" und fertig? Wieso ergehen sich Leute, denen man eine einfache Sachfrage gestellt hat, die sie beruflich beantworten sollen, in allgemeiner Lebensberatung? Und noch dazu ohne Plan, was geht und was recht schnell auf die Grenzen bundesdeutscher Gesetzesrealität trifft?
Oder die dumme Realität, daß man im akademischen Bereich nicht mal eben was findet. Doch, man findet- so man denn weitgehend bis komplett auf Geld verzichten kann und es aus Begeisterung für ein Projekt tut. Begeisterung weckt der Zirkus grad eh nicht in mir und ich suche ja nicht weil ich mich sonst ins Bodenlose langweile, sondern weil wir das Geld brauchen (was man im Akademischen aber auf keinen Fall sagen darf!).
Amüsant bis nervig.
Das ganze verstärkt meinen Eindruck, daß Vereinbarkeit von Failie und Erwerbsarbeit eine gigantische Worthülse ist, die platzt, sobald man sie dem Stresstest Realität aussetzt. Die Anforderung, es mögen bitte beide Elternteile arbeiten gehen, und zwar Vollzeit, ist nicht umsetzbar, ohne die Eltern (und in der Realität die Mütter) zu verschleißen und zu vernutzen. Dabei geht es um möglichst willige, möglichst billige Arbeitskräfte, nicht um hehre Worte wie Lebensgestaltung oder sonstewas.
Wird schon, nächste Woche ist voll mit vielversprechenden Terminen.