Mythen und Märchen
Heute: arbeiten garantiert gesellschaftliche Teilhabe.

Ich gucke auf einen Computerbildschirm. Gelegentlich gucke ich hoch uns sehe wen? Den Praktikanten. Der tut was? Auf den Bildschirm gucken.

War früher anders, da hatte ich Sozialkontakte, den ganzen Tag über. Heute nur noch zwischen 15:10 und Bettgehen.

Früher konnte ich Nachrichten gucken und wußte, was in der Welt passiert. Heute bekomme ich ein paar Schlaglichter mit. Irgendwas mit Bundespräsident Gauck. I(IS)- denen entkommt man grad nur wenn man den Kopf in den sand steckt.
Von Landesebene ganz zu schweigen- Bremen könnte sein Finanzproblem in den Griff kriegen und ich merke es nicht.

Langweilig ist mir im Job- dauernd. Der "Absurdes Kino"-Faktor hat sich abgenützt. War früher anders- da konnte ich wenn mir langweilig war notfalls die Badewanne putzen.

Und wieder mal frage ich mich, wer sich das ausgedacht hat. Bestimmt eine verflixt gute Presseabteilung.




sid am 04.Sep 14  |  Permalink
Der Satz bezieht sich wohl mehr darauf, daß man dann was zu erzählen hat. Und wenns auch nichts ist. Keiner will was vom Badewannenputzen hören, aber Kollegen, die auch nur den Bildschirm anstarren, gibts ja genug ; )

Bei uns fällt teilweise auch die verbale Kommunikation flach, wir schicken uns Pausenmails (obwohl wir gegenüber am gleichen Tisch sitzen). Fast wie diese jungen alten Pärchen ; ))

cassandra_mmviii am 04.Sep 14  |  Permalink
Ich habe keine Büro-Email-Adresse... keine Dienstemail.... und meine private will ich da nicht aufmachen, das geht nämlich keinen was an.

Ich habe heute revoluzzert und als Chef weg war, heimlich Smalltalk mit dem Praktikanten betrieben als ich seinen Dokument einrichtete. Und siehe da: wir haben gemeinsame Hobbies.

Das Kommunikationsverhalten ist echt herausfordernd: "Guten Morgen" und "Bis morgen", alles andere strikt dienstlich und nur über Chef falls keine Sondersituation vorliegt, die miteinander reden erfordert. Wobei Chef dann dadrauf achtet, daß man nicht Zeit verschwendet durch Reden. Notfalls reicht es ja auch, was halb zu klären :-)


PS: ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, darüber, was ich beruflich tue, ein ansatzweise intelligentes Gespräch zu führen. Ich hätte zwar mittlerweile genug für ein paar Folgen Sitcom, aber das ist so absurd, das ist smalltalkungeeignet.
Unterhält man sich wirklich über die Frage, wie man eine Mappe suchte?

sid am 04.Sep 14  |  Permalink
Wir haben Firmenmail (produziert auch genug Datenmist im Monat, allein die "x geht nicht", 20 min später "x geht wieder" Mails...).
Ich mach auch ungern dort meine Privatmails auf, ab und zu (wie diese Woche) muß es aber leider sein.

cassandra_mmviii am 04.Sep 14  |  Permalink
Nö, haben wir nicht. Wir haben auch keine Telefonanlage, sondern ein Einzelgerät im Chefbüro.

Ich fände Firmenmail grad halbwegs praktisch, dann hätte ich das heute tippen können statt Klebezettelchen zu schreiben und auf Chef-Schreibtisch zu kleben.

Wir schreiben ja auch sagen "zu Fuß" aus dem Internet ab und tippen sie dann wieder ein.... ich habe via c/p gemogelt :-)

cut am 04.Sep 14  |  Permalink
Zur sozialen Teilhabe gesellt sich ja idealerweise noch die Selbstverwirklichung!

cassandra_mmviii am 04.Sep 14  |  Permalink
was ist schon ideal?

cut am 05.Sep 14  |  Permalink
Jobs in aller Regel sicher nicht. Kampf dem Arbeitswahn!

cassandra_mmviii am 05.Sep 14  |  Permalink
ich hatte schon Jobs, bei denen ich das Gefühl hatte, was sinnvolles zu tun.

Aber der Job, den ich echt gerne gehabt hätte, hat halt nicht geklappt. Mist, aber ich probiere es weiter. Die stellen bestimmt irgendwann die nächsten Jahre wieder ein. Und solange sehe ich zu, daß mein lebenslauf keine Lücken aufweist, sondern sinnvoll gefüllt ist.

Was ich tue hat drei unschlagbare Vorteile: ich bekomme am Ende einen Zettel mit Stempel (und davon kann man in Dt ja nicht genug haben), ich bin intellektuell nicht überfordert Sie hatten recht: Medien macht man mit links) und die Zeiten sind familienkompatibel.

Das persönliche wird in die 2. Reihe geschoben für die Dauer der Krise.