Erwartungen
Nur um nicht mißverstanden zu werden: es gibt Dinge, für die man die Leute, die sie anstellen, zum Mond schießen könnte, und die man sich selber tunlichst verkneifen sollte. Der Auftritt des Vaters von Uwe Mundlos gestern vor Gericht scheint nach allem, was man als jemand, der selber nicht da war und auf die Presse angewiesen ist, dazuzugehören. Und sein Sohn ist nicht Opfer des NSU.

So, das mußte erst mal klargestellt werden.

Nun aber: was erwartet man sich vom Vater eines im Prinzip Angeklagten als Zeugen? Heulende Zusammenbrüche und Selbstanklagen? Details über den Bombenbau? Ja, sein Sohn war ein gewälttätiger Neonazi, der anscheinend mehrere Menschen ermordet (Mord ist defineirt als Tötung aus niederen Beweggründen, und das Verbreiten von Angst ist ein niederer Beweggrund) hat. Aber ob Zeuge Vater Mundlos etwas über die Taten wußte oder Kontakt zu seinem gesuchten Sohn hatte, scheint nicht die Frage gewesen zu sein.
Was trägt so ein Zeuge zur Wahrheitsfindung bei? Es geht um die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Beate Zschäpe bei den Straftaten des NSU beteiligt war.

Da wird, so zumindest mein Eindruck, grad jeder geladen, der die drei schon mal getroffen hatte. Frau Zschäpe macht von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Beiträge zur Klärung der prozeßrelevanten Fragen sind von ihr ebenso wenig zu erwarten wie von Nachbarn.
Da wird gerade viel Lärm und nichts gemacht, denn solange die Angeklagte nichts sagt, so lange wird sich die Kernfrage nicht mit Hilfe von Nachbarn oder Kindheitsgeschichten klären lassen.

Die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Geheimdienste wußten, was passierte oder gar beteiligt waren, sollte auch geklärt werden. Vater Mundlos hate eine denkbar schlechte Form gewählt, diese Frage zu stellen und sein Sohn ist kein Opfer einer Geheimdienstverschwörung (denn es wird ihm keiner mit sofortiger Erschießung gedroht haben falls er nicht in den untergrund geht), aber war das nicht was mit Ausweisrohlingen?

Was erwartet man von so einem Zeugen?