Freitag, 22. Februar 2013
Pädagogik-Fail
Heute im Kindergarten:

Kind A fliegt aus dem Bauraum weil es Kind B und C geschubst hat. Erzieherin will mit Kind A drüber reden. Kind A ist stinkensauer und jenseits von rden-können und eine Reihe Zeugenkinder melden sich mit folgender Geschichte:
er hat geschubst, aber vorher hatten B und C sein Bauwerk absichtlich kaputtgemacht. Erst hat er STOPP !gesagt und als das nicht half dann geschubst.

Wenn das hier passiert wäre und die Tiger A, B und C beteiligt gewesen wären, hätten die beiden Übeltäter sich entschuldigen müssen, das Bauwerk helfen wieder aufzubauen und vielleicht sogar kurzfristig den strittigen Raum verlassen müssen, um ein paar Minuten in Ruhe drüber nachzudenken, ob sie wollen, daß ihre Bauwerke auch kaputtgemacht werden, je nach Heftigkeit und Reaktion.
Danach gibt es einen Keks für alle und wir schließen Frieden und die Sache ist gegessen.

Bei den Profis nicht. Da bot die Erzieherin an, daß sie noch mal mit B und C rede, aber die Verbannung aus dem Bauraum blieb in Kraft- keine Gewalt und so.


Ja, ich habe mich da eine Weile rumgedrückt und geguckt, was passiert.

Bin ich die einzige, die das für verfehlt hält?



Donnerstag, 14. Februar 2013
Gewalt
Ich fange mit einem Disclaimer an:
ich finde es nicht gut, wenn irgendjemand zusammengeschlagen oder geschubst wird.

Aber bei einem Kindergartenkind gehört das zur halbwegs normalen Entwicklung.

Wir hatten Elternabend. "Faustlos", ein Gewaltpräventionsprogramm. Am Ende machte ich mir ernsthaft Sorgen um
-meinen Geisteszustand
-meine Kopfschmerzen
-das Gefühl unterdrückter Aggression, daß sich auf dem Nachhauseweg in leisem Schimpfen über "Friedensfaschos", "Gewaltfreiheitfetischisten", "militant Friefertige", "Opfermacher", "Erziehungstotalitaristen", "Sinnverdreher", "Programmjunkies", "Hirnwäscherei" und ähnlich schmeichelhaften Worten entlud
-meine Kinder
-das Gewaltlevel im Kindergarten

was wollen die Kindergartenleute?
Kurz gefaßt: wenn Lasse-Ole Moritz-Amadeus vbon der Schaukel wegschubst, dann soll Lasse-Ole nicht zurückschubsen, sondern seine Wut verbalisieren, das Gespräch mit Lasse-Ole suchen und wenn Lasse-Ole nicht von der Schaukel runter will, sich überlegen, was er statt dessen tun könnte.

Nun bin ich nicht dafür, daß Moritz-Amadeus sich schnellstmöglich eine Zaunlatte rausbricht und zurückschlägt, aber das Modell "Laß ihn damit durchkommen" erscheint nicht erstrebenswert.

Ich fragte, warum Kinder, die kein Gewaltproblem haben (und Zurückschubsen würde ich noch nicht als Gewaltproblem ansehen), bitte ein Gewaltpräventionsprogramm mitmachen sollen. Antwort: damit es fair ist und niemand ausgegrtenzt wird und damit die Kinder, die Gewaltfreiheit schon praktizieren, als Vorbilder dienen können. Das ist ganz wichtig.
Elternmeinung: total traumatisiert seit Grundschultagen weil sich da mal jemand auf dem Schulhof geprügelt hat, das war echt schlimm, muß man verhindern. Und überhaupt- U-Bahnschläger! Gewalt ist schlimm! Gewalt ist keien Lösung!

... ja, und manchmal ist keine Gewalt auch keine Lösung...
Großer Tiger hatte dieses Unsinnsprogramm zum Glück nie, trotzdem war es hart genug, ihm beizubringen, daß man sich gegen Schulhofbullies wehren muß. Er probierte es mit der schärfsten Waffe, die er hat: Reden. Dummerweise wollte Kevin nicht reden, sondern lieber des Tigers Hausaufgaben zerreißen.
Das haben wir uns lange angeguckt, mit der Klassenlehrerin besprochen. Die Klassenlehrerin verwies auf die Gewaltpräventionsprogramme, die sie machen (die aber anscheinend Kevin nicht erreichten) und schlug vor, wir mögen Kevin doch mal einladen, dann würden die beiden sich anfreunden oder vielleicht könne der Tiger ja auch Kevin einfach aus dem Weg gehen, der Schulhof sei schließlich groß. Äks, nö. Appeasement hat schon in München nicht funktioniert...
also sprachen wir das mit dem Judo-Trainer durch. Der befand, kein Kind müsse sich schlagen lassen und übte Verteidigung gegen Schlag und Schubsen. Großer Tiger wartete nur noch... und es ergab sich auch schnell Gelegenheit. Kurz und handfest lernte Kevin, daß man keine Brillen- und Pullunderträger haut. Die Woche drauf lernte er, daß man auch keine anderen haut wenn wehrhafte Brillen- und Pullunderträger dabeisind. Resultat: Klassenlehrerin rief an wegen Prügelei, man strebe doch eine gewaltfreie Schule an und um, die Situatiuon nicht weiter zu eskalieren... blablabla. Ich erklärte, der Tiger habe sich nur verteidigt, das Drangsalieren habe lange genug gedauert. Und wenn Kevin sich jetzt provoziert fühle, weiterzumachen, läge wohl kaum dadran, daß er mal Kontra bekommen hat.

Das man auf Kinder einwirkt, bitte nicht sofort loszuprügeln, finde ich verständlich. Aber deswegen das GESAMTE Programm bis zu den Sommerferien um dieses Programm zu zentrieren?

Das legte bei mir den Verdacht nahe, daß sie wohl ein massives Problem hätten. Ich fragte also nach. Nein, selbstverständlich nicht, das sei alles rein präventiv.
Ja, aber warum denn? Wenn was klappt, warum dran rumschrauben? Sie schrauben ja nicht, sie arbeiten pädagogisch. Empathieförderung! Total wichtig!
Ich äußere, daß ich den Kindern erst mal zutraue, daß sie das schon hinbekommen, auch ohne Anleitung im Stuhlkreis und Schaubild (ja, sie haben Schaubilder...) und das die meisten Menschen, die ich treffe, zu alt sind, um dieses Programm absolviert zu haben und trotzdem gewaltfrei durch's Leben kommen.
Das einzelne Kinder Förderung brauchen- okay, dann sollen sie die bekommen. Aber deswegen alle mitzufördern?
Ich schicke ja auch keinen Nichtraucher zur Rauchentwöhnung oder zwinge einen Nichtdiabetiker, auf Schokolade zu verzichten.
Aber das ist doch unfair... Kinder werden ausgegrenzt... finde ich es nicht auch wichtig, daß niemand ausgegrenzt wird?

Über Gefühle solle nachgedacht werden, Wut rationalisiert werden und so weiter. Die Kinder sollten lernen, bei Wut erst mal zu zählen oder einen Luftballon aufzublasen und dann ohne Aggression zu reagieren und eine vorher im Stuhlkreis besprochene Lösung anzuwenden.
Wut gehört zum Leben dazu. Und kann mir einer den 3-jährigen zeigen, der das gebacken kriegt?

Und dann kam die Fragerunde, was unsere Kinder denn von diesem Wahnsinnsprogramm mit nach Hause bringen?
Ich war froh- so gut wie gar nichts. Außer das er häufiger mal in der Ecke sitzt und grumpft. Mir schwante wes... er reagiert nicht mehr auf das, was er fühlt, sondern denkt drüber nach. Und das scheint ihm nicht wirklich gut zu tun. Die Kindergartencrew fand das aber äußerst wünschen- und erstrebenswert.
Außerdem hat mein Kleienr Tigher in letzter Zeit immer Ärger mit einem Kind, was ihn ärgert. Üblicherweise brüllte er es an, schubste es weg und so und dann war das Problem gelöst. Erzieherin war begeistert: gewaltfreies Konfliktverhalten, er geht einfach weg! Ja, in die Ecke, weinen und es in sich hineinfressen. Naja, das wolle man natürlich nicht... aber grundsätzlich sei das schon gut, wenn er wegginge.
Nö, sehe ich anders.

Und deswegen haben wir gestern unser eigenes Gewaltpräventionsprogramm gestartet: Judo.



Mittwoch, 13. Februar 2013
3 Grad Cobb
Ich hätte nicht gedacht, daß ich mal beim Orthopäden lachen muß oder ein Wirbelsäulenröntgen lustig finden könnte.

Orthopädentermin des Kleine Tigers. Kleiner Tiger aufgeregt- er bekommt ein Knochenbild!!

Arzt guckt auf den Rücken und findet das ganze eher unspektakulär. Aber wegen familiärer Vorbelastung und Mutter mit Sorgen machen wir halt das Röntgen. Kleiner Tiger bleibt cool.

Dann ist das Bild fertig, heute ist das ja anders als früher und alles auf dem Computerbildschirm statt als Hardcopy. Ich gucke sobald die Sprechstundenhilfe das Bild auf dem Schirm hat hin und suche diese Skoliose... da unten ganz vielleicht... oder steht der Tiger nur falsch? Zappeliger 5-jähriger und so.
Arzt kommt rein und guckt und mißt. Er kommt auf sagenhafte 3 Grad.

Tigermama fängt an sich zu freuen und ist kurz davor, den Orthopäden zu küssen, herzt statt dessen aber lieber den Tiger.
Arzt meint, Judo sei immer eine gute Idee. Und in einem halben Jahr gucken wir noch mal.


Deo gratias!



Samstag, 9. Februar 2013
Kindswohl
Sich am Kindwohl zu orientieren ist lobenswert.

Die nächste Frage muß aber sein: ist Krippe immer besser als Familie? Das wage ich zu bezweifeln. Eine Förderung der außerinstitutionellen Kindheit mit einer Schädigung des Kindswohls gleichzusetzen ist ein starkes Stück.

Ja, einkommenssschwache Familien werden die paar Tacken wohl deutlicher merken als das Golfclubklientel. Und, wo ist das Problem?
Man braucht keine Millionen, um einem Kind Liebe, Wärme, Geborgenheit und emotionale Sicherheit zu geben. Das alles gibt es erschreckend billig, dazu braucht man kein DAX-Vorstandvorsitzendengehalt.

Ob man das zum Wahlkampfthema machen soll? Sicher- dann unterscheidet man sich wieder ein Stück weniger von den Grünen (die neue FPD) und kann damit Prozentpunkte holen. Oder man macht sich als Partei dauerhaft überflüssig. Auch eine Option und wenn ich das lese: nicht mal die schlechtetste.



Freitag, 8. Februar 2013
2 Tiger zu Hause
spielen weitgehend friedlich.

Sie haben eine Menge Krams aus der Küche entführt weil sie "Restaurangt" spielen wollen, ich muß also heute mittag zusehen, daß ich noch einen Kochlöffel wiederbekomme.

Kleiner Tiger trägt mit der Begründung, daß es drinnen ja warm sei, Bermuda-Shorts und ein Hawaii-Hemd (die Knopfleiste steht selbstverständlich offen). ich muß gleich mal Bilder vom Jungmagnum machen :-)

Mini-Tiger ließ sich problemlos anziehen und wir warten immer noch auf Anzeichen dieses hochansteckenden Durchfalls.

Jungkatzi schläft im Wäschekorb und Katerchen residiert auf dem Sessel.



Anraunzer vom Kindergarten
Sie haben versucht, mich anzurufen. Auf dem handy. Und ich bin nicht ans Telefon gegangen! Gestern!

Ich (geduldig): Aber wir hatten doch angerufen und gesagt, daß ich im Krankenhaus bin.

Kindergarten: Ja, aber wir haben versucht Sie zu erreichen. Auf dem Handy. Das geht nicht, daß man nicht erreichbar ist. Überhaupt: ich hätte doch gesagt, ich habe kein Handy. Aber sie haben eine Nummer.
Ja, von dem Dingsie, von dem ich nie weiß, wo es ist und was nur Strom hat wenn Tigergatte dran denkt.

Ich (Kinder haben macht geduldig): Verweis auf Tigergattens Dienstnummer und Handynummer.

Wir haben versucht, anzurufen, Eltern müssen ihre Erreichbarkeit für den Notfall sicherstellen.

Ich: Was war den für ein Notfall? Kinder sahen ja recht heile aus...

Der Mini-Tiger habe schon seit TAGEN schweren Durchfall, so könne er nicht kommen, hohe Ansteckungsgefahr.

Mir war zu Hause nichts aufgefallen. Mein Verdacht: wenn man das Kind nicht regelmäßig wickelt, können sich da recht unschöne Prozesse mit Urin und Kot abspielen.

Er ist jetzt aus Seuchenschutzgründen zu Hause. Wenn wir ihn hingebracht hätten, hätten sie ihn wieder zurückgeschickt und ein Attest vom Kinderarzt verlangt, daß er kindergartentauglich ist.


Mal sehen, was als nächstes kommt...



Dienstag, 5. Februar 2013
Was tun wenn's brennt?
ich hole die Tiegr vom Kindergarten ab. Mini-Tiger sieht mich und flitzt los, sich verstecken. Der JUnge zieht eine Duftspur hinter sich her... Eau d' ueberreife Kackwindel.
Als krabbele ich samt Baby-Bauch unter den Tisch, die Erzieherinnen erklärten das schon mehrfach zu nicht ihrem Problem, ab Abholen sind die Eltern zuständig. Die Erzieherin und 2 SchülerpraktikantInnen gucken mir immerhin zu.
Ich schnappe mir also das Kind und gehe in den Wickelraum und wünsche mir nicht nur eine Gasmaske, sondern auch den great stick of pain:
die Chose hat sich mit dem Pipi vermischt und ist großflächig festgetrocknet. Der Hintern ist pavianrot mit ein paar wunden Stellen. Eine blutet auch.
Der Kindergarten woltle unbedingt Hiochzieh-Windeln haben wegen der Selbständigkeit und so. Haben sie bekommen. Zu Hause haben wir aber immer noch den Rest Klebe-Windeln. Und was trägt er? Eine Klebe-Windel von zu Hause. Bingo, die haben also nicht ein Mal nachgeguckt...
Mit den Feuchttüchern also nur das nötigste weggemacht und die beiden Tiger noch vor dem essen unter die Dusche geschickt, den S*****ß abweichen.

Wenn ich morgen die leitung erwische, kann die sich warme Socken anziehen!



Montag, 4. Februar 2013
Wieder mal Familienpolitik
Statt sich "von oben" Gedanken zu machen, was politisch gewollt ist, könnte man vielleicht auch seinem Bürger/Wähler vertrauen und ein möglichst breites Spektrum an Optionen offen zur Wahl stellen.

Hier scheint sich erfolgreiche Familienpolitik vor allem an einem zu messen: wie schnell sind beide Eltern wieder voll erwerbstätig?

Aus statistischer Sicht verstehe ich das- das ist messbar im Gegensatz zu Fragen wie "wie viel Spaß macht die Familie?". Aber trotzdem bezweifle ich, daß automatisch mehr Kinder zur Welt kommen weil Mutter sich an der Supermarktkasse 8 Stunden am Tag selbst verwirklicht oder im Büro Akten schiebt. Klar kann ein toller Beruf Spaß machen, aber umgekehrt zui schließen, daß jeder Beruf primär der Sinngabe und/oder Selbstverwirklichung dient und nicht dem schnöden Gelderwerb, scheint mir doch gewagt.

Vielleicht würden ja mit ein bißchen mehr Entspannung und weniger "Autobahn-Mentalität" (auf's Gaspedal und möglichst geradeaus durch) auch irgendwann mehr Kinder geboren werden- einfach weil Familie und Kinder Spaß machen, man muß nur die Zeit dafür haben oder besser sie sich nehmen. Aber solange suggeriert wird, daß ein erfolgreiches Leben auf jeden Fall auf jeden Fall erwerbstätig ist (egal ob als Topmanagerin oder als Kassiererin im Supermarkt) und Familienarbeit zweit- bis drittrangig ist, werden sich viele Menschen das nicht trauen.


Die einseitige Fokussierung auf Kinderbetreuung... nee, das ist es meiner Meinung nach nicht. Menschen sind verschieden, und das trifft (Überraschung!) auch auf Kinder zu.
Kleiner Tiger hatte eine Klammerphase um den ersten Geburtstag rum... ich will nicht sagen es war schrecklich, aber es war schon ziemlich anstrengend.
Er schlief wenn wir unterwegs waren im Kinderwagen und ansonsten war er wach und brauchte elterliche Anwesenheit. Am besten Mama. Einschlafen im Bett ging nur wenn einer von uns mit im Bett lag. Alleine duschen? Vergessen Sie es! Der Versuch, im Fitness-Studio was gegen den Schwangerschaftsmoppel zu unternehmen, scheiterte mehrfach kläglichst. Das war anstrengend und zwischendurch machten wir uns Sorgen, daß unser Kind irgendwas haben könnte. Kinderarzt sagte nö, alles völlig normal, nennt sich Klammerphase, geht vorbei und das Klügste, was man tun könne, um es nicht in die Länge zu ziehen, sei es anzunehmen und das Kind genau das ausleben zu lassen. Wenn er nicht in die Krippe muß, dann sollte er nicht müssen.
Diverse Verwandte drängten Rat auf- er muß lernen, loszulassen, das geht ja so nicht, wie soll das werden wenn er zur Schule kommt? Die allerwenigsten Kinder werden mit 1 eingeschult, also folgten wir eher dem Rat vom Profi.
Eine Tante ist Erzieherin und weigerte sich, sich dem Chor der Drängler anzuschließen. Das klappt schon irgendwann, das wird, muß ja noch nicht klappen. Nur Ruhe!
Und siehe da, die Profis hatten Recht- eines Morgens wachte ich auf und kein Kind turnte in unserem Bett, sondern es lag in seinem und schlief. Und ab da war es vorbei. Heute sehe ich ihn bekanntlich meist von hinten weil ALLES und JEDER spannender ist als Tigermama.

Soll man so ein Kind (was sich ja lt Aussage der Profis völlig im Rahmen dessen verhielt, was altersgerecht ist) unbedingt in die Krippe geben?
Es scheint Kinder zu geben, denen Krippe Spaß macht und die da genau richtig aufgehoben sind. Das ist prima und soll auch nicht verboten werden :-)
Aber anscheinend nicht alle. Soll man nicht auch diese Kinder berücksichtigen und Familien mit eben solchen Kindern genauso behandeln wie Familien von "Nestflüchtern"? "Genau so" kann hier nicht heißen, daß sie genau dasselbe bekommen- ich nehme ja auch keinen Hustensaft wenn ich mir das Bein gebrochen habe.

Unterschiedliche Kinder- unterschiedliche Bedürfnisse.



Mittwoch, 30. Januar 2013
U Hastenichtgesehn
U-Untersuchung beim Kinderarzt. Kleiner Tiger hat eine leichte Skoliose.

Schritt1: mütterliche Panik in den Griff kriegen
Schritt 2: Kinderorthopäde
Schritt3: schwimmen lernen.

zu Schritt 2: Termin ist vereinbart.

Schwimmkurs stand eh an.

Ich habe immer noch Grauen wenn ich dran denke, daß alle anderen Rumplanschen durften, ich mußte bei den Geronten Bahnen schwimmen wegen Rücken und so. Notiz von mir an mich: planschen ist okay, Tiger bestehen nicht aus Skoliose, sondern eigentlich aus jeder Menge Spaß.

Judo wäre toll. Mit dem Judo-Coach verhandeln, ab wann er kommen darf.


Ich fühle mich als hätte ich es herbeigerufen, was natürlich Unfug ist. Oder?

Kriegen wir in den Griff. Man muß ja nicht zugucken, wie es schlimmer wird. Notfalls zur Tigermama mutieren und den Orthopäden einnorden bzw einen anderen suchen.


Er ist klein und dünn, aber davon muß es ja auch welche geben. Nur große Dicke wäre ja langweilig. Der Kinderarzt hat ihm "offiziell" die Erlaubnis gegeben, auch Kuchen zu essen, was nach der letzten Ernährungsprojekteinheit im Kindergarten strittig war- wegen Zähne und Übergewicht und so. Da er aber definitiv kein Übergewicht hat und der Kinderarzt ihn gerne etwas schwerer sehe: Kuchen ist okay. Schokolade auch.
Mit dem Kindergarten drüber reden, daß man es mit der Ernährungserziehung auch übertreiben kann, bitte keien Horrorgeschichten mehr, was alles passiert wenn man Süßdope ißt.

Zähne super, Ohren super, Augen super.

Malen tut er halt wie ein Kerl und nicht wie ein Mädchen. Kinderarzt sagt, daß sei okay, Jungs neigen zum Minimalismus.

Zählen kann er super.

Nur das mit den Diagnosehampeln für die Skoliose- zu vertraut für Mutter, Tiger bekam es nicht vernünftig hin.



Freitag, 25. Januar 2013
"Hauptsache gesund!"?
"Hauptsache gesund" sagt eine bestimmte Generation Mitmenschen gern angesichts meines Bauches, oft gefolgt davon, daß Gesundheit überhaupt das wichtigste sei.

Nun will ich, geplagt durch allerlei Wehwehchen, überhaupt nicht bestreiten, daß Gesundheit definitiv etwas sehr wünschenswertes ist. Wer einmal längerfristig ernsthaft krank war, wird das kaum bezweifeln.
Und wer ein dauerhaft krankes Kind hat, leistet oft unglaubliches und verdient dafür Anerkennung, Hilfe und moralische Unterstützung.

Aber was wenn...?
Was wenn das Baby in meinem Bauch nicht gesund wäre, sondern behindert? Was wir bereits jetzt wüßten, daß es Trisomie 21 oder einen Herzfehler hat?
Für uns steht fest: wir kriegen das Kind trotzdem. Diesen ganzen Pränataldiagnostik-Kram, den wir in den 3 Schwangerschaften vorher nicht gemacht haben, nahmen wir relativ locker. Wann geht man schon mal zum Spezialarzt und das Ergebnis hat erst mal keine Auswirkungen?

Wie fühlt sich eine Mutter, in deren Bauch ein nicht-gesundes Kind wächst, wenn sie hört "Hauptsache gesund"?
Und mein Kind ist dann nicht Hauptsache?

Ich habe relativ viel Unverständnis aus der Verwandtschaft bekommen als wir nicht die komplette testreihe durchziehen wollten.
"Du bist doch schon über 35"
"Ihr habt doch schon drei"
"Das Risiko geht doch kein vernünftiger Mensch ein, wenn man da was ändern kann, tut man es, man will doch, daß es dem Kind gut geht"

So ein Test ändert nichts. Er stellt nur fest. Klar will man, daß es dem Kind gut geht, aber dafür gibt eine Grundvorraussetzung: es ist am Leben. Und das sind zu viele Kinder, bei denen "Hauptsache gesund" nicht zutraf, nicht.

Eltern, deren Kind nicht "Hauptsache gesund" ist, werden schnell in die "selber schuld"-Ecke gestellt. Sie hätten es ja auch anders, leichter haben können. Sie sind nicht Teil der pseudohedonistischen Wohlwohlkultur von "Hauptsache ich", sondern sie tun etwas, was man ungern hört: sie stehen zurück.