Donnerstag, 12. Dezember 2013
Politische Willensbildung
So lobenswert das Anliegen auch ist, aber:

meine Erfahrung mit Schülerdemos, sowohl zu Schulzeiten als auch später, ist eher nicht so pralle.

Wir wurden in der 11. und 12. Klasse samt Lehrer zu Anti-Dosen-Demos marschiert. Mir war die Einführung des Dosenpfandes eher kein Herzensanliegen, aber da das ganze Unterrichtsveranstaltunfg war, lief man halt hin. Besonders cool: die Klasse, die die meisten Dosen zwecks Baus einer Dosenpyramide zwecks Veranschaulichung, wie viele Dosen eine Schule denn so leert, lieferte, bekam einen Preis, der in diesem Fall an die Gänseliesl-Suffpunx ging. War irgendwie kontra.

Anti-Atom lag und liegt mir mehr am Herzen als die einwegverpackungsfreie Schule, vielleicht weil unsere selbstorganisierte Cafeteria schon seit immer Pfandgläser hatte und es schlicht keinen Colaautomaten gab. Aber auch da lief man mit weil der Lehrer es so wollte und die Frage der Aufsicht (nach dem 18. Lebensjahr nicht mehr aktuell, aber vorher schon) gestellt wurde.

Irgendwann im letzten Jahr bekam ich Post vom Zentralen Beirat der Elternschaft in Bremen. DDie Bildungssenatorin war zurückgetreten und nun sollte man zwecks Unterstützung ihrer Positionen demonstrieren, und zwar möglichst mit Kindern und zwar um 5 vor 12 mittags, wegen Symbolik und so. ich rief an und wollte wissen, wie ich denn mein Kind mitbringen soll wenn es verpflichtend bis um 13 in der Schule sei. Lösung war einfach: vielleicht geht ja die Klasse hin, da kann ich mich mit dem Nachwuchs ja gut treffen.
Die Frage stellte sich mit Grundschülern so nicht und im Klassenverband machte ich deutlich, daß ich keinesfalls für eine Instrumentalisierung von Kindern zu haben bin, mein Kind also auf keinen Fall mitkäme solange er nicht sagen kann "yo, finde ich klasse/doof".

Wie dem auch sei, ich geriet in die Schüler, die samt Lehrer per Straßenbahn zur politischen Meinungsäußerung befördert wurden. Die, die ich hörte (Ohren haben leider keine Deckel), gingen hin, weil ihr Lehrer und/oder die Klasse das wollte. Nun kann die Gruppendynamik einer Klasse sehr komplex sein, geradezu schon Studien über volonté générale und volonté de tous und was am Ende rauskommt, hängt weniger vom Willen des Einzelnen ab als von dem, was die (meist üblichen) Verdächtigen angehenden Politiker, Elternsprecher und andere community leaders so sagen. Und wenn dann das ganze noch zur Schulveranstaltung erklärt wird mit Teilnahmepflicht wegen der Aufsichtspflicht und so weiter, dann wird es heikel mit der persönlichen Motivation oder auch nur mit dem Wissen, wohin man eigentlich fährt und warum.

Das mag in Hamburg alles anders sein. Aber wenn die Schüler da klassenweise auftauchen, sollte man schon fragen, ob die Teilnahme das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit einem Unterrichtsthema ist oder hier die GEW einfach Füllmasse brauchte.

Ich bleibe übrigens bei meinem Vorschlag, die Frage "zurück nach Italien oder nicht" mit einem europäischen Mindeststandard zu beantworten. Wenn es als sicher gilt, ein EU-Land zu betreten, dann sollte dort auch die Existenz gesichert sein. Für alle, nicht nur für Flüchtlinge, die es nach ihrer Ankunft auf Lampedusa nach Hamburg verschlagen hat.



Zweckentfremdet
Sie machen immer noch Anti-Aggressionstraining im Kindergarten. Heute wurden Wutbälle gebastelt- das sind vermutlich mit Reis gefüllte Luftballons mit aufgemalten Gesichtern, die im Falle eines Wutanfalls geworfen werden sollen. Das soll Aggressionen abbauen.

Man kann mit ihnen aber auch Handball im Wohnzimmer spielen. Das macht Mütter dann irgendwann aggressiv.

Ich habe die Wutbälle in die Kinderzimmer exiliert.



Fiebertiger
Anruf aus der Schule, bitte den Tiger abholen, er übergibt sich.

Und wieder mal entdecke ich die Grenzen der Möglichkeiten via Kinderbetreuung eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu "garantieren", außer wir bauen Krankenstationen an alle Schulen und Kindergärten und stellen dort Fachpersonal an. Das kostet dann aber nochmal extra.

Mal gucken wie kange das diesmal dauert. ich dachte, wir wäre für's erste durch mit solchen Spaßkram.