In Suburbia
Was bei mir in der Kindheit suboptimal gelaufen ist, kann ich nicht ändern. Aber ich werde mir davon nicht den Rest meines Lebens vermiesen lassen und das tun, was ich mir als Kind selber versprochen habe: "bei mir wird es anders".

Genervte Mutter im Morgenrock wenn ich aus der Schule kam. Ich kam aus der Schule und stellte die Frage, die Großer Tiger heute immer stellt wenn er wiederkommt: "Was gibt es zu essen?"
Mutter im Morgenrock, Zigarrette in der Hand. Mutters Antwort: "Pferdekotze!"- sie war angesäuert weil ich mich NIE, aber auch NIE erkundige, wie ihr Tag war, wie es ihr gehe usw. (Der Topfinhalt war mit "Pferdekotze" übrigens recht gut beschrieben)
Und so beantworte ich die tägliche Frage NICHT mit "Pferdekotze", sondern mit einer Umarmung und dem, was es nun mal gibt.

Mutter, die sich auf den Fußboden warf und kreischte "Ich verlange Respekt!"
Respekt verdient man sich, jeden Tag neu. Wie? Dadurch, daß man sich selbst respektiert.

Kinder sind nicht dafür da, uns jeden Tag zu sagen, wie wunderbar wir sind weil wir sie großziehen. Ich weiß, daß alles so weit im Grünen Bereich ist wenn Großer Tiger mich anbrüllt. das habe ich mich nämlich nie getraut als Kind. Das erste Mal war mit 29 Jahren und durchaus therapeutisch.

Liebe ist nämlich nicht alles toll finden, was der andere tut, sondern das Netz, welches uns auffängt wenn wir sagen "das war doof, und zwar so richtig".


Anders. Vielleicht nicht besser, aber zumindest versuche ich nicht als wildgewordenes Beispiel der Prägungstheorie den Mist zu wiederholen :-)
cassandra_mmviii am 10. August 14  |  Permalink  |  3 Kommentare  |  kommentieren




das mariechen am 11.Aug 14  |  Permalink
Dass Sie das geistig und seelisch gesund überstanden haben - meinen Glückwunsch. Ich kenne da andere aus wesentlich "normalerem" Elternhaus, bei denen so eine "liebevolle" Eltern-Kind-Beziehung auf massiven psychischen Störungen inclusive Sucht, Selbstverletzung oder Esstörung hinauslief :( .

cassandra_mmviii am 11.Aug 14  |  Permalink
Ich habe eine "trockene" Eßstörung. Das ist blöd und wird immer Teil von mir sein, aber kein Grund, ein Familienerbstück draus zu machen.
Ich habe besseres zum Vererben!

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sopravvivere am 11.Aug 14  |  Permalink
Ich finde das wundervoll und wirklich vorbildlich.
Sicher ist es nicht immer einfach, wenn man anstelle eines "Danke schön" / "Gut gekocht" oder "Wie war dein Tag?" nur immer Fragen oder gar Kritik erntet. Aber wie sie sagen, Kinder werden einem nicht jeden Tag danken, das kommt erst im Alter und erst dann, wenn man sich in der Kindheit mit der Erziehung den Respekt verschafft hat. Denn erst dann können sie erkennen, was die Eltern eigentlich geleistet haben.
Wenn man nun diesen Respekt verpasst, wird man niemals das gewünschte Danke schön erhalten und auch die Liebe des Kindes wird darunter leiden.
Meine Erfahrung war nicht ganz so schlimm wie die ihre, aber auch mir mangelt es an Respekt.
Also bitte immer weiter so - die Tiger werden es ihnen danken!

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