Montag, 26. November 2012
(Islamischer) Religionsuntericht
Eigentlich fand ich den Religionsunterricht immer eine gute Idee. Man kan europäische Geschichte und Philosophie kaum verstehen, wenn man vom Christentum völlig ahnungslos ist. Es gehört zur Allgemeinbildung, was man eigentlich an Ostern feiert oder was an Weihnachten.

Ich hatte also wenig Schwierigkeiten als ich erfuhr, daß Großer Tiger Religionsunterricht haben würde. Das heißt hier in Bremen "Biblische G eschichte" und ich dachte, daß wären dann die Bibel und was in ihr steht und was noch so "drumrum" passiert ist.

Mißtrauisch hätte ich werden müssen als beim Begrüßungselternabend die Frage aufkam und die Rektorin schnell antwortete, daß sie da nicht das Christentum behandeln, "da können alle kommen, auch Moslems".
Ich wollte die Frage aber nicht vor ganz großem Publikum nochmal stellen, also lies ich es dabei.

Was tun sie denn in Biblischer Geschichte? Was tut man, wenn man keine Ahnung hat? Man googelt :-)

1. und 2. Jahrgangsstufe

Religionsdidaktischer Rahmen: Kinder fragen nach dem Leben

1.1 Sich selbst entdecken:
erkennen und mir bewusst machen, dass ich einmalig bin auf der Welt

Ich – Erfahrung und Selbstreflexion:
Ich habe viele Fragen:
erfahren und erkennen, dass ich schon eine Menge weiß, aber noch viel mehr wissen will

Ich bin nicht allein:
erfahren, wie gut und wichtig es ist, sich geborgen und be-schützt zu wissen und sich auf jemand verlassen zu können

Wir – Erfahrung und Gemeinschaftsorientierung:
Miteinander leben lernen, erkennen und akzeptieren, dass ich als Teil einer Ge-meinschaft meinen Teil zur Gemeinschaft beitragen muss

Ohne Regeln geht es nicht:
erkennen und akzeptieren, dass es ohne Regeln keine wirkliche Gemeinschaft unter Menschen geben kann

Das tut mir wirklich leid:
erfahren, wie gut es tut, wenn mir verziehen wird und wie schwer es manchmal ist zu verzeihen

Alle Jahre wieder ...:
die christlichen Feste im Jahreslauf kennen lernen und gemeinsam vorbereiten, feiern und erleben

4.2 Erzähl mir vom Glauben ...:
wie ist das bei euch? entdecken und erfahren, dass Kinder aus unterschiedlichen Kulturen von Festen, Bräuchen und Religionen erzählen können

Wenn ich groß bin...:
erfahren, dass alle Kinder Zukunftswünsche und -träume haben und erkennen, dass manche Vorstellungen Träume bleiben

In die weite Welt hinaus ...:
entdecken, dass die Welt doch größer ist als bisher gedacht und geglaubt


Wie man sieht, man kommt weitgehend ohne Bibel aus.
Das sind ja alles keine schlechten Fragestellungen und Themen, aber mit der Bibel hat es nur ganz am Rande zu tun. Das klingt nach Sachkunde.

Ich also bei nächster Gelegenheit die Rektorin drauf angesprochen. Biblische Geschichte... das nutzen die Klassenlehrinnen immer sehr gern als Zusatzstunde, als Förderstunde für Kinde rmit besonderem Förderbedarf und für die Sozialerziehung, das sei wirklich toll, dafür Zeit zu haben.
Ich fragte, wann denn diese Zusatzstunde läge. Blick auf den Stundenplan "Das kann ich Ihnen nicht sagen, das entscheidet die Klassenlehrerin".
Die Klassenlehrerin sagte, daß sie das immer "ganz nach Situation" entscheide. Wir wollen den Großen Tiger bitte aus dem Religionsunterricht abmelden. Planloser Blick... ja, aber warum denn? Wir erklärt, daß uns die religiöse Erziehung sehr wichtig sei und wir auch volles Verständnis für Förderstunden haben, so denn der Bedarf danach besteht, aber den Unterricht in Biblischer Geschichte möchten wir als Christen so nicht mittragen.
Ja, aber der ist doch "mit der Kirche" abgesprochen und was wir denn gegen die Inhalte haben? Das sei alles sehr wichtig. Ja, bestimmt, aber es ist nun mal kein Religionsunterricht.

Ich sprach unseren Gemeindepfarrer drauf an. Er verzog das Gesicht als hätte er plötzlich auf etwas sehr scharfes gebissen. Ein sehr schwieriges Thema... die katholische Kirche war nie in die Planungen einbezogen und es gibt Gründe, weshalb man in Bremen den Außerschulischen Religionsunterricht ab Klasse 2 habe.

NRW will an Schulen islamischen Religionsunterricht erteilen.
An sich keine schlechte Sache, aber wenn das so endet wie "Biblische Geschichte", dann würde ich mir als Elternteil 2 Mal überlegen,. ob das eine gute Idee sei.

Großer Tiger ist zur Zeit noch im schulischen "Ringelpiez mit Anfassen", da er eh Anwesenheitspflicht hat und auch in einer Randstunde nicht nach Hause dürfte (noch so eine Bremer Regelung...)



Samstag, 10. November 2012
Tigermomente
Kleiner Tiger will lesen und schreiben lernen. Also übt er jetzt Buchstaben.

Wenn Tigermama und der kleine Bruder am Esstisch sitzen und schreiben üben, dann will Großer Tiger nicht alleine oben sein. Also holt er sein Übungsheft vor und setzt sich dazu.

Mini-Tiger malt im Malbuch.


Familiäre Harmonie in Reinform!



Donnerstag, 1. November 2012
Der Gläserne Schüler
"Das elektronische Klassenbuch ist Teil des Regierungsvorhabens, die Verwaltung der rund 700 Berliner Schulen zu modernisieren. Dazu gehört auch eine einheitliche Datei, die jede Schule mit Informationen über ihre Schüler füttern soll. Was manche Schulen bisher noch handschriftlich auf Karteikarten notierten - also Name und Geburtsdatum, aber auch Daten zum Migrationshintergrund und zur Lernmittelbefreiung -, sollen sie nun elektronisch speichern. Die Datei werde derzeit schrittweise aufgebaut, sagte Stoffers.

Bestimmte Schülerdaten sollen dann auch die Polizei, das Schulamt und die Senatsschulverwaltung einsehen können. "Der weitgehende Austausch zwischen Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichten und Schulaufsicht muss systematisch ausgebaut werden", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). "

Quelle

Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichte und Schulaufsicht sollen also Zugriff auf Name, Geburtsdatum, Migrationshintergrund, Lernmittelbefreiung (mit anderen Worten: ob die Familie HartzIV bezieht), Fehlstunden, Unterrichtsverlauf und vielleicht auch auf die Noten bekommen. Adresse und Namen der Eltern stehe da wahrscheinlich auch.

Wozu? Damit man Schwänzer den Schulen zuordnen kann. Dazu müssen die Polizisten wissen, wie der Schüler in Mathe steht oder ob der Vater aus Frankreich stammt?

Das ganze erinnert mich an ELENA


Wozu das?
Wenn der Große Tiger nicht pünktlich mit Unterrichtsbeginn in der Klasse sitzt, bekomme ich einen Anruf. Eine SMS an sich ist nicht viel was anderes, damit sollte man keine Probleme haben, das machen auch heute schon Schulen, ganz ohne Zentralregister.
Es gibt auch legale Gründe, nicht in der Schule zu sein. Die Abwesenheit alleine sagt erst mal nicht, ob der Schüler mit 40 Grad Fieber im Bett liegt oder "unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt" wie es zumindest zu meiner Schulzeit offiziell hieß. Dazu muß man dann irgendwann aufhörem zu "simsen" und reden und dabei auch zuhören.

Nun ist aber nicht jedes Schwänzen der Beginn einer steilen kriminellen Karriere, die sofortige Aufmerksamkeit der Jugendgerichte benötigt, sondern bis zu einem gewissen Grad einfach erst mal normales Heranwachsendenverhalten. Ich hatte zwischendurch eine gute Anzahl Fehlzeiten, damit aber erst angefangen, als ich 18 war und meine Entschuldigungen selber schreiben konnte.
Eine Mitschülerin hatte beträchtliches Talent im Unterschriftenfälschen entwickelt, das ganze flog auf als sie im Einkaufszentrum die Rolltreppe runterkam und dummerweise Mutter und Lehrer sich am Fuß der Treppe miteinander unterhielten.
Ihre Mutter bekam zu Hause einen Wutanfall und zitterte dabei so sehr, daß sie ihren Kaffee verschüttete während sie sagte "ich kann übrigens selber schreiben", was Töchterchen mit "Im Moment aber nicht!" konterte. Beide mußten dadraufhin lachen und die sache war vom Tisch. Warum schwänzte das Mädchen? Weil sie
a) ein ganz normaler Teenager war
b) "de bello civile" schon durch hatte und ihre Lateinnoten top waren, sie sich den Lateinunterricht also schenken konnte wenn man es mal nüchtern betrachtet
Eine Karriere im Fälscherhandwerk hat sie nicht angetreten.

Ich denke sowieso, der Besuch einer Schule sollte freigestellt werden. Die allermeisten Schüler werden auch ohne Schulanwesenheitszwang zur Schule gehen. Solange in jährlichen/halbjährlichen Tests das staatlich gewährleistete Mindestniveau (als "ausreichend" auf der Hauptschule) erreicht wird, hat der Staat niemandem vorzuschreiben, wo und wie gelernt wird.
Zum Lernen kann man niemanden per Gesetz oder Verordnung zwingen und allein die körperliche Anwesenheit scheint mir nicht zwangsläufig zum Lernen zu führen.
Wenn man feststellt "du willst also nicht lernen. Das ist blöd für dich, wir hoffen, daß du deine Meinung in ein paar Jahren änderst. Wenn du das tust, dann komm' einfach wieder. Aber solange störe zumindest niemanden, der Lernen will, und halte dich woanders auf" könnte man das Problem einiger Schulen, in denen Unterricht nur noch unter erschwerten bedingungen möglich zu sein scheint, zumindest verkleinern. Schulen sind zum Lernen da, nicht als Aufbewahrungsanstalten für Leute, bei denen man Schiß hat, daß sie woanders Blödsinn anstellen.

Aber auch ohne grundsätzliche Zweifel am Sinn einer Schulanwesenheitspflicht gefällt mir die Idee, Menschen einer bestimmten Altersgruppe unter Generalverdacht und -Überwachung zu stellen, gar nicht.

Was tut man eigentlich mit Eltern, die wie ich ihr Handy fast nie anhaben oder keins haben? Ich habe seit 2 Monaten wieder eins und kann nicht behaupten, daß ich grad weiß, wo es ist und ob es grad überhaupt Strom hat.
Oder mit Eltern, die das zwar zur Kenntnis nehmen, aber unwillig sind, was zu ändern?

Wenn der Teenager morgens um halb 8 mit Rucksack und Frühstück loszieht, habe ich als Mutter nur begrenzte Kontrolle dadrüber, wohin er geht. An der Schultür abliefern werde ich keinen 16jährigen. Da ändert auch eine SMS nichts.



Samstag, 13. Oktober 2012
Wer will schon Würmer essen?
Der frühe Vogel fängt den Wurm und kann ihn vom mir aus herzlich gern behalten.
Morgenstund hat Gold im Mund- danke, Zahnersatz kommt noch früh genug.


http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/schlafmangel-jugendliche-schlafen-zu-wenig-a-861058.html

Ich kann mich sehr gut dran erinnnern, das ich als Teenager zeitweise nicht einschlafen konnte. Ich war einfach wach.
Meine Eltern bestanden drauf, daß ich "mal früher" ins Bett gehen sollte weil ich morgens müde war, aber im Bett lag ich dann da und starrte in die Dunkelheit bis sie im Bett waren oder zumindest vor der Glotze festgewachsen, dann konnte ich zumindest lesen, wenn sie kamen konnte ich ja immer noch schnell das Licht ausdrehen. Kluge Teens benutzen nicht die Nachtlampe, sondern das Deckenlicht für den Fall, daß jemand die Glühbirne anfaßt.
Früh aufstehen galt bei uns zu Hause als Tugend; mein Opa spukte ab 5 durch's Haus und weckte einen alle 10 Minuten, damit man endlicher lernt, früh aufzustehen.
Die Morgen waren grau, schwer und trübe. Besonders im Winter. Schule fing bei uns um 7:45 am, der Bus fuhr um 7:10.

Besser wurde es erst in der Oberstufe als ich meinen Stundenplan selbst zusammenstellen konnte und, weil ich einfach keine Frühaufsteherin war, versuchte, die ersten Stunden frei zu halten. Hat normalerweise super geklappt. Gab aber auch Lästereien zu Hause, war ja klar das ich nicht aus dem Bett komme, das müsse besser werden.

Mittlerweile komme ich morgens ganz gut hoch und kann auch am Wochenende nicht viel länger als 7 schlafen. Hat sich einfach so entwickelt, auch ohne daß ich besondere Selbstdisziplin an den Tag legte oder jemand mich gängelte deswegen.

Der Schlafrythmus bei Teenagern stellt sich um, sagt die Schlafforschung. Vielleicht könnte man das ja tatsächlich beachten.
Das Argument, daß Arbeit ja auch um 8 anfängt... ich denke nicht, ob das noch so stimmt. Tigergatte kommt erst um 9 überhaupt bei sich ins Büro, vorher ist der Hausmeister nämlich nicht da, der muß die Haupttür freigeben. Eine Menge Berufe scheinen erst später anzufangen. Wer einfach kein Morgenmensch ist, muß ja nicht unbedingt Zeitungsbote werden.

Durch einen späteren Schulbeginn wird ja keiner gezwungen, erst später aufzustehen. Wer früh aufstehen will, kann das trotz späterem Schulbeginn udn hat dann etwas, dem die Schulwelt zu mißtrauen scheint: Freizeit.



Freitag, 5. Oktober 2012
Mal wieder eine Bildungsstudie
"Willst du Bremen oben sehen, mußt du nur das Blatt umdrehen"

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/laendervergleich-der-grundschulen-experte-will-besseren-unterricht-a-859708.html


Bremer Grundschüler wissen also weniger als bayrische Grundschüler. Aha, das ist jetzt echt neu. Wodran liegt es?

Vielleicht dadran, daß es in Bremen Schulen gibt, die sich primär der sozialen Erziehung oder was sie dafür halten zu widmen scheinen.
3 Antiaggressions-, Gewaltvermeidungs- und Sozialkompetenzprogramme hat Großer Tiger allein in Klasse 1 hinter sich gebracht. Dann haben wir die Schule gewechselt. Durch eins fiel er glatt durch weil er der Hexe nicht aus dem Wald geholfen hat... er erklärte mir später, daß er Angst vor Hexen hat und sie lieber im Wald bleiben solle. Fand ich hochgradig logisch. Ich hätt' sie auch im Wald hocken lassen.
Der Junge wurde nach jedem Training unsicherer, wie er sich wehren dürfe und machte irgendwann gar nichts mehr wenn er drangsaliert wurde. Auch bei "den üblichen Verdächtigen" in seiner Klasse schein das nicht zu fruchten; sich erst eine Schere zu holen und dann damit auf den Mitschüler einzustechen ist wohl kaum das, was man lernen sollte.
Wir haben dann unser privates Gewaltvermeidungsprogramm gestartet: Jiu-Jutsu. Nachdem er einen der "üblichen Verdächtigen" kurz&handfest erklärt hat, daß sein Verhalten so nicht geht (ja, er hat ihn verdroschen), war auch Ruhe.

Wenn man die Sozialerziehung nicht zur Schulaufgabe macht, sondern nur eingreift, wenn etwas völlig aus dem Ruder läuft, statt ganze Klassen ins Sozialkompetenztraining zu schicken, weil ein paar Kinder sich daneben benehmen, könnte man sich dem Lesen, Schreiben und Rechnen widmen.

Schule ist nicht das geeignete Mittel, die Probleme von Familien in Angriff zu nehmen. Und solange das im Vordergrund steht, wird Bremen weiter ganz, ganz unten stehen.



Montag, 3. September 2012
Neues Schuljahr, neues Glück
2/3 der Tiger sind aus dem Haus. Mini-Tiger ist es langweilig und ansonsten ist es so seltsam still.

Letztes oder vorletztes Jahr Kindergarten für den Kleinen Tiger. Klasse 2.2 für den Grossen Tiger. Durch den Wurks im ersten Schuljahr stand er letztes Jahr zwischen Klasse 1 und 2, was aber kein Problem war, da seine Schule jahrgangsübergreifend unterrichtet.



Sonntag, 15. Juli 2012
Immer wieder sonntags
bekommen wir ein hochklassiges Satire-Magazin frei Haus geliefert. Letzte Woche ging es um Monatstickets für Schwarzfahrer.

"Vor ein paar Jahren war es noch kein Problem, wenn eine Bremer Grunsschullehrerin mit ihren Vioertklässlern über die Pille sprach oder zur Überwmndung von Hemmungen Kondome kaufen ging" Heute wird sie dafür von religiös-konservativen Eltern jeder Konfession beschimpft"
WeserReport

Beschimpft habe ich sie nicht, und das habe ich auch nicht vor. Aber die Feststellung, dass man das für Schwachsinn, unangemessen, völlig verfehlt und die gezielte Sexualisierung von Kindheit hält, würde sie sich schon anghören müssen. Und die Tiger hätten wenn dieser Schulausflug ansteht wahrscheinlich einen üblen Fall von Schnupfen.

Kinder haben ein Recht auf Kindheit. Kinder haben eine Sexualität, aber in der spielen Kondome keine Rolle. Das ist das Aufdrücken von Erwachsenensexualität auf Kinder und dafür gibt es ein Wort: sexueller Missbrauch (im Unterschied zur Kindsvergewaltigung, die genau das ist, was dieses Wort sagt: die Vergewaltigung eines Kindes).


Der Bereich treibt die buntesten Blüten:

http://www.youtube.com/watch?v=d-kHnOgOwgE


WTF... was soll das?



Donnerstag, 5. Juli 2012
Sprachtest noch mal kurz
Auf der Rückseite des amtlichen Schreibens steht übrigens in 7 Sprachen, dass, wenn man dieses Schreiben nicht versteht, man sich bitte an die KiTa des Kindes wenden solle oder an irgendeine KiTa in der Nähe.

Okay.... stellen wir uns das mal szenisch vor:
ich spreche nicht genug Deutsch, um dieses Anschreiben zu verstehen.
Da steht auch in diesen 7 Sprachen "Ihr Kind benötigt keine besondere Förderung". Das ist die Kernmitteilung des Schreibens, also was im Zweifelsfall den Eltern vermittelt werden muss. Nehmen wir mal an, dass für Kinder, die "durchgefallen" sind, da so was wie "Ihr Kind benötigt Sprachförderung" steht.

Dann gehe ich zum Kindergarten und da spricht die Leiterin dann gut genug meine Sprache, um es mir zu übersetzen? Also nicht nur diesen Kernsatz, sondern die Erklärungen zu den Sprachbereichen, die abgestetet worden sind, die erreichte Punktzahl undsoweiter??

Das macht noch irgendwie Sinn wenn das Kind zur KiTa geht, weil man annimmt, dass die Eltern schliesslich irgendwie kommunizieren, aber ansonsten?
Ich stelle mir grad unsere KiTa-Leiterin vor wenn jemand im Büro steht und sie auf Russisch, Arabisch, Türkisch, irgendwas Slavischem (Polnisch?) und was ist das letzte? (Ich tippe auf Kurdisch fragt) was in diesem Brief steht.

Das sind Erzieherinnen, keine Dolmetscherinnen. Englisch hatte man sicher, Spanish und Franzözisch hatte mit ein bisschen Glück auf der Schule, aber den Rest?
Kann man erwarten, dass im Kindergarten jemand ist, der gut genug Russisch oder Kurdisch spricht, um "Phonologische Bewusstheit" übersetzen udn erklären zu können?

Wieder mal so ein Bremer Plan...



Freitag, 22. Juni 2012
Im Land der Dichter und Denker...
... wären wir gerne. Das deutsche Bildungssystem wird immer wieder eigengelobt dass wir -würde Eigenlob tatsächlich stinken- alle mit der Gasmaske rumlaufen würden.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/bundesbildungsbericht-jeder-fuenfte-schueler-hat-keine-chance-a-840347.html

Auch hier geht die Schere auseinander- die einen profitieren, die anderen verlieren. Und wie üblich zählt: wer hat, dem wird gegeben.

Wer Geld hat, schickt seine Kinder auf die Privatschule wenn ihm der Schulzirkus zu bunt wird. So er das Kind denn rechtzeitig -also bei Verlassen der Geburtsstation- angemeldet angemeldet hat. Etwas, was wir unterlassen hatten, ua weil wir bei Geburt des Grossen Tigers noch gar nicht in diesem Bundesland gewohnt haben. Das andere grosse Argument war unsere Blauäugigkeit. Als wir also an den Privatschulen nach einem Platz fragten kamen wir auf die Wartelisten, die etwa so lang wie "Krieg und Frieden" waren und von uns aus Schulwege bedeutet hätten, deren Länge mit der Transsibirischen Eisenbahn konkurrierten.

Es gelang uns, einen Schulplatz auf der etwa genauso umkämpften Nachbareinzugsgebietsschule zu bekommen.

Wieso sollen alle Kinder auf die Schule statt auf die eigentlich zuständige?

Zum einen weil wir alle Bordieu und seine Sozialisierungstheorien zumindest theoretisch kennen. Wer will schon, dass sein Nachwuchs mit den Kindern aus den Wohnblöcken spielt und sich da deren Gewohnheiten abschaut?
Zum anderen weil die "Brennpunktschule" ganz viel Sozialkompetenz-und-allgemeine-Lebenshilfe-Unterricht auf den Stundenplan gesetzt hat. Was irgendwie auf Kosten von verzichtbarem Spasskram wie Lesen geht.
Dadrunter leiden dann vermehrt die Schüler, in deren Elternhaus abends weder die Märchen der Gebrüder Grimm noch Janosch vorgelesen wird. Und ob die geforderten Sozial- und Praxiskompetenzdinge im Unterricht vermittelt werden können kann auch diskutiert werden.
Zum dritten jedoch pauschalisiert es die gesamte Schülerschaft als life-skill-mässig herausgefordert, unabhängig vom familiären Hintergrund.

Vielleicht sollte Schule sich wieder auf Lesen-Schreiben-Rechnen konzentrieren statt Ersatzfamilie zu spielen. Das kann Schule nicht leisten. Gleichzeitig muss man die Familien auch wieder stärker in die Pflicht nehmen.
Das scheint mir sinnvoller als die Schule macht alles ein bisschen, aber nichts richtig (was sie wie gesagt auch gar leisten kann).



Freitag, 15. Juni 2012
Premiere
Heute Schulfest. Ich bin auserkoren, die ei- und milchfreien Waffelteig für den Kuchenstand mitzubringen. Mein erstes mal vegane Waffeln...