Rassismus nebenan
Telefon beim Abendessenkochen. Mutter aus Schule und Kindergarten ist dran. Ob ich gewußt habe, dass hier Flüchtlinge in einem Containerdorf untergebracht werden sollen? Hier?! Wo hier doch so viele Kinder wohnen!
Ich rühre im Gulasch. Ja, davon habe ich gehört und massivste Einwände gegen den Containerdorfplan.
Exkurs I:
Containerdorf am Straßenrand- blöder Plan. Da ist Ärger vorprogrammiert.
Und weil man jeden blöden Plan zum saublöden Plan steigern kann, sollen da unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden. Welcher Vollhonk kommt auf die Idee, einen Haufen Teenager in Containern am Straßenrand im Quasi-Nirgendwo (fragen Sie mal Frau Maracaya, wie weit draußen wir wohnen...) unterzubringen? Die haben praktisch keine andere Wahl als auf dem Parkplatz oder an der Bushaltestelle rumzuhängen.
Sie ist froh, dass ich auch so denke. Ihr Chef (wohnt auch hier) hat ihr was aus dem Internet ausgedruckt und das liest sie nun vor... bleiben eh nur drei Monate weil fast alle abgelehnt werden! Da ist doch was faul, die betrügen doch! Wertverlust des Wohneigentums! Und sicher ist man auch nicht mehr, hier wohnen doch so viele Kinder- gerade die Mädchen. Vergewaltigung! Diebstahl!
Ich gebe alle diplomatischen Stoppversuche auf und erkläre meinen Standpunkt:
Asylrecht ist nicht verhandelbar.
Einwand: "Aber doch icht zu uns!"
Gegenfrage: "Wo dann hin?"
Ich lege dar, dass ich tatsächlich gegen den Containerplan bin weil es Winter wird und das Müllproblem sich stellen wird. Ich bin für eine vernünftige Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen und ich die bei dem Containerplan nicht gegeben sehe.
Ja, da hätte ich ja recht, aber trotzdem.
Exkurs II:
wir haben ein Nazi-Problem. Die verteilen hier Flugblätter in die Briefkästen und "Post" von Christian Worch ist hier unwillkommen. Wenn ich die angetroffen hätte, hätte ich mich am Ende noch an meine alten Zeiten erinnert und denen ihren braunen Mist abgenommen. Ich mag ja keine naiven 20 mehr sein, aber einige Dinge ändern sich nicht.
Wir machen "Putzspaziergänge", auf denen wir Bad-Nenndorf-Mist entfernen und in jüngster Zeit auch immer mehr "keine Asylbetrüger".
Sie Situation schreit danach, den Ewigbraunen Munition zu liefern.
Bürgerinitiativen. Man muss ja aufpassen. Ich stimme ihr zu- das muss man immer. Aber vor allem müssen wir aufpassen, dass wir hier nicht noch mehr Nazis herbekommen, dann lasse ich meine Kinder nämlich nicht mehr alleine raus, während die Aussicht, sie könnten mit einem Kind aus Syrien spielen (sollte der Plan mit den Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen zu Gunsten von Familien fallengelassen werden) mich echt nicht schockt. Das schockt sie.
Ich lege los: meine Oma war auch ein Flüchtling. Und die hat weder geklaut noch vergewaltigt. Asyl ist ein Menschenrecht. Mal Nachrichten geguckt in letzter Zeit? Syrien? IS? Irgendwo müssen die Menschen ja hin bis das Problem gelöst ist.
Ja, habe ich ja recht, aber ihr Chef hat gesagt... mir egal, ich höre nicht hin wenn Chef was über Politik erzählt, da endet nämlich mein Vertrag.
Also sie könnte sich auch gut vorstellen, das nöächste mal "was entsprechendes" zu wählen, als Protest. Ich bohre nach- was denn? Ja, was rechtes halt. Das geht doch nicht!
Ich gebe jederzeit zu, dass Politik, auch Lokalpolitik, miserabel kommuniziert und man mit Menschen reden sollte bevor man Entscheidungen verkündet- wie zB wir bauen bei euch ein Containerdorf. Aber deswegen "irgendwas rechtes" zu wählen ist bestenfalls infantil.
Das kann ja alles lustig werden....
cassandra_mmviii am 24. September 14
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