Lob der tüchtigen Frau II
"Sie sorgt für Wolle und Flachs und schafft mit emsigen Händen."

Kleidung war in vorindustrieller Zeit eine Menge Arbeit. Irgendwann wußte ich mal, wie viele Handspindeln ein Spinnrad ersetzt, wie viele Spinnräder durch eine Jenny ersetzt werden, Tante Wiki behaupet, daß es 4 bis 8 Spinner (hier würde eine weibliche Form übrigens Sinn machen, Spinnen war zum relevanten Zeitpunkt ziemlich eindeutig Frauenarbeit!) einem Weber vorgearbeitet hätten.
Da machen Arbeitsverträge aus Mittelalter (größtenteils Handspindelzeit) und Früher Neuzeit (Spinnrad ist verbreitet), in denen Kleidung Teil der Entlohnung ist, plötzlich Sinn.
Kleidung war teuer weil sie arbeitsaufwändig war. Wolle mußte geschoren, gewaschen, gekardet, gesponnen und dann auch noch gewebt werden. Von Spaßkram wie Färben wollen wir gar nicht erst reden!
Flachs für Leinen ist noch ein bißchen schlimmer: siebenmal muß man ihn anfassen, bevor man ihn tragen kann.

Dieser Rat wird zu einer Zeit gegeben als wir noch ganz, ganz weit von der Industriellen Revolution entfernt sind, also nix mit Spinning Jenny.
Textilherstellung war so aufwändig, daß auch reiche Frauen spannen und webten. Wer jetzt an "Die Weber" und ihre Webstühle denkt: nö, der wurde erst später erfunden. Eine Frau, die Wolle und Flachs in der Hand hatte, hatte keine weichen, zarten Hände.

Nun kann man sagen, daß sei doch alles heute völlig unwichtig, Klamotten kauft man halt, je nach Geldbeutel und modischem Geschmack. Was will uns das heute also sagen?
Ich spinne und webe nicht, aber die Kleidung einer Familie in Schuß zu halten ist immer noch wichtig. Man kann jede Kinderhose wenn sie ein Loch auf dem Knie hat wegwerfen. Bei Kleinem Tiger würde ich dann etwa 2 Mal in der Woche Hosen kaufen gehen.
Also: Flicken, ausbessern, vielleicht abändern und als kurze Sommerhose tragen.
Knopf wieder annähen, diese nicht zu reparierenden Nietenhosenverschlüsse bei Kindern durch Knöpfe erstezen und das Knopfloch nähen, Reißverschlüsse esetzen und so weiter, nähen kann ich irgendwie immer. Soll ja keiern mit einer kaputten Hose in die Schule gehen, es reicht, wenn sie mit einer kaputten Hose wiederkommen!




berenike am 08.Jun 13  |  Permalink
Ich bin ja nicht so handarbeitsaffin, aber stopfe gerade mit Hingabe Löcher in den ganzen Babywollsachen, die ich aus Familienbesitz bekommen habe. Viel zu schade zum wegwerfen und außer ein paar Löchern auch noch viel zu gut. Und ich hätte keine Lust, Geld für teure Wollsachen auszugeben, die nur drei Monate getragen werden.

Mal sehen, wozu mich die neue Aufgabe als Mutter noch so alles bringt....

cassandra_mmviii am 08.Jun 13  |  Permalink
ich habe vor dem Kinderkriegen eine Menge Dinge nicht gekonnt, zB Backen. Ich war der völlige Backhorst mit Nichtaufgehgarantie.

Eben weil es zu schade ist, einige Dinge wegzuwerfen nur weil der Verschluß kaputt ist oder so was. Mini-Tiger hatte eine Hose 2 mal getragen als der Verschluß kaputtging. Also dieses Hakendingsie durch einen altmodischen Knopf ersetzen und Knopflochnähen.