Samstag, 25. August 2012
Nochmal damals
2. Oktober 1990:

Ich war in der 10. Klasse und die 10. Klassen waren zwangsrekrutiert worden, die Schule für die Einheitsfeier am 3. Oktober zu schmücken.

Ich war damals an einer Schule, an der es die Tradition der Mittwochsprügelei gab- da kamen nämlich "die Linken" und droschen sich mit "unseren" Jungnazis.

Diese Jungnazis umfassten Leute, die ein bisschen später nicht nur von der Schule flogen weil sie ihre Klappmesser nicht bei sich behalten konnten, sondern ihre nun frei gewordene Zeit für FAP-Aktivitäten nutzten.

Da stand ich also und blies Luftballons mit klappmessertragenden FAPlern auf, die "meine Ehre heisst Treue" auf dem Ärmel trugen... kann sich jemand meine Begeisterung für die Veranstaltung vorstellen? Okay, waren nicht alle Mitschüler Nazis, denn beim Luftballonaufblasen sagten ein paar, dass ihnen Nazis Angst machten und das sie befürchteten, dass im vereinigten Deutschland solche Leute Aufwind bekommen würden.

Eine Lehrerin (ich meine mich zu erinnern, dass sie Kunst unterrichtete) hielt dadraufhin eine tränenbewegte Ansprache. Das würden sie und die anderen Erwachsenen niemals zulassen. Deutschland würde ein Land werden, in dem alle Menschen friedlich zusammenleben, die Friedliche Revolution in der DDR habe doch gezeigt, dass man mit Gewalt nichts erreicht. Sie und alle anderen Erwachsenen würden sicherstellen, dass Nazis niemals mehr einem Menschen schaden können. Das verspricht sie uns.

Die anstehende Einheitsfeier habe ich übrigens zugunsten eines ausführlichen Vollbades geschwänzt. Man konnte zwar während der Schulzeit zu allerlei Unsinn gezwungen werden, nicht aber zur Teilnahme an der Feier selbst. Was unser Rektor schade fand.

Ich denke dieser Tage viel an diese Ansprache und würde mich gern mit Frau Hastenichgesehn drüber unterhalten, was sie uns damals versprochen hat.



Rechts und Links
Mini-Tiger kann rechts und links unterscheiden.