Freitag, 22. Juni 2012
1:0
Ich schau übrigens grad das erste Fussballspiel in meinem Erwachsenenleben.

Mal reingezappt oder die kletzten Minuten von irgendwas gesehen, klar, aber so von Nationalhymne bis Abpfiff- niemals.
Man erweitert halt seine Grenzen.

Die beiden Grossen sind extra wachgeblieben. Ich hatte ja gehofft, dass heisse Milch mit Zimt sie einschläfert, aber um halb 9 standen sie im Wohnzimmer.

Das Kleiner Tiger fussballverrückt ist wundert mich ja so gar nicht (mehr). Im Kindergarten trugen heute alle Erzieherinnen Fangirlanden und Nationaltrikots, die Kinder hatten alle Nationalflaggen auf die Wangen geschminkt.

Tigergatte kam nach Hause, sah die Szene und verzog sich.

Da sitzen sie nun, mümmeln Chips und feuern die Deutschen an während Tigermama ankündigungsgemäss zu Griechenland hält.



Fussball
Ich drück' Griechenland die Daumen. Aus völlig fussballfremden Gründen. Griechenland kann was für's Ego gebrauchen. Wunder von Bern und so.

Als ich das unserm Nachbarn sagte verabschiedete er sich ganz schnell. Trotzdem. Das wird zwar die griechischen Probleme nicht lösen, aber auch nicht verschlimmern.



Im Land der Dichter und Denker...
... wären wir gerne. Das deutsche Bildungssystem wird immer wieder eigengelobt dass wir -würde Eigenlob tatsächlich stinken- alle mit der Gasmaske rumlaufen würden.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/bundesbildungsbericht-jeder-fuenfte-schueler-hat-keine-chance-a-840347.html

Auch hier geht die Schere auseinander- die einen profitieren, die anderen verlieren. Und wie üblich zählt: wer hat, dem wird gegeben.

Wer Geld hat, schickt seine Kinder auf die Privatschule wenn ihm der Schulzirkus zu bunt wird. So er das Kind denn rechtzeitig -also bei Verlassen der Geburtsstation- angemeldet angemeldet hat. Etwas, was wir unterlassen hatten, ua weil wir bei Geburt des Grossen Tigers noch gar nicht in diesem Bundesland gewohnt haben. Das andere grosse Argument war unsere Blauäugigkeit. Als wir also an den Privatschulen nach einem Platz fragten kamen wir auf die Wartelisten, die etwa so lang wie "Krieg und Frieden" waren und von uns aus Schulwege bedeutet hätten, deren Länge mit der Transsibirischen Eisenbahn konkurrierten.

Es gelang uns, einen Schulplatz auf der etwa genauso umkämpften Nachbareinzugsgebietsschule zu bekommen.

Wieso sollen alle Kinder auf die Schule statt auf die eigentlich zuständige?

Zum einen weil wir alle Bordieu und seine Sozialisierungstheorien zumindest theoretisch kennen. Wer will schon, dass sein Nachwuchs mit den Kindern aus den Wohnblöcken spielt und sich da deren Gewohnheiten abschaut?
Zum anderen weil die "Brennpunktschule" ganz viel Sozialkompetenz-und-allgemeine-Lebenshilfe-Unterricht auf den Stundenplan gesetzt hat. Was irgendwie auf Kosten von verzichtbarem Spasskram wie Lesen geht.
Dadrunter leiden dann vermehrt die Schüler, in deren Elternhaus abends weder die Märchen der Gebrüder Grimm noch Janosch vorgelesen wird. Und ob die geforderten Sozial- und Praxiskompetenzdinge im Unterricht vermittelt werden können kann auch diskutiert werden.
Zum dritten jedoch pauschalisiert es die gesamte Schülerschaft als life-skill-mässig herausgefordert, unabhängig vom familiären Hintergrund.

Vielleicht sollte Schule sich wieder auf Lesen-Schreiben-Rechnen konzentrieren statt Ersatzfamilie zu spielen. Das kann Schule nicht leisten. Gleichzeitig muss man die Familien auch wieder stärker in die Pflicht nehmen.
Das scheint mir sinnvoller als die Schule macht alles ein bisschen, aber nichts richtig (was sie wie gesagt auch gar leisten kann).



Tagesplanung
Wäsche aufhängen
einkaufen fahren
auf die Terrrasse setzen, Mini-Tiger beim Spielen zugucken und "Making Sex Revisited" lesen. Notizen machen für Telefonat mit befreundetem Genetiker, der die These, dass xy bzw xx nur marginal was mit Geschlechtsausbildung zu tun hat, interessant fand. Gelinde gesagt.