Donnerstag, 9. Oktober 2014
Krankenstandbericht
Nun hat es die Junge Dame erwischt. Husten, Rotznase, Kopfweh, Halsaua.

Ich bin völlig fertig und mein Chef dreht am Rad.



Samstag, 5. Juli 2014
Gestern
Kleiner Tiger trödelt nach dem Sport. In der Umkleide, und zwar der Männerumkleide, die ich bekanntlich nicht betrete, weil da ein Bannzeichen an der Tür ist. Ein kleines Piktogramm, welches Frauen daran hindert, da reinzulatschen. Klappt auch bei Frauenumkleiden, nur werden da Männer ferngehalten durch diese Zauberrunen. Oder sollten, aber dazu später mehr (damals... ich ich noch selber Sport machte...)

Jedenfalls stand ich vor der Tür und wartete. Wenn da nur Vorschuljungs drin egwesen wären, hätte ich mich überwunden, aber da lief auch schon die deutlich ältere Trainingskohorte rum. Trödeltiger halt.
Einer davon ging bis letztes Jahr in Großen Tigers Schule und Urheber des schönen Satzes "Ey, Großer Tiger, du siehst voll aus wie deine kleine Schwester!".

Ich bat ihn, dem Kleinen Tiger zu sagen, er möge sich beeilen, wir warten (und das Fußballspiel wartet nicht!)

Was er auch tat. Tür auf, und zwar mit Schwung, und in Ton und Lautstärke, die ihn zum Unteroffizier einer beliebigen Ausbildungseinheit sofort qualifizieren würde:
"Kleiner Tiger, du ziehst dir jetzt die Schuhe an!"
Kleiner Tiger riß die Augen auf und beeilte sich.
"Und solange ich hier bin, kommt mir keiner mit *Piepsstimme*: "Lieber Junge, bitte" an, also beweg dich!"

Keine Minute später war Kleiner Tiger mit gepackter Tasche abmarschbereit.

Letzter Satz (immer noch Stil "Full Metal Jacket"):
"Na bitte, klappt doch!"

Ich muß die Mutter von dem Jungen mal kennenlernen :-)



Freitag, 20. Juni 2014
Genaue Anweisungen
"Mini-Tiger, du setzt dich jetzt auf dein Fahrrad und fährst durch den Park nach Hause. Jetzt und ohne Umwege"

Wieso guckte die Erzieherin mich dabei schon wieder schräg an?
Wieso mußte die Mutter neben mir lachen?



Sonntag, 4. Mai 2014
"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf."
-Orwell zugeschrieben, aber fraglich

Tiger plus Nachbarschaftsjunx kämpfen wieder um Narnia (oder gegen Orks, so klar ist mir das nicht). Alles zusammen brüllend gegen einen Gegner, den nur sie sehen können.

"Stürmt die Festuuung!" brüllte Kleiner Tiger und rannte vorweg in den Park.

Und wer war nicht dabei, sondern stand bedröppelt in der eigenen Auffahrt, bewacht und behütet? Pazifistenkind.

Ich winkte hinterher.

Nachbarin nutze die Gelegenheit, nochmal mit mir über Gewalt zu reden. Sie wollen das nicht. Und der Kindergarten hat ja auch ein Gewaltpräventionsprogramm. Ihr Kind soll erst gar nicht "Gewalt" lernen.
Ich frage sie, wie ihr Kind denn auf "Gewalt" reagieren soll wenn er sie sieht, und er wird sie sehen. Spätestens im "Dschungel des Schulhofes" wird er früher oder später Zeuge und mit realistischer Wahrscheinlichkeit sogar Opfer- spätestens wenn die üblichen Spezis geschnallt haben, daß er sich nicht wehrt.
Er soll woanders hingehen, einen Erwachsenen holen, auf keinen Fall aber zurückschlagen. Das muß ich doch verstehen, Gewalt löst doch nur noch mehr Gewalt aus.

Und wenn das so laut wird, da ist sie immer schon erschreckt. Das muß doch auf Kinder schlimm wirken.
Immer diese Gewalt...

Ich ließ sie reden. Nur die erwünschte Zustimmung bekam sie nicht.


Beim Drübernachdenken fällt mir auf, daß diese Grundsatzfriedlichnummer nur läuft, wenn jemand daneben steht und bereit ist, stellvertretend Gewalt auszuüben- also notfalls den Schulhofschläger zurückzuziehen. Ansonsten sehen wir auf dem Schulhof den Krankenwagen.
Diese moralische Überlegenheit kann man nur durchziehen wenn jemand anderes bereit ist, einen dabei zu schützen.

Nun rechne ich nicht damit, daß die BRD übermorgen von Belgien angegriffen wird oder Polen hier einmarschiert (wäre aber mal eine Abwechslung), aber trotzdem.

Die Tiger lernen, sich zu wehren.
Ich hoffe, daß sie eines Tages bereit sind, in der U-Bahn einzuschreiten oder wo auch immer nicht danebenzustehen und zuzuschauen, wie jemand zu Tode geprügelt wird. Hatten wir oft genug.
Ich hoffe, daß sie auch das Pazifistenkind schützen.



Freitag, 2. Mai 2014
"Mama, geh weg!"
Tiger sind im Park, spielen im "Geheimversteck"- wie geheim ist ein Versteck, daß man den Eltern gezeigt hat? Egal :-)

Tigermädchen und ich kommen hinterher.
Mini-TIger baut sich vor mir auf: "Mama, geh weg! Du störst!"
Es steigerte sich zu "du nervst mich!"

Also ging ich. Nun sitze ich am Schlafzimmerfenster, denn von dort aus kann man sie sehen.

Große Junx. Mutter steht daneben geht ja gar nicht...

Etwas älter ging ich jeden Tag alleine vom Kindergarten nach Hause.
Ich trieb mich nachmittags im Dorf rum und kam beim Abendläuten heim.
Wir tobten durch Gärten und über Höfe und unsere Eltern hatten meist eine grobe Ahnung, wo wir sind.
Und ich sitze am Fenster und gucke zu...

Unüberwacht-sein ist wichtig für Kinder. Das weiß ich. Trotzdem bringe ich mich nicht dazu, von diesem Fenster wegzugehen.

Vielleicht reicht es ja für's erste wenn sie nicht wissen, daß ich alles sehe?



Donnerstag, 24. April 2014
Bewahrpädagogik
ich sehe die Pazifistennachbarin ihr Kind retten und vermute (Mütter sind halt wie die Staatsanwaltschaft), das der Tiger mit seinem nigelnagelneuen Seifenblasen-Schwert rüpelig wurde. Kurzer Auftritt der maternalen Inquisition: "Hast du mit dem Schwert gehauen?!"

Nein, erklärt die Nachbarin, ihr moderat traumatisiert guckendes Kind (männlich, 4 Jahre) schützend hinter ihren Körper haltend. Aber sie mag das nicht. ich denke mir, daß man seine Marotten besser nicht an den (eigenen) Kindern auslassen sollte und wie oft ich was nicht mag und wie oft das einfach mein Problem ist, mit dem ich klarkommen muß.

"Bitte nimm das nicht persönlich"- klar, wenn man ihren Nachwuchs angeht, sind Tigermütter ja bekannt für ihre distanzierte Art :-)
"Aber dieses Hauen, mit den Schwertern. Das mögen wir nicht. Sie können ja gerne zusammen spielen, Trekker fahren oder malen, aber nicht mit Schwertern." Sie guckt mich stellungsnahmefordernd an.
Ich nicke, erkläre, daß ich das verstanden habe und für ihre Entscheidung halte.
"Wir wollen nicht, das sich Maximillian-Amadeus das abguckt. Da soll er nicht zugucken"
Augenbinde?
"Und das spielen deine Jungs ja immer"
JA!
"Und dann heißt es ja auch "Morden!"!"
Das langte. Ich erkläre, daß sie da wohl wen verwechselt, "Morden!" habe ich hier noch nicht gehört.
Sie rudert zurück. Ja, meine nicht, aber die anderen und wenn man so viel unterwegs ist wie sie, dann hört man das. nd das wollen sie nicht.
Ich bestätige ihr Recht, das so zu sehen.
Jedenfalls wollen sie das nicht. Auch zugucken soll er nicht. Also trug sie ihn in den Garten.

Armes Kind. Da luckt er nun zwischen den Büschen raus.

Ich habe drauf verzichtet, ihr zu erklären, daß das schlimmste, was man seinen Kindern antun kann, ist, sie zur Angst zu erziehen.


Ich nehme das nicht persönlich. Echt nicht. Wirklich. Ich nehme es nur nicht ernst :-)


Die Seifenblasenschwerter gibt es übrigens beim Penny.



Montag, 31. März 2014
Gebetsbitte
Totgeburt. 10 Tage vor dem errechneten Termin.

Der Mutter geht es jenseits von Beschreibung.



Sonntag, 23. März 2014
Besorgte Eltern
"Gesprochen hat auch die franko-algerische Regisseurin und Schriftstellerin Farida Belghoul, die dem Ex-Front-National-Mitglied (FN) Alain Soral, der 2006/2007 für Marine Le Pen den Präsidentschaftswahlkampf organisiert hat, nahe stehen soll. Soral sagte sich allerdings 2009 von der FN los und gründete Egalité et réconciliation (E&R, „Gleichheit und Aussöhnung“). Ob Farida Belghoul allerdings in Sorals Organisation Mitglied ist, ist nicht bestätigt."

Ich fasse mal zusammen: da redete jemand algerischstämmiges, der jemandem nahestehen soll (und das wissen wir woher?), der mal in der Front National war. Kann man der Frau noch mehr vorwerfen? Loco?
In der frz. Wikipedia finde ich nur den etwas dünnen Satz En mai 2013, Farida Belghoul se rapproche d'Alain Soral et de son association Égalité et Réconciliation

"
Die „besorgten Eltern“ machen Front gegen die Sexualaufklärung an Schulen, vor allem Grundschulen und in Kindertagesstätten.

In der Grundschule können wir drüber reden, aber im Kindergarten nicht in der Pauschalität. Kann mal dran sein, aber muß nicht.

Grundsätzlich finde ich pro-Köln/NRW/Deutschland nicht wählbar und erkläre das auch deutlichst, aber man beachte bitte, daß es sich bei den Besorgten Eltern nicht um eine Tochtergründung handelt, sondern da nur welche rumstanden. Die reichsdeutsche Absetzbewegung (das sind die, die dem Gerichtsvollzieher sagen, er betreibe Amtsanmaßung) halte ich nicht für politisch relevant genug, um eine Gefahr darzustellen und laufen bei mir unter "Hohlwelttheoretiker und andere Verwirrte".

"Und au0erdem sind die homophob!"- Standardvorwurf, äußert sich wie?

Meiner ganz persönlichen Ansicht kann "Aufklärung" im Kindergarten sich auf das rudimentärste beschränken. Was soll der Unsinn?

In BaWü hat sich eine Menge hochgekocht was das angeht, kurz auf die Faktenlage zurückzukommen würde allen guttun. Weder plant die Regierung, Schüler zur Homosexualität zu erziehen (ich bezweifle, daß das möglich ist) noch sind alle Gegner des Bildungsplanes kurz vor'm Schwulenprogrom.

Ich begreife nicht so recht, warum man in Grundschulen sexuelle Vielfalt thematisieren soll. ich denke weiterhin, daß man Toleranz einfordern kann, das ist die notfalls grummelnde Hinnahme. Akzeptanz zielt jedoch auf Meinungsbildung hinaus und die muß man jedem Menschen am Ende selber überlassen. Sogar wenn man doch das Gute, Bessere und Einwandfreie will.

Außerdem denke ich, daß Schule nicht für die komplette Erziehung zuständig ist. Sie soll Fakten vermitteln und die Fähigkeit, über diese Fakten nachzudenken und dann am Ende sich eine Meinung zu bilden. Mehr ist einfach nicht Aufgabe der Schule.

Menschen entdecken ihre Sexualität im Laufe ihres Lebens irgendwann. Auch ohne Lehrplan, was auch gut so ist.

Wie man ernsthaft dagegen protestieren kann, Kinder vor zu früher Sexualisierung zu schützen, entzieht sich mir.



Mittwoch, 5. März 2014
Gefechte
In den Händen der Tiger wird jeder längere Stock zum (Laser)Schwert und jeder kürzere zur (Blaster)Pistole. Und sie haben den großen Vorteil, daß immer mindestens ein Bruder Lust auf ein gepflegtes (Raum)Gefecht hat.

Letztens sagte die Nachbarin zu mir irgendwas von gefährlich, sie sagt ihrem Sohn immer, daß er nicht mitmachen soll, was das Kind auch brav tut, er steht am Zaun und guckt zu wenn die Straße zum Feld der Ehre wird.
Gestern lieferten sie sich einen erbitterten Kampf mit den Nachbarskindern (die sind auch zu dritt, das Mädel hielt gut mit).

Heute tobten sie wieder militaristisch den Weg entlang, ich samt Kinderwagen wesentlich langsamer hinterher. Nachbarsjunge guckte zu und Mini-Tiger, immer drauf aus, den Spaß noch zu vergrößern und keinen außen vor zu lassen, bezog ihn ein... indem er ihn fröhlich "piu, piu, piu" beschoß...

Mutter reagierte sofort und ultrapädagogisch: sie stürzte zum Zaun, zerrte ihren Sohn (auch 4) weg und sagte bitterböse "ich will das nicht!". Guckte mich böse an. Zickte los "kannst du deinen Kindern nicht endlich beibringen, daß man nicht auf Menschen schießt!" Stürmte weg, bei Nachbars klingeln, wie unmöglich das sei. Das will sie nicht, immer diese Gewaltspiele, manche Eltern sehen da ja weg, aber sie nicht!

Memo von mir an mich selbst:
- Sturmgewehre aus Holz
- Holzschwerter für diesen Sommer aufstocken,
- Tigerprinzessin ist bestimmt alt genug für ihr erstes Schwert- wird auch rosa :-)
- sobald es warm wird Wassergewehre kaufen

Und dann kann der Sommer kommen!



Freitag, 21. Februar 2014
Missing in Action
Wissen Sie, was noch ein bißchen anstrengender ist als ein Kind mit Kotzerei?

Wenn die Kotzerei nur der Auftakt für Fieberschübe war. Heute nacht entwickelte der Mini-Tiger 2 rote Dreiecke auf den Wangen und ein weißes um Mund und Nase. Scharlach?

Kind II guckt blaß und glasig. Macht der gleich mit?

Kind III (Tigerprinzessin) legt mit leichter Temperatur und mieser Laune nach.

Und Kind IV hatte ein Kirchenevent, welches wochenlang vorbereitet war.


Und was haben Sie gestern gemacht?