Zur Erinnerung
20 Jahre
Rostock-Lichtenhagen
eins der Ereignisse, die mich wahrscheinlich am stärksten geprägt haben.
Einen Menschen auf dieser
Liste kannte ich persönlich.
Der Soundtrack dazu
Gewalt von Slime.
habe ich dieses Ereignis damals nicht wahrgenommen, mehr so als eines in einer ganzen schmachvollen Reihe. Wenn ich Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und Mannheim-Schönau in die richtige zeitliche Reihenfolge bringen oder nach Opferzahlen sortieren müsste, käme ich ziemlich ins Rudern.
Von Mannheim-Schönau wohnte ich damals ca. 7 km Luftlinie entfernt, und ich hatte mir nicht vorstellen können, dass sowas in einer so rot geprägten Stadt passieren könnte. Es gab freilich auch einen Versuch von Rechten, in der Asylbewerberunterkunft in meinem Multikulti-Stadteil Randale zu machen, der konnte dank tatkräftiger Gegenwehr der Bewohner und Unterstützung aus der Nachbarschaft aber zurückgeschlagen werden.
wahrscheinlich habe ich das als so einschneidend empfunden weil ich nicht allzu lange danach selbst in einem Flüchtlingswohnheim über Nacht sass nachdem Team National mehrfach mit Brandstiftung gedroht hatte.
Meine Schule sollte gleich mit angezündet werden.
Beides nicht passiert- und das ist gut so.
Ich betreute eine Kindergruppe aus dem Kosovo. Wir gingen einmal die Woche schwimmen.
Eines abends kamen wir nicht aus dem Bus raus weil die Nachbarschaftsnazis an der haltestelle standen und ihre Messer schwangen.
Wessen Personalien wurden festgestellt? Die der offensichtlichen Problemverursacher (also der Leute, die den Notruf gewählt hatten). Während der Zeit konnte sich die selbstgefühlte Krone des deutschen Volkes gemütlich wegmachen.
Wahrscheinlich sind es solche Erlebnisse wegen denen mir das so in Erinnerung geblieben ist.
Hat mich das überrascht? Ja und nein. Einerseits ja, andererseits hatte ich bereits 1988 vergeblich versucht, Problembewusstsein im Schulleiter für den Hitler-Gruß, der morgens routiniert ausgetauscht worden ist, zu wecken.
Alles anständige Jungs aus guten Familien, er kennt die. Solche Jungs machen so was nicht, das muss ich mißverstanden haben. Und überhaupt- woher will ich wissen, wie ein Hitler-Gruß aussieht???
Umzug, andere Schule, andere Stadt, aber der Illusion, dass die Hitler-Gruß-Fraktion das gar nicht so meint habe ich mich nicht wirklich hingegeben, dazu hatten die zu viele einschlägige Bemerkungen zur türkischen Klassenkameradin gemacht.
... das mir beim Thema "Kosovo" einfällt. 1998 angetrunken in einer Kneipe in Potsdam. Gemütlicher Small Talk mit den Männern am Tresen über dies und das. Unvorsichtigerweise erwähne ich, dass ich zwei kosovarischen Geschwistern Nachhilfe in Deutsch gebe. Plötzlich Stühlerücken, alle kommen auf mich zu. Die Wirtin reißt die Augen auf und ruft: "Du musst nicht zahlen. Renn einfach weg!" Das hab ich dann auch getan.