My Home is My Sprachinsel
Der Vorschlag, eine Deutschpflicht auf dem heimischen Sofa einzuführen, ist an Dämlichkeit kaum zu überbieten.

Erstens prinzipiell- was ich zu Hause spreche, geht keinen was an.
Zweitens realistisch gesehen- wie unterhalb der Webcam in Alis Küche wollt ihr denn gucken, was er spricht?
Drittens- war Mehrsprachigkeit nicht letzte Woche noch total und voll das Humankapital? Ein Kapital, was unsere Nachbarn versuchen, ihrer Tochter zu bewahren, denn das Mädchen hört grad auf, Türkisch zu sprechen. Nun soll Lütt-Zeynep aber bitte nicht nur mit Omma reden können, sondern auch später entscheiden, wo sie wohnen möchte.
Also wird sie mit anderen deutschen Mädchen türkischer Herkunft verabredet und da soll bitte Türkisch gesprochen werden. Künftig illegal?
Was ist dann mit den heroischen Bemühungen der plattdeutschen Minderheit, plattsnak nicht aussterben zu lassen? Sorbisch? Dänisch? Bayrisch?
Akademischen Übereltern, die Wert auf trilinguale Erziehung legen und deswegen ausschließlich Englisch zu Hause sprechen?

Denken. Bitte.




meermond am 08.Dez 14  |  Permalink
Geh weida, mia san doch koa Minderheit ned.
De Bayern sand fei gscheit stolz af ihrn Dialekt und fui hamma aa no!
Füa unsere Kaschperl in Minga - de hoaßn sich doch tatsach "Politiker" - müaßma uns leida manchmol schamma.

cassandra_mmviii am 08.Dez 14  |  Permalink
In Dänemark dürfte die bayrischsprachige Bevölkerung tatsächlich Minderheit sein :-)

meermond am 08.Dez 14  |  Permalink
Bravourös gekontert, hehe.
Lieber Minderheit als Fremdschämen...

pathologe am 09.Dez 14  |  Permalink
Interessanter
Ansatz, der bei uns schieflaufen würde. Denn dann würden die wirklich relevanten Gespräche an meiner Frau vorbeigehen. Die werden aufgrund ihrer Herkunft immer noch auf englisch geführt, während die Kinder zu 90% in deutsch parlieren.

cassandra_mmviii am 09.Dez 14  |  Permalink
Wir brauchen demnächst eine Zweitsprache - was unter den Eltern bleiben soll, läuft auf Englisch, was das so ziemlich einzige Schulfach außer Sport ist, welches beim Tiger Begeisterung hervorruft.

Ich tendiere zu Latein.

pathologe am 09.Dez 14  |  Permalink
Ich
überlege, ob ich nicht Hausa lernen sollte.

cassandra_mmviii am 09.Dez 14  |  Permalink
das bietet sich hier weniger an, aber generell: warum nicht? Bietet sich familiär an oder gehört die Gattin zu einer der anderen Sprachen?

pathologe am 09.Dez 14  |  Permalink
Eigentlich
ist ihre Familiensprache Magongo, aber sie wurde in Zaria aufgezogen, dort ist es Hausa in der Schule. Heute bereut sie es ein wenig, nicht auch ihre Muttersprache (Efek) gelernt zu haben.

cassandra_mmviii am 09.Dez 14  |  Permalink
Die Bekannte, die mit Nigeria verbandelt ist, lauscht verwundert wenn Mann&Nachwuchs was klären. Hat sie nie gelernt weil so anders.
Deren Kinder sind auch 3-sprachig (dt, engl, das väterliche) groß geworden, eins davon ist fest verbandelt mit einer Dame, die einen anderen Sprachsatz mitbrachte. Noch nachwuchslos, aber was die Kinder sprechen werden... es wird interessant.

pathologe am 09.Dez 14  |  Permalink
Meine
SchwieMa, da auch Lehrerin, kann sich neben Englisch auch fließend in den drei Hauptsprachen Hausa, Yoruba und Igbo unterhalten. Plus eben ihre in Calabar heimische Sprache Efek.

Off topic: durchstreichen geht per < s > und < / s >, jeweils ohne Leerzeichen. Weil Sie doch drüben beim Herrn Mark und so...

cassandra_mmviii am 10.Dez 14  |  Permalink
"Hausa, Yoruba und Igbo unterhalten. Plus eben ihre in Calabar heimische Sprache Efek"

Yoruba wurde wenn ich mich recht erinnere bei den Ethnologen als Sprachkurs angeboten.
Afrika- der Kontinent mit der höchsten Sprachvarianz, lernte ich damals, gefolgt vom prä-USA Nordamerika.

Off-topic: eigentlich kann ich durchstreichen... aber nicht wenn"Bruderkrieg" im Hintergrund neu definiert wird:-)

che2001 am 13.Dez 14  |  Permalink
Wenn die CSU es ernst meint, müssten die Bayern jetzt alle Hochdeutsch lernen. Als ich mal als Lehrer gearbeitet hatte, ging ich mit den Abiturarbeiten zum Direktor und meinte, ich wüsste nicht, ob ich wegen des schlechten Deutsch nicht Punkteabzug geben müsste. Da antwortete der, ich sollte nachsichtig sein, in den meisten dieser Haushalte würde zuhause kein Deutsch gesprochen. Darauf erwiderte ich, nein, die Habibs, Al-Kuseinis und Ashrafis hätten hervorragende Deutschkenntnisse, es beträfe mehr die blonden Mädels mit deutschen Nachnamen. Da erwiderte der, ich sollte nicht denken, dass Janzeski, Baranowski, Causewic und Kazinski deutsche Namen wären, ganz Sibirien säße bei mir auf der Schulbank. Das bestätigte sich bei der Abifeier: Die Mutter meiner Lieblingsschülerin aus dem Abijahrgang fragte mich: "Vera gutt?"

BTW: Und ich bin in meinem Leben niemals derartig angebaggert worden als von diesen russischen Schülerinnen.

cassandra_mmviii am 13.Dez 14  |  Permalink
"Wenn die CSU es ernst meint, müssten die Bayern jetzt alle Hochdeutsch lernen"

Ja. Und die Grundschule hier ihren Plattdeutsch-Unterricht überdenken.

Das war ein Spinner-Vorschlag sondersgleichen. Da wollte wer auf der Pegida-Welle surfen und grifff gehörig daneben.


Bei mir zu Schulzeiten war der beste Deutsch-Schüler der, der alle 2 bis 12 Monate seine Duldung verlängern lassen musste... Eltern und ältere Schwester waren anerkannte Flüchtlinge, er erst hier geboren und folglich im "Heimatland" nicht verfolgt, also nur geduldet.