The Hunger Games
endlich gelesen- zu irgendwas muss ein Krankenhaus ja gut sein (es hat schon Gründe, weshalb das Krankenhaus und nicht Gesundwerdhaus heisst fürchte ich).

Wie war's? Gemischt.

Der erste Band lohnt sich wirklich. Eine überzeugende Hauptdarstellerin. Die Handlung ist brutal und es fliesst viel Blut, aber wer ein Buch liest, in dem Teenager sich zu Unterhaltungszwecken vor der Kamera umbringen, sollte damit rechnen.
Die Hauptdarstellerin ist sympathisch pragmatisch und legt im Verlauf der "Spiele" nicht plötzlich Superheldenfähigkeiten an den Tag.

Der zweite Band ist deutlich schwächer. Die "Spiele", im ersten Band als eines der zentralen Untehaltungsereignisse Panems eingeführt, sind plötzlich dermassen unbeliebt, das man es kaum glauben kann. Niemand guckt das freiwillig. Ich will ja nicht zynisch werden, aber ich fürchte, so was würden Leute sich freiwillig ansehen. Von den Überlebenden der Spiele legt keiner eine "mir geht's gut, der Rest ist mit scheissegal"-Haltung an den Tag.

Erneut in die Arena geschickt, sitzen Katniss, Peeta und ein paar andere am Lagerfeuer, grillen Fische und werden am Ende gerettet.

Band drei ist "revolution ex machina", denn auf einmal sind fast alle, die vorher noch an der Organisation der Spiele beteiligt waren, schon immer dagegen gewesen.

Pluspunkt: Am Ende steht keiner der Hauptcharaktere mit wirklich sauberen Händen da, es gibt keine strahlenden Sieger.




maracaya am 24.Sep 12  |  Permalink
Das ist auch so ein Lesestoff, um den ich mich die ganze Zeit herumdruecke, aber mich noch nicht ueberwinden konnte.

Geht's Ihnen denn wenigstens besser jetzt?

cassandra_mmviii am 24.Sep 12  |  Permalink
Am ersten Tag habe ich 3 Liter Flüssigkeit in die Vene bekommen plus Vitamine und Mineralien. Danach fühlte ich mich, als ob ich die Sache überleben könnte. Vorher war ich mir nicht so sicher.
Am dritten Tag habe ich dann tatsächlich Essen drinbehalten.

Mir ist immer noch schlecht, aber auf einem Level, was mich nicht mehr total ausschaltet.

Und ich bin fertig vom Krankenhaus. Ich hatte 2 Mitpatientinnen, die mich bereits morgens um 8 auf die Palme brachten... "Mieterzoff" oder so hiess das Fernsehprogramm der Wahl... ich kann den Fernseher eigentlich ganz gut ignorieren, aber 2 Damen, die über mein Bett hinweg schnattern, nicht. Und die nicht verstanden, warum ich keine Kopfhörer aufhatte. "Guckst du dass denn nie?!"

Die eine überbot sich selbst in hilfreich gemeinten Ratschlägen, was ich gegen die Übelkeit tun sollte. Langsamer essen, keinen Käse essen, mal ein bisschen Zwieback knabbern, lieber einen Kamillentee trinken... und wunderte sich immer wieder, dass es so was wie Hyperemensis gibt. Das hat sie ja noch nie gehört...
die Gespräche über's Essen der beiden müsste die UN in ihre Anti-Folter-Konvention aufnehmen.

Insgesamt bin ich jetzt zu Hause besser aufgehoben, aber nur auf "Bewährung", ich soll das nächste Mal bitte eher kommen.

mark793 am 24.Sep 12  |  Permalink
Die vermeintlich guten Ratschläge
sind fast so gut wie die pseudopüschologischen Deutungsmuster à la "Du kotzt wahrscheinlich ständig, weil sich irgendwas in Dir unbewusst gegen die Schwangerschaft sperrt".

cassandra_mmviii am 24.Sep 12  |  Permalink
Ja, das hört man auch öfter. Oder Sätze wie "wenn der Körper so dagegen kämpft, dann soll es vielleicht nicht sein. Der Körper weiss, was gut für ihn ist".
Hyperemesis ist Folge eines hohen Hormonlevels. Je höher das Hormonlevel, desto sicherer "sitzt" die Schwangerschaft.

Und irgendwann denkt man "wenn ich so was noch mal höre, kotze ich dir auf die Schuhe. Ich kann das!"


Da jedem schon mal übel war, weiß jeder ganz genau, was zu tun ist.

Dazu war die konkrete Dame noch Fachfrau für Diabetes. Als mir die Krankenschwester zwischendurch Zwieback brachte kam der Kommentar "Das solltest du aber nicht essen".
Und warum ich nicht vor jeder Mahlzeit meinen Blutzucker messe. Das muß man doch. Nein, muß ich nicht weil ich die Diabetes so gut im Griff habe, dass ich als Nichtdiabetikerin durchgehe. Da soll ich mal ihre Ernährungsberaterin anrufen, die kan mir da helfen.

Danke, aber ein Paar Oropax hätten mir auch geholfen. Oder Valium für sie :-)

maracaya am 24.Sep 12  |  Permalink
Oh Mann, wenn man so einen Zonk zieht in Sachen Mitpatientinnen, dann ist es zuhause wahrscheinlich wirklich auch mit drei Tigern noch erholsamer ^^

Das naechste Mal eher kommen ist vielleicht keine schlechte Idee - zumal, wenn die Sie jetzt schon kennen, die nicht so rumzicken werden wegen der Infusionen.

Noch viel besser waere allerdings, wenn das gar nicht mehr noetig waere. In diesem Sinne weiterhin alles Gute.

cassandra_mmviii am 24.Sep 12  |  Permalink
Ich hoffe auch, dass mir das nochmal erspart bleibt. Es ist wesentlich enspannter zu Hause kurz an den Kühlschrank zu gehen wenn die Mahlzeit komplett wieder raus gekommen ist und man irgendwann Hunger kriegt als im Krankenhaus ein Stück Brot aufzutreiben.
Und ich muss niemandem erklären, das Hühnerbrust kein vegetarisches Essen ist...

Nachts um 3 (ich komme frisch vom Kotzen) über Urlaubsziele Konversation zu machen ("wo wir doch beide wach sind...") war jenseits meiner Schmerzgrenze.

Hier kann ich wenn ich nachts wach werde immerhin Licht anmachen ohne damit gleich die ganze Bande zu wecken.

maracaya am 25.Sep 12  |  Permalink
... wo wir doch beide wach sind

Das ist so bescheuert, dass es schon wieder lustig ist - jedenfalls wenn man nicht selbst betroffen ist ^^

cassandra_mmviii am 25.Sep 12  |  Permalink
Im Nachhinein ist das auch lustig.

Am ersten Tag hatte ich jemanden neben mir, die das gleiche Buch von Kathy Reichs las. Das war nett. Aber sie durfte dann nach Hause (was ihr gegönnt sei!) und wurde ersetzt durch ein Plappermäulchen.

Ich bin ernsthaft dankbar für die relative Stille hier zu Hause und meine Kontrolle über das Fernsehprogramm. Man merkte die Auswirkungen von zu viel scripted-reality-TV...

Die dritte Patientin wusste nicht, dass ich fliessend platt kann (bin halt vom Dorf...) und jedes Wort verstand, was sie mit ihrem Besuch redete. War zwar nicht "mein" Plattsnakk, aber es reichte um zu verstehen :-)

ultramontan am 25.Sep 12  |  Permalink
Am Schluss des Beitrags:

> Pluspunkt: Am Ende steht keiner der
> Hauptcharaktere mit wirklich sauberen
> Händen da, es gibt keine strahlenden
> Sieger.

Wieso ist das ein Pluspunkt? Nö, find ich nicht. Es darf auch gern mal strahlende Sieger und finstere Fieslinge geben. :)

> Und irgendwann denkt man "wenn
> ich so was noch mal höre, kotze ich
> dir auf die Schuhe. Ich kann das!"

*lol*

cassandra_mmviii am 25.Sep 12  |  Permalink
Ich finde das einen Pluspunkt weil man aus Krieg nur selten mit reinen Händen kommt.

Das ein Regime, welches Leute verhungern lässt, Kinder in die Arena zwingt etc dringend umsturzbedürftig ist- klar. Das zu beenden ist nicht nur gerechtfertigt. Und das solche brutalen Machthaber auf ein "pretty please" nicht reagieren- auch klar.
Der Krieg ist das kleinere Übel in diesem Falöl. Aber er bleibt ein Übel.