Schokolade Zucchini zum Frühstück
Ein gutes hat der Streik: der Machtkampf am heimischen Esstisch wird nicht unterbrochen, sondern ausgestanden.
Ich glaube einfach nicht an Vermeidungsslalom. Natürlich kann man um Konflikte herum navigieren. Klar. Wenn man das öfter tut, fährt man schon mit einem Kind Slalom. Ab zwei wird es unmöglich, denn wenn sich die Machtfrage stellt, wird eins Ihrer lieben Kinderlein es drauf anlegen, Sie vorzuführen. Zumindest eins.

Mini-Tiger ist ja eigentlich ein pflegeleichtes Kerlchen. Aber in letzter Zeit ist er kein Gemüse mehr. Gar keins. Er mag immer das grade nicht, was auf dem Tisch steht.

Gestern Abend gab es gebackene Zucchini. In Olivenöl, mit Thymian, Rosmarin, Knoblauch und buntem Pfeffer.
Mochte er aber nicht.

Nun soll er keine Riesenportionen verdrücken, sondern einfach nur zwei Bissen. Riesenaufstand mit Geschrei und Zetern und Tritt gegen den Tisch. Ich kam mir vor wie beim Zucchinikasper ...

Als Großer Tiger mal so eine Phase hatte, riet sein damaliger Kinderarzt zu drei Tage Gemüsesuppe. Morgens, mittags, abends. Aushungern bis er ißt. Erschien mir damals total grausam, aber ich bin ja lernfähig. Außerdem wollte ich morgens keine Gemüsesuppe Essen. Kinderarzt “Müssen Sie nicht. Sie essen Nutellabrot wenn Sie wollen.“

Es gibt grade Zucchini zum Frühstück. Für alle die wollen Plus Mini-Tiger.




pathologe am 13.Mai 15  |  Permalink
Das
würde ich auch gerne mal bei meiner Frau durchsetzen. Aber das ist schwierig.

Der Kollege hier sagt übrigens das Gleiche. Ist aber auch ein "alter Knacker" von 68 Jahren. Seiner Meinung nach sind wir 9 Mahlzeiten vom Hungern entfernt. Und daher kann man, seiner Meinung nach, so vorgehen: Essen kochen, anrichten, wenn es das Kind nicht will, wegnehmen, aber keine Alternative anbieten (was meine Frau macht). Nächste Mahlzeit: vorbereiten, anrichten, wenn es abgelehnt wird, abräumen. Das Spiel geht, je nach Hartnäckigkeit des Kindes, einige Male. Irgendwann wird aber der Hunger merkbar.
Aber vor allem: keine Snacks zwischendrin! (Da sind Kinder auch gut drin, die sich zu "erarbeiten").

cassandra_mmviii am 13.Mai 15  |  Permalink
Wir haben ja Nachbarn. Einige davon sind ziemlich seltsam. Da gibt es zum Beispiel die Familie, deren Kind so dermaßen sensibel ist, dass es nur Knäckebrot, Gouda, geschälte Gurken und Äpfel isst. Und natürlich Chicken Crossies von Gasthof zum Goldenen M. Wirklich gut ist, das er zumindest Süßes isst. Wenn gar nichts mehr geht, kann man ihm ja Sweets anbieten damit er zumindest irgendwas im Magen hat. Ist ja besser als das der arme Junge hungert.
Was anderes kann er weil so feinfühlig nicht runter bekommen. Schulverpflegung funktioniert so übrigens nicht.
Mutter holt ihn von der Schule ab und sie holen unterwegs eben was, was er Essen kann. Ist ja kein Problem ....

Irgendwann fiel Vater mal auf, das hier was seltsam läuft. Also fragte er Kind, ob er in der Schule gegessen habe. Nein. Okay, meinte Vater, dann habe er wohl keinen Hunger und ließ den Stopp beim Nuggetschmied aus.
Als Mutter dazu kam, stellte auch die diese Frage. Als sie erfuhr, dass er nicht gegessen habe, machte sie kurz ihr Ehegespons zur Schnecke und fuhr dann los, ihr Kind vor dem Hunger bewahren.
Das erzählte sie mir dann mit entrüsteten Stimme. Er habe dann 12 Nuggets gegessen, da sehe man sich, wie hungrig er gewesen sei. Zum Abendessen eine Stunde später habe er verständlicherweise nichts mehr gegessen.

Ich sehe Madame Maman regelmäßig ihren Sohn anbetteln, er möge doch bitte etwas essen, zur Not auch eine Süßigkeiten.

Nun ja. Ist lustig zu bloggen, aber muss ja nicht ausprobiert werden.


Der damalige Kinderarzt war etwa mein Alter und der Meinung, selbst ein so dünnes Kind wie Großer Tiger sei solange er Wasser trinkt, erst 14 Tage durchhalte. Und deshalb möge ich in 14 Tagen wiederkommen. Und nach jedem Schluck Milch fange ich bitte von vorne an zu zählen.
Der Junge kapitulierte übrigens beim Abendessen.

Mini-Tiger ist dickköpfig. Könnte bis morgen dauern und macht nicht viel Spaß grade.

mark793 am 13.Mai 15  |  Permalink
Aushungern bis er ißt.

Oje, das holt mir grad nochmal die Erinnerungen an das ewige Gekrampfe ums Essen bei meinen Eltern hoch. Da blieb es nicht nur beim (vergeblichen) Versuch des Aushungerns, da setzte es auch öfter mal was. Und ich war besonders schwierig, was das angeht. Der Kinderarzt hatte mir einen frühen Tod prophezeit, wenn ich nicht mehr Salat und Gemüse esse, und manchmal überlege ich, sein Grab aufzusuchen und drauf zu pinkeln...

cassandra_mmviii am 13.Mai 15  |  Permalink
Ich wäre deutlich entspannter wenn er nicht regelmäßig beim Tisch abräumen nach Süßdope quengeln würde. Also nicht nur nach einem Nachtisch, sondern bitte die Gummibärchen mit zum Spielen nehmen will. Und wenn er nicht gestern den Mega- Aufstand geschmissen hätte.


Mir hat der Arzt übrigens den völligen Rückenkollaps für den Fall auch nur einer Schwangerschaft prophezeit. Der scheint noch am Leben zu sein. Ich erwäge, ihn mal aufzusuchen.

cassandra_mmviii am 13.Mai 15  |  Permalink
geschafft
Ist sozusagen gegessen :-)

sid am 13.Mai 15  |  Permalink
Gehts generell um Gemüse oder nur um das, das grad am Tisch steht?


Was da die Nachbarin macht, Kind anders (zwischendurch) abfüttern, finde ich seltsam.
Das ist ja eine ähnliche Form von: Baby quietscht und alles kommt gerannt.

Der Tierarzt hat mal zu uns gesagt, als der große Hund anfing Allüren (nur aufwendig Gekochtes) zu zeigen, "wer Hunger hat, wird essen" und angewiesen, Futter hinzustellen und sonst nix zu geben.
Siehe da, das war manchmal erst nach 2 Tagen rum, manchmal schon sehr viel schneller und das normale Futter war wieder genehm.
Ist mir schon klar, daß Kinder und Hunde nicht zu vergleichen sind - aber Hunger und Allüren teils doch schon.

Zu Hause hieß es immer, wer nicht gegessen hat, bekommt keinen Nachtisch. Das hat auch gesessen.

cassandra_mmviii am 13.Mai 15  |  Permalink
Bis vor ein paar Wochen lief das mit dem Gemüse Rind, nur Paprika waren doof. DAmit kommt man zurecht. U d so die letzte Woche war es allgemein Gemüse. Mit verschiedenen Begründungen, von mag überhaupt kein Gemüse über ißt nichts grünes bis zu wollte aber ein anderes Gemüse.

Was Nachbarin da treibt, ist das Rezept für's Desaster, was sie mittlerweile haben. Der Junge ist nicht nur beim Essen sensibel, er ist auch zu empfindsam für's Radfahren oder draußen rumtoben. Er ist ganz sensible für Gefahr und weiß, dass so ein Insektenstich nicht ohne ist usw.
Katastrophe nach Hausart..

Hier wird jetzt ein paar Tage das Grünzeug zuerst gegessen. Klappt schon.

sid am 13.Mai 15  |  Permalink
Mal kein Gemüse zu wollen, kann ja auch eine Phase sein.
Zuerst Gemüse dann Rest scheint ein guter Plan : )

cassandra_mmviii am 13.Mai 15  |  Permalink
Ich tippe auf akute Trotzphase. Er sucht grade massiv Streit. Das ist grade nur die Frage, wo es ausbricht :-)

Wenn das akute Schlachtfeld bereinigt ist, ist er absolut kuschelig.
Groß werden ist schwer :-)

admiral am 13.Mai 15  |  Permalink
Genau die Phase haben wir auch grad mit dem 6jährigen hier. Scheint also alles normal zu sein, nur mit dem Unterschied, daß er alles futtert.

zwetschgenkrampus am 19.Mai 15  |  Permalink
Eßtisch-Geschichten
Beim Bundesheer hieß es noch "Ohne Mampf kein Kampf!" - in der lieben Familie geht es oft umgekehrt: "Kampf um den/das Mampf!". Phasen können übrigens sehr lustig sein:

Meine kleine Schwester verweigerte, da war sie so 6-8 Jahre alt, Mutters Gemüse: Nein, das ißt sie nicht, wie kann man das nur runterkriegen, ist ja bäh.

Knappe zehn Jahre später hatte sie eine vegetarische Phase mit missionarischen Highlights: Wie könne man nur Fleisch essen!

Zwanzig Jahre DANACH ist sie selbst Mutter einer kleinen Tochter ...