Donnerstag, 24. Januar 2013
"Und, was tun Sie jetzt?"
fragte die Haushaltshilfe als Mini-Tiger angab, Halsweh zu haben. Mandeln sind etwas dick. Was tue ich jetzt?
Gar nichts. Kind ist nicht quengelig, hat kein Fieber und der Hals ist ein wenig rot und die linke Mandel etwas dick, aber erst mal kein Grund zur Panik.

Ob ich nicht zum Arzt will mit ihm?
Ich checke die Hausapotheke, alles da für den Standard-Erkältungsfall. Was täte der Arzt? Wahrscheinlich erst mal das selbe wie ich- gar nichts.

Sie guckt zweifelnd.


Erkältungen sind kein medizinsicher Notfall.



Dienstag, 22. Januar 2013
Die gemeinste Mama der Welt
Das Raubtiergehege des Großen Tigers sah aus wie eine Trollhöhle. Man sah noch ein bißchen Fußboden, aber ich ahbe mich da nicht mehr reingewagt aus Angst, auf irgendwas auszurutschen.

Gestern hat das nicht geklappt weil es so schön geschneit hat. Sehe ich ein, hat man ja nur selten, muß ausgenutzt werden.

Aber heute. Dachte ich.

Klare Ansage, nichts mit Bitte und Konjunktiv. Schmolltiger. Mein Vorschlag, ihm zu helfen, wurde angenommen. Als sich rausstellte, daß mütterliche Hilfe eher strukturell gemeint war statt tatkräftig: noch mehr Schmollen.
Ich schlage vor, daß wir eine Liste aufschreiben und so verabreden, was gemacht werden muß. Tiger stimmt zu.

Punkt 1: alle Playmobil-Fahrzeuge ins Regal. Heftiger Protest mit dem Argument, daß das ja immer gemacht werden müsse. Ich verkneif mir die Frage, warum ich das extra sagen muß wenn es eh klar ist.

Bei 5 Punkten mache ich Schluß mit der Liste. TIger ist im Dauerbeschwermodus. Nö, macht er nicht. Auf keinen Fall.

Zu allem Überfluß taucht genau JETZT die Haushaltshilfe auf und versucht es mit Schmeicheln und Bestechung.
Ich werf die Haushaltshilfe raus, soll die Küche aufräumen und lege die Liste auf's Bett- den einzigen freien Platz in dieser Raubtierhöhle...

Tiger weigert sich. Haushaltshilfe taucht schon wieder auf und versucht es mit Logik und Appellen an die Einsicht und Bitten., ich hätte doch gesagt, sie solle den Fußboden wischen. Dem Großen Tiger ist sein Fußboden egal!

Mir aber nicht. Also lege ich die Liste zur Seite und packe alles vom Fußboden auf das Bett. Tiger guckt mich völlig entsetzt an. Wo soll er denn bitte schlafen? Ich gebe den Hinweis, daß man Betten auch abräumen kann.

Fußboden ist gewischt. Mal gucken, ob der Tiger heute abend ins Bett will oder nicht.



Oh, du schöne neue Welt
Ich erfuhr heute endlich, was eigentlich gegen die Geburtstsgs-Muffins spricht: die Fairness.

Ein paar Kinder essen nicht, was nicht aus Tüten komtm weil sie selbstgemachtes nicht kennen. Also müssen, damit diese Kinder sich nicht ausgeschlossen fühlen, die Geburtstagskinder bitte was abgepacktes, gekauftes mitbringen.

Aha. Man könnte auch sagen: wir freuen uns, daß eben diese Kinder jetzt die Gelegenheit bekommen, ihren Horizont zu erweitern.

Ich habe nämlich entgegen der Anweisung der Erzieherin KEINE Gummibärchentüten mitgegeben, sondern selbstgemachte Mini-Muffins. Wegen der wohlmeinenden Gesundheitsdiktatur selbsterständlich in Vollkorn, öko-bio und zuckerreduziert. Ich überlegte noch, ob ich einen Gummibären obendrauf dekorieren sollte als Zeichen meiner übergroßen Kompromißbereitschaft, aber habe das dann lieber gelassen.

Da sie keine Zeit im Morgenkreis hatten (???), verteilte Mini-Tiger sie erst vor dem Mittagessen als ich ihn abholte und ich bekam die Reaktion einiger Kinder mit. Seitdem weiß ich: es ist nicht die Diabetes oder eine Allergie. Es ist die Tendenz, die Kids aus der Tüte zu ernähren. Erzieherin sagte auch noch was von "sicherer, weil ja immer draufsteht, was drin ist und das ist dann ja kontrolliert".
Wenn man sagt "geht wegen Hygienebedenken nicht" verstehe ich das ja, aber dann muß man das einfach mal ehrlich sagen statt rumzukaspern.


In unserem alten Kindergarten habe ich einmal einen nach Kinderanweisungen gebackenen Schokokuchen mitgegeben am Geburtstag. Er bestand aus kuchengewordener Schokolade, Schokoglasur, Schokostreuseln, Gummibären und M&Ms obendrauf. Alle Kinder verschmiert und die Erzieherin fragte, ob sie die Reste an ihre Kolleginnen verfüttern darf und ich ihr das Rezept gebe.

Ich wünsche mir diesen völlig entspannten Kindergarten mit Zeit zurück. Zeit, die Kinder toben zu lassen statt den Tag durchzutakten. Zeit für die Kinder, etwas eigenes zu entwickeln, auszuprobieren und auch mal einen Tag lang nur rumzusitzen.
Großer Tiger kannte fast alle Buchstaben als er eingeschult wurde. Nicht weil es im alten KiGa ein von Erwachsenen entwickeltes und angeleitetes Vorschulübungskonzept gegeben hatte, sondern weil er (wie fast alle Kinder) irgendwann sich von den Älteren abgeschaut hatte, wie das geht und sie ein paar Vormittage lang Vornamen schreiben spielten.

Es war entspannt, niemand mußte auf die Minute pünktlich sein (wir sollen das Kind bitte nicht vor 8 Uhr abgeben weil er kein Frühdienstkind ist, aber um Punkt 8 Uhr fängt die Vorschulgruppe an, manchmal klappt die Punktlandung nicht, dann darf er nicht mehr mitmachen) und irgendwie herrschte bessere Laune.

Ich hab' Heimweh.



Sonntag, 20. Januar 2013
Altgriechisch
Ich muß aus Versehen Altgriechisch gespochen haben. Oder Latein. Oder Mandarin. Was auch immer, aber auf keinen Fall Deutsch.

Die Frage "Kleiner Tiger, kannst du bitte deinen Schlafanzug anziehen?" verhallte ohne Antwort. Mehrfach. Dann hieß es "ja-ha". Das war aber wohl eher allgemein gemeint, denn als nächstes hörte ich "Mama, ich male jetzt ein Gruselbild", immer noch kein Schlafanzug.

Mal sehen, vielleicht zieht er ihn ja noch an.

Aber: ohne Schlafanzug kein Sandmännchen.



Samstag, 19. Januar 2013
Herzlichen Glückwunsch, Mini-Tiger
3 Jahre bist du jetzt alt.

Dein Lieblingswort ist zur Zeit "super"- alles ist super, von deinen Füßen bis zum Geburtstagsgeschenk.

Du wuselst hinter deinen Brüdern her, grinst wenn du was angestellt hast, guckst dir zum Einschlafen Bilderbücher an, bist beleidigt wenn man bei etwas helfen will, was du alleine kannst. Hätte kein Schnee gelegen, hättest du ein Fahrrad bekommen. Damit wärst du endgültig nicht mehr aufzuhalten gewesen. Vielleicht besser, daß du ein Winterkind bist.

Mein supergroßer Superjunge.



Freitag, 18. Januar 2013
Sozialtraining
Die kleine Hexe ward vom Großen Tiger im Wald stehengelassen. Er wußte nämlich, was Hexen so alles anstellen (Kinder in Backöfen stecken zum Beispiel) und je tiefer sie im Wald verschwunden ist, desto besser.
Ich fand das hochgradig einleuchtend. Würde ich jemandem helfen, der mich als nächstes braten will? Ich glaub', es piept.

Das war das erste dieser Trainings, durchgeführt unmittelbar nach der Einschulung, da ging es wohl um Gruppenzusammenhalt, Empathie und so weiter. Wie sollen denn Kinder, die erst mal den Namen des anderen kennenlernen müssen, Gruppenzusammenhalt haben? Und ist es wirklich ein Zeichen mangelnder Empathie, nicht wie Hänsel enden zu wollen?

Nu' schlagen wir uns mit Faustlos im Kindergarten rum.
Mein Eindruck von der ganzen Sache: Kinder sollen vor allem Aggressionen auf keinen Fall zeigen. Klar wäre es schöner wenn Lasse-Ole statt Moritz-Amadeus die Schaufel wegzunehmen sagen würde "Moritz-Amadeus, wollen wir die Schaufel nicht teilen? Wir können zusammen damit spielen!" und Moritz-Amadeus daraufhin zustimmen und beide in einen kommunikativen Prozeß eintreten würden, in dessen Verlauf man sich einigt, was man denn spielen will. Aber erwarten wir das wirklich von Kindergartenkindern?

Ich frage mich, warum man Kindern, die ein altersangemessenes Sozialverhalten zeigen, unbedingt auf Breitenbasis durch diese Programme jagen muß.
Seit sie diesem Faustlos-Kappes im Kindergarten machen, reagiert Kleiner Tiger wenn es zu Streit kommt nicht mehr so, wie es ihm in den Sinn kommt, sondern frißt es in sich hinein, um dann später zu explodieren. Auf die Dauer läßt sich der Frust über den Verlust des Autos, der Schaufel etc nämlich nicht ignorieren. Ich kann das verstehen, wenn mir jemand was wegnimmt, reagiere ich auch nicht grad mit Fröhlichkeit.

Ein gewisses Maß an Aggression gehört zum Menschen wahrscheinlich dazu. Nun muß man mit der Begründung nicht gleich seinem Nachbarn mit dem Klappspaten an die Kehle gehen, aber in meinen Augen ist es schon ok wenn man sich wehrt. Wenn das mit dem Reden ("Du-hu, Neonazi, ich weiß, daß du ein völlig mißverstandener Junge bist, der total gefrustet ist und deswegen nicht weiß was er tun soll und vor lauter Hilflosigkeit ein Asylbewerberheim anzünden muß. Willst du das nicht lieber lassen?") nicht klappt, dann irgendwann auch mit mehr als nur Worten.
Im Idealfall kommen die Profis von Team Grün-Weiß und nehmen den Übeltäter mit. Hoffentlich endet das vor Gericht und dann im Knast und nicht bei einer Tasse Schnittlauchtee und problemorientierter Gesprächskerze. Im nicht ganz so idealen Fall steht man aber allein da und als ich das letzte Mal was davon gehört habe, war man in Deutschland noch zur Nothilfe verpflichtet.

Mini-Tiger rüpelt immer noch rum. Aber irgendwie vertraue ich drauf, daß sich das ganze auch ohne größere therapeutische Maßnahmen gibt. Spätestens wenn mal einer zurückrüpelt. Aber das tut ja keiner mehr...

Ich hatte nie eins dieser Programme in Kindergarten oder Schule. Gab es deswegen mehr Prügeleien? Vielleicht, aber sie endeten meist, wenn der andere am Boden lag, aufgab oder wegrannte. Mit anderen Worten: alles im Grünen Bereich.

Kleiner Tiger war (vor diesem Faustlos-Mumpitz) jederzeit bereit, seinen kleinen Bruder, das Nachbarmädchen, notfalls sogar seinen großen Bruder und auch sich gegen alles was da kam zu verteidigen. Er hat fast nie angefangen, aber wer Ärger wollte, konnte ihn haben. Selbstbewußtsein, Konfliktbereitschaft, Mut, Bereitschaft, für seine Freunde einzustehen- wir hatten einen Ritter oder Indianer, der Stoff, aus dem Helden sind.
Dummerweise kollidierte das schon letztes Jahr mit den Erziehungszielen des Kindergartens, die man wohl am besten als "absolut friedfertig" bezeichnen muß. Nicht zurückschubsen, auch wenn man geschubst wird.
Haben sie deswegen weniger körperliche Streitigkeiten? Vielleicht, aber die Frage ist, ob Kinder im Kindergartenalter nicht ein Recht dadrauf haben, auch körperlich zu sein statt nur noch mit Worten zu reagieren.

Die Kinder bewegen sich weniger als vor 30 Jahren heißt es. Naja, Playstation hatten wir im Garten, hieß Schaukel :-) wir mußten noch Radfahren wenn wir zu unseren Freunden wollten und sind nachmittagelang rumgetobt. Wir waren körperlicher. Das ist vielleicht der Schlüssel: erlaubt den Kindern, ihren Körper zu spüren, ihn auzuprobieren und zu entdecken, wie weh es eigentlich tut, wenn man eins auf die Nase bekommt. Das fördert die Empathie wahrscheinlich mehr als Schaubilder.
Vielleicht gibt das die eine oder andere Schramme, aber die meisten von uns 30plus-Leuten scheinen nicht dauerhaft verkrüppelt zu sein.

Das beste Sozialtraining findet nicht im Stuhlkreis statt, angeleitet von einer Fachkraft, die erzählt, was man tun darf und was nicht, sondern im Umgang mit anderen Kindern.



Mittwoch, 16. Januar 2013
Willkommen im Kindergarten
Samstag hat Mini-Tiger Geburtstag. Ich frage im Kindergarten nach, ob es Lebensmittelallergien etc gibt, vom Diabetes-Kind weiß ich wegen Muffins mitgeben am Montag.

Vorher treffe ich die Mutter des Diabetes-Kindes, sie sagt, daß mit den Muffins gehe klar als sie frage, sie müssen das nur vorher wissen. Und danke, daß ich extra nachfrage.

Gespräch mit der Kindergartenerzieherin:
Montag geht gar nicht, da haben sie "Faustlos". Da haben sie keine Zeit für Geburtstage.
Und bitte keine Muffins, lieber Gummibärchen in ganz kleinen Tüten, das sei besser wegen der Diabetes.

Nu' hab' ich die Pest ja selber und Gummibärchen sind wesentlich schlimmer als Schokolade oder Muffins.

Abgesehen davon: sind die schon wieder konzeptmäßig dermaßen ausgelastet, daß sie keine Zeit haben? Irgendwann muß ich mal fragen, ob ich einen Zeitplan sehen kann.

Wir sind seit 3 Jahren da und bisher habe ich IMMER Muffins mitgegeben und bisher gab es auch noch keine Geburtstagsterminschwierigkeiten.

Nehmen die seit neuestem Drogen?


Auf dem Rausweg kommt mir noch die Leitung. Ich bin kurz davor ihr zu sagen, daß ich grad "überhaupt keine Zeit" habe (ihre Standardantwort wenn man schnell was will), aber besinne mich auf meine Manieren.
Wir mögen doch bitte sicherstellen, daß Mini-Tiger nicht gleich nach Ankunft gewickelt werden muß. Heute morgen hatte er schon um 9 die Windel voll. Ja, wie soll ich das sicherstellen?
Wir sollen ihn vor dem Losgehen einfach nochmal wickeln.
Ich (geduldig): er wird eigentlich direkt vor dem Losgehen erst angezogen, da gehört Wickeln dann dazu, also eher keine Lösung. Wir müssen immer vor 8 da sein weil Kleiner Tiger das Vorschulprogramm (yupp, fester Programmpunkt jeden Morgen, soll die Eltern zur Pünktlichkeit erziehen) mitmacht, also sind wir bei Windel voll gegen 9 eher außen vor.
Wir sollen das sicherstellen. Ende des Gesprächs.

Okay... hat jemand Vorschläge, wie man ein Kind vom Kacken bis 9 Uhr abhält? Ich hielt das immer für den Ruf der Natur, dem Folge zu leisten ist, egal wann und wo und ob es grad passt.



Montag, 14. Januar 2013
Erfolg
Heute hat der Kindergarten es geschafft, die Kinder, die nicht mitessen, tatsächlich in der Halle rumtoben zu lassen und plötzlich war auch der Personal da, um danebenzustehen.

Na bitte, klappt doch wenn man nur genug quengelt.



Samstag, 12. Januar 2013
- 4 Grad
ein bißchen weißes Krisselzeugs ist liegengeblieben, es Schnee zu nennen wäre übertrieben.

Kleiner Tiger kommt die Treppe runter in Hawaii-Shorts und T-Shirt.
"Mama, wann können wir wieder barfuß raus?"

Was soll's, ihn kurz ausprobieren lassen, ob das eine gute Idee ist. Und wer kommt vorbei? Die Nachbarin, die mich letzten Sommer als sie sich im Garten nur noch an die Kehle gegangen sind, fragte, ob ich da nicht intervenieren wolle, ich sei doch Pädagogin...

War das jetzt pädagogisch wertvoll?



Donnerstag, 10. Januar 2013
Legt euch nicht mit Tigermama an...
Tigermütter verstehen überhaupt keinen Spaß, wenn jemand ihrem Nachwuchs zu nahe tritt, völlig humorlos und nicht kompromißbereit.

Ich hab' die ganze Nummer dem Tigergatten gestern abend erzählt, der fand das noch ein bißchen mehr daneben als ich.

Ich werde heute, morgen und notfalls an jeden weiteren Tag den Gott werden läßt in dieser Verwaltung anrufen, solange bis sich was ändert. Mir kann keiner erklären, daß sie es geschafft haben, innerhalb von 3 Minuten die Teller für's Mittagessen auf den Tisch zu kriegen, 20 Kinder an die Tische und das Essen aus der Küche.
Wir haben einen Platz bis um 12 Uhr. Von mir aus sollen sie 12:00:03 mit dem Essenholen anfangen, aber keine Sekunde eher.

Und die idee, ich solle mal mit dem Elternbeirat reden, kann die Verwaltung vergessen. Die sind doch ein noch ein Haufen Kaffeemassenvernichterinnen mit Neigung zum bösartigen Tratsch (yupp, der Haufen, der morgens bis um 9:30 im Kindergarten rumsitzt...), deren Kinder haben das problem nämlich nicht, also interessiert sie es auch nicht.