Samstag, 11. Oktober 2014
Cassie schockt die Nachbarschaft
Mit der Ankündigung, mal tief in sich zu gehen und zu überlegen, was Cassie tun könnte wenn die Flüchtlinge kommen.

Schockschwerenot- du willst da HINGEHEN?

Cassie läßt die Dunkelstkatholikin raus: "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen!" und das ist nicht kompromißfähig! Christenverfolgung in Syrien!

Na, aber trotzdem... da einfach so hingehen? Und wie soll man sich den mit denen verständigen?
Notfalls in der universellen Sprache der Menschheit: einer Tasse Tee. Versteht jeder!
Und ich spreche ja Englisch, Französisch und Kurdisch (ja, ich habe mein altes Lehrbuch rausgeholt und Vokabeln gelernt).

Großer Tiger verkündete, er kommt auch mit. Einfach weil die ja wegmußten und wenn hier Krieg wäre, müßten wir ja auch woanders hin.


Die Nummer mit den Flüchtlingen spaltet. Die Mehrheit ist dagegen und malt ein Horrorszenario nach dem nächsten, was Polizistennachbar übrigens für Blödsinn hält. Ich bin also nicht ganz alleine. Das beruhigt.

Ich werde mich also nicht nur nicht an der geplanten Bürgerinitiative zwecks Einreichen von Verwaltungseingaben zwecks Verzögerung der Ankunft hier NICHT beteiligen, sondern immer wieder sagen: das ist Schwachsinn und ich halte euch, liebe Nachbarn, eigentlich für zu intelligent, um sich so aufzuführen.
Mehrere haben schon angekündigt, beim nächsten Mal (also im Mai) "was entsprechendes" zu wählen.

Das kann ja heiter werden- dann fetzen wir uns nicht nur um die Frage, was Schrittgeschwindigkeit in einer Spielstraße meint (alles verhinderte Olympische Geher...), sondern auch um Asylrecht und dessen praktische Auswirkungen.



Freitag, 10. Oktober 2014
Gegen Meinung helfen keine Argumente
ich bitte eine der ängstlichen Mütter, die, wenn die Flüchtlingsunterkunft tatsächlich kommen sollte, ihr Kind nicht mehr alleine zur Schule lassen wird weil es da vorbeimüsste (nur nebenbei: es darf jetzt auch nicht alleine gehen), einfach einmal mitzukommen in eine der schon existenten Unterkünfte und einfach nur einen der dort untergebrachten kennenzulernen. Nur auf einen Tee.
Nein, da hat sie auch Angst. Sie hat jetzt ganz viel gelesen, auch im Internet, und da steht ja "so einiges", und da müssen wir uns drauf gefasst machen.
Da kommen Kriminelle!
Ich erkläre, was ich bei meinem Besuch gesehen habe: saubere Zimmer, sauberes Außengelände und als ich da rumstrolchte auf der Suche nach jemandem Ansprechbaren, wurde ich sofort gefragt, was ich da eigentlich suche. ich stelle also heraus, dass sich jemand kümmert, dass geachtet wird. Na, da hat sie auch keine Sorgen! "Die" sollen lieber aufpassen, dass hier "nichts passiert".
Ich stelle heruas, dass, wenn sich jemand kümmert, Verwahrlosung unwahrscheinlicher ist.
Ihr egal- aber die klauen alle! Die wissen, wie das geht! Wirtschaftsflüchtlinge, hat ihr Chef auch gesagt! Aus Marokko! Straßenkinder sind das!
Letzte Woche hatte sie noch Angst, das Syrien in Bremens Neubauvierteln re-enacted wird. Schön, wenn man seine Ängste anpassen kann...



Mittwoch, 24. September 2014
Rassismus nebenan
Telefon beim Abendessenkochen. Mutter aus Schule und Kindergarten ist dran. Ob ich gewußt habe, dass hier Flüchtlinge in einem Containerdorf untergebracht werden sollen? Hier?! Wo hier doch so viele Kinder wohnen!

Ich rühre im Gulasch. Ja, davon habe ich gehört und massivste Einwände gegen den Containerdorfplan.

Exkurs I:
Containerdorf am Straßenrand- blöder Plan. Da ist Ärger vorprogrammiert.
Und weil man jeden blöden Plan zum saublöden Plan steigern kann, sollen da unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden. Welcher Vollhonk kommt auf die Idee, einen Haufen Teenager in Containern am Straßenrand im Quasi-Nirgendwo (fragen Sie mal Frau Maracaya, wie weit draußen wir wohnen...) unterzubringen? Die haben praktisch keine andere Wahl als auf dem Parkplatz oder an der Bushaltestelle rumzuhängen.

Sie ist froh, dass ich auch so denke. Ihr Chef (wohnt auch hier) hat ihr was aus dem Internet ausgedruckt und das liest sie nun vor... bleiben eh nur drei Monate weil fast alle abgelehnt werden! Da ist doch was faul, die betrügen doch! Wertverlust des Wohneigentums! Und sicher ist man auch nicht mehr, hier wohnen doch so viele Kinder- gerade die Mädchen. Vergewaltigung! Diebstahl!

Ich gebe alle diplomatischen Stoppversuche auf und erkläre meinen Standpunkt:
Asylrecht ist nicht verhandelbar.
Einwand: "Aber doch icht zu uns!"
Gegenfrage: "Wo dann hin?"
Ich lege dar, dass ich tatsächlich gegen den Containerplan bin weil es Winter wird und das Müllproblem sich stellen wird. Ich bin für eine vernünftige Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen und ich die bei dem Containerplan nicht gegeben sehe.
Ja, da hätte ich ja recht, aber trotzdem.

Exkurs II:
wir haben ein Nazi-Problem. Die verteilen hier Flugblätter in die Briefkästen und "Post" von Christian Worch ist hier unwillkommen. Wenn ich die angetroffen hätte, hätte ich mich am Ende noch an meine alten Zeiten erinnert und denen ihren braunen Mist abgenommen. Ich mag ja keine naiven 20 mehr sein, aber einige Dinge ändern sich nicht.
Wir machen "Putzspaziergänge", auf denen wir Bad-Nenndorf-Mist entfernen und in jüngster Zeit auch immer mehr "keine Asylbetrüger".
Sie Situation schreit danach, den Ewigbraunen Munition zu liefern.

Bürgerinitiativen. Man muss ja aufpassen. Ich stimme ihr zu- das muss man immer. Aber vor allem müssen wir aufpassen, dass wir hier nicht noch mehr Nazis herbekommen, dann lasse ich meine Kinder nämlich nicht mehr alleine raus, während die Aussicht, sie könnten mit einem Kind aus Syrien spielen (sollte der Plan mit den Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen zu Gunsten von Familien fallengelassen werden) mich echt nicht schockt. Das schockt sie.
Ich lege los: meine Oma war auch ein Flüchtling. Und die hat weder geklaut noch vergewaltigt. Asyl ist ein Menschenrecht. Mal Nachrichten geguckt in letzter Zeit? Syrien? IS? Irgendwo müssen die Menschen ja hin bis das Problem gelöst ist.

Ja, habe ich ja recht, aber ihr Chef hat gesagt... mir egal, ich höre nicht hin wenn Chef was über Politik erzählt, da endet nämlich mein Vertrag.
Also sie könnte sich auch gut vorstellen, das nöächste mal "was entsprechendes" zu wählen, als Protest. Ich bohre nach- was denn? Ja, was rechtes halt. Das geht doch nicht!

Ich gebe jederzeit zu, dass Politik, auch Lokalpolitik, miserabel kommuniziert und man mit Menschen reden sollte bevor man Entscheidungen verkündet- wie zB wir bauen bei euch ein Containerdorf. Aber deswegen "irgendwas rechtes" zu wählen ist bestenfalls infantil.


Das kann ja alles lustig werden....



Samstag, 6. September 2014
Die Grenzen des Strafrechtes
Man möge mich bitte nicht falsch verstehen: ich habe keine Sympathien für doe politischen Ambitionen von Salafisten ganz allgemein. Das möchte ich nur mal sicherheitshalber vorweg stellen.

Die Belastbarkeit einer Regel zeigt sich, wenn sie belastet wird. Solange alles schön und heiter ist, brauchen wir weder Gesetze noch das Durchsetzen derselben, womöglich gar mit Zwangsmitteln.

Aber was für ein justiziabler Tatbestand liegt hier vor?
Uniforminierung- naja, immer wenn Werder spielt, rennt die halbe Straßenbahn in einheitlichem Outfit rum. Strafbar?
Oder die diversen Junggesellen-Abschiede, die am Bahnhof ankommen, in der Großstadt Bremen nochmal echt die Sau rauslassen - einheitliche T-Shirts mit Aufdruck.
Sich eine Weste überziehen reicht schon für "Uniformierung"?
Müssen sich Junggesellenabschiede auch anmelden nach Versammlungsgesetz? Oder andere Party-Grüppchen, die zusammen rumziehen?

Sorry, aber wenn wir das so auslegen wollen, dann öffnen wir einem Staat Tür und Tor, den ich auch nicht will.


Mündliche Quellen aus dem Rheinland, wo jemand jemanden kennt usw, berichten, daß die selbsternannten Sittenwächter vor den Türen standen und Leute daran gehindert haben, in die Disko zu gehen. Das ist was anderes - wenn man jemanden wirklich abhält, also den Weg versperrt oder festhält, dann kann das Strafrecht greifen, aber nur für neben der Tür stehen und auf die sittliche Verwerflichkeit von derlei sündhaftem Tun hinzuweisen, ist komplett legal.

Kurz: das ist kein Fall für das Strafrecht.


Wir sind auf solche Aktionen nicht vorbereitet.



Mittwoch, 3. September 2014
Mythen und Märchen
Heute: arbeiten garantiert gesellschaftliche Teilhabe.

Ich gucke auf einen Computerbildschirm. Gelegentlich gucke ich hoch uns sehe wen? Den Praktikanten. Der tut was? Auf den Bildschirm gucken.

War früher anders, da hatte ich Sozialkontakte, den ganzen Tag über. Heute nur noch zwischen 15:10 und Bettgehen.

Früher konnte ich Nachrichten gucken und wußte, was in der Welt passiert. Heute bekomme ich ein paar Schlaglichter mit. Irgendwas mit Bundespräsident Gauck. I(IS)- denen entkommt man grad nur wenn man den Kopf in den sand steckt.
Von Landesebene ganz zu schweigen- Bremen könnte sein Finanzproblem in den Griff kriegen und ich merke es nicht.

Langweilig ist mir im Job- dauernd. Der "Absurdes Kino"-Faktor hat sich abgenützt. War früher anders- da konnte ich wenn mir langweilig war notfalls die Badewanne putzen.

Und wieder mal frage ich mich, wer sich das ausgedacht hat. Bestimmt eine verflixt gute Presseabteilung.



Montag, 18. August 2014
Warum sollten sie?
Doch die Botschaft scheint bislang weitgehend ungehört zu verhallen: Gerade einmal 170 Fachkräfte kamen zwischen Juli 2013 und 2014 aufgrund der neuen Regelung nach Deutschland. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, über die zunächst die "Welt" berichtete.

Die Frage sollte umgekehrt gestellt werden: warum sollten sie kommen? Was bietet ihnen der deutsche Arbeitsmarkt, was so lohnend ist, daß man deswegen alles, was das Leben biosher so ausmachte, hinter sich läßt und in ein Land zieht, dessen Sprache man nicht spricht?
Was bietet Deutschland, was andere nicht bieten?

Das Problem der deutschen Einwanderungspolitik ist, dass man dauernd meint, alle Welt würde sich drum kloppen, hierher kommen zu dürfen.
Wenn man drüber spricht, ob man die Lohnuntergrenze für ausländische Fachkräfte nicht senken oder ganz abschaffen sollte, sitzt man der irrigen Ansicht auf, daß zB "Computer-Inder" allein den Gedanken, in der BRD zu arbeiten, so lohnend finden, dass sie dafür alle Chancen auf Mehrverdienst in UK und USA glatt sausen lassen. Oder daß der Inder als solcher anspruchslos ist und mit einer Strohmatte neben dem Schreibtisch und einer Schüssel Reis am Tag schon glücklich ist, kennt er von zu Hause ja nicht anders.

Wieso sollten Leute kommen weil man bereit ist, ihnen weniger zu zahlen als Einheimischen? Mehr würde Sinn machen, oder?

Statt zu fragen, warum die Fachkräfte nicht kommen (Tipp: weil sie auch woanders arbeiten können) sollte man fragen warum sie kommen sollten und da sieht es eher mau aus.



Sonntag, 3. August 2014
"Experience is a wonderful thing.
It enables you to recognise a mistake once you make it again"*


Ein paar Kleinigkeiten beim Wochenendeinkauf vergessen. Zum "Pfennich" fahren wenn die Tigerbande (weitgehend) im Bett ist und entdecken, daß ich nach 4 Jahren immer noch nicht gelernt habe, dem Nerv von "Familie Y. geht einkaufen" auszuweichen.

Die sind da immer samstags so gegen 8.
Die machen immer das gleiche Chaos.
Und jedesmal reflektiere ich, ob ich nun genervt bin weil es einfach nervig ist oder ob ich mich grad dem Antiziganismus hingebe.


*"Erfahrung ist etwas wunderbares. Sie hilft dir, einen Fehler zu erkennen wenn du ihn wieder machst"



Montag, 21. Juli 2014
Antisemitismus
"In einer weiteren Erklärung teilt die Linkspartei NRW mit, dass sie die »Demonstrationen in NRW, die von der palästinensischen Gemeinde organisiert werden« unterstützt. Dass dort Parolen wie »Hamas, Hamas – Juden ins Gas« oder »Kindermörder Israel« gerufen wurden, stört die Linke NRW nicht."

Es ist immer schwer zu sagen, was stört und was nicht, und unterbinden ist auch schwieriger, da nicht jeder auf "Würdest du bitte aufhören" hört. Aber von so was muss man sich im Nachhinein klarst distanzieren und auch entsprechende strafrechtliche Schritte einleiten, denn das dürfte unter § 130 StGB fallen (und zwar so was von aber auch).

Ich würde das gerne für ein paar verwirrte Spinner, die man immer und überall findet, halten, aber:
Zugleich versammelten sich auch etwa 40-50 weitere DemonstrantInnen zu einer spontanen Gegenkundgebung, die sich zunächst zurückhaltend verhielt. Als jedoch mehrere Israelfahnen gezeigt wurden, spitzte sich die Situation zu: Immer mehr Teilnehmer der „Demonstration für Gaza“ steuerten auf die GegendemonstrantInnen zu, die als „Kriegstreiber“, “Kindermörder” und “Judenschweine” bezeichnet wurden. Die Gegenkundgebung antwortete mit Sprechchören „Free Gaza from Hamas“ und „lang lebe Israel“. Die fünf (!) eingesetzten Polizeikräfte versuchten hektisch, die beiden Kundgebungen zu trennen.
Nach einem Augenzeugenbericht haben die eingesetzten Polizisten nicht auf "Judenschweine" reagiert.

Bei einer Demonstration von Palästinensern und Unterstützern in Bremen wurde ein 28-jähriger Passant sogar schwer verletzt. Der Mann stellte sich schützend vor einen Reporter der "tageszeitung" (taz). Daraufhin wurde er mit einem Faustschlag zu Boden gestreckt, knallte auf die Straße und wurde schwer am Kopf verletzt. Der Reporter berichtete von Parolen wie "Zionisten sind Faschisten", ein Passant sei als "Scheiß Jude" beschimpft worden.

Und hier nochmal in länger.


Wer bei solchen Nummern immer noch die Mär von der auf gar keinen Fall antisemitisch motivierten Israelkritik kauft, bei dem ist für's erste nichts mehr zu retten.
Das ist Antisemitismus. Dafür gibt es kein anderes Wort und auch keine Entschuldigung.


Vor der Synagoge stehen heute übrigens statt des einen Streifenwagens, der da immer steht, zwei Mannschaftstransporter.



Freitag, 4. Juli 2014
Seltsam
Es ist seltsam, wie völlig unmöglich es scheint, daß Hamas hinter der Entführung und Ermordung dreier junger Männer stecken könnte- muß man ja erst mal beweisen wenn gleichzeitg völlig klar ist, daß ein palästinensischer Teenager nur aus "jüdischer Rache" entführt werden kann. Da muss man dann gar nichts beweisen, vermuten oder behaupten reicht.

Und noch seltsamer wird es, wenn das vielherangezogene Völkerrecht herhalten muss:
Sie halten wenig vom Völkerrecht, das dort den Staat der Palästinenser sieht. Gesetze seien schließlich nur von Menschen gemacht.

Kennt sich hier jemand mit Völkerrecht aus?
Sieht dieses Völkerrecht irgendwo einen bestimmten Staat vor oder gilt das nur für einen nichtexistenten Staat?



Mittwoch, 25. Juni 2014
Blackfacing und Crossdressing
Ich wundere mich:

Vor ganz vielen Jahren saß ich sinnlos rum und hörte eine hitzige Diskussion um Antiziganismus. Da hatte jemand einen Besen mit den Borsten nach oben an die Mauer gelehnt, was "Zigeunersprache" für "hier seit ihr unerwünscht" sei. Aufklärungskampagnen wurden erörtert, immerhin waren grad Roma in die Nebenstraße gezogen.
Besonders schlimm, daß das Haus ja der Kirche gehöre.

Ähem... das war ich. Der blöde Besen war beim Fegen nass geworden und stand in der Sonne zum Trocknen.

Ich outete mich. Man kam überein, daß nasser Besen an sich nicht rassistisch sei, das komme ganz klar auf die Motivation an und wenn jemand (in diesem Fall ich) einen Besen zum Trocknen hinstellt, dann sei dieser jemand nicht unbedingt automatisch ein Rassist, der Roma fernhalten möchte von der eigenen Schwelle.


Blackfacing ist rassistisch, lautet der Lehrsatz. Egal was einen motiviert oder ob man überhaupt von Theatergeschichte eine Ahnung hat.

Nun frage ich mich:
wo liegt der Unterschied zu Conchita Wurst&Olivia Jones&et al.?
Wieso setzt es Frauen nicht herab wenn Männer (recht offensichtliche Männer) sich als möglichst klischeehafte Frauen gebärden?