Trotzdem:
Mein erster Kontakt mit Charlie Hebdo fand da statt, wo fast alle deutschen Schüler ihn hatten: im Französischunterricht. Irgendwie scheinen Französisch-Lehrer mit CH-Abo zu kommen.
Nun gab es ein Problem: die Erklärung "das ist so was wie die Titanic" löste in der Klasse nur leere Blicke aus, denn keiner der Eltern auf dem Dorf las die Titanic. Und im Zeitschriftenregal des örtlichen Gemischtwarenhändlers gab es sie auch nicht. Kurz: Lebens- und Bildungswelten kollidierten.
Das gab es vorher schon mal mit Auberginen. Französische Ernährungsgewohnheiten, wir lernen die Vokabeln für alle möglichen Gemüse- dummerweise kannte keiner außer der Französisch-Lehrerin, die nicht nur akademisch ausgebildet und in Frankreich-Urlauben kulinarisch erprobt, sondern auch aus der kosmopolitischen Großstadt in die Kleinstadt pendelte, Auberginen. Das Bild löste keine spontanen Assoziationen aus. Auch das Wort "Aubergine" half nicht. "Eierfrucht" war ebenso leer.
Einfach nichts, was im Leben der Schüler vorkam.
Aber wir hatten bei jeder sich irgendwie anbietenden Gelegenheit CH-Bildchen. Das war so Lehrerhumor.
Ich bin mit dem Blättlein nie warm geworden. Das macht aber grad überhaupt keinen Unterschied, denn das Recht, der Athmosphäre Sauerstoff zu entziehen, ist nicht auf die beschränkt, die ich mag.
(Grafik von
hier
ist Charlie Hebdo komplett an mir vorbei gegangen. Ich vermute mal, die gab es zu meiner Schulzeit noch nicht.
Hm, fast scheint mir, uns wäre da etwas vorenthalten worden, denn die einzige satirische Zeitschrift, die einer unserer Französischlehrer mal erwähnte, war der "carnard enchainé", und um daraus irgendetwas zu goutieren, dürfte unser Schulfranzösisch zu diesem Zeitpunkt nicht ausgereicht haben.
Die Aubergine und diverses anderes Gemüse aus dem Französischbuch war mir einigermaßen bekannt, zumindest vom sehen (kann mich nicht erinnen, das meine französischen Gasteltern welche aufgetischt hätten). Aber man wäre wohl kein richtiger Französischlehrer, wenn man nicht beim Stichwort "Salade Nicoise" ins Schwärmen käme. Überhaupt gaben sich sämtliche Franzlehrer, die ich kannte, als die totalen Feinschmecker und Kenner, was dazu beigetragen haben mag, dass ich derlei Getue immer noch ein wenig affig finde. ;-)