Lustige Vorstellungen
Ich bin amüsiert.

"Sie haben doch studiert und so weiter, können Sie nicht sich da was suchen?"
Sicher bis vielleicht. Aber nicht ohne Umzug. Und das ich und Tigergatte was in der gleichen Stadt finden, ist mega-unwahrscheinlich.
"dann pendeln sie eben, das machen doch viele"
Haben Sie mal in meinen Lebenslauf geguckt? Da steht, daß ich vier Kinder habe. Wir könnten das ja so machen:
er arbeitet in Bremen.
Ich arbeite in Stuttgart.
Wir wohnen in der Mittel also irgendwo in Hessen, und eine Woche nehme ich die Kinder mit in die Zweitwohnung nach Stuttgart, wo sie dann zur Schule gehen, die andere Woche wohnen sie in der Drittwohnung bei Papa und absolvieren hier ihre Schulpflicht. Am Wochenende sehen wir uns dann im schönen Hessen.

Ich war ein wenig höflicher.

Wieso können die leute nicht einfach sagen "Hier sind Sie falsch, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen" und fertig? Wieso ergehen sich Leute, denen man eine einfache Sachfrage gestellt hat, die sie beruflich beantworten sollen, in allgemeiner Lebensberatung? Und noch dazu ohne Plan, was geht und was recht schnell auf die Grenzen bundesdeutscher Gesetzesrealität trifft?

Oder die dumme Realität, daß man im akademischen Bereich nicht mal eben was findet. Doch, man findet- so man denn weitgehend bis komplett auf Geld verzichten kann und es aus Begeisterung für ein Projekt tut. Begeisterung weckt der Zirkus grad eh nicht in mir und ich suche ja nicht weil ich mich sonst ins Bodenlose langweile, sondern weil wir das Geld brauchen (was man im Akademischen aber auf keinen Fall sagen darf!).

Amüsant bis nervig.

Das ganze verstärkt meinen Eindruck, daß Vereinbarkeit von Failie und Erwerbsarbeit eine gigantische Worthülse ist, die platzt, sobald man sie dem Stresstest Realität aussetzt. Die Anforderung, es mögen bitte beide Elternteile arbeiten gehen, und zwar Vollzeit, ist nicht umsetzbar, ohne die Eltern (und in der Realität die Mütter) zu verschleißen und zu vernutzen. Dabei geht es um möglichst willige, möglichst billige Arbeitskräfte, nicht um hehre Worte wie Lebensgestaltung oder sonstewas.

Wird schon, nächste Woche ist voll mit vielversprechenden Terminen.




kelef am 24.Apr 14  |  Permalink
es fällt einem oft schwer, höflich zu bleiben. das ist wohl auch der grund, warum manche leute meinen, sich vieles herausnehmen zu können: die kriegen einfach nicht die richtige antwort, die in diesem fall wohl wäre: reden sie nicht über sachen, die sie erstens nix angehen und von denen sie zweitens offensichtlich so viel ahnung haben wie eine kuh vom stricken, sie dumme nuss.

und jetzt erklären sie uns bitte genau und mit ihren eigenen worten, wieso sie sich das mit den unglaublich vielen kindern und dem mann und dem wohnen in einem haus genau dort wo sie wohnen nicht vorher genau überlegt haben? dachten sie nicht an die zukunft? und wieso haben sie nicht was anständiges gelernt, oder wenigstens studiert, wenn sie als frau schon studieren mussten, blablabla. und könnte der mann nicht was gescheites arbeiten, wenn er schon so eine grosse familie hat, man muss doch auch an die kinder denken.

ich frag mich manchmal, wieso nicht öfter jemand in diesen beratungsstellen zu schiessen beginnt, oder zumindest sehr laut und körperlich wird. aber nicht einmal das würden die verstehen.

wir halten ihnen die daumen, dass sie was finden was ihnen zusagt und zu ihnen passt, man muss ja auch freude am job haben, sonst wird das nix.

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
mein großer Fehler ist, daß ich versuche, rational zu argumentieren :-)
Und wenn man das erst einmal angefangen hat, meinen die Leute, mit einem darüber diskutieren zu müssen, ob das echt so ist oder ich mir das mit der Studienordnung nur einbilde.

Der zweite Fehler ist, daß ich nicht auf Lebensinhaltssuche bin, sondern nur auf Stellensuche.

arboretum am 24.Apr 14  |  Permalink
Schade, dass Sie die vier Tiger nicht gleich alle dabei hatten bei dem Termin. Dann hätten Sie fragen können, ob die sich um die vier kümmern, wenn Sie in Stuttgart und Ihr Mann in Sonstwo arbeiten.

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
Vorbildlich wie ich bin (ich kann zumindest Begeisterung für die Sache simulieren) und in einem Anfall professioneller Organisation und als Beweis meiner optimalen Vorbereitung -langsam klinge ich wie eine dieser Beratungsbroschüren....- hatte ich sogar die Junge Dame anderweitig untergebracht.

meermond am 24.Apr 14  |  Permalink
Schauderhaft.
Arbeiten mit Kindern, für die man noch Kraft und Zeit haben will, ist eine beinahe unmögliche Sache. Auch mit abgeschlossenem Hochschulstudium! Leider.
War vier Jahre alleinerziehende Vollzeitmama. Was ich mir damals so alles anhören musste, reiht sich lückenlos in Ihre Geschichte ein.
Nun habe ich drei Kinder und einen neuen Lebensplan.
Mal sehen, was uns in Dänemark erwartet!
Ich werde berichten.
Alles Gute und viel Erfolg!

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
es ist absolut nicht meine Traumlösung und mir graut davor, aber was man nicht ändern kann, lächelt man an.

Es gibt 2 Möglichkeiten:
- ich finde was halbwegs nettes.
Dann kann ich mir auch vorstellen, es weiterzumachen, auch wenn das Geld nicht mehr gebraucht wird.

- ich finde nichts nettes
dann höre ich schnellstmöglich wieder auf.


Manche Sachen macht man, weil man das Geld braucht und nicht, weil man sich schon immer beim Regaleauffüllen selber verwirklichen wollte und karrieremäßig voll durchstarten bis zum Oberregalauffüller mit firmeneigenem Fortbildungskurs im Dosenstapeln.


Aber der nächste Eurowahlkämpfer, der mir was von den brillianten Plänen seiner Partei für Familie und gerade Mütter erzählt, sollte sich besser nicht auf meine guten Manieren verlassen.


Was mich grad ärgert ist:
Für wie doof halten solche Stellen einen, daß sie den professionellen Rat anbieten, es doch einfach mal im gelernten Beruf zu probieren? Wenn das so einfach flutschen würde, säße man da kaum. Oder?

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
Dänemark? So dauerhaft?

Lassen Sie es mich so ausdrücken: wenn es sich anböte, würden wir grad zu Leben woanders nicht nein sagen. Mittelfristig gesehen wollen wir zumindest zeitweise einplanen. Und dann guckt man, was besser läuft.

Ein Kollege vom Tigergatten packt grad seine Koffer. Noch ein Umzug für noch einen Zweijahresvertrag mit eventueller Verlängerung für ein weiteres Jahr... er hat den Umzugskredit grad abbezahlt. Als er dann die Möglichkeit hatte, einen unbefristeten Vertrag im Ausland zu unterschreiben, unterschrieb er.

kelef am 24.Apr 14  |  Permalink
manchmal ist ein umzug tatsächlich eine lösung. tatsächlich sollte diese entscheidung aber von dem getroffen werden, der umzieht, und nicht ein vorschlag des jobvermittlers sein.

gerade in der ((hoch)gebildeten oberschicht kann man meiner meinung nach durchaus davon ausgehen, dass die leute sich das ganz alleine und selbständig schon vorab ausklamüsert haben, was geht und was nicht, und was sie wollen und was nicht.

es ist ja auch nicht unbedingt so, dass immer nur vater-mutter-kind(er)-job zu berücksichtigen sind, da sind ja auch noch so kleinigkeiten wie sprache, schule, soziales umfeld, möglicherweise auch noch - gott soll abhüten - eine ältere verwandtschaft, die man nicht so unbedingt alleine lassen will (obwohl, ich kenne da ein paar fälle ...).

es ist ziemlich traurig, was da passiert. und es wird immer schlimmer.

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
Grundsätzlich sind wir für einen Umzug offen- aber nicht, damit ich 6 Monate Volontariat machen kann oder ähnliches.

Schön war auch die Frage, ob ich mir schon mal überlegt hätte, mich selbständig zu machen. Als was? Na, mit HOME OFFICE! da kann man so einiges machen.

kelef am 24.Apr 14  |  Permalink
na ja, mir brauchen sie das ja nicht zu erklären, und den leuten, die solche vorschläge machen, auch nicht:
ich weiss es schon, und die verstehen es sowieso nicht.

sich mit home office selbständig machen ist aber doch eine gute idee. ich würde mir das einmal ganz genau erklären lassen, mit vorschlägen und beispielen. dann haben sie wenigstens ein wenig spass bei der sache ...

cassandra_mmviii am 24.Apr 14  |  Permalink
Ich hatte heute zu viel Kontakt mit Menschen, fürchte ich.

kelef am 24.Apr 14  |  Permalink
nö, nicht zu viel. mit den falschen, da reichen dann schon ein oder zwei.

meermond am 25.Apr 14  |  Permalink
Ja, dauerhaft. Und hoffentlich bald. Wir arbeiten dran.
Eben WEIL ich eine wundervolle Familie habe und selbige auch genießen will.
Herzliche Grüße aus dem roten Haus :-)