Freitag, 2. Mai 2014
"Mama, geh weg!"
Tiger sind im Park, spielen im "Geheimversteck"- wie geheim ist ein Versteck, daß man den Eltern gezeigt hat? Egal :-)

Tigermädchen und ich kommen hinterher.
Mini-TIger baut sich vor mir auf: "Mama, geh weg! Du störst!"
Es steigerte sich zu "du nervst mich!"

Also ging ich. Nun sitze ich am Schlafzimmerfenster, denn von dort aus kann man sie sehen.

Große Junx. Mutter steht daneben geht ja gar nicht...

Etwas älter ging ich jeden Tag alleine vom Kindergarten nach Hause.
Ich trieb mich nachmittags im Dorf rum und kam beim Abendläuten heim.
Wir tobten durch Gärten und über Höfe und unsere Eltern hatten meist eine grobe Ahnung, wo wir sind.
Und ich sitze am Fenster und gucke zu...

Unüberwacht-sein ist wichtig für Kinder. Das weiß ich. Trotzdem bringe ich mich nicht dazu, von diesem Fenster wegzugehen.

Vielleicht reicht es ja für's erste wenn sie nicht wissen, daß ich alles sehe?



Beschäftigt
Damals lehnte Schulz einen Rücktritt ab. "Ich bin bis zum Ende der Legislaturperiode als Parlamentspräsident gewählt und werde das Amt bis zum letzten Tag ausüben", sagte er dem SPIEGEL.

Wenn ich mir die Wahlkampftour angucke, dann frage ich mich, ob das überhaupt realistisch ist: die Termine wollen vor- und nachbereitet sein, vor Ort trifft man sich mit Leuten, die man für wichtig hält usw. Wie viel Zeit bleibt für den Job als Parlamentspräsident? Kann man da dieses Amt überhaupt noch ausüben?

Der kommt heute abend nach Bremen. Wenn das Wetter nett ist, höre ich ihn mir vielleicht an wenn Tigergatte die Tigerbande übernimmt. Nicht weil ich denke, daß Reden auf der Bühne irgendwas aussagen, sondern weil man dann die Politpappnasen von vor Ort treffen kann und denen Fragen stellen.



"Ich mag aber keine Nudeln!"
sagte Mini-Tiger.

Als er den "ich will nicht aufhören zu spielen"-Anfall dann hinter sich hatte, kam er doch zum Mittagessen.



Hate Crimes
wenn man die Technik nicht im Griff hat :-)

Also Versuch 3:
"Was ist, wenn jemand Rechtsradikale verprügelt, weil er Hass auf Nazis hat

Mir ist nicht bekannt, dass die Antifa gezielt Nazis verprügelt. Jedenfalls zielt das Gesetz nicht auf solche Fälle der Gegenwehr.


Das sind zwei Ausagen:
"Mir ist nicht bekannt, dass die Antifa gezielt Nazis verprügelt."
Mir schon. Thorsten Heise verlor seine Zähne nicht weil er sich nie die Zähne putzte und dauernd am Schoki schnuppeln war, sondern weil das "Kommando Böse Friedhofsgeister" sie ihm ausschlug.

Ich empfehle einen Linkspaziergang auf https://linksunten.indymedia.org/ oder Monsters of Göttingen oder bei bei der Initiative für Toleranz und Zivilengagement


Aussage 2 ist: "das Gesetz zielt nicht auf solche Fälle der Gegenwehr".
Okay... Gewalt gegen Leute ist kacke.
Gewalt gegen Leute, die ausgeübt wird weil Person A zu Gruppe X gehört, nennt man gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist auch kacke. Egal von wem sie kommt.

Notwehr ist was anderes- wer sich wehrt, soll dafür nicht bestraft werden. Nur gibt es so was wie "prophylaktische Notwehr" meines Wissens nicht. Aber nach Notwehr wurde nicht gefragt, gefragt wurde, was ist, wenn jemand Hass auf Nazis hat und deswegen den ersten, den er sieht, zusammenschlägt (und wenn es beim Brötchenholen ist).

Den Ansatz, Gewalttaten, die aus Haß begangen werden, anders zu werten als die Großellershäuser Kirmesschlägerei, verstehe ich noch recht gut. Aber dann bitte ohne Wertung!

Das Gesetz könnte recht fix zum Freifahrtschein werden.

Was ist, wenn ein Haufen Antifanten-Seppen und Alerta-Horste in purem Aktionismus und weil sie mal irgendwo in einer Asta-geförderten Qualitätslektüre was von Burschis und Nazis gelesen haben, beschließen, das Verbindungshaus nebenan mit Gülle zu begießen und dabei erwischt werden, "war ich nicht" also nicht zieht? Oder den "Burschi" (der mit etwas Pech ein Corpsstudent ist und Corpsbrüder aller Hautfarben hat) zusammenschlägt?

In den USA würde man von einem hate crime reden... oder von einem saudoofen student prank :-)

Fiele das unter das Gesetz? Wenn ja, ist ja alles paletti.
Wenn nein, dann stellen wir uns kurz vor, daß der Christopher-Street-Day in Kleinösselde mit Gülle begossen wird oder eine Gruppe Teilnehmer.auf dem Weg dorthin verprügelt wird.

Die Tat ist dieselbe, nur bewertet wird sie danach, wer sie an wem begangen hat. Damit ist die Idee, das Regeln für alle gelten, erfolgreich gekillt worden.

Ich hoffe, das Gesetz kommt so nicht durch. Nicht weil ich Nazis so toll finde, sondern weil ich es äußerst problematisch fände, wenn von Grundsätzen wie "gleiches Recht für alle" (noch weiter) abgewichen wird.



Das Wort zum Freitag
Zu den Piusbrüdern gibt es eine Menge zu sagen. "Päpstlicher als der Papst" faßt es gut zusammen.

Marcel Lefevre trennte sich von der katholischen Kirche wegen schwerwiegender theologischer Differenzen, die sich aus dem 2. Vaticanum und der Paulinischen Meßreform ergaben. Das fällt dann unter Religionsfreiheit, die jedem zusichert, auch den größten Bockmist (nein, ich habe nicht gesagt, die Piusbrüder glauben den größten Bockmist) glauben zu dürfen. Von mir aus auch an Fliegende Spaghettimonster, was soll's.

Wenn nun die Piusbrüder in der öffentlichen Wahrnehmuing auf Bischof (naja, selbst die Piusbrüder wollten den irgendwann nicht mehr, also Nichtmehrbischof oder Exbischof) Williamson und seine Holocaust-Leuggung reduzieren, dann ist das verkürzt. Die haben sich nicht getrennt weil sie den Holocaust so dolle finden, sondern weil der Altar falsch rum steht.
Zu Herrn Williamson kann man auch viel sagen. Der Holocaust hat stattgefunden. Alles andere ist wissenschaftlich nicht haltbar.
Zu seinen recht gewagten Theorien über Frauen und die Ausbildung von Mädchen
One needs no university to learn most of what secondary schoolgirls need to be taught, for instance "domestic economy, setting up home, running a house, the care and education of children, the spiritual and social preparation for marriage"
fällt mir spontan ein, daß er die Stellenbeschreibung "Mutter" noch einmal lesen sollte. Der Mann hat wenig verstanden davon, was Mütter tun, Bildung kann dabei nur helfen. Das dürfte allerdings nicht in meine Liga fallen, sonder eine Nuß sein, die der Heilige Geist knacken muß.
St Teresa von Avila, Lehrerin der Kirche, bitte für ihn!
St Theresia Benedicta de Cruce, bitte für ihn!
St Katharina von Alexandria, bitte für ihn!
Alles coole und ziemlich kluge Frauen:
- Kirchenlehrerin
- Urheberin des Rates, jede Frau solle sich eine Stunde pro Tag nur für sich selber nehmen, das sei gut für's Seelenheil
- Schutzpatronin der Wissenschaften

Aber Exbischof Williamson und seine ganz eigene Weltsicht ist ja eigentlich nicht das Thema, über das ich schreiben wollte.


Dadrüber woltle ich nachdenken:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/111868


Jemandem das Recht auf öffentliche Existenz und Äußerung abzusprechen heißt, jemandem unsichtbar zu machen und am Ende ihn nicht mehr sehen zu müssen, nicht mehr hören zu müssen, endlich Sieger zu sein über den anderen.
Man strebt die Lufthoheit an (klar, mir wäre es auch lieber wenn alle so dächten wie ich), der andere hat zu verschwinden oder, wenn er schon nicht den Anstand hat, sich in Luft aufzulösen, zumindest verschämt zu Hause zu bleiben und die Klappe zu halten. Tür hinter sich zumachen reicht übrigens nicht:
http://www.joerg-hutter.de/no_christival.htm#KISS IN
(wobei in St Martini keine Messen stattfinden, aber das nur am Rande)

Was würde eigentlich passieren, wenn die Kräfteverhältnisse anders wären?

Wenn also eine Horde Piusbrüder samt Gefolge, so was um die 250 Männer und Frauen, ein paar duzend Queer-Demonstraten umringte, niederbrüllte oder mit Weihwasserballons bewerfen würde?
Oder eine harm- und arglose Versammlung von Atheisten durch Konfetti werfende Bibel-Fundis gerockt werden würde?

Na, was wäre das? Mist wäre das! Und warum soll es andersrum besser sein?
"Na aber Cassie, das sind doch die anderen"
Ja, es sind die anderen! Und genau an denen zeigt sich, wie ernst es einem mit der offenen, toleranten, freien Gesellschaft ist, in der jeder seinen Platz findet.
Freiheit, so sagte Rosa Luxemburg, ist immer Freiheit für den Andersdenkenden.
Manchmal machen mir die selbsterklärt Toleranten Angst. Angst vor einer Welt, in der alle so sein dürfen wie sie und wer aus dem Raster fällt, zeigt, daß er "falsch" ist.

Hört auf, euch an der Existenz des Anderen abzuarbeiten. Der wird nicht weggehen und das ist auch gut so.
Sobald es darum geht, jemandem das Recht auf den Aufenthalt auf diesem hübschen Planeten abzusprechen, kann ich allerdings extrem ungemütlich werden.

Zählt für alle.