Sonntag, 9. März 2014
Verwendung von Zwangsabgaben
"Die Regierung verschob das für 2014 geplante Familiengesetz, und das Pädagogikprogramm „ABCD de l’égalité“ („ABC der Gleichberechtigung“) sorgt für heftige Debatten."
Mir ist so als ob Kollege Loco dazu schon mal explodiert ist, aber ich finde es grad nicht.

"Ermutigt von Protestorganisationen wie „Jour de colère“ („Tag der Wut“) oder „Manif pour tous“ („Demo für alle“) warnen die Gesetzesgegner vor den Folgen der Gendertheorie, als handle es sich um eine neue Atomtechnologie.

Lächerlichmachen der anderen Position- wirkungsvoll, aber argumentativ schwach.

Über den Sinn und Unsinn der Annahme, beim biologischen Geschlecht handle es sich um eine Konstruktion, die sich, wenn man sie nur genug drüber reflektiert und sie so dekonstruiert, auflösen werde, kann man trefflich bei einem Glas Rotwein oder einer Tasse Tee nachdenken.
Ich halte das ganze nicht für gefährlich, sondern für größtenteils sinnbefreit und methodologisch schwach: die Grundannahme, daß Biologie konstruiert sei, als Voraussetzung zu nehmen um zu beweisen, daß Biologie konstruiert ist... nennt sich Zirkelschluß.
Ich habe den Versuch, Herrn Voß zu lesen, weitgehend aufgegeben, die Ausführungen zur augustäischen Sittengesetzgebung haben mir dann endgültig gereicht.

"Und angesichts der nahenden Kommunalwahlen traut sich niemand, der gängigen Meinung entgegenzutreten."

Gepriesen sei der Herr, in Frankreich scheint es noch Vernunft zu geben, denn in Deutschland ist sie aus!
Wer einen Blick in den Zeit-Stellenmarkt wirft, stellt fest, das gender-Dingsda Geld für Stellen hat. Gender sieht sich zwar als den ewigen Underdog, aber ist es lange nicht mehr.


"Zum Glück halten einige Unbeirrbare der reaktionären Sintflut stand: Das Collectif Genre hat eine öffentliche Petition aufgesetzt (Les études de genre, la recherche et l’éducation, la bonne rencontre), die mit einem Klick unterschrieben werden kann.


Na, das nenne ich doch mal eine neutrale Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks...
Da halten einige Aufrechte als gegen alle Reaktion und/oder die Naturwissenschaft (die aus Prinzip männlich ist und auch dekonstruiert gehört) das Banner der Erkenntnis hoch. Nun bin ich aber erleichtert- und weiß endlich was ich bin.
Ich könnte mich jetzt schämen gehen oder es lassen.
Ich könnte diese Petition der Aufrechten unterzeichnen- oder es lassen.

Da bekommt man was für seine Rundfunkgebühren, die man abdrücken muß. Warum sammeln Macher solcher Sendungen nicht einfach Geld von den Leuten, die gender für total erkenntnisbringend halten, ein und finanzieren so ihren Krams statt damit dem Rundfunksteuerzahler zu belämmern?

Und heute abend kann ich ganz sicher das verflixte Video zum Laufen bringen.



Samstag, 8. März 2014
Endlich mal ein sinnvolles Gesetz
"She added, "I think the only thrill is the surreptitiousness of it. She doesn't know. She's sort of turned into, like, this passive object."

Genau das ist der Punkt. Ein Mensch, in diesem Fall eine Frau, wird zum Objekt gemacht. Niemand fragt sie, ob sie dem Fotografen den Kick verschaffen möchte.

Man kann drüber streiten, ob 2 1/2 bzw 5 Jahre Knast angemessen sind, wenn jemand "nur" ein Bild macht, aber es nicht um zufällige Schnappschüße geht, sondern um das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, bin ich dafür, das Problem erst einmal als Problem anzuerkennen.

Man kann über den Sinn von Strafe streiten, aber erstmal ist es ein Fortschritt, wenn man (und in diesem Fall ausdrücklich frau) sich gegen sexuelle Übergriffe und Verletzungen auch juristisch wehren kann.

Laut "Hey, bitte mal herhören, der Mann hier hat grad meinen Ausschnitt fotografiert, kann bitte jemand die Polizei rufen?!" sagen und so Öffentlichkeit herstellen und den Kerl bloßstellen kann frau ja trotzdem.
Öffentlichkeit schaffen und Unterstützung bei sexuellen Übergriffen einfordern ist eine der ältesten Forderungen der Frauenbewegung. Dazu gehört auch, daß Übergriffe geahndet werden und nicht als Kavaliersdelikt behandelt werden. Kann ja nicht sein, daß Frauen sich nur noch in Hose und Rollkragenpullover in die Straßenbahn trauen.

Da hoffe ich mal, daß das Schule macht.

PS: "It's only because it's creepy that people do this," she said. "You could see obviously a lot more of women's bodies in other places. 'Upskirting' doesn't really reveal much of women's bodies. You could see way more on the Internet if you just wanted to."

Super, und als nächstes kommt das Argument "Stell dich mal nicht so an, ich hab' schon vorher nackte Frauen gesehen?"???



Schlaflos in Bremen
Wieder mal mitten in der Nacht aufgewacht. Gebügelt, aber ich hatte Skrupel, mittels Staubsauger das ganze Haus zu wecken. Ich komme mit müde zurecht, aber nur, wenn der Rest ausgeschlafen ist :-)

Und weil Bügeln so langweilig ist, Fernseher angemacht. Arte wenn ich mich nicht täusche, kann aber auch was anderes gewesen sein. So gegen 5 war es denke ich.

Weiß jemand, was da lief und ob man es via Internet nochmal gucken kann? Ich blick auf der Arte-Homepage nicht durch, bisher weiß ich nicht mal, was da lief, schon der Titel wäre hilfreich.

Bevor ich mich drüber aufrege, gebe ich dem Ganzen "the benefit of doubt" und sehe es nochmal in Ruhe an und bilde mir dann eine Meinung. Die These, daß die Familie schuld an "der gegenwärtigen Krise" sei, finde ich bis auf weiteres steil.



Dienstag, 25. Februar 2014
Maßstäbe
Eigentlich zählt "Gleiches Recht für alle" und das ist auch gut so.

Andererseits erfordern besondere Vertrauensstellungen höhere Maßstäbe.
Ich hätte durchaus Zweifel an der gebotenen Objektivität, wenn zB ein "Ausländer raus"-Rechtsextremist zB mit der Bearbeitung von Asylanträgen oder Aufenthaltsbewilligungen betraut wäre.
Staatsbedienstete dürfen Mitglieder legaler Parteien sein und bis auf weiteres ist die NPD eine solche. Nur würde keiner auf die Idee kommen, ein NPD-Mitglied mit Fragen des Verbotes dieser Partei zu betrauen.
Oder einen Hells Angel loszuschicken, die Rockerszene zu beobachten.

Gewählte Volksvertreter sind nur ihrem Gewissen verpflichtet. Das hat Gründe, aber am Ende erfordert es auch, daß man ihrem Gewissen vertraut. Da helfen Argumente wie "war alles streng legal" nicht weiter. Es geht um die Frage, ob sich, wenn sie Mist bauen, die berühmte Innere Stimme meldet mit "laß mal sein". Es steht jedem frei, die Grenzen dessen, was die Gesetze erlauben, auszuschöpfen. Aber trotzdem ist knapp unter der Promillegrenze Auto fahren echt Mist.

Die Diskussion um Sebatian Edathy stößt mir auf. Am Ende saß da einer in einer Vertrauensposition, dessen moralische Maßstäbe zwar Gesetzesstandards zu erfüllen scheinen, reicht das?
Die Koinzidenzen sehen doch recht seltsam aus: Der Innenminister erfährt vom einem Ermittlungsverfahren (ist ja am Ende egal, um was es geht), ruft den Parteichef an und dann tritt Herr Edathy zurück. Das hatte er eh vor. Und dann ist dieser Laptop gestohlen worden. Blöd gelaufen.
Vor Gericht mag das alles unter Unschludsvermutungsgesichtspunkten Sinn machen, aber mal ehrlich: wenn ihr Nachbar Ihnen so was erzählt... glauben Sie das?

Der Berliner Kulturstaatsekretär hinterzieht Steuern. Sein Vorgesetzter, also der Regierende Bürgermeister Wowereit, weiß von dem Steuerstrafverfahren, findet das aber nicht schlimm genug, ihn zu feuern.
Boshafter Gedanke: wer ein paar Millionen mit dem Flughafen in den Sand setzt, der sieht das Problem wahrscheinlich wirklich nicht und Berlin ist bekanntlich arm, aber sexy, und nun wissen wir auch weshalb: weil die nicht mit Geld umgehen können.
Nun ist kein Kündigungsgrund wenn gegen Erwin den Schlosser wegen irgendwas ermittelt wird, aber der sitzt auch in keiner Vertrauensstellung.

Das Vertrauen der Berliner Regierung verliert man also nicht weil man seine Kohle nicht abdrückt, aber recht fix wenn man Mitglied im falschen Verein ist: Beispiel Michael Büge, Staatssekretär für Soziales, hatte das Vertrauen verloren weil er Burschi war/ist. Fachlich sprach anscheinend wenig bis nichts gegen den Mann.

Wenn überhaupt, dann gilt für Vertrauenstellungen, daß sie höhere Maßstäbe erfordern. Der Vertrauensvorschuß, wenn man wildfremde Leuten, die nur ihrem Gewissen verpflichtet sind, wählt, muß sich rechtfertigen und das tut er grad nicht (mehr). Zumindest für mich nicht.

Ich bin genervt.



Freitag, 21. Februar 2014
Gute Nachrichten
Der ukrainischen Bekannten geht es gut. Sotuation etwa so unschön wie in den Nachrichten, sie bleibt zu Hause.



Sonntag, 16. Februar 2014
Wohnungslos in Berlin :-)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/steuergelder-ministerin-schwesig-spart-sich-berliner-wohnung-a-953774.html

Wenn das so bedenklich ist, dann hätte man da einfach keine vernünftig ausgestattete Übernachtungsmöglichkeit einrichten dürfen.

Mal ehrlich: wen kümmert es, ob der Minister sich irgendwo eine Wohnung kauft/Mietet oder nicht? Das Reservebett im Büro ist nicht völlig unbekannt, einer meiner Profs hatte so eins im Büro stehen. Er legte sich nun mal mittags gerne hin und warum auch nicht?

Skandalpotential hat das nicht. Jedenfalls für mich.



Freitag, 14. Februar 2014
Ferndiagnosen
"Es gibt Menschen, die haben eine Schlangenphobie, andere haben eine Flugphobie. Beides ist heilbar. Ob Homophobie heilbar ist, weiß ich nicht.
(...)
Aber Angst, gar krankhafte Angst, vor nicht heterosexuellen Menschen habe ich deswegen nicht."


Eine Phobie ist eine psychische Erkrankung. Sie kann, wie jede andere Erkrankung, dem, der unte rihr leidet, das Leben verflixt schwer machen.

Ferndiagnosen sind schon bei medizinisch gesehen simplen Beinbrüchen schwierig, bei psychischen Erkrankungen unmöglich.

Die Pathologisierung des Anderen ist eine Art des othering , das Selbst definiert sich in Abgrenzung zum als krank wahrgenommenen, Anderen. Selbstredend ist es selten nett gemeint, jemandem eine psychische Krankheit anzuinterpretieren. Dahinter steckt "nur wer nicht ganz dicht in der Birne ist, kommt auf so eine Idee wie du".
Der Gegner wird als krank dargestellt, als armer Irrer, dem eigentlich dringend geholfen werden müßte.
Aus der gleichen Schublade kommen Sätze wie "du bist zu doof das zu begreifen" oder "dir fehlt die Lebenserfahrung" oder "reflektier noch mal 'ne Runde, dann siehst du das so wie ich" in diversen Gewandungen.

Ich fände es schön, wenn wir einander ernst nehmen könnten und nicht den ICD bemühten.

Toleranz ist übrigens das notfalls auch schmerzerfüllte Erdulden des Anderen. Zählt für beide Seiten.



Dienstag, 4. Februar 2014
"Ich zahle Steuern!"
stand heute in den Schaufenstern mehrerer Geschäfte, an denen ich vorbeikam.

Ja, wir auch, kommen aus der Nummer wohl auch kaum raus wenn der Staat sie direkt beim Arbeitgeber einzieht und man am Ende des Jahres gucken kann, ob er wieder was rausrückt.



Donnerstag, 19. Dezember 2013
Mensch oder Maschine
Leseempfehlung, schön auf den Punkt gebracht.

Es geht darum, jeder einzelnen Familie die Möglichkeit zu geben, sich selber zu gestalten statt staatlicherseits zu definieren, wie das auszusehen habe. Es geht nicht um das Verbot aller Kinderkrippen oder um Ketten, die Mütter und/oder Väter an Schreibtisch oder Herd festketten sollen, sondern um Gestaltungsfreiheit.

Es geht nicht um Rabenmüttervorwürfe oder Heimchen-am-Herd-Schelte, sondern um individuelle Situationen.

Es geht am Ende um die Frage, wer für wen denkt.



Erwartungen
Nur um nicht mißverstanden zu werden: es gibt Dinge, für die man die Leute, die sie anstellen, zum Mond schießen könnte, und die man sich selber tunlichst verkneifen sollte. Der Auftritt des Vaters von Uwe Mundlos gestern vor Gericht scheint nach allem, was man als jemand, der selber nicht da war und auf die Presse angewiesen ist, dazuzugehören. Und sein Sohn ist nicht Opfer des NSU.

So, das mußte erst mal klargestellt werden.

Nun aber: was erwartet man sich vom Vater eines im Prinzip Angeklagten als Zeugen? Heulende Zusammenbrüche und Selbstanklagen? Details über den Bombenbau? Ja, sein Sohn war ein gewälttätiger Neonazi, der anscheinend mehrere Menschen ermordet (Mord ist defineirt als Tötung aus niederen Beweggründen, und das Verbreiten von Angst ist ein niederer Beweggrund) hat. Aber ob Zeuge Vater Mundlos etwas über die Taten wußte oder Kontakt zu seinem gesuchten Sohn hatte, scheint nicht die Frage gewesen zu sein.
Was trägt so ein Zeuge zur Wahrheitsfindung bei? Es geht um die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Beate Zschäpe bei den Straftaten des NSU beteiligt war.

Da wird, so zumindest mein Eindruck, grad jeder geladen, der die drei schon mal getroffen hatte. Frau Zschäpe macht von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Beiträge zur Klärung der prozeßrelevanten Fragen sind von ihr ebenso wenig zu erwarten wie von Nachbarn.
Da wird gerade viel Lärm und nichts gemacht, denn solange die Angeklagte nichts sagt, so lange wird sich die Kernfrage nicht mit Hilfe von Nachbarn oder Kindheitsgeschichten klären lassen.

Die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Geheimdienste wußten, was passierte oder gar beteiligt waren, sollte auch geklärt werden. Vater Mundlos hate eine denkbar schlechte Form gewählt, diese Frage zu stellen und sein Sohn ist kein Opfer einer Geheimdienstverschwörung (denn es wird ihm keiner mit sofortiger Erschießung gedroht haben falls er nicht in den untergrund geht), aber war das nicht was mit Ausweisrohlingen?

Was erwartet man von so einem Zeugen?