Downdarks in der Geschichte der Demoparolen
Demoparolen sollen knackig sein, kurz und gerne überspitzt. ein bißchen rumpöbeln tut man bei so was ja, aber das hier wirkt eher wie "ich hatte es ja geahnt..."

Sperma im Haar statt Kuchenbazar"


Ich habe Brötchen für einen Slum in Manila geschmiert, Muffins für die Mädchenbildung in Afghanistan gebacken, Waffelteig für neue Klettergerüste zusammengerührt und frage mich: wie wollt ihr für all' diese lobenswerten Projekte Geld mit Sperma auftreiben??? Nein, erklärt es mir bitte nicht...

Der lesbare Rest reißt es nicht wieder raus:
"Rudelfick statt Physik"
"Muschi, Pimmel, Regenbogen- so wird ein Kind erzogen"
"Porno statt Adorno"
und ganz groß und damit wichtig: "bei uns kannst du so sein wie du willst"- joa, sicher- außer man mag Physik. Oder Biologie.

Man kann über die Frage, wie und wann "das Ganze" im Unterricht behandelt werden soll, ja streiten, aber wem an Verständnis für die eigene Position gelegen ist, der sollte mehr bieten als das Angebot, den Physikunterricht abzuschaffen.

Für mich (rein subjektive Assoziation!) klingt ja "Muschi, Pimmel, Regenbogen- so wird ein Kind erzogen" nach der Drohung mit Kindsvergewaltigung als "Erziehungsmittel". Da bekomme ich ehrlich gesagt direkt kurz Angst.

"Porno statt Adorno"- die geistige Onaniervorlage der 68er-Generation wird also durch entsprechende Heftlein und Filmchen ersetzt. Sehr schön, in Pornos bekommen Mädchen und Jungen dann also gezeigt, wie das gleichberechtigte Miteinander aussehen kann und was für Körper- und Frauenbilder besonders Mädchen im Kopf haben sollten. Dann klappt es auch mit dem Pole-Dance als Schulsport. Feministische Pornographiekritik ist an denen vorbeigegangen. Völlig.


Die waren von der Gegenseite bezahlt, oder?!




shinjungmee am 25.Nov 14  |  Permalink
Josef Bordat hat da auch ein paar (nicht ganz ernst gemeinte) Vorschläge http://jobo72.wordpress.com/2014/11/24/mit-links-zum-abitur/

madmac am 25.Nov 14  |  Permalink
Paradox
Absolut Paradoxe Zuständ, die wir hier vertreten. Aber ich mag deine subjektive Perspektive.

Http://www.Madmac.blogger.de

nemorosa am 25.Nov 14  |  Permalink
Die waren von der Gegenseite bezahlt, oder?!
Wer weiß.
Die Slogans sind zum Ans-Hirn-Greifen; dem Anliegen haben sie sicher nicht gedient.
Allerdings sind die, die sich am lautesten drüber empören, nicht die, mit denen ich in einem Chor singen wollte. Googeln Sie mal. Auf den "Nachrichtenseiten" wird einem richtig schlecht.

cassandra_mmviii am 25.Nov 14  |  Permalink
Das Thema hezt sich auf (kennt man ja aus dem Ländle). Wer wann was gesagt hat und wer wann wo auf welcher Demo rumstand.... ein Endlosthema. Aber: wieso kann eine Landesregierung (in diesem Fall die in Hannover) nicht einfach sagen "1200 Leute finden unseren Plan doof. Das finden wir schade, denn wir finden ihn toll, aber in einer pluralistischen Gesellschaft kann man sogar mit 120.000, die anders denken, leben. Bie 1.200.000 müssen wir mal über die demokratische Legitimation unseres Planes nachdenken" und erst mal neutral bleiben (und dem eigenen Wahlvolk kurz zuhören) statt via "wir flaggen Regenbogen" anzuheizen?

Am Ende stehen wir da und müssen fragen: was soll Schule, sprich der Staat, leisten? Wo endet Information und wann beginnt Beeinflussung? Und diesbezüglich macht mir der Anspruch, alle Bereiche gestalten zu wollen, Angst. Schule ist ein Mittel der Sozialdisziplinierung. Als braver Linker sollte man da hellhörig werden statt den Kanon anzustimmen. Egal ob nun im Mathebuch ein intersexuelles Päärchen das Auto abbezahlt oder ein schwules Päärchen den Hauskredit.


PS: und bei "MUschi, PImmel,usw" frage ich mich echt, ob das eine Drohung sien soll und wie das bei Opfern von Kindsvergewaltigung ankommt. 1/3 der Mädchen machen die Erfahrung sexueller Übergriffe, meist im vertrauten Kreis. Das klingt echt nach "das ist ein Erziehungsmittel".

Ich habe die Broschüre "Körper, Liebe, Doktorspiele" für unter 3-jährige im Kindergarten erhalten. Da war mir spontan auch schlecht. Die lieferten Tätern die Argumente- "positives Körpergefühl vermitteln"-"kein Scham" usw und forderten Väter dazu auf, die Genitalien ihrer Töchter beim Wickeln zu liebkosen (wegen der zu vermittelnden Wertschätzung weiblicher Körperlichkeit)und noch allerlei. Mir ist echt der Hut hochgegangen.

zwetschgenkrampus am 25.Nov 14  |  Permalink
Es ist krank u. immer kränker ...
Ich glaube, Aristoteles hat einmal festgehalten, dass Entwicklungen immer von einem (unerwünschten) Extrem zum anderen gehen, erstrebenswert aber sei die Zone dazwischen, die "goldene Mitte" (aurea mediocritas). Wir sind von einem Extrem zum anderen gegangen, aber wo war die Mitte, die - in der Theorie - so vernünftig sein sollte?

Wir hatten den Zustand "Körperliche Züchtigung ist a) ein Elternrecht und b) ein legitimes Erziehungsmittel", das ist nunmehr glücklich überwunden, und es gibt Kinderrechte. Das ist positiv.

Gleichzeitig zu diesem Entwicklungsstand haben wir aber auch geistige Rohrkrepierer, die offenbar finden, es gebe nicht genug sexuellen Mißbrauch auf der Welt und man müsse unbedingt den Anfangspunkt ein paar Jahre nach vorn verlegen, damit zerstöre man auch gleich den unerwünschten Zustand "Familie" nachhaltig.

Herr, lass Hirn regnen, und zwar reichlich!

Von meinem "pet peeve" zähle ich nur die Schlagworte auf(Todesstrafe abgeschafft, Abtreibung eingeführt, und das soll Rechtssicherheit sein? Es ist also sehr gefährlich geworden, unschuldig zu sein) , da ansonsten die Diskussion auf Abwege käme ...

cassandra_mmviii am 25.Nov 14  |  Permalink
Wir müssen ja nicht die Todesstrafe gleich wieder einführen- mit der sind Justizirrtümer so final. Ich stehe ungern vor einem Grabstein und sage "sorry, war wohl ein Fehler", Nee, muss nicht. Womit ich leben könnte wäre "einsperren und Schlüssel weg", wenn lebenslänglich genau das ist. Dann erübrigt sich auch Resozialisierung.


Bei den Schildern dachte ich nur noch "die müssen für die Gegenseite arbeiten"... man muß ja Befürchtungen der Gattung "unsere Grundschulen werden zu Bordellen!" nicht noch füttern, sondern kann mal über Sinn und Wege reden.
Wie wäre es denn zB, wenn man deutlich mehr vertrauliche Beratung an Schulen abietet- dann muß Schüler sich nicht im Stuhlkreis ausbreiten und ein ausgebildeter Kinder- und Jugentherapeut als Schulpsychologe kann zur Seite stehen wenn jemand sagt "ich stecke im falschen Körper" oder "mein Onkel benutzt seinen Pimmel als Erziehungsmittel"- denn Sexualkunde an der Schule kann der Horror sein. Sorry, aber mit den seltsamen gestalten, mit denen ich erzwungenermaßen einen beträchtlichen Teil meiner wachen Zeit verbringen mußte, mochte ich was das angeht über gar nichts reden. Und wenn ich es recht bedenke: ich hätte auch getrost damit leben können, die Sexualnotstandgeschichten meienr Mitschüler nicht zu hören.

Was spricht gegen eine bessere, verfügbarere Beratung als Problemlösung? Moment: das könnte ja ein Problem lösen und Geld kosten... dann lieber den Kindern den Stundenplan vollstopfen, am Ende gehört deren Zeit nämlich nicht etwa ihnen, sondern dem Staat, und das sollten sie möglichst früh lernen.

kelef am 25.Nov 14  |  Permalink
ich muss immer lachen, wenn so ein thema in meinem und meiner tochter (heuer 39 jahre jung) aufkommt. sie lächelt dann immer ganz lieblich und sagt: "also für mich war das immer ganz normal dass es schwule, lesben, neger, asiatien, transsexuelle, geistig/körperlich behinderte, rauschgiftsüchtige, muslims, agnostiker ... gibt, wir kannten immer von allen jemand."

das ist, denke ich, der schlüssel. solange die eltern sich nicht mit der problematik auseinandersetzen dass es eben verschiedene menschen gibt, und dass "anders als" kein synonym für "schlechter als", sondern für "nicht so wie", und solange die eltern das nicht auch wirklich so leben und den kindern vorleben, solange nützt auch die sogenannte aufklärung in der schule nicht - im gegenteil, ich meine, das birgt gehöriges konfliktpotential. die eltern und der pfarrer sagen, dass schwul sein eine widernatürliche krankheit ist die durch beten geheilt werden kann, die grosseltern haben den schwulen onkel aus dem haus geworfen und reden seit jahrzehnten nix mit ihm, und die kinder lernen in der schule, dass schwul sein ganz normal ist. ganz toll.

wenn kinder in der schule lernen, dass die gesunde watsche verboten ist, und dann, wenn sie aus womöglich auch noch nachvollziehbaren gründen eine kassieren, als einzige reaktion sagen: "und jetzt geh ich zur polizei und zeig dich an", dann ist das imho auch der falsche weg.

natürlich sollten die kinder alle diese dinge lernen, aber nicht mit gewalt und nach stundenplan, sondern durch entsprechendes vorleben. und das würde, bitteschön, schon damit anfangen dass muttern nicht auf der strasse stehenbleibt und tuschelt: "schau, wie die sich hergerichtet hat, also nein, wie das scheisse aussieht, grüne haare, also sowas ...". richtig wäre doch hier, die andere einfach sein zu lassen wie sie ist, wenn jemand gerne grüne haare haben will, soll er doch. aber je genauer ich aufpasse, desto mehr fällt mir auf dass ich so eine bemerkung noch nie gehört habe. und DAS finde ich wirklich schlimm.

cassandra_mmviii am 26.Nov 14  |  Permalink
Ich befürchte immer, man könnte durch zu viel Problematatisieren (klassisch erwachsen) erst Probleme schaffen.

zwetschgenkrampus am 26.Nov 14  |  Permalink
Könnte? Kann!
Sehr geehrte Frau Cassandra,

Sie haben ganz recht: Man kann Probleme schaffen, indem man sie laufend thematisiert, bewältigt, aufarbeitet - und unsere gegenwärtige, und das Wort nehme ich jetzt wirklich nur widerwillig in den Mund, Kultur tut dies
a) mit Wonne,
b) lautstark,
c) am laufenden Band und
d) oft, ohne sich näher mit Fakten auseinandergesetzt zu haben, dafür
e) im Bewußtsein, damit historisch im Recht zu sein.

meermond am 26.Nov 14  |  Permalink
"...historisch im Recht zu sein"
Wozu man die Geschichte doch missbrauchen kann, zeigt sich leider in so manchen Überreaktionen, die sich durch simplen gesunden Menschenverstand vermeiden ließen. Oder auch durch eine Prise mehr Selbstbewusstsein.
Traurig.