Samstag, 15. Juni 2013
Kinderfeindlichkeit
Wir leben ja eigentlich auf einer Insel der Seligen was Kinderfreundlichkeit angeht. Wir sind nicht mal die Familie mit den meisten Kindern hier, 3 Kinder haben relativ viele.
Beschweren tut sich kaum einer mehr. Am Anfang gab es da ein paar Reibereien mit einem Rentnerpaar, das meinte, wenn sie auf dem Balkon Kaffee trinken, müsse Ruhe sein, aber das hatte sich irgendwann erledigt. Manchmal heißt es "heute und hier nicht" wenn es zu laut wird und das ist auch okay so, denn Erwachsene haben auch Rechte.

Manchmal vergesse ich, bekackt kinderfeindlich unsere Gesellschaft ist.

Wir waren zum Laden spaziert. Großer Tiger war nicht dabei, der hatte besseres zu tun als mitzukommen, aber Kleiner Tiger, Mini-Tiger, Tigerpapa und ich mit Tigermädchen im Kinderwagen wollten nur noch ein bißchen Fleisch zum Grillen morgen holen.
Im Laden trafen wir auf eine ehemalige Kindergartenkumpeline des Kleinen Tigers. Nachdem sie das Baby bewundert hatte blieb sie gleich bei uns.
Die Lütte hat nicht unbedingt die geordnetsten Familienverhältnisse und Mama gibt zu, daß Mutter-sein nicht ihr Ding ist. Jedenfalls ist sie manchmal etwas "ungebremst" und wenn Mama ihr erlaubt, im Laden rumzurennen istd as nicht unbedingt eine Entscheidung, die ich so treffen würde. Jedenfalls kletterte sie auf diesen Viehpferch-Gitter-Dings an der Kasse rum.
Erstmal komme ich mit dem Kinderwagen da nicht durch, mußte also außenrum gehen und hinter der Kasse warten, was schon mal den Unmut eines Mitmenschen erregte. Egal, ich hab den Mist ja nicht gebaut, nicht mein Problem. Jedenfalls fiel Tigergatten dann ein, daß er nicht wisse, ob wir eigentlich noch Grillanzünder haben. Ja, haben wir, er mußte also nicht nochmal nach hinten.
Das war dann die Sekunde, die der unmütige Zeitgenosse sich aussuchte um zu explodieren, und zwar mir ins Gesicht.
Das wäre ja wohl das letzte, hier so rumzubrüllen. Ich lächelte (immer die beste Art, Zähne zu zeigen), was ihn aber noch wütender machte. Die Kinder wären ja völlig unerzogen, eine Zumutung. Die Kindergartenkumpeline nutzte den Moment, um sich aus dem Staub zu machen. Kleiner Tiger informierte seinen Tigerpapa, daß das der Mann wäre, der ihn vorhin angeschimpft habe als er die geforderte Tüte Gummibären holte.

Und dann sagte er was von "asozial viele Kinder".
Habe ich jemals erwähnt, daß Tigergatte grobe 1,90 groß ist und nicht wirklich schmal in den Schultern? Dazu hatte ich ihm erst vor 2 Tagen einen Haarschnitt verpaßt und ich cann doch nur USMC-Schnitte. Nun schob er sich nach vorne. "Können Sie das bitte mit mir und nicht mit meiner Frau klären?"
Der Giftzwerg reichte ihm zwar nicht mal ans Kinn und ich fühle mich ja immer eingeschüchtert, wenn deutlich größere und breitere Menschen sich vor mir aufbauen, aber das geht wohl nicht allen Leuten so. Tigergatte solle lieber seine Kinder erziehen statt hier rumzutönen. Unsere Kinder nervten, wir nervten und überhaupt.
Panische Verkäuferin.
Irgendwann war er weg.


Dumme Zeitgenossen gibt es immer. Hinter uns standen Leute, die zwar als er weg war meinten, daß die Kinder sich doch benähmen, aber in der Situation selber lieber weggeguckt haben.



Tigertränen
Hier herrschte große Aufregung: Kleiner Tiger war zum Zelten angemeldet. Erst Sportfest, dann übernachten im Zelt.
Das ganze war lt Ausschreibung erst ab 7, der Trainer hatte aber versichert, daß auch jüngere Kinder teilnehmen könnten wenn die Eltern wissen, daß die Aufsicht eben nicht auf jüngere KInder ausgelegt sei (Stichwort Nachtwache). Außerdem sei er ja bekannt durch's Judo, wo er auch mit "Ausnahmegenehmigung" mitmacht. Er könne also ruhig kommen.

Anmeldung ausgefüllt (stand das Alter drin), Teilnehmergebühr bezahlt, Schlafsack gekauft, Tasche gepackt, Taschenlampe mit frischen batterien ausgestattet=strahlende Tigeraugen.
Nach dem Sportfest (2 Eltern rotieren zwischen 3 Kindern) verabschiedeten wir uns, Tigermädchen war nämlich müde, hungrig und generell fertig mit der Welt, Mini-Tiger war auch leergetobt (beim Wettlauf verdiente er sich den Spitznamen "Forrest Gump"). Winkende Tiger, das versprach das ganz große Abenteuer zu werden.

Tigerpapa kam abends dann nochmal vorbei, er hatte selbst Training. Als er ging war noch alles klar.

23:16: Telefonklingeln.
"Sie müssen SOFORT Ihren jüngeren Sohn abholen!"
was ist denn passiert? Heulendes heimweh hätte mich doch arg überrascht.
Nein, aber das ginge so nicht. Der Junge ist ja erst 5 und darf noch gar nicht zelten.
Ja, ich hatte das bei der Anmeldung doch angesprochen und gefragt.
Sie schicken jetzt alle Kinder unter 7 weg, da kann er nicht bleiben. Das machen sie seit 20 Jahren so, ich möge jetzt bitte kommen. Sie habe bereits mit ihm gesprochen, er wolle ja auch nicht bleiben.

Tigerpapa also los und trifft am Eingang auf einen heulenden Tiger, der schluchzt "Die Frau hat gesagt ich muß nach Hause und darf nicht hier schlafen!"
Tigerpapa will das klären, immerhin war bei Anmeldung ja bekannt wie alt er sei. Der "Drache", so um die 60, ließ sich nicht erweichen.

Rückweg mit Weintiger. Bis er dann im Bett war, war es auch fast 1.

Wieso könne die das nicht gleich zu Anfang sagen?
Und kann denen das nicht vor 10 Uhr nachts einfallen?


Heute morgen dann der Anruf des Trainers. Tut ihm leid. Kommt nicht wieder vor.

Und heute nacht zelte ich mit dem Kleinen Tiger im Garten als Wiedergutmachung. Wir holen auch die Nachtwanderung mit Taschenlampte nach.