FEMEN und die Werke der Barmherzigkeit
"Die Femen-Aktivistin Jana Aschdanowa war am Ersten Weihnachtstag mit freiem Oberkörper in die große Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz geklettert und hatte dort die Jesus-Figur an sich gerissen."

Da gibt eine Dame Anlaß für eine rekordverdächtige Anzahl von Werke der Barmherzigkeit und das praktisch gleichzeitig:

die Unwissenden lehren
die Sünder zurechtweisen
den Beleidigern gern verzeihen
die Lästigen geduldig ertragen
für die Lebenden und Verstorbenen beten
Nackte bekleiden
(Gefangene besuchen)

Gute Tat an Weihnachten: FEMEN in Geduld ertragen

Wir ertragen die Damen schon eine ganze Weile ziemlich geduldig.
Wir sollten für sie beten.
Und sie bekleiden! Das muß doch kalt sein!




borrachon am 29.Dez 14  |  Permalink
Das Femen Bashing..
ist inzwischen so etwas wir common sense geworden. Bei aller gerechtfertigten Kritik an den Methoden von Femen man muss festhalten, dass es sich hier - im Gegensatz etwa von HoGeSa um gewaltfreien Protest handelt. Kein Mensch kann mir erzählen, dass er durch den Anblick einer barbusigen Frau verletzt wird. Man muss sich nicht mit (allen) Aktionen von Femen anfreunden, man kann ihre Auftritte auch allzu gewollt provokativ finden, das ändert nichts daran, dass es ihr gutes Recht ist für ihre Anliegen zu protestieren und dafür auch ihren (nackten) Körper einzusetzen. Es ist einfach heuchlerisch es in einer Gesellschaft in der für so gut wie jedes Produkt und jede Dienstleistung mit nackten Frauenkörpern geworben wird, es ausgerechnet verwerflich zu finden, wenn für (vermeintliche) Anliegen von Frauen damit geworben wird.

cassandra_mmviii am 29.Dez 14  |  Permalink
Ich finde es verwerflich, Krippenfiguren zu klauen.
Ich finde es verwerflich, religiöse Riten zu stören wenn zB FEMEN-Damen versuchen, auf den Altar zu hüpfen wie in Köln.
Ich finde es saudämlich, mit nacktem Oberkörper mit einer Kettensäge zu hantieren. Das sah eher wie aus dem Pin-up-Kalender des Hausmeisters in seinem Werkzeugkabüffchen aus- bis ihn die Wohnheimleitung genötigt hat, da keine halbnackten Damen mehr aufzuhängen.

Die wirken auf mich wie eine 1970-er Jahre Männerphantasie. Nackt, kreischend und irgendwie Protest.

Ich hatte ja gedacht, den Damen würe ihr Gründungsskandal zu peinlich und das Projekt wäre stillschweigend begraben worden.

borrachon am 30.Dez 14  |  Permalink
Was die Störung religiöser Riten betrifft,
bin ich völlig bei Ihnen. Ich denke dass Gläubige bei der Ausübung ihrer Religion - welche immer das auch sein mag - zu respektieren sind. Etwas differenzierter ist allerdings zum Beispiel die Aktion gegen den Erzbischof von Madrid zu sehen. Bischöfe haben natürlich eine seelsorgerische Funktion, in dieser sind sie unantastbar. Bischöfe betätigen sich aber auch politisch, und dass -Stichwort Dyba- zum Teil bis an die Grenze der Verhetzung und darüber hinaus. Dann sind sie nicht mehr unantastbar sondern müssen sich genauso dem Protest und der Gegenwehr stellen wie alle anderen politisch tätigen Menschen auch. Politiker werden Torten ins Gesicht gedrückt, sie werden mit Tomaten beworfen, sie müssen sich im Parlament als "dreckiger Saujude" beschimpfen lassen (etwa in Österreich noch Anfang der 70er Jahre), ihnen werden Messer in den Hals gestoßen und wo weiter. Insofern finde ich die Methoden von Femen sehr gesittet, Sie nicht? Ich denke wirkliche Vorwurf, der den Femen Aktivisten gemacht wird, ist nicht, dass sie verwerfliches tun oder dass sie dämlich sind oder peinlich - sondern ganz einfach dass sie Frauen sind.

sid am 30.Dez 14  |  Permalink
"Torte statt Worte" gabs auch noch sehr viel später. (Schön die Manipulation der Medien erkennbar, vergleicht man Bild und Text.) Btw. wurde auch schon Bill Gates mal getortet.

Sorry, muß dabei immer sehr grinsen. Nicht weil ichs gutheiße, fremden Menschen etwas ins Gesicht zu drücken, hat andre Gründe - die Uni-Torte ist aber auch schon 10 Jahre her. Kinders... die Zeit rennt...

cassandra_mmviii am 30.Dez 14  |  Permalink
Was ich den Damen verüble ist es, dass frau es schwer hat, durch diese Krawalltanten noch ernstgenommen zu werden wenn frua Kritik an der Sexualisiertheit (von Sexualisierung kann man da kaum reden) von Werbung.

borrachon am 30.Dez 14  |  Permalink
Ihre Bedenken verstehe ich schon, Cassie..
man kann den Spieß aber auch umdrehen. Vielleicht zeigen Femen mit ihren Aktionen ja genau das Problem auf. Und sie fördern dabei interessante Geschlechts-Stereotype zu Tage. Etwa bei der "Enthüllung" dass auch ein Mann bei Femen mitmischt. Sofort war dieser der "Ideengeber", der "Anführer", das "Gehirn hinter Femen". Und natürlich wollten alle Mädels mit ihm ins Bett. Wenn aber eine Frau z.B. bei den Väterrechtlern mitmischt (was gar nicht selten vorkommt) dann tut die dort sicher nur putzen und zusammenräumen ;-)

cassandra_mmviii am 30.Dez 14  |  Permalink
Ich habe von den Damen den Eindruck "Frauenbewegung- aber bitte rhythmisch".

Mir fallen geeignete Anlässe und Orte für Protest gegen Sexualisierung von Weiblichkeit ein als die Krippe auf dem Petersplatz. Mal ehrlich- egal wie man es dreht, una sancta übertriebene Nähe zur nackten weiblichen Brust zu unterstellen ist absurd.

Über Erwartungen, wie Frauen aussehen sollten, wie kleiden etc und die Formung solcher Vorstellungen kann man lange reden.
Ich habe etwas ausgeprochen faszinierendes festgestellt: Mädchengröße 98 entspricht Jungsgröße 80/86. Manchmal trägt sie auch 104- bei T-Shirts.
Ich lege die Sachen aufeinander- fast deckungsgleich.

Mädchensachen sind enger, figurbetonter, knapper. Wenn die Junge Dame bei diesem Wetter nicht nabelfrei rumlaufen soll, trägt sie entweder einen Pullover ihrer Brüder Größe 80/86- oder eben 98/104.
WTF?

Da könnte man sich einigen ohne Krippenfiguren zu klauen und ein ziemlich hysterisches Bild abzugeben.

borrachon am 30.Dez 14  |  Permalink
Da haben Sie wohl recht..
der Trend das alles immer kleiner wird gilt aber nicht nur für Mädchen. Schauen Sie nur mal ne Herrenhose Größe 52 vor 20 Jahren und heute an. Wenn das so weiter geht dann passt in 50 Jahren nicht mal mehr der Bernd Lucke in 52 rein ;-)))
Viel schlimmer ist das aber im Sportkleidungsbereich. Berghosen müsse heute z.B. so geschnitten sein, dass sie bei jeder möglichen Bewegung spannen. Da sieht man wieder, dass so gut wie alle großen Sportartikelfirmen in tief-protestantischer Hand sind.....

cassandra_mmviii am 30.Dez 14  |  Permalink
So was würde ja nicht mal ich den Protestanten unterstellen :-)

Ich versuche damit immer noch zu erklären, warum mir Größe 36 nicht mehr paßt....

Bei Herrenhosen ist mir in letzter Zeit nur aufgefallen, dass sie am Bein arg schmal sind- Tigergatte läuft wieder regelmäßig und das beginnt zu spannen.

mark793 am 30.Dez 14  |  Permalink
Im Zusammenhang mit Radlerklamotten ist mir mal der Satz begegnet, die Hose sei so eng gewesen, dass man die Religionszugehörigkeit des Radfahrers erkennen konnte.

Wobei das Detail, auf das da angespielt worden sein dürfte, streng genommen keine eindeutige Zuordnung zulässt, aber witzig fand ich die Formulierung trotzdem.