Bei Cassandra am Teetisch

Die tägliche Debattenrunde mit unbeweglichen Positionen zum Thema wunder Popo wurde denen einfach zu langweilig.

Ich sehe ja ein, daß ein Mini-Tiger, dem das Wickeln weh tut, nicht schön ist. Ich finde den Kampf um die Kacke ja auch doof. Aber das es diese massiven Aufstände gibt, wächst zumindest teilweise auf deren Mist: wenn man anfängt zu fragen "willst du?", muß man mit "NEIN!" rechnen. Sie fragen jetzt wohl anders ("soll ich dich wickeln oder A.?"), aber er hat rausgefunden, daß sie es nicht tun werden wenn er nein sagt. Kind ist ja nicht doof.

Also ziehen sie halt um. Mal sehen, ob sie ihm vermittelt bekommen, wozu die Toiletten da sind :-)

Ich schneide ihnen einen "Mistkäfer" aus. Die anderen beiden haben wir innerhalb von einer Woche trocken gekriegt, weil sie auf den Käfer bunte Punkte kleben durften für jedes Mal, wo alles da landete, wo es hingehört.
Großer Tiger neigte schon immer zum Übererfüllen und stand zeitweise neben der Toilette um bloß den Punkt aufkleben zu dürfen.
Kleiner Tiger verkündete mir eines Morgens "Windel nicht cool. Ich cool!". Der Junge war schon immer so cool daß dei Luft gefror :-)

Jedenfalls bekommen sie einen Käfer für den Kindergarten, auch wenn das der Erzieherin als ziemlich seltsame Methode erschien...

Versteh ich nicht - also die Tanten dort.
Das ist doch bekannt, daß Kinder mit Aufklebern, ob nu Mistkäfer oder was andres, sehr viel schneller zu motivieren sind.

Und zum Thema "nein" - da kann ich nur lachen.
Mir fallen da so viele Fragen ein, auf die ich "nein" sagen tät : )
Angefangen von "ist das ok, wenn wir Dir Kunden grundlos wegnehmen", über "willst Du nicht zum Sport gehen", "willst Du nicht endlich putzen, kochen, Wäsche waschen..." ; )))
Ich verstehe aber, daß er Schmerzen hat und deswegen das verneint - aber die haben es ja soweit kommen lassen.
Vom Sprachmanagemant erinneren mich die Tanten an Ihre Haushaltshilfe - wie läufts denn da aktuell?

Er sagt immer "nö"- heute hat er sogar einen Schokokeks abgelehnt, bis er ihn sah.

Der gegenwärtige pädagogische Ansdatz scheint zu sein, daß man Kindern erst etwas "zumutet" wenn sie es schon können, um zu vermeiden, daß sie sich überfordert fühlen und den Eindruck haben, etwas nicht zu können.

Der Kinderarzt ist von der Methode auch nicht so ganz dolle entzückt. Der ist auch 3-fach Vater und glaubt an klare Ansagen und "geplante Überforderung".

Fahrrad fahren zB sollen sie erst, wenn man sich ganz sicher ist, daß sie nicht mehr hinfallen, wegen Verletzungsrisiko und damit sie nicht den Eindruckl bekommen, das nicht zu können. Wir haben mit der Methode "auf's Rad und los!" gute Erfahrungen gemacht, das gab zwar blaue Flecke, aber nach einem Nachmittag üben um den Block zu Kurven glich das locker aus.
Lernen ist nun mal damit verbunden, etwas nicht zu können- sonst müßte man es nicht lernen.
Kleiner Tiger macht jetzt Judo und findet es großartig. Sie haben Bedenken, ob er nicht überfordert sein könnte. Ja, ist er manchmal, aber das macht nichts, trainiert die Frustrationstoleranz.

Die Haushaltshilfenfrage... es gibt nichts perfektes auf Erden....
die Dame kommt mit dem Großen Tiger so wenig zurecht wie er mit ihr. Sie kann toll mit dem Mini-Tiger, aber der Kleine Tiger verweigert regelmäßig die völlige Kleinkindbespaßung und mit einem 8-jährigen ist sie völlig falsch besetzt.

der Haushalt läuft so lala... wir haben weniger Sachschaden, aber sie droht immer wenn irgendwas nicht klappt, morgen nicht wiederzukommen und stellt auch schon mal unabgewaschene Töpfe weg.
Sie findet die Arbeitsbelastung sehr hoch- allein, daß die Tiger ja Programm außer Haus haben, ist schon ziemlich happig für sie. Das der Große Tiger da größtenteils alleine hin unterwegs ist, findet sie seltsam, er muß doch begleitet werden. Aber mitgehen ist ihr zu viel (und er würde wohl in den Streik treten wenn sie hinter ihm herliefe...).
Er ist grad eher auf Konfrontation aus als auf Harmonie, sie leidet wenn es unharmonisch zugeht.

als ich sie mal fragte, ob sie das Badezimemr bitte saubermachen könne, fauchte sie mich an, für eine "Grundreinigung" sei sie nicht zuständig.

Über die Mengen an Wäsche wundert sie sich immer wieder und dadrüber, daß wir wirklich so viel Obst verbrauchen.

Ich sag mir die ganze Zeit, daß ich mich um alles kümmern kann wenn das Tigermädchen da ist und das ich bisher imemr wieder schnell fit geworden bin nach den Geburten.

Wenn man die Kinder um Erfolgserlebnisse bringen will, ist das sicher die beste Methode.

Die Kids werden so kleinschrittig angeleitet und vorbereitet, daß sie kaum eine Fähigkeit selbst entdecken können. Der Triumph, selbst was "erfunden" zu haben, bleibt da aus, dafür sollen, zumindest in der Erwachsenensicht, keine Kinder ausgeschlossen werden, sondern alle mitgenommen.

Ich halte das ganze für pädagogische Omnipotenzphantasie. Einfach da sein, begleiten und soweit vertrauen, daß das im Großen und Ganzen schon klappen wird- das geht nicht weil es ja schief gehen könnte und Kind X Fähigkeit Y aber nicht begreifen könnte und dann ausgeschlossen ist.
Irgendwie scheinen die davon auszugehen, daß Kinder nichts von sich aus entdecken und lernen, sondern für alles angeleitet werden müssen. das halte ich für ziemlich größenwahnsinnig.

wir lassen es noch etwas wärmer werden damit ich nicht am Ende mit eingeschissenem Schneeanzug dastehe und alles notfalls beim Nachhausekommen sofort in die waschmaschine stopfen kann und es im Garten dann trocknen kann ab nachmittag.

die kindergartentanten sind einfach speziell. die haben das mit dem "respektieren" einfach nicht verstanden.

das ist so wie viele leute die sache mit "den kindern grenzen stecken" nicht verstehen. die kinder sollen grenzen erst kennenlernen wenn sie damit umgehen können. die kindheit soll quasi grenzenlos sein, blablabla.

immer, wenn ich dann milde darauf hinweise dass kinder schon grenzen kennelernen und sich danach richten müssen BEVOR sie auf der welt sind schauen die leute mich an wie nach einem zusammenstoss mit einem grossen roten autobus. aber denken wir doch einmal nach: die bauchhöhle der mutter ist begrenzt, die schwangerschaft ist begrenzt, und was drin ist muss raus. muttermilch ist ebenso begrenzt, und welche kleidung auch immer schränkt nun einmal bis zu einem gewissen grad ein. das fassungsvermögen von windeln ist ebenso begrenzt wie das eines magens welcher spezies auch immer, und ein tag hat eine begrenzte anzahl von tag- und nachtstunden. und so geht das weiter. man hält sonneneinstrahlung nur begrenz aus, und ebenso begrenzt sind die ressourcen unserer erde. alles in der fauna und flora hat eine begrenzte lebenszeit, und man kann nur eine begrenzte zeit die luft anhalten.

kinder müssen grenzen kennenlernen, um damit umgehen lernen zu können.

mit dem respekt ist es nicht anders. einfach zu tun was der andere will hat nichts mit respekt zu tun, sondern mit dummheit, vernachlässigung, delegieren, arbeitsverweigerung, was auch immer.

und es gibt eine menge situationen, in denen das kind bitte zuerst das tut was man ihm sagt, und zwar jetzt und hier und auf der stelle, und darüber gesprochen wird dann später. oder wie ist das, wenn kind über die strasse laufen will und ein auto, das das kind einen dreiviertel meter tiefer mit dem kopf als die verziehungsberechtigte person, nicht sehen kann? dankt man da nicht auch allen verfügbaren engeln dass das kind stehenbleibt wenn man sagt "steh!"? oder wartet man respektvoll wegen der grenzenlosen freiheit bis das kind im krankenhaus liegt, mit multiplen verletzungen, um dann mit einem dreijährigen darüber zu diskutieren warum er hätte stehenbleiben sollen wegen eines autos das kam, obwohl er es nicht sehen konnte?

respektiert man auch den wunsch eines kindes, wenn es ein glas schnaps trinken will? wenn ein vierjähriger gerade einmal das auto starten, oder eine fünfjährige alleine mit der strassenbahn an das andere ende der stadt fahren will? was ist, wenn der blinddarm kurz vor dem durchbruch ist, respektiert man dann den wunsch des kindes nach "ich will nicht ins krankenhaus"?

manchmal frag ich mich, woher die leute ihre ideen haben.

Manchmal muß0 man Prioritäten checken. Die erste Priorität ist "am Leben bleiben"- quasi als Grundvorraussetzung für alles andere.

ich habe auch schon fremde Kinder, die versuchten, durch die Kindergartentür zu entkommen, am Kragen gepackt und zurückexpediert. An mir kommt keiner ohne zuständigen Erwachsenen vorbei :-)
Die Mütter hatten damit fast nie Probleme. Immerhin hinderte ich ihr Kind grad dran, vor's Auto zu laufen.
Die Kindergartencrew fand das eher seltsam... anfassen geht ja gar nicht ohne Erlaubnis von Kind und Elter.
Da hängt zwar ein Schild, man möge bitte drauf achten, daß kein Kind entkommt, aber wie soll ich das durchsetzen ohne notfalls zuzugreifen?
Kindergartenalter ist noch nicht selbstverantwortlich oder gleichberechtigt.

Kaffee, Schnaps etc.... man erwartet einfach, daß Eltern eine Umgebung schaffen, die frei von diesen Fragen ist.
Auf diesem Elternabend wurde ausdrücklich gelobt, daß ein Kind seinen Eltern die Nachrichten ausgeschaltet hatte und drauf bestand, daß jetzt Bettzeit sei, siene Eltern also auch ins Bett müßten.
Oder als Papa die Kekse wegstellen mußte weil jetzt keine Kekse gegessen werden dürften. Bei uns hätten die Tiger eher auf Kekse teilen bestanden :-)
Erwachsene und Kinder dürfen unterschiedliches- TIgerpapa trinkt gern ein Glas Wein zum Essen, das heißt aber nicht, daß ein Tiger das auch bekommt. Das erzähle ich aber nicht im KiGa, sonst haben wir das Label "Alkoholabusus" kleben.
Wir essen gern scharf. Das führt dazu, daß ich dann 2 Pfannen mache- eine scharf, die andere kindgerecht. Das fand eine Kindergartentante auch schon seltsam, man solle doch zusammen essen. Stimmt auch, aber das heißt nicht, daß ich für die nächsten 10 Jahre Kinderessen essen werde.

Das ist alles manchmal sehr seltsam.

das ist doch idiotisch. man darf keine umgebung schaffen die völlig frei ist von dingen, die kinder nicht dürfen/solle/können/was auch immer. wie sollten die kinder denn da lernen, mit JA und NEIN umzugehen?

wenn das kind genügend vertrauen zu den verziehungsberechtigten hat, dann wird es tadellos mit grenzen leben. fragen - gerne im nachhinein, wenn vorher aus irgendeinem grund keine zeit zum erklären war - darf man immer. aber getan wird, was die "alten" sagen. das hat mit kadavergehorsam nix zu tun, das ist lebenshaltende massnahme.

ich kochte seinerzeit übrigens nur für kind und mich, manchmal aber auch in zwei teilen. wir sprachen immer über das, was am nächsten tag auf den tisch kommen sollte (wäre ja sonst ziemlich idiotisch gewesen), aber ich sehe bis heute nicht ein warum erwachsene kinderkost essen sollten, oder kinder erwachsenenkost. und noch weniger sehe ich ein wieso erwachsene auf etwas verzichten müssen weil es den kindern nicht schmeckt. wir setzten uns aber trotzdem gleichzeitig an den tisch, sagten "guten appetit" und assen gemeinsam - nur halt jede was anderes.

cih weiss nicht genau wo ich geendet wäre wenn ich mit meiner tochter schlafen gegangen wäre - vermutlich im irrenhaus. wann hätte ich bitte die küche aufgeräumt, das geschirr gewaschen, die wäsche gemacht, etc.? um sechs uhr abends kamen wir nach hause, dann wurde ein wenig gekocht, smalltalk betrieben, gegessen, nachrichten angeschaut, duschen, schlafen so um 20.00 - 20.30.

ich meine, die kindergartentanten sollten mal einen ordentlichen psychiater zu rate ziehen, der ihnen den kopf zurechtrückt.

Mini-Tiger sah das anders: er wollte Windel.